Beiträge von col.race

    Schöner Text!


    Zitat

    "In seinem, für die Zeit und die zu Verfügung stehenden Sekundärquellen, sehr brauchbarem Nachwort schreibt Erik Simon:..."

    Dazu muss man anmerken, dass Erik Simon für einen DDR-Bürger als damals schon fleißiger Mitarbeiter vom Quarber Merkur natürlich über einen großen Erkenntnistand zu Leben und Wirken Lovecrafts verfügte. Der ist ja seit den frühen Ausgaben bis heute ein regelmäßiger Themenschwerpunkt der Zeitschrift.




    An dieser Stelle vielleicht auch gleich eine persönliche Huldigung der DDR-Veröffentlichungen von (wissenschaftlicher) Phantastik. Mir scheint, die sind leider weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei hätten sie sich durchaus einen eigenen Thread verdient. Da gäbe es genug Perlen zu entdecken.

    Die Papierqualität war zwar im Vergleich zum Westen suboptimal, dafür wurden die Bücher häufig überdurchschnittlich gut ausgestattet. Bedruckte Einbände unter (!) eh schon ansprechenden Schutzumschlägen, die erwähnten Vorsatzblätter und natürlich Illustrationen waren keine Seltenheit. Heute würde das unter Sammlerausgaben laufen und ohne ISBN mit Aufpreis nur Abonnenten zugänglich gemacht werden ;)

    Stimmt schon, M. R. James konstruiert gerne eine rätselhafte Atmosphäre und verweigert die komplette Auflösung seiner Erscheinungen (was auch überhaupt nicht notwendig ist bzw. kontraproduktiv sein kann). Trotzdem stellt er seine Leser nicht vor große Herausforderungen. In „Oh, whistle…“ erfährt man, dass irgendein gefährliches Wesen an die Pfeife gebunden ist und heraufbeschworen wird, wenn man sie bläst. Ursache und Wirkung dieser gespenstischen Manifestation sind klar. Das Warum ist dabei gar nicht so wichtig.


    So leicht macht es einen Jean Ray nicht. Der spreizt mehrere seiner Geschichten über verschiedenen Zeit- und Raumebenen, die einen fasziniert, aber ratlos zurücklassen.

    Oh ja, diese Erzählung ist mir auch gut in Erinnerung geblieben!


    Dennoch: die finale Antwort auf den Ursprung der Geschehnisse verweigert uns Jean Ray. Wie H. P. Lovecraft oder M. R. James konfrontiert uns der Autor mit der simplen aber bedrückenden Tatsache eines namenlosen Grauens, dem die Menschheit hilflos ausgeliefert ist.

    Wobei sich die Geschichten von Lovecraft und James dank großzügiger Hinweise ja leicht dechiffrieren lassen. Auch wenn sie sich gerne rätselhaft geben, ist letztlich klar, worauf die Autoren hinauswollen. Jean Ray macht es einem hingegen oft wirklich schwer seine Geschichten zu durchschauen. Mehrere haben mich ratlos zurückgelassen.