Beiträge von Erik R. Andara

    Kann ich gut verstehen. Ich selbst bin in meinen Geschichten stets um realistische Figuren mit handwerklich durchdachtem Unterbau und funktionierender Dramaturgie bemüht. Also in der Langform. Aber gerade im New Weird, Slipstream, der Strange Story und dem Surrealismus etc. werden diese Dimensionen und Funktionen oft bewusst durchbrochen und neu geordnet. Ich finde das gerade in der Kurzform oft spannend (in der Langform meist anstrengend, wenn nicht zumindest ein bisschen Plot da ist, an dem ich emotional andocken kann). DeineSuche nach Geschichten, die gewisse Kriterien erfüllen, ist mehr als legitim. Du bist der Leser, du hast Deinen eigenen Geschmack, deine eigenen Vorstellungen und Deine eigenen Erwartungen an die Erzählung. Das verstehe ich gut. Aber diese Sammlung ist eben konzeptionell genau nicht das, was Du in Aussicht gestellt wissen wolltest, zumindest so, wie ich Dich verstanden habe, drum dachte ich, ich warne Dich vor.

    HarryW Nachdem die Geschichten ursprünglich aus der Inspiration heraus entstand, Slipstream zu schreiben, sind die Maßstäbe, die du in Deiner Suche anlegst, vor allem die "saubere Dramaturgie" so wie ich sei aus Deinem Ebitrag herauszulesen, per se nicht anzusetzen. Wenn du nur danach suchst, ist die Sammlung wohl eher nix für Dich. Sage ich als einer der Ebitragenden, auch wenn Du danach explizit nicht gefragt hast. Aber so wie ich das von hier aus einschätzen kann, wirst du mit der Sammlung nicht glücklich.

    Elmar Ich habe das Buch gelesen und als interessant und gut befunden, wenn sie auch wenig Neues erzählt. Wenn Du mit der Art wie sie erzählt wenig anfangen kannst, würde ich Dir eher raten, die Finger davon zu lassen. Aber ich bin uneins, genauso gut kann ich mir vorstellen, dass Du es magst. Ich stelle immer wieder fest, dass mein Geschmack und der vieler Forenmitglieder weit auseinanderliegen, daher tue ich mir etwas schwer, hier Empfehlungen auszusprechen. Ich persönlich fand es ganz unterhaltsam, aber nicht besonders hervorstreichenswert. Sie ist bei sehr klassischen Strukturen geblieben und hat es mit ihrer eigenen, eher romantisierenden Erzählstimme ein gefärbt.

    Dieses "Silberne Geister" als Titel finde ich für den deutschen Buchmarkt, den auch Felix anklingen lasst, halt schon sehr symptomatisch.

    Elmar Tatsächlich hatte ich NO ONE GETS OUT ALIVE teilweise vor Augen (es gehörte ja auch zum Kanon von Spukhausromanen, die ich dafür durchgearbeitet habe), während ich geschrieben habe. Ich halte die beiden Antagonisten -- entgegen hier geäußerter Meinungen -- für zwei der großartigsten Villains, die jemals geschrieben wurden. Der Crossdresser Herr Rudinek ist wahrscheinlich überhaupt nur deswegen so entstanden. Ich habe überhaupt das ganze Buch verschlungen. ebenso wie UNDER A WATCHFUL EYE. Aber beide Bücher verblassen natürlich neben seinem LOST GIRL.

    Falls Du Angst hattest, MIR damit auf die Füße zu steigen, dann keinesfalls :)

    Adam Neville ist ja deswegen etwas Besonderes für mich, weil ich den ja nach den zwei Büchern, die ich zuerst von ihm gelesen hatte (Apartment 16 und Tief im Wald), eigentlich schon als nicht meins abgeschrieben hatte, ehe ich ihm mit Last Days noch eine Chance gegeben habe. Und was soll ich sagen: Ich habe es geliebt, obwohl ich eigentlich das Gegenteil erwartet hatte, war aber immer noch skeptisch. Aber mit No One Gets Out Alive hat er mich dann endgültig überzeugt.

    Ich finde es immer wieder spannend, wie sehr sich Geschmäcker unterscheiden können. Meine Erfahrung ist, dass Dir zwei verschiedene Leser*innen, deren Leseerfahrungen Du sehr schätzt, Dir genau diametral entgegengesetzt erzählen können, was ihnen an einem Buch gefallen hat und was nicht.

    Ich habe den Film hingegen nach zwanzig Minuten abgedreht. Der war nix für mich.

    Ich lese gerade INVINCIBLE zum zweiten Mal und muss sagen, dass es mir riesigen Spaß macht.

    Ein Wermutstropfen allerdings: beim zweiten Mal lesen erst fällt mit auf, dass Kirkman das Thema Homosexualität wirklich schwach behandelt und ein paar Mal überhaupt nur als billigen Witz bringt.

    Danke Filli, ich freue mich.

    Ich möchte hier übrigens vielleicht ein Thema auftun, das ich selbst lange mit dem Buch mit mir herumgetragen habe und das, wie ich weiß, ein sehr kontroverses ist.

    Ich war ganz lange uneins mit mir, ob ich Triggerwarnungen für Opfer häuslicher Gewalt anbringen soll, habe mich aber dann in der Erstauflage dagegen entschieden, auch weil ich es in Lesungen und mit Vereinen begleite, die ihre Mitglieder gegen häusliche Gewalt emanzipieren und Multiplikator*innen vor allem für Zivilcourage ausbilden und es dort besser untergebracht sehe. Aber eine leichte Entscheidung war das nicht für mich.

    Ich weiß, wie heiß das Thema gerade in der Phantastikszene ist, auch unter Mitphantast*innen, mit denen man sich prinzpiell auf derselben Meinungshemisphäre und -grundeinstellung vermutet. Ich mache es deswegen hier, auf, weil man es in einen Forumthread leichter containen kann als auf Social Media. Kann auch sein, dass es hier gar keine* und gar keinen* kümmert oder sich zumindest Teile denken: der schon wieder. Was will er eigentlich von mir oder uns?

    Nun, wollen tue ich vor allem, um besseres Verstehen und um eine gute Sensorik ringen. Auch wenn das oft schwierig ist. Aber eine forschende und breit ausgefächerte Sensorik sind für mich halt die Grundlagen für jedes künstlerische Werk

    Also:

    Ich würde mich freuen, wenn mir Leser*innen (unabhängig davon, ob sie das Buch mochten oder nicht) hier mitteilen, ob für das Buch Triggerwarnungen nötig/obsolet wären, und warum. Danke!