Beiträge von Katla

    Nur habe ich keinen Bezug zu Lovecraft entdecken können, was aber auch an meiner Unwissenheit auf dem Gebiet liegen könnte.

    Ich dachte an die mit dem unterirdischen Menschen-/Schweinehirten, "Rats in the Walls / Ratten im Gemäuer".


    Aber auch unter dem Gesichtspunkt finde ich das wirklich sehr weit hergeholt. Vermutlich hätte mir der Text sehr viel besser gefallen, hätte ich nicht nach Parallelen gesucht (und zu wenige gefunden). Ein Plus für die 'Exotik', über die südostasiatische Kultur weiß ich leider zu wenig, um die Geschichte richtig in allen Details verstehen zu können.

    Und New York Review Books lässt mich generell hellhörig werden – die machen einfach schöne Bücher. Ich wünschte, es gäbe etwas vergleichbares in der selben Preisklasse im deutschen Sprachraum,

    Ah ja, verstehe ich gut, mit deinem SuB.


    Die Bücher sind klasse, sie sehen nicht nur toll aus, sondern haben für den Preis auch eine wirklich gute Qualität, Font, Papier etc. Und ich mag diese Seidenmatt-Cover eh.

    wann ich mal zu ihm komme, ist eine andere Frage ...

    Schön, zu hören, dass Interesse besteht. [Cof] Freut mich auch sehr, dass der Autor nicht ganz so obskur ist, wie ich dachte. Wirklich eine Bereicherung.


    Die Geschichten lesen sich locker weg, übrigens, so groß Zeiteinplanen ist da gar nicht nötig.

    Letter Killers allerdings finde ich vom Nur-Reinschauen ein bissl schwankhaft-plätscherig, das muss ich wohl mal in anderer Stimmung lesen.

    Danke, das erinnert mich daran, lange nicht mehr auf seiner Seite geschaut zu haben. Sieht wirklich richtig klasse aus. Irgendwann muss ich mir da auch mal ein Buch zulegen, anstatt mit alles online anzuschauen.


    Wer dies mag, ein kleiner Tipp (ähnliche Haltung / Stimmung): Jakub Różalski. Schätze ich noch mehr, weil einen Tick ungewöhnlicher, auch härter, pessimistischer, als der eher menschenbezogene Stålenhag. Beide jedenfalls tolle Künstler.

    Sigizmund Krzhizhanovsky, den ich mal wieder durch eine Nebenbemerkung oder Empfehlung hier im Forum entdeckte, war Schriftsteller und Philosoph, lebte zw. 1887-1950. Als ein scharfer Kritiker des Sowjetregimes sah er nur sehr wenige seiner Texte veröffentlicht, dies waren Essays, keine Prosa.

    Zwischen Ironie und Verzweiflung beschrieb er seine Existenz so: "Ich lebe in einer so weit entfernten Zukunft, dass mir meine Zukunft als Vergangenheit erscheint - gelebt, verbracht, und zu Staub geworden." (Zitiert im Vorwort des vorgestellten Buches.)



    Sigizmund Krzhizhanovsky: Memories of the Future

    Transl. by Joanne Turnbull, mit Nikolai Formozov

    New York Review Books, NY 2006

    S. 228, sehr schönes Vorwort und Anmerkungen


    Darin habe ich mit der titelgebenden Geschichte - der letzten der sieben enthaltenen - begonnen. Gefällt mir bisher von seinen Büchern am besten, "Memories" ist eine völlig skurrile und teils recht düstere Geschichte um einen Jungen, Maximilian Shterer, der eine Zeitmaschiene erfinden will - ob es ihm tatsächlich gelingt oder nicht, lässt sich nicht genau sagen, denn alles wird von einem auktorialen (seltsam unwissenden bzw. unzuverlässigen) Erzähler und Shterers Biographen erzählt, deren Stimmen sich ähnlich wie die in Jean Rays "Mainzer Psalter" und "Die Gasse der Finsternis" abwechseln bzw. mal nah am Geschehen und mal sehr distanziert im analytischen Rückblick berichten.


