Beiträge von Katla

    "deutschen BM-Roman" sprichst du denn genau?

    Sehr gute Frage ... Ich hab das mal geschenkt bekommen, es war ziemlich biederes Blabla (eher wie ein langer Zeitungsartikel) und ich habe es weggegeben. Meine, der Titel sei etwas Selbsterklärendes gewesen, wie Schwarzmetall. Darunter find ich online aber nix. Möglich auch, dass es ein sehr erzählendes Sachbuch war. Hm, sorry.

    Dafür hab ich dank deiner Frage aber etwas sehr Interessantes gefunden, und grad bestellt: Tobias Könemann: Das schwarze Holz. "[Der Roman] ist der verkohlte Scheiterhaufen des Fortschrittsoptimismus." :thumbup: :D


    Weil du eine Doku erwähnst: Ich kann nur allerwärmstens Until the Light Takes Us empfehlen. Steht immer mal wieder - auch gerade - vollständig auf YT, auch wenn immer wieder mal gelöscht. Wenn der Link nicht mehr geht -> "Until The Light Takes Us- Full Documentary" eingeben.


    Der lief hier auf verschiedenen Filmfestivals und ist nicht nur inhaltlich komplex, sondern auch von allen filmtechnischen Aspekten her ein perfekter Dokumentarfilm. Kein Fanwerk, aber auch keine Abrechung, und überlässt dem Zuschauer die Wertung, sehr reif, nah dran, auch humorvoll. Der Score ist durchgehend Ambient, kein BM.

    Hei dear Goblin,

    Auch wenn dein Urteil letztendlich gar nicht so gut ausfällt, klingt "Corpsepaint" mMn immer noch extrem interessant.

    das ist es auf jeden Fall, und gäbe es noch die Editiermöglichkeit, hätte ich im Nachheinein von 8/10 geändert.


    Das habe ich ein bissl unterbetont, aber der phantastische Teil ist echt gut, die Aufnahme des Albums auch tatsächlich gruselig, auf eie Art, die ich nicht erwartet hätte. Das sind auch slles Sachen, die ich so noch nie woanders gelesen habe. Ich hab mir tatsächlich überlegt, ob Peak selbst mal ein Nahtoderlebnis hatte. Der Teil allein macht das Buch lesenswert.


    Dabei ist sie doch pures Comedy-Gold

    Absolut! Abgesehen davon haben ja viele Bands auch Selbstironie, wie inferninho s Immortal-Video zeigt, es gibt auch Interviews mit Fenriz (den ich sehr mag, sehr unorthodox) und sogar mit Vikernes, die sehr humorvoll sind.

    Das Peak auf ein paar reale Ereignisse Bezug nimmt und sie für seine Geschichte fiktionalisiert finde ich jetzt aber nicht weiter tragisch. Ganz im Gegenteil sogar.

    Was ich mir eben gewünscht hätte, wäre eine Innensicht, die die Thematik verarbeitet und in eine eigene Stimme gießt. Also nicht so 'Ich hab das recherchiert und hier habt ihr das jetzt nacherzählt'. Es gibt auch einen deutschen BM-Roman, der das ebenfalls versäumt. Keine Ahnung, kann das so schwer sein?

    Und der Part mit dem Ziegenbock klingt auch schön bekloppt.

    Du wirst lachen, der Part ist absolut toll und super gezeichnet. Ich hatte gehofft, dass alle sterben und das kleine schwarze Zicklein (eine Missgeburt übrigens, sympathsich, aber so Black-Phillip-mässig gruselig) allein das Ende erzählt. Ich will nicht spoilern, aber es kommt etwas anders.


    Ich hatte mir beim Lesen zwischendrin schon vorgenommen, dir das Buch zum Tausch anzubieten, aber für die cosmic horror Kernerzählung werde ich das Buch sicher noch einige Male zur Hand nehmen.


    David Peak: Corpsepaint

    Petaluma, CA 2018. Word Horde, 229 S.


    Tja … ich bin echt hin- und hergerissen. Weil ich Peaks Non-Fiction so außerordentlich schätze, möchte ich seine Prosa dringend mögen. Ein anderes Werk (The River Through the Trees) fand ich aber belanglos und vom ästhetischen Standpunkt bestenfalls unauffällig. Die Eleganz seiner Sachtexte konnte ich auch hier nur stellenweise finden. Zweifelsohne hat das Buch aber etwas, das zwischendurch durchscheint und es ist der ehrliche Versuch, aus typischen Settings und Mainstreamerzählweisen auszubrechen. Außerdem einfach – haptisch & optisch – ein sehr schönes Buch.


