Beiträge von Katla

    MadScheib Danke sehr, ich werde mit meinen bescheidenen Mitteln natürlich beide Publikationen bewerben, sobald das Penumbra-Cover online ist. Ohne das Zwielicht gäbe es das Essay schließlich nicht ... [Cof]

    Cheddar Goblin und Nils Ganz lieben Dank - und die Gratulation geht auch an Michael und Achim, die so offen sind für Vorschläge, keine Zeichen- oder sonstige -limits auferlegen und einen eben machen lassen, was einen wirklich interessiert ... [Gh2]

    Mammut Ganz genau das. Einzelheiten, wenn man auf die jeweilige Ausgabe clickt . #3 ist noch nicht online, ich bin aber irre gespannt, weil ich die Cover sehr mag.


    Rezensionen zum Zwielicht 15 hier (Phantastiknews.de), hier (Rezensionsnerdista Blog) und hier (Geek! Magazin).

    Mein Essay für das Zwielicht 15, "Unter dem Zeichen der Sanduhr: Betagte Protagonisten in der Dunklen Phantastik", ist gerade von S. T. Joshi für sein Penumbra #3 angenommen worden. Erscheint im Juli/August diesen Jahres bei Hippocampus Press, NY.


    Joshi schrieb: "I managed to read your paper a bit sooner than expected. It was a brilliant essay and I will be delighted to print it in PENUMBRA #3. I cannot commend highly enough your mastery of English. Thanks again for a highly insightful paper!"


    Als massives Joshi-Fangirl muss ich das erst mal verdauen - im positiven Sinne natürlich. Für Penumbra schreiben u.a. Ramsey Campbell, Matt Cardin, John Tibbetts und Mark Samuels (zwei von seinen Kurzgeschichten hab ich zufällig im Essay besprochen).


    Zwlielicht ist in Deutschland sicher wesentlich bekannter als Penumbra, aber vielleicht ist ja der eine oder die andere neugierig geworden und mag in das Z#15 reinlesen - so nicht schon getan. Das wunderschöne Cover von Björn Craig ist übrigens in der Endrunde für die Vincent Graphik ...


    [CTHu] WSKY

    Lutz Bassmann: Black Village

    Übersetzung: Jeffery Zuckerman

    Open Letter, Rochester NY 2022

    178 Seiten



    Sieben Monate vorbestellt, eine Verschiebung des Veröffentlichungstermins ausgehalten und vor einigen Tagen endlich eingetroffen. Ich hatte zwischendurch schon eine DeepL-Übersetzung angelesen, doch hierbei hat es nicht so ganz geklappt, vielleicht, weil das Buch selbst schon so eigenwillig ist und die AI nun doch nicht so gut mit all den Bildern und Wortspielereien zurechtkommt.


    Das Buch ist extrem schräg, selbst für einen Volodine.

    Bassmanns We Monks & Soldiers ist eines meiner Lieblingsbücher überhaupt, Black Village hat damit allerdings wenig Ähnlichkeit (wenn man von dem grundsätzlich gemeinsamen Kosmos ausgeht, sowie einem Schwerpunkt eben auf Schamanismus und Krieger). Stilistisch und von der Stimmung her erinnert es mich am meisten an Volodines Dondog: Es ist ganz extrem düster, hoffnungslos, mäandernd und was auch immer die Figuren meinen, tun zu müssen, oder tatsächlich tun, ist vollkommen zum Scheitern verurteilt. Village hat letztlich noch wesentlich weniger humorige Passagen.


    Black Village hat zwei Intros ("Black 1" und "Black 2") sowie zwei Extros (wenig überraschend: "Black 3" und "Black 4") und dazwischen 31 Kapitel, in denen - mal in der 1. Person, mal in einer 3. erzählt - fast ebenso viele Protagonisten-Erzähler agieren. Nur eine Handvoll dieser Figuren taucht danach wieder auf. Der Roman hat allerdings eine Rahmenhandlung, die - hier doch ähnlich zu Monks - als Zirkelschluss konzipiert ist, wobei aber letztlich nichts gelöst oder erklärt wird. Zudem werden zwei weitere Kapitel am Ende aus der jeweiligen Gegenperspektive zu zweien am Anfang erzählt, was extrem spannend ist.