    Das Skurrilste sind jedoch die Versuche und Theorien Shterers, die Zeit unter seine Kontrolle zu bringen: ein Großteil der Erzählung liest sich wie Auszüge eines verrückten Astrophysikbuches - wieviel davon tatsächlich naturwissenschaftlich, wieviel spekulativ ist, müsste mal jemand rausfinden, der sich besser in den Naturwissenschaften auskennt.

    Das Buch macht einen irren Spaß, ist wirklich mal ganz was anderes. Stilistisch bei Jean Ray, Andrej Platonov und Le Fanu angesiedelt, also zeitgeschichtlich irgendwo (passend zum Thema) zwischen Gothic Tale und (Post)Moderne.


    Schluss der Geschichte [spoilerfrei]:

    Stynsky interrupted: "I shall use this as the epigraph for my biography of Shterer." And, looking away, he declaimed: "'Take me to the land of those who understand.'"

    "'Who perish,'" the linguist corrected him.

    "It's the same thing."

    And the three went on with their work.


    (Was mich an einen ähnlich sarkastischen Dialog aus Alice in Wonderland erinnerte:

    "The game's going on rather better now", she said, by way of keeping up the conversation a little.
    "'Tis so", said the Duchess, "and the moral of that is - 'tis love, 'tis love, that makes the world go round'!"
    "Somebody said", Alice whispered, "that it's done by everybody minding their own business!"

    "Ah, well! It means much the same thing", said the Duchess ...)


    Den Rest des Buches bzw. auch seines übersetzten Werkes würde ich gern hier nach und nach vorstellen, oder vielleicht hat ja auch jemand anderes Lust, mitzmachen. X/[Wrt]


    Auf Deutsch scheinen nur drei Bücher übersetzt worden zu sein:

    - Lebenslauf eines Gedankens (das man für € 115,- bis 200,- bekommt) - Erzählungen. Ich habe leider nicht herausfinden können, welche enthalten sind.

    - Der Club der Buchstabenmörder

    - Münchhausens Rückkehr


    Im New York Review Books -Verlag noch erschienen:

    - Autobiography of a Corpse

    - The Letter Killers' Club

    - The Return of Munchhausen

    - Unwitting Streets

    sowie

    bei der University of Wisconsin Press: That Third Guy

    und in Red Spectres. Russian 20th-Century Gothic fantastic tales

    Wandler Verlag -- noch nie gehört, finde auch nix darüber.

    Höh, sehr eigenartig, absolut nix, weder im net noch auf FB. Wird das vllt die Erstveröffentlichung eines neuen Verlages?


    Danke für die Ankündigung. Ich hatte die Hälfte des Originals gelesen und gemerkt, dass das überhaupt nicht meine Tasse Tee ist. Zu nah an sozial-realistischer Rollenprosa, zu bemüht um eine eigene Stimme und zu sehr sich-selbst-bewußt (oder sich-selbst-beobachtend). Wäre das ein Film, hätte er sicher massig 'pregnant pauses'.


    Abgesehen davon, dass ich es nicht lesen mag, finde ich aber, dass sowas eine Bereicherung auf dem deutschen Buchmarkt ist, immerhin eine Independent-Stimme, die nicht versucht, zwanghaft auf Unterhaltung zu machen. Ich denke schon, dass er schreibt, was ihn selbst interessiert, und so verkehrt ist das ja nicht.

    Mammut Wow, sehr cool! Dank dir.


    War die Vorlage zufällig die Tankstelle aus dem Film Splinter? Spooky Hat auf jeden Fall dieselbe einsam-gruselige Atmosphäre, und diese roten Zapfsäulen im monochromen bläulich-grünen Bild. (Ein kleiner toller Film, übrigens, gar nicht so klischeehaft, wie die Synopsis erwarten liesse.)

    Aber auch ein netter Kontrast zu seinen Romanen, die ja meist viel zu lang sind :D.

