Beiträge von Phantasticus

    Die Serie passt allein schon deshalb in unsere Sparte, weil sie realen Horror thematisiert. Chernobyl wirkt auch deshalb so stark, weil es reportagehaft erzählt wird. Auch wenn einige Figuren in der Wirklichkeit nicht existiert haben, so dürfte der gezeigte Gesamtablauf sehr nah das tatsächliche Geschehen abbilden.

    ...aber einige schon: Habe gestaunt, der Feuerwehrmann und seine Frau, die ihm nach Moskau ins Krankenhaus folgt, gab es wirklich - kann man in Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft von Swetlana Alexijewitsch nachlesen. In der Serie wurden die Details sogar übernommen (Bestechung der Krankenschwester...). Habe gar nicht aufgepasst, wird die Alexijewitsch im Abspann genannt?

    Jetzt kommt gleich - am 7. Oktober, aus gegebenem Anlass - ein >> NEUER STERN für Edgar Allan POE << raus. Ist ein - für seine Verhältnisse - recht dickes Heft (52 Seiten + 4 in Farbe).

    Die Autoren - Leute vom Andromeda SF Club Halle und ganz liebe Gäste - feiern nachträglich den 210. Geburtstag und gedenken des 170. Todestages.

    Ich wollt es ja nur gesagt haben...


    Keine Alle-Tage-Ausgabe des NEUEN STERNS – na, ist es ja nie, oder? Es ist kein Sonderheft, aber dafür DAS Sommer-Heft. Diesmal mit 48 Seiten (+ 4 Farbseiten) und mit Inhalt:


    Meine kleine Lobeshymne auf Adam Hülseweh: KLUNGA und die Ghule von Köln +++ die lang erwartete Fortsetzung des „thematischen“ Reiseberichts Magisches Island 3 von Peter Schünemann +++ Eine Story: Verlierertypen, von Clemens Nissen +++ Ein Bericht über: Torgo – ein vergessener Held, Beitrag von Ekkehardt Brux +++ Aus alten Bücherschränken: Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer, Beitrag von Arnold Drabek +++ 2 x Lars Dangel als Herausgeber, Beiträge von Bernd Wiese +++ die Comicgarten-Auslese, Teil 2, Beitrag von Thomas Hofmann +++ 3. Comic Park Erfurt, Beitrag von Mike Röder +++ 2 Comic-Rezis von Thomas Hofmann +++ Buchrezensionen: Marina Lostetter: Die Reise, von Peter Schünemann +++ Brandon Q. Morris: Der Riss, Rezi von Sabine Seyfarth +++ Alien Contact am Ende der Welt, die Lost-Race-Robinsonaden des Albert Sánchez Piñol, von Thomas Hofmann +++ Christopher Priest: Der steile Horizont, Rezi von Volker Adam +++ und zum Abschluss noch eine kleine Pfingstbetrachtung von Thomas Hofmann

    So, das muss reichen für Heft 53.

    Habe es gelesen und bin schlicht begeistert:


    Auf knapp 350 Seiten erfahren wir sehr viel von den Umständen, wie aus Menschen Ghule werden, in den letzten 2000 Jahren. Der titelgebende Haupt-Ghul, Klunga, ist seit dem späten Römischen Reich Ghul. Er wurde als Sklave von einem besonderen Sklavenhändler, wie sich herausstellt, einem Troll, in die germanische Provinz des Römischen Reiches, nach dem Ort, der heute Köln heißt, verschleppt worden. Anfänglich war er noch Mensch, aber in der Schlacht gestorben und doch wieder aufgestanden: Da stimmt doch was nicht…

    Der Käufer in Köln, ein römischer Bürger, brauchte genau so ein besonderes Geschöpf, um selbst eines zu werde, aber ein anderes.

    Neben Klunga und seinem neuen Herrn, Gaius, sind es weitere Figuren, die „der“ Autor vorstellt, Leute, die zu Ghulen wurden. Der Roman verwebt die Entstehungs-Episoden (1288 / 1803, 1813 / 1804, 1844 / 1945 / 1948) mit einer Haupthandlung, die ihrerseits in zwei Zeitebenen spielt und sich um ein Gebäude in Köln dreht. Die nach dem 2. Weltkrieg, von dem Architekten Wilhelm Riphahn entworfene und 1954 gebaute Kölner Oper soll so um 2009 abgerissen werden. Der Abriss fand übrigens nicht statt, und wenn man dem Roman folgen darf, ist das ganz gut so. Der Architekt kommt im Roman übrigens auch vor, so nebenbei auch ein anderer berühmter Kölner: Konrad Adenauer.