    In der Rahmenhandlung stolpern vier un/tote Personen durch das, was ich als Bardo annehme, die buddhistische Totenwelt, mit der Volodines gesamtes Schaffen verknüpft ist. Wie in nahezu sämtlichen anderen Kapiteln ist es dunkel - hier stockdunkel -, Zeit hat aufgehört zu existieren und das Ziel der vier, eben das Black Village, ist eher eine unklare, fixe Idee. Einem von ihnen, Goodmann, gelingt es, ein magisch-schamanisches Feuer an seinen Fingerspitzen zu entzünden (eine Art lebende Hand of Glory), sein Körperfett ersetzt den Talg. Während die kleine Gruppe durch die Totenwelt irrt, erzählen sie sich kurze Geschichten - die Volodine Narrats, 'novelistic snapshots', wohl eine Kurzform von 'Narratives', nennt - und diese bilden den Roman.


    In jeder Geschichte geht es entweder um - männliche wie weibliche - Auftragskiller oder Verfolgte, ehemalige GULAG-Häftlinge, Vogelmenschen, Schamanen/Mönche und Hexen. Von zwei oder drei Kapiteln abgesehen, sterben die lebend-untoten Protagonisten, teils schon in den ersten Sätzen. Alle Kapitel beginnen in medias res und enden mitten im Satz als Cliffhanger (der aber nie wieder direkt aufgegriffen wird, auch nicht in den drei Geschichten, die zweiteilig erzählt werden).


    Dass das Buch (es liest sich stellenweise eher wie eine Sammlung als ein Roman) trotzdem hervorragend funktioniert und sich extrem gut mit Spannung liest, ist nur Volodines ungeheurer Erzählkunst, seine einzigartigen Stimme und den immer neuen, überraschenden Ideen geschuldet. Auch, wenn die einzelnen Erzähler in ganz dezent verschiedenem Tonfall sprechen, durchzieht Bassmann/Volodines eigene Stimme alles und verhindert so, dass das Buch zerfasert wirken könnte - irgendwie ist doch alles in einem Fluss erzählt, auch, wenn Settings und Schicksale ständig angerissen und nicht auserzählt werden. Kaleidoskopisch ergeben sich auch immer wieder Bezüge zum Gesamtwerk.


    Und auch, wenn alles dunkel bzw. - in jeder Hinsicht - düster ist, die Erzähler selbst nicht wissen, ob ihre Wahrnehmung sie täuscht oder sie tatsächlich physisch halbblind sind, wenn niemand weiß, was passiert, was wirklich war und was kommen mag, wenn Kommunikation völlig absurd ist und zu nichts führt und es immer wieder um ähnliche Aschelandschaften, Ruinenstädte mit ihren seltsamen schwarzen Korridoren (vgl. den "Black Corridor" in Dondog), verlassene Dörfer oder Hafenanlagen, Ghettos und Müllgruben geht - und schließlich auch das Bardo selbst -, stattet Bassmann jede Szene mit eigener Dramatik, einem Spannungsbogen und persönlicher Tragik aus.


    Man kann nie voraussagen, was kommen wird, es gibt tatsächliche, absurde Magie, Nahkampf-Action, fiktionale Historie und Politik, die teils direkte Bezüge zum Stalinismus hat.


    Nicht das leichteste Buch zu lesen, wenn man zwischendurch online geht, auf kyivindependent.com schaut, was in der Ukraine passiert und dann die wirklich identischen Bilder von Aschefeldern, ausgebrannten Ruinen, Tod und Zerstörung sieht, wie man es grad in einem surrealistisch-dystopischen Roman gelesen hat. Zudem noch die verqueren Statements der russischen Regierung liest, die sich wie ein Echo zu Bassmann/Volodines Zweiter Sowjetunion, der obskuren wie grausamen Staatsmacht des Post-Exotizismus-Universums anhören.