    Das sehe ich auch so, und freue mich auch schon aufs Lesen, allerdings warte ich da auf ein späteres gutes 2nd hand Angebot.


    Ist sicher nicht ganz fair, weil das ein Gratis-Buch ist, aber die Kurzgeschichten bzw. Fragmente in Nevills Cries From the Crypt schwächelten auf ähnliche Art wie seine schwächeren Romane, nur eben auf kürzerer Strecke: etwas beliebiger Plot und ein meh Ende. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen, weil mir peinlicherweise inzw. sämtliche Details entfallen sind (was vllt. ja auch für sich spricht).

    Ich gehe aber davon aus, dass diese Sammlung qualitativ ganz wesentlich besser sein wird. Und ich bin insofern echt gespannt, weil Nevill ja einer der Autoren ist, die Spannung auch über längere Strecke enorm gut aufbauen und halten können. Das muss man sich umgekehrt zu dem Gros der Schreiber fragen: Schafft er das auch auf knappem Raum?

    Na sichi

    :| *grabbing my popcorn*

    Na, jetzt bin ich aber echt gespannt! Berichte bitte, wenn du das Buch gelesen hast, das ist ja jetzt eine spannende Kombi (KG-Ablehner & Nevill-Fan).

    Hallo Axel,


    herzlichen Dank für die schöne Besprechung! [Cof]


    Den Roman hatte ich ganz vergessen, ewig her, dass ich ihn gelesen habe. Deine Beschreibungen der Atmosphäre und des Stils machten mir das wieder präsent, aber ich erinnere mich dunkel, dass mich das Buch enttäuschte. Und vermutlich las ich es gar nicht zuende - wenn ich mir deine Rezension anschaue, eventuell voreilig ausgestiegen. (Ich meine, mich störte da so eine christliche Moral bei der Figurenzeichnung, das mag aber ambivalent gemeint gewesen sein, oder sich in Richtung Kritik zu entwicklen). Hm, dem sollte ich auf jeden Fall nochmal einen Blick gönnen, klingt eigentlich sehr gut, wie du das so beschreibst!


    Fehlt nur noch eine Präsentation der DuMont-Reihe in diesem ehrenwerten Forum …

    Allerdings, gute Idee. Ich hatte da auch einige von, eine sehr schöne Reihe mit ungewöhnlichen Geschichten. Fürchte, ich habe die Bände vor meinem Umzug verkauft.

    Cheddar Goblin Das ist ja eine extrem unterhaltsame Besprechung von Luz. [skul] Ich wollte den bei Night Visions sehen, war aber super erkältet, und da bietet es sich ja z.Zt. nicht an, ohne große Notwendigkeit in die Öffentlichkeit zu gehen. Scheint, als habe mir mein Schnupfen einiges erspart! Schade, ich fand auch, der Trailer sah atmosphärisch und mal anders aus.


    Dogtooth! Toll, dass du den erwähnst, das ist so ein hammer-brutaler Film, super verstörend, wirklich einzigartig. Bei der Szene mit der Hantel musste ich wegschauen. Willst du den nicht besprechen? Einen eigenen Thread wär' er allemal wert.


    Liebe Grüße,

    Katla

    Sehr beeindruckende Geschichte zwischen gotischem Kunstmärchen und apopkryhischem Heiligenkanon.

    Das klingt, als hielte das Buch, was es verspricht. Meins ist immer noch a dem Postweg, aber immerhin hatte ich zwischendurch eine Versandmitteilung. Ich bin super aufgehypt. Vermutlich muss ich das aber sogar erstmal liegen lassen, weil ich selbst mitten im KG-Schreiben stecke, da lese ich nur Non Fiction. Vllt. dann eine Schreibpause einlegen ... :D


    Ist das Buch eher surrealistisch, weird, geht das in den Horrorbereich? Ganz eignständig oder siehst du Ähnlichkeiten, und wenn, zu wem? Ich bin so neugierig ... [CTHu]