    Plot:

    Der alternde Begründer einer US-amerikanischen Black Metal Band namens Angelus Mortis, Max a.k.a. Strigoi, hat Probleme mit seiner Drogensucht und verliert immer mehr den Bezug zur Musik. Er startet eine Zusammenarbeit mit dem jungen Drummer Roland, der fachlich exzellent, aber ansonsten ein schlampiger, reizbarer Schluffer ist. Das Label schickt die beiden zur Aufnahme des als Comeback gedachten Albums in eine ‚alternative‘ BM-Kommune in die Ukraine. Dort laufen angestaute Konflikte erstmal vollkommen aus dem Ruder, bevor sich der Plan des Labels doch auf recht ungewöhnliche :D Art und Weise erfüllt. Auch wenn die Geschichte als Sozialrealismus beginnt, entwickelt sie sich im letzten Viertel zur eindeutigen Phantastik.


    BM ist nicht mein bevorzugtes Metalgenre, und abgesehen von einer detaillierten, monatelangen Recherche für eine eigene Kurzgeschichte kann ich nicht behaupten, irgendwelche Insidereinblicke zu haben. Ich bin auch eigentlich kein Freund von diesen ständigen Diskussionen, was nun trv kvlt sein soll *gn*. Auch Peak hat eindeutig sehr gründlich recherchiert, aber seltsamerweise behindert das seine Erzählung mehr, als dass es ihr nützt: Es gibt einfach eine Menge vielzirkulierter Anekdoten und Dokus, die er fast 1:1 verarbeitet (z.B. die Story der beiden VICE-Journalisten, die von Gaahl durch den Schnee zu einer angeblich von seinem Opa gebauten Berghütte geschleift wurden), und diese Wiedererkennungseffekte machen das Eintauchen in die Geschichte schwierig. Auch an der Figurenzeichnung erkennt man ein paar Metal-Größen: Gaahl, Vikernes, Kvitrafn und sicherlich Masha „Scream“ Arkhipova, Vokalistin/Texterin des erfolgreichsten Musikexports Russlands, Arkona.


    Die weit abgelegene Siedlung mit den schwer bewaffneten Selbstversorgern erinnert an Vikernes‘ französischen Rückzugsort, von dem aus er Selbstverteidigungsanleitungen für Endkriegs-Szenarien bloggt; ebenso an die neo-heidnische Kommunen der Rodnovery (= Slavic Native Faith), in einer derer Arkhipova aufwuchs und weiterhin lebt. Der – durchaus sympathische – Versuch Peaks, realistische Figuren zu entwerfen gerät an (zu) vielen Stellen allerdings zu einer Collage von extremen Persönlichkeitsaspekten, die im Gesamtbild nicht komplex, sondern unstimmig bzw. arbiträr wirken. Die Zerrissenheit wird noch dadurch verstärkt, dass Peak in jedem Kapitel den personal-auktorialen Erzähler wechselt: Max, Roland, Seph (die ‚Anführerin‘ der Kommune) und sogar ein kleiner Ziegenbock erzählen jeweils aus ihrer Sicht, Überleitungen und temporale/kausale Anschlüsse gibt es nicht. Diese Perspektivwechsel sind interessant, allerdings teils auch irritierend, da sich fast alle Protagonisten gegenseitig hassen, sodass man ständig eine andere Haltung zu den Protas bekommt (das meine ich nicht als Kritik: obwohl es auch störend war, ist es eine wirklich spannende Struktur).