    Black Village wurde in Frankreich auch als einstündiges Theaterstück mit experimenteller Musik aufgeführt, was wieder eine der Formen von post-exotizistischem Erzählen ist: Vergleiche Volodines Alto Solo und Passagen in diesem Buch selbst. Auch gibt es hier metafiktionale Bezüge, auf den letzten Seiten z.B. etwas, das ebenso das Fazit zu genau diesem Buch sein mag, das man ja gerade noch liest:

    Zitat

    As always, the story had come to a stop without ending, the very idea of continuing it had dissolved in the void along with the rest. (Black Village, S. 176)


    Apropos Fazit: Wenn ich We Monks & Soldiers 12 von 10 Punkten gebe, hat dieses 8-9 von 10.



    Kritik habe ich auch, allerdings hat sie nichts mit dem Autoren zu tun:


    Es gibt ein Vorwort von einem - mir bislang völlig unbekannten - Autoren und Comiczeichner Brian Wood, das absolut gar nix mit dem Buch oder Volodine zu tun hat. Es ist ein drei Seiten langes Gelaber, dass er mit seiner Familie ("wir sind aber gar keine Camper" blablabla) Urlaub in der Wildnis verbringt, was sie machen würden, wenn ein Bär angreift, was das kleine Kind zu allem zu brabbeln hat ... und am Ende dieses vollkommen uninspirierten, geistlosen Gewäsches zitiert er dann einen Halbsatz von Bassmann, der mit dem ganzen Quark auch nix zu tun hat.

    Ich meine ... WTF? Auch, wenn der Verlag sich mit der Anfrage was gedacht haben mag (was auch immer das gewesen sein könnte) und der Witzbold schon bezahlt wurde, hätte man Größe beweisen und das Ding schreddern müssen.


    Die Papierqualität ist gut, aber der Textkörper lässt extrem viel Rand - nämlich auch nach außen, wobei der innere fast völlig in der Bindung verschwindet. Man muss das Buch nach jedem Umblättern extrem stark knicken, fast aufbrechen, um es lesen zu können. Den Rand hätte man eher nach innen verdoppeln sollen, da an der Schnittseite ist er nutzlos. Nevig zu lesen, vor allem im Café, wenn man eigentlich eine Hand am Kaffeebecher oder am Stift für Notizen hat.


    Das Inhaltsverzeichnis ist um zwei Seiten 'verzogen' - das ist besonders ärgerlich, da es immer wieder Refrenzen und eben die drei zusammenghörenden Kapitel gibt, die ich gegenchecken wollte. Kurz hab ich in Erwägung gezogen, dass das Absicht ist (gegengleich zu der Orientierungslosigkeit der Protas), denke aber, es ist einfach Schlamperei.


    Das Coverdesign sieht so als Bild ganz okay aus, ist aber tatsächlich verschwommener, grauer, und wirkt arg uninspiriert.


    Wie gesagt hat das alles ja nix mit dem armen Autoren zu tun. We Monks & Soldiers ist sowohl ein anderer Übersetzer wie auch ein anderer Verlag. Zuckerman hat bereits Volodines Radiant Terminus übersetzt, wovon ich annehme, dass es da bessere Leistungen geben könnte.


    Ich bin seit einem Jahr wirklich voll und ganz in Volodines Universum 'gefangen', das hat einen extremen Suchtcharakter und ich bekomme echt nicht genug - obwohl ich schon sehr gern harte, nihilistische Werke / Sichtweisen lese, überlege ich grad, ob mir das nicht ausnahmenweise mal bissl aufs Gemüt drückt. (Sehe ich mir an, dass in fast-Nachbarschaft Krieg stattfindet, ist das natürlich auch ein lächerlicher Gedanke.)

    Schöne Idee, Vince, hatte ich bislang nur im Festival- und Langfilm-Faden untergebracht - der Vorteil hier ist natürlich, dass die Filme gleich komplett online geschaut werden können.


    Grad beim Musikhören aufgestöbert und sehr begeistert (im Grunde so, wie ich Lovecraft seit Teeniezeit interpretiere). Liebevoll gemachte Hommage mit einem sehr schönen Twist.


    Escape From Midwich Valley

    Frankreich 2014

    Drehbuch & Regie: PH Debiès

    Mit Sophie Chamoux, Julien Guibert

    Musik: Carpenter Brut

    Laufzeit: 8,57'

    Film auf Vimeo


    Ich mag sonst, dass Carpenter Brut ihr Logo in bestehende - oder meist eben eigene - Filme reinnehmen, ohne, dass es immer was damit zu tun hat, aber hier fand ich das äußerst unpassend und hat mich bissl rausgekickt. That said: Das Logo an der Wand ist super und eben dezent-passend eingefügt.


