Beiträge von Vincent Voss

    Für mich eine der größten Gurken aller Zeiten. Hier passte aber auch gar nichts. Angefangen vom schlechten Timing, über das Handeln sämtlicher Protagonisten, welche selbst für ihre Charaktere fragwürdig agierten, bis hin zu der ständig angezogenen Handbremse. Der Film weiß so gar nicht, was er sein möchte: Drama? Komödie? Satire? Für letztere ist er deutlich zu harmlos. Insgesamt halte ich da Mars Attacks für deutlich realistischer und satirischer.


    Zudem nervt mich die Synchrostimme von diCaprio immer mehr. Gerrit Schmidt-Foss (und auch sein Bruder, die Stimme von Ryan Reynolds) wird aktuell dermaßen verheizt, wie seinerzeit David Nathan.



    Interessant ... wir sitzen auf derselben Seite des Tisches.

    So, ich bin durch und hier meine Eindrücke zu den Geschichten:


    Das Muschelmädchen


    Mir war die Geschichte schon aus der Zwielichtausgabe bekannt, dennoch lag sie lang genug zurück, um sie ganz zu lesen. Was passiert eigentlich, wenn dein Essen zu dir spricht? Sehr schön umgesetzt und Scheib hat eine ganz eigene Stimme.


    - Mister Smith


    Kannte ich nicht und hat mich sehr an Tarantino und John Wick erinnert. Schöne Dialoge und cineastische Gewaltszenen im Rächerkostüm. Hat mir sehr gefallen.


    - Typ 4


    Uff! Ich mag es am liebsten, wenn der Autor sich einem ernsten Thema widmet und er behutsam, mit ruhiger Erzählstimme vorträgt. Alles andere ist auch verdammt gut, aber da packt es mich immer emotional. Das ist eindeutige eine Antikriegsgeschichte, die in die Magengrube haut.



    - Triolen


    Zur Abwechslung etwas Witziges ... und das ist es auch. Trotz oder gerade durch die gnadenlose Übertreibung. Worum geht es? Darum was ein Ohrwurm alles anrichten kann. Nach der Geschichte ist man um einen auf jeden Fall reicher ...


    - In der Verdammnis


    Die Geschichte eines verfluchten Wasserspeiers aus der Anthologie Geisterhafte Grotesken. Da hatte ich meine erste in einem Buch veröffentlichte Kurzgeschichte untergebracht und weiß noch, wie stolz ich darauf war, mit jemandem wie Torsten Scheib in einem Buch zu stehen. Die Geschichte In der Verdammnis kriegt mich auch heute noch immer.


    - Der Gejagte


    Eine Fantasy-Geschichte um einen klassischen Krieger mit Ehre. Rambo mit Schwertern sozusagen und ich mag so etwas sehr.


    - Schattenschwarz


    Auch Höllenwesen müssen mit der Zeit gehen ... Eine gelungene Parabel über die Macht der bewegten Bilder und deren Auswirkung auf die "Zwischenwelt", Klasse.


    - Under my Skin


    Insektenhorror im kriminellen Milieu. Wow, die Geschichte vereint so einiges. Hat mich glatt inspiriert ...



    - Wie die Lemminge


    Wie Horror im Alltag entstehen kann ... Im Nachwort wird auch klar, wo eine weitere Stärke von Scheib liegt ... Alltagsbeobachtungen und daraus ein beklemmendes Szenario entwerfen.


    - Gute Ansätze


    Dystopischer near Zombie Horror.


    - Im Apogäum


    Eine Geschichte. die in einem großen, sich verbindenden Kosmos von Scheib spielt. Ich fand sie zu kurz, für das, was in ihr steckte.


    - Signaturen


    Ermittler aus Scheibs Feder gefallen mir. Ein Mensch verschwindet in einem Club und das Verschwinden stellt alle vor ein Rätsel. Nice.



    - Schiff der Spione


    Eine Steampunkgeschichte im Interstellaren. Hat mich sehr an Jason Bourne im Weltall erinnert. ;)



    Insgesamt hat mir die Zusammenstellung der Geschichten sehr gefallen, aber ganz klar hat "Motten" gefehlt. Mein Favorit war "Typ 4" und genau aus den dort genannten Gründen. Scheib kann Action, Dark Noir, Horror ... aber ich halte ihn auch für einen starken Erzähler ernsthafter und emotionaler Themen.


    Daher 8,75 U-Boote von mir.

    Worum geht es? Um einen Schriftsteller, der (ach kommt mir das bekannt vor) nicht vom Schreiben leben kann und dieses insgeheim wünscht. Bis er ein interessantes Angebot bekommt. Aber der Auftrag hat es unvorhergesehen in sich.


    Ich habe die Novelle gelesen und bin hin und her gerissen mit meiner Beurteilung. Zum einen fand ich einige Passagen etwas zu langatmig, bzw. ich war auf der Suche nach einem Anker zur Handlung, aber im Nachklang, so vermute ich, galt es, die unbehagliche Atmosphäre noch weiter zu verdichten. Damit konnte ich mich dann gelegentlich doch nicht anfreunden.


    Dann ... oje, wie schön: Passagen, die einfach unglaublich elegant geschrieben waren. Oft waren es Innenansichten, die Zustände, Gefühle, kurz und schön auf den Punkt gebracht haben. Zum Beispiel jene Szene , die die Teilnahme an einer Con beschreiben (Marburg?) . Herrlich und vor allem so sauber beschrieben, das war ein Genuss. Ebenso die unerwarteten Passagen, die dann in den Wahnsinn abdrifteten. Yeah, das war gut!


    Am Ende bleiben bei mir unbedingt empfohlene 7,25 geschriebene und gelöschte und wieder geschriebene Buchseiten. Von Tobias Reckermann lese ich gerne mehr!

    NSA



    Eines vorweg: Das Buch ist der Hammer!



    Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen-Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren Vorgesetzten Lettke, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...“



    Das ist der Klappentext und dieser kann natürlich nur andeuten, wie viel Mühen Eschbach hier in einen perfekten Weltenbau gesteckt hat. Hitler, der seine Macht ausdehnt, das NSA, das (und diese Analogien sind gewiss sehr bewusst so gewählt) Mobiltelephone, soziale Netzwerke (wer da an facebook und google denken muss, irrt gewiss nicht) und die Medien kontrolliert und überwacht und Helene und Lettke, die in diesem Amt arbeiten. Es ist oft nur schwer auszuhalten, was passiert. Lettke, ein soziopathischer AAA-Arier, der seine Macht missbraucht, um andere Menschen zu erniedrigen und Helene, die naive Programmstrickerin, der man jeden Erfolg gönnt, weil man sie mag, wie sie sich gegen das Elternhaus auflehnt und die Judenverfolgung nicht gutheißt, die dann aber doch daran mitwirkt, eben wesentlich effizienter bei der Verfolgung zu sein. Sowie man im Kleinen auch Adamek verstehen kann, den Chef der Sicherheitsbehörde. Er will das Amt gegen andere Behörden unter einer SS-Führung verteidigen, dafür sorgen, dass seine männlichen Untergebenen nicht an die Front müssen und dafür muss er besonders erfolgreich sein. Das quält den Lesenden so unvorstellbar und es ist wirklich unfassbar gut ersonnen und geschrieben. Zum Ende fragte ich mich, was jetzt noch folgen kann, es fehlten ungefähr noch 100 Seiten, aber zum Ende wird es noch mal rasant und endet konsequent bitter. Ich hatte noch ein alternatives Ende im Kopf gehabt, das vielleicht noch bitterer gewesen wäre …



    Von mir gibt es 9,5 von 10 Komputer