    Köln ist eine Stadt der Vampire, zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Neben den Ghulen sind es noch andere Unterwelt-Wesen, die die Stadt Köln auf ihre ganz besondere Art bereichern: Troglodyten – Höhlenbewohner. Ein wenig erinnert der Plot an die „Underworld“-Filmreihe, ist aber raffinierter und unblutiger – also, bis auf ein paar Ausnahmen, z.B. gleich zu Beginn, als sich ein amerikanischer Vampir – ein Rockstar – nach Köln verirrt. Hätte er lieber bleiben lassen sollen…

    Die Haupthandlungsebenen und in den Rückblicken lassen die Autoren nicht nur literarisches Geschick und einfach großartige Erzählkunst, sondern auch sehr viel historisches Kolorit und Detailwissen erkennen. So macht Lektüre Spaß! Das alles auf 350 Seiten? Ja, geht, wenn man so dicht und spanend und abwechslungsreich erzählt wie Ina (ich denke mal, sie hat die Literatur zu verantworten) und so auf den Punkt genau historische Ereignisse Revue passieren lässt wie der benannte Historiker. Da stimmte einfach alles. Klingt übertrieben? Nein, ich gebe hier schon mal satte 10 von 10 Punkte.

    Zitat von der Homepage zum Buch-Projekt:


    Klunga

    Ein zweitausend Jahre alter Ghul – eine Art untoter Hybrid aus Dr. Who und Inspektor Columbo – ringt unbemerkt hinter den Kulissen um das Wohl der Stadt: Chicago am Rhein trifft auf Ankh Morpork zu einem „Örben-Fäntasie-Verzällcher“.


    In der jungen Colonia Claudia Ara Agrippinensium verwandeln sich die Mitglieder eines geheimen Mithras-Kultes mithilfe eines blutigen Rituals und eines eigens von Sklavenhändlern im Orient gefangenen Ghuls in Vampire, übernehmen fast zwei Jahrtausende die verdeckte Herrschaft der Stadt, bis sie 1955 beim Bau der Kölner Oper von den unterdrückten, nichtmenschlichen Kreaturen in einer gemeinsamen Verschwörung in die Fundamente des Baus einbetoniert werden. Seitdem „regieren“ die Ghule die Stadt auf ihre eigene Weise – nicht von ungefähr leitet sich aus dem Namen des ältesten Ghuls „Klunga“ der kölsche Begriff des „Klüngels“ ab. Als es zur Diskussion und kulturpolitischen Auseinandersetzung über den Abriss des Riphahn-Ensembles kommt, rumort es unter den nichtmenschlichen Bewohnern der Stadt, denn eine Befreiung der nach Rache dürstenden, überaus gefährlichen Blutsauger muss um jeden Preis verhindert werden. Selbst wenn dies bedeutet, Menschen einen Einblick in die Welt der Ghule, Trolle und Troglodyten zu gewähren, jenem verborgenen Teil der Stadt, der schon immer da war und doch nur von wenigen bemerkt wird. Aber wem wäre in einer schwülwarmen Sommernacht in Köln nicht schon einmal der Gedanke gekommen, dass diese verrückten Schreihälse, Murmler und apokalyptischen Propheten unmöglich alle ganz normale Menschen sein können?

    Oha, das ist aber sehr lieb von Dir, Tintenkiller! Danke, danke für die guten Worte zu unserem Heft - und gleich lege ich mir noch mal The Claypool Lennon Delirium auf...

    Ah okay, die ist empfehlenswert? Corben ist als Zeichner ja eine "sichere Bank". Frage mich, ob die Umsetzung sowas wie einen "Mehrwert" bringt - also ob da Aspekte rauskommen, die man bei Poe so nciht bemerkt hätte - oder ob das "§nur" (wenn auch sehr gekonnte) Illustrierung der bekannten Stories darstellt?

    Anlässlich des Edgar - Allan - Poe - Jahres 2019 (210. Geburts- & 170. Todestag) frage ich mal in die Runde:


    Welche Comics / Graphic Novels nach, zu Ehren, inspiriert durch E. A. Poe gibt es / kennt Ihr / könnt Ihr empfehlen?


    Das stimmt: Stehen sie. Werten, vergleichen miteinander darf man sie aber. Ich übrigens, finde die Neuverfilmung besser. Die hat mich mehr gepackt. Komisch, ich weiß... Hängt vielleicht mit meiner Begeisterung für Stranger Things zusammen, die sich auf den Film übertrug.

    Heute zu schnell zu begeistern? - Geht mir eher nicht mehr so. Gerade im Kino ist das gerade ziemlich schwer bei mir. Aber ich gebe nciht auf. Da kommt bestimmt noch was.

    Lockerer werden? Aber nein, lieber Horror-Freund, Nerven zeigen, sich freuen und ärgern und das auch zum Ausdruck bringen, hat doch was Authentisches. Dessen sollte man sich nicht schämen.

    Also, das wird den böses Ende nehmen. Woher ich das weiß? --- Oh , keine Spoiler, oder?


    Na ja, der Film war für mich auch eine Enttäuschung, obwohl trotzdem ein paar Meme hängen bleiben werden.

    Will Jamusch irgend etwas mit dem Film? Gibt da ja ein paar gestreckte pädagogische Finger, aber das ist so lau, dass er es kaum ernst meinen kann.


    Das beste am Film ist das Plakat mit den vielen bekannten Namen - und Iggy Pop, der sich - glaube ich - gar nicht schminken musste - und Tom Waits, von dem man ja annehmen konnte, dass er sich auch nicht schminken müsste, um da mitzuspielen, es aber auf faszinierende Weise tat: Der sieht imposant aus!