    Sophie macht wohl bissl was im Horror (irgendwie kam mir der Name auch bekannt vor). Hier ein Link und hier ihr Vimeo-Channel.



    Kennt ihr den schon (sorry, jetzt tagge ich euch schon wieder!), Nils und Arkham Insider Axel ? Ist ja nicht ganz neu ...

    Night Visions - Back to Basics 2022

    Die Frühlingsedition des Festivals läuft vom 20. bis 24. April

    Programm auf Englisch hier.


    Dual

    USA / Finnland 2022

    Drehbuch & Regie: Riley Stearns | Kamera: Michael Ragen

    Laufzeit: 95'

    Mit: Karen Gillan, Aaron Paul, Beulah Koale, Maija Paunio

    Einen Trailer konnte ich seltsamerweise nirgends finden.



    Eine junge Frau (Gillan) erfährt von ihrem Arzt, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hat. Einem in jener Zukunft gängigen Programm folgend, lässt sie einen - ausgewachsenen - Klon anfertigen, damit ihre Familie weniger unter ihrem Tod zu leiden hätte. Ihre Quasi-Zwillingsschwester muss sie nun so unterrichten, dass diese sich all ihre Gedanken, Emotionen, Erinnerungen und Entscheidungen zu eigen machen kann.


    In der NV-Ankündigung wurde von absurd-grosteskem Humor und einer bitter-kalten Zukunftsvision gesprochen, durch die eine schörkellose, aber mitreissende und tiefsinnige Geschichte erzählt würde. Die Photos sehen toll aus, ich liebe Karen Gillan ... und der Rest ist mir egal. Ich bin sehr gespannt und bereit zu nehmen, was da kommen mag.


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    Upurga

    Litauen 2021

    Regie: Ugis Olte | Drehbuch: Ugis Olte, Bojana Babic, Lucas Abrahão

    Laufzeit: 85'

    Mit: Igors Selegovskis, Inga Tropa, Rihards Sniegs, Elvita Ragovska

    Trailer auf dieser Seite.

    Teaser Making Of (sieht wesentlich spannender aus als der Trailer)

    Infos in Engl.



    Wird vermarktet als Mystery-Thriller.

    Als ich das Ursprungsland sah, hab ich blind ein Ticket gekauft, denn Litauen bringt nicht nur wahnsinnig tolle traditonelle Folk- und Metalmusik hervor, sondern auch wirklich fantastische Dokumentarfilme. Erst im Nachhinein sah ich, dass es eine der Gruppe-junger-Leute-sucht-was-im-wilden-Wald Geschichte ist. Der Trailer ist bissl meh, der kleine verlinkte MakingOf-Teaser gefällt aber durchaus sehr gut und ich finde, der Hauptdarsteller spielt sehr intensiv und professionell.

    Mit meinen Vorschuss-Sympathien sollte es klappen. Wenn nicht so toll, hab ich mal wieder einen Einblick in die baltische Filmszene bekommen, das ist ja auch was wert.


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    Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror

    USA 2021

    Drehbuch & Regie: Kier-La Janisse

    Laufzeit: 194'

    Trailer



    Ich schlucke zwar bei einer Laufzeit von fast 3,5 Stunden, aber bin auch sicher, zu dem Thema lässt sich ne ganze Menge sagen ...

    Meine Erwartungen versuche ich, sehr niedrig zu halten, denn dass der Film grad aus den USA kommt, wo man nicht so den arg großen Überblick - oder Einblick - in europäisches Heidentum hat, macht mich äußerst skeptisch. Der Trailer hat mir aber sehr gut gefallen, die Erzählstimme ist angenehm ruhig und nicht künstlich auf sensationsheischend-trashig gebürstet; und da werden auch sicher viele Filme genannt, die ich noch gar nicht kenne.

    Außerdem lerne ich damit ein wunderschönes, klassisches Kino in Helsinki kennen, in dem ich aus unerfindlichem Grund noch nie war.


    Keine Ahnung, ob der auch auf deutschen Festivals / in Programmkinos