    Eine ähnliche – hierbei aber negative – Zerrissenheit gibt es beim Thema: Peak als Amerikaner wird BM vor allem mit Satanismus verbinden, und diesen nicht mit der europäischen Variante, sondern der dort vorherrschenden atheistischen Church of Satan / LaVeyan Satanism. Auch interpretiert er die politische Haltung vieler BM Bands miss, indem er die Betonung von vorchristlicher regionaler (sehr viel selten nationaler) Kultur und Geschichte als unbedingten Nazismus interpretiert – was sich aber eben nicht immer bedingt, auch wenn Mayhem oder Burzum Negativbeispiele wären. Gerade die extrem innovative und spannende osteuropäische Pagan / Black / Deathmetal-Szene, die ja wohl für sein Setting Pate stand, lässt sich da nicht über einen Kamm scheren. Peaks – gut gemeinte – Kritik an diesen Negativausrichtungen liest sich zu stark aus dem auktorialen Part der Erzählstimme heraus; hier wäre es spannender gewesen, nicht den von konservativen Massenmedien Standpunkt zu wählen, sondern eine Erzählung aus echter Innensicht. Die Moral wäre besser dem Leser überlassen gewesen. So ist Corpsepaint eine eigenartige Mischung aus detailliertem Einblick / Verständnis und spießigem Klischeedenken.


    Hierbei ist mir unklar, warum Peak die Ukraine als Setting wählte. Er nimmt zwar explizit auf das Neoheidentum Bezug, verbindet dies aber mit dem US-amerikanischen, atheistischen LaVey’schen Satanismus, was einfach Unsinn ist. Anstatt die spirituelle Kommune mit dem rekonstruierten alten slawischen Götterglauben zu verbinden, beschreibt er ihre Religion wie die christliche: der zentrale Gott wird zwar in den Kontext von cosmic horror und Nihilismus gesetzt, aber – auch in personal erzählten Passagen ‚aus Innensicht – absolut identisch zum strafenden, patriarchalen Kontrollfreak der abrahamistischen Religionen beschrieben. Das ist mit Abstand meine größte Kritik am Buch, und das, was mich am meisten aus der Geschichte geworfen hat. Echt ärgerlich.


    Das Buch wird dort spannend, wo Peak sich aus der Recherche oder seiner Kritik löst und frei erzählt: der Part des cosmic horror, ca. 20-30 Seiten gen Ende, sind eine wunderschön dunkle, abgründige tour de force aus Bodyhorror, Nahtoderlebnis, spiritueller Selbsterkenntnis und (nicht-depressivem) Nihilismus. Zusammen mit dem hohen body count bekommt man hier ein echtes Gefühl der Dunklen Phantastik und des Weird.


    Corpsepaint hat zwei Enden – ein offenes und ein Extro. Ich hatte den Impuls, nach dem open end aufzuhören, und wünschte, ich hätte es getan: der Abschluss reißt die Geschichte schon wieder aus dem Phantastischen raus und verbindet das Thema BM/Neoheidentum mit dem Krieg in der Ukraine, was einfach extrem oberflächlich und sensationalistisch rüberkommt; nichts zu der Geschichte selbst beiträgt und seine beiden einzigen Sympathieträger (Seph und Roman) vollkommen diskreditiert.


    Das sind jetzt fast 2 DIN A 4 Seiten Kritik, allerdings habe ich das Buch auch sehr gern gelesen, weil es wirklich spannend und unvorhersehbar ist, neugierig auf die Figuren macht, und eine eben etwas andere Art darstellt, BM-Horror zu erzählen. Die Reise als sowohl faktische wie innerliche ist angenehm klassisch, und der originelle Teil gen Schluss zeigt auch Peaks Erzähltalent, unkitschig und innovativ un-lovecraft’sch über die schreckenbehaftete spirituelle Reise in/durch den Tod zu schreiben.

    In Punkten: irgendwo zw. 2/10 und 7/10.


    Ich hab mir den Spaß gemacht, das Buch mit einem durchgehenden Soundtrack zu lesen:

    Graveland (POL) / Norkturnal Mortum (UKR): The Spirit Never Dies für das Intro in den USA / die Hinreise,

    Nokturnal Mortum: Істина | Verity in Dauerschleife und

    Arkona (RUS): "Pokrovy Nebesnogo Startsa" für die Seph-Passagen gen Ende.


    (Verity höre ich sowieso gerade rauf und runter, eher growliges Folk-Metal als hardcore BM, und da bin ich heilfroh, dass sich die Band vor Jahren ausdrücklich von ihrer rechten Vergangenheit distanziert hat – eine Tatsache, die leider noch nicht auf dem deutschen Wikipedia angekommen ist).

    Ich hätte wahrscheinlich sowieso nichts Erhellendes zur Diskussion beitragen können.

    Das sehe ich anders. ;) Aber als 'Passivleser' bist du dann ja viellicht doch dabei. :)

    Toller Autor. Auch wenn ich bisher nur eine Storysammlung von ihm gelesen habe.

