Beiträge von The Baron

    Da sind wir ja bei dem, was ich schon gesagt hatte: In der deutschsprachigen Phantastik war Shocker einflußreich, weil er die Nachkriegs-Horrorpulps losgetreten hat, in dessen Fahrwasser dann die Dämonenkiller und Geisterjäger sich en masse tummelten. Horror ist für deutsche Literaten bäh. "Das Parfüm" ist eine (international erfolgreiche) Ausnahme, wurde aber auch nicht als Horror vermarktet. Unser Beitrag zur Weird Fiction nach 1945 sind Shocker, Dark, Morland, Giesa, Hohlbein und die ganzen anderen Recken der Grusel-Groschenhefte.

    Vor "Erfolg" (in wirtschaftlicher Hinsicht) kann ja auch leider nicht die Rede sein. Die Produktionsgesellschaft wußte nicht, wie sie den Film vermarkten sollte, vermarktete ihn dann auch praktisch gar nicht, und das Ding war ein monströser Flop. Die Anerkennung kam schleichend, eigentlich erst Jahre, nachdem "Cinefantastique" ihn als "CITIZEN KANE des Horrorfilms" bezeichnet hat.

    Ich habe eine DVD mit 2 Fassungen: Auffällig an der längeren – Director's Cut – ist, dass wir hier sehen, wie der Polizist Neil Howie auf der Wache ist und den Auftrag erhält. Eher Vorgeplänkel, man kann verstehen, dass die Szene in der Kinofassung untern Tisch fiel.

    Das finde ich freilich keinesfalls ein einfaches Vorgeplänkel. Stattdessen erfährt man da, dass Howie ein extrem gläubiger, verklemmter Katholik ist, was für den weiteren Handlungsverlauf von immenser Wichtigkeit ist. Außerdem definiert es ihn als Unsympath, was das Spiel mit der Wahrnehmung und emotionalen Reaktion des Punlikums m. E. noch interessanter macht.

    Die untertitelte Fassung habe ich kürzlich im Kino gesehen und war doch über etwas eigenwillige Übersetzungen sehr verwundert. So brüllt Howie am Ende lt. Untertitel "Versager! Versager!", wohingegen er wahrnehmbar "Saviour! Saviour!" ruft - inhaltlich ein nicht unwesentlicher Unterschied ...

    Es gäbe noch viele weitere. Das Problem ist, dass sie es bisher nicht in eine Übersetzung geschafft haben (wie etwa Montague Summers "The Vampire's Kith and Kin")

    Summers' "The Vampire: His Kith and Kin" ist aber ein Sachbuch. ;)

    Erwähnenswerte klassische Vampir-Kurzgeschichten, die noch nicht genannt sind und mir spontan einfallen:

    Eric Count Stenbock: "Die wahre Geschichte eines Vampirs"
    E. F. Benson: "Die Turmstube" und "Mrs. Amworth"
    Arthur Conan Doyle: "Der Parasit"
    Bram Stoker: "Draculas Gast"
    M. R. James: "Liber nigrae peregrinationis"

    Ich finde es frustrierend, dass Suhrkamp im Klappentext Storypointen unter die potentiellen Käufer wirft. Das ist, genaugenommen, Irrsinn. Und dumm.

    Generell ist "Speciality of the House" natürlich ein Kurzgeschichten-Klassiker. Es gibt auch ein paar hübsche Radio-Versionen davon. Friedrich Schoenfelder hat sie, glaube ich, in seiner langjährigen Grusel-/Thriller-Reihe vorgelesen (der Titel der Serie fällt mir gerade nicht ein), und in der BBC-Reihe "The Price of Fear" wurde sie als Hörspiel mit Vincent Price und Francis de Wolff inszeniert.

    Die Dämonen bei Tag (Blitz Verlag) habe ich vor Jahren gelesen … für nicht schlecht befunden, aber ich hatte das Gefühl, dass ein Robert Aickman die Sache besser angeht. Nur ein schwammiges, aus der Erinnerung gegriffenes Urteil. Die lovecraftigen Sachen (also das Frühwerk) kenne ich so gut wie gar nicht (...)

    Campbell hat sich erst kürzlich wieder (wie auch zwischendrin gelegentlich) des Mythos angenommen, und zwar mit einer großartigen Romantrilogie, die zwischen 2016 und 2018 erschien: "The Searching Dead", "Born to the Dark" und "The Way of the Worm".

    Campbell hat nur drei Auftragsarbeiten der Reihe verfasst: "Der Wolfsmensch", "Frankensteins Braut" und"Draculas Tocher". Und bei diesen muss man davon ausgehen, dass sie gekürzt wurden, um der vorgeschriebenen Seitenanzahl bei Pabel zu entsprechen.


    Der hohe Preis kommt wahrscheinlich daher, dass auch die englischen Originale selten sind und teuer gehandelt werden. An der literarischen Qualität wird's wohl kaum liegen. Das dürften - neben "Das Haus des Grauens" von Robert E. Howard - die gesuchtesten Bände Vampir-Horror-Taschenbuch-Reihe sein. Interessanterweise deutlich teurer, als die gesuchten Bände von Terra Fantasy.


    Wobei nur "Der Wolfsmensch" als Taschenbuch bei uns erschienen ist und die anderen beiden als Heftromane - die sind also garantiert deutlich gekürzt.

    Tatsächlich sehe ich - abgesehen von den Heftromanen - keinen breiten Wirkungskreis deutscher Phantastik nach 1945. Dahingehend hat Perkampus völlig recht. Die Inspiration für deutschsprachige Autoren kam meist von auswärts.

    Indes: Als Feuilleton-Liebling, der sich für die Klassiker stark machte, einige übersetzte, sich ihrer auch literarisch annahm ist H. C. Artmann unbedingt nennenswert, wahlweise wohl mit "Dracula, Dracula" (1966) oder mit "Frankenstein in Sussex" (1969). Aber das sind natürlich eher Grotesken und zählen weniger zur unheimlichen Phantastik.

    Dass von den modernen Autoren Angerhuber genannt wird, sehe ich mit Vergnügen. Da fehlen aber meines Erachtens noch Malte S. Sembten (Hippokratische Gesichter", 1996), Michael Siefener ("Bildwelten und andere Schauergeschichten", 1993, oder "Nonnen", 1997) und Michael Marrak ("Imagon", 2002).