    Oh, interessant. Ich habe selten eine Autorenwebsite gesehen, die ich derart abschreckend fand (voller hasserfüllter Tiraden gegen "Marxisten", Atheisten, die linke Weltverschwörung in den sozialen Medien und überhaupt ...). Mich kümmert eigentlich nicht, was Autoren privat so denken, aber der klingt sehr drüber. Du machst mich neugierig, welcher Titel war das, den du mochtest?

    Ich wäre mit dabei, vielleicht so ab Mitte der Woche? Nach wie vor aber "langsam".

    Langsam passt mir auch sehr gut, das klingt doch gut.

    würde aber die Diskussion verfolgen und ggf. noch zusteigen, sofern es die Zeit erlaubt.

    Und das auch. :)

    inferninho Das klingt ja extrem spannend, mir sagt aber weder die Autorin noch der Verlag etwas. Beim googeln habe ich gelesen, dass Ice offenbar ein vielbeachtetes Revival hatte, weil eben das 50. Jubiläum der Veröffentlichung war.


    Echt blöd, das hätte ich gern in einem Essay untergebracht, das hab ich aber am Sonntag eingereicht. ;(


    Werde ich mir auf jeden Fall zulegen, zumal ich ein riesen Fan von - ich sag mal salopp - Antipsychiatrieliteratur bin: Frances Farmer, Susanna Kaysen, natürlich Plath (die sich in einem Gedicht auch mit Lazarus identifizierte) und Phantastinnen wie Leonora Carrington oder Emilie Autumn.


    Klasse Tipp!! [Cof]

    Erik R. Andara Ganz lieben Dank, Aickman's Heirs hört sich doch gut an, da schaue ich mal nach.


    Ach, interessant, ich habe Files einge Jahre nach Brite entdeckt, beide dann 15 Jahre nicht mehr gelesen, und im Nachhinein immer noch Probleme, deren Kurzgschichten in der Erinnerung auseinanderzuhalten. Ich habe aber auch nichts Aktuelles von Files in der Hand gehabt, mag daran liegen, und das sollte ich auch mal ändern. Diese Vastarien-Story ist allerdings nicht so anders als die in Kissing Carrion. Außer, dass kein Sex vorkommt. "Vanio" fand ich erstaunlich 'undeftig'.


    Von Kiernan kenne ich nur eine KG, aber die war sehr selbstsicher erzählt, schön dynamisch vom Sprachstil her, hat mir gefallen und macht Lust auf mehr. Das war ein guter Tipp!

    mittlerweile bedauere ich es, vor allem, weil wir in eiiner sehr surrealen Gegend, bei surrealem Wetter auf ein irres Hotel (ehemalige Nervenheilanstalt) gefunden haben

    ;( Argh!

    Ja, kenne ich. Man erinnert sich aber meist besser / länger, wenn man nicht geknipst hat. Dennoch schade.


    Jetzt, wo du das sagst, deinen Bericht habe ich mit Sicherheit damals gelesen, da erinnere ich mich dran. Hat Spaß gemacht und Reiselust geweckt.

    Erik R. Andara Oh, danke sehr, Rucker ist mir neu, die schaue ich mir mal an. Auf Wiki sind nur Beiträge in Anthologien und Dramen gelistet - gibt es eine Sammlung von ihr?


    Koja hat mich vom Reinlesen noch nicht gepackt, das kann aber noch kommen.


    Und Poppy Z. Brite ist ebenfalls klasse, sehr ähnlich wie Files. Auch wenn sie heute ein er ist und Kochbücher schreibt. Drawing Blood vor allem, das hab ich seitdem es rauskam mehrmals gelesen).


    Kathy Acker könnte auch dazu, auch wenn die Qualität extrem schwankt. Empire of the Senseless und auch Blood & Guts in Highschool sind vllt nicht typisches Weird-Genre, aber sehr Punk Rock dystopisch, mit expliziter Gewalt.


    Files, Brite, Acker und Lydia Lunch (die ja leider urplötzlich eine Entwicklung hin zum reaktionär-konservativen Feminismus hinlegte) gehören ja alle in diese USA Indieszene, wie sie v.a. in LA und NY zu finden war. Lunch & Acker waren echt riesen Einflüsse in meiner ganzen Teenie- & Twenzeit. Lunchs Paradoxia: A Predator's Diary ist ein sehr hartes und temporeiches Buch, skurril und brutal, allerdings mehr Autobiographie. Wobei sie sich selbst als das Raubtier beschreibt, nicht als Opfer (Disclaimer: "No names were changed to protect the innocent - they're all fucking guilty."). ^^[Nerdine]


    Korrektur zu oben: Andrei Bely (nicht Belil)

    Danke für den Scan! Da werde ich mal einen Kauf riskieren.

    Gern geschehen - berichte doch mal, was du davon hälst, dann.


    Ich bin mit meinen beiden Ausgaben durch, wobei mir eine wesentlich besser als die andere gefallen hat (eine habe ich nach der Hälfte im Quickread gelesen). An sich ist das Magazin aber genau mein Ding - nicht nur wegen der Ausrichtung der Phantastik, den nicht ganz gewöhnlichen Themen, sondern auch wegen dem Mix zw. Non-Fiction und Fiction (wobei auch ein wenig Lyrik enthalten ist) und, weil spannende Kunst zwischen den Kapiteln zu finden ist. Ich hab mir also noch drei ältere e-Ausgaben bestellt.


    Vol. 2, Issue 3, 2019

    Highlights:

    Matt Thompson: "Ascending Phases of First Contact"

    Echt schräge Geschichte, die auf mehreren Ebenen läuft, irgendwie ist alles unheimlich, ohne wirklich unheimlich zu sein. Super gemacht, sehr schräg, genau, was ich haben wollte. Keine Ahnung, ob ich die Story wirklich kapiert habe, das macht aber nix. Von dem Autor würde ich gern mehr lesen, so viel scheint der aber nicht veröffentlicht zu haben.


    Dan Stintzi: "The Flooded Cellar"

    Beginnt als BSDM/Puff-SF mit potentiellem Peinlichkeitsfaktor und entwickelt sich bald zu einem unerwartet fiesen und spannenden Mind-fuck-Bodyhorror [no pun intended!]. Viel wird angedeutet und über Erwartungen erzählt. Netter Bissen.


    Farah Rose Smith: "Over the Black Bridge - Expansion, Psychogeography, and the Living City in Andrey Belil's Petersburg"

    (Mein Screenshot im Post oben)

    Extrem cool, ich bin eh ein Fan von symbolischem Setting-als-Protagonist, ud das Essay ist einfach auch spannend aufgezogen und vermittelt - obwohl non-fiction - eine beklemmende, unheimliche Stimmung. Für mich auch einfach doppelt spannend, weil ich über ein ähnliches Thema (Landschaft & Stadt als Antagonisten in finnischen Drama-Filmen) mal in einem umfangreichen Artikel für das Mitgliedermagazin der finnischen Film- und Medienarbeitergewerkschaft geschrieben hatte. Nur dass ich entlang Schnitt und Kameraperspektive argumentierte, Smith sehr viel mehr Philosophie/LitWiss-betont schreibt. Tolles Essay.


    Dejan Ognjanovich: Interview mit T. E. D. Klein

    Tolles Interview, unglaublich unsympathsicher Gesprächspartner. :D Aber eben ein gutes, sehr interessantes Gespräch, bei dem sich Klein auch ein paar Mal echt aus der Reserve locken lässt.


    Lowlights:

    Wie gesagt das Essay zu Gigers und Lovecrafts "Musen". Keine klare Linie, keine ästhetische Sprache, und dann klingt doch alles sehr nach Klatsch & Tratsch, was sich dadurch bestätigt, dass fast alle (oder alle?) Quellen Internet-Links sind. Verarschen kann ich mich allein bzw. googeln kann ich selbst. Künstlich aufgeblasener, alberner Stil ("... the Swiss actress commands our attention ..."). Unangenehm auch, dass er die Personen oft beim Vornamen nennt, als sein das seine besten Kumpels gewesen.


    Matthew B. Hare: "Every Nowhere"

    Eine echt tolle Idee ein hätte ein schöner Anschluß an das "Petersburg"-Essay sein können. Leider hat der Autor eine gute Idee gehabt, und ist damit nirgendwohin gekommen. Stattdessen pseudo-philosophische innere Monologe. Bissl albern, schade drum.


    Der Rest ist irgendwo dazwischen, das letzte Viertel schwächelt im Vergleich zum starken Anfang, was aber bei 205 (pdf)Seiten immer noch mehr besseren Lesestoff ergibt, als so manche Anthologie in Buchform.


    Vol. 2, Issue 1. 2019

    Highlights:

    - Gemma Files KG "Venio"

    Ein bisschen Mary-Sue mit viel Selbstironie, eine tolle Idee und etwas, das Nevills The Last Days in Ultrakurzform hätte werden können: Eine Gruppe junger Hobbyschreiber finden sich zur Bekämpfung ihrer Schreibblockaden zusammen, die Übung ist, eine Tür auf ein leeres Blatt zu zeichnen und sich dann vorzustellen, was dahinter ist. Alle haben identische Ideen ... Der Titel, Latein für "Ich komme", nimmt leider den Plot vorweg.

    Files mag ich einfach, sie schreibt meist intensiv, sehr individuell und alles klingt leicht und unverstellt. Hier ist der Anfang sehr intensiv, dann liest es sich allerdings wie eilig runtergebrochen. Einige Bilder waren auch echt mehr (unfreiwillig) komisch, und zum Gruseln reichte es nicht, aber wie gesagt, sie hat eine echt eigene, gut lesbare Stimme.


    - David Peak: "Horror Religious: The Dark Passions of Mark Samuels"

    Samuels sagte mir nichts, und das Thema 'Religion' vermeide ich eigentlich, aber Peak wird langsam mein Favourite in der Weird Non-Fiction, der Artikel ist extrem spannend und einfach klar, intelligent und angenehm geschrieben. Peak hat wirklich eigene Ideen, Sichtweisen und frische Thesen, da ist nichts Wiedergekäutes oder reine Zusammenfassung von ähnlich gelagerten Büchern. Das allein war für mich die € 5,- Wert.


    Vom Rest hat mir nichts richtig gut gefallen, ein, zwei Texte lese ich aber nochmal mit mehr Ruhe. Das Essay zu Perkins Gilman war noch gut lesbar und hatte gute Punkte, auch wenn das Thema nicht neu war. Von den Kurzgeschichten war mir vieles zu verkrampft mystisch/religiös/spirituell, und sehr vieles einfach belanglos, stilistisch & qualitativ auch eher etwas, das ich in Hobbyschreiber-Onlineforen erwarten würde: Jemand hat eine Idee für eine kleine Szene und baut irgendwas drumrum und dann hört es irgendwie auf. Mag auch an mir liegen, Horrorgeschichten, die z.B. in irgendwelchen Büros stattfinden mit irgendwelchem Büroalltag, sind echt nix für mich; und v.a. nichts, das ich in diesem Magazin erwartet hätte.



    Trotz Kritik mausert sich das gerade zu meinem Lieblingslesestoff. Auf jeden Fall eine echt große Bandbreite an Weird-Themen, sowohl klassischen als auch aktuellen.

    Ähnlich wie Giger, dem ein Museumn gewidmet ist, dessen Besuch ich jedem nur wärmstens empfehlen kann,

    Quasi sein eigenes sogar. Irgendwann muss ich da hin, allein ei paar Dokumentationen und die 360°-Präsentationen auf der Homepage sind ein Traum.

    Hast du Photos von deinem Besuch? Ich fände toll, wenn du hier im 'Gastbier' von deinem Besuch erzählst, mit ein paar Bildern. :) Ganz zuuntererst da hat Fjodor eine Photostrecke zu einer phantastikrelevanten Reise gepostet, das finde ich eine tolle Idee.


    Liebsten Dank, das Beksiński-Museum kannte ich nicht. Sieht spektakulär aus. Ich hatte gehofft, die Stadt wäre irgendwo in der Nähe von Szczecin, wo ich hoffentlich näxten Sommer wieder hinsegle ... Nähe Kaparthen ist sicher aufregend schön, aber leider sehr weit weg vom Meer.

    Vincent Voss Alles fein, das ist doch gut zu wissen! [Cof] Und danke für die Blumen, und vermutlich hast du recht ... ich habe auch x identisch gelagerte Anthologien zu verschidenen Themen im Regal.


    Und langsam muss ich mich bei Markus für die Threadentführung entschuldigen (falls ein Mod kommt und das alles löscht, wäre das auch völlig okay), aber ich hätte ihn und dich eh angefragt, von daher ist es vllt nicht 100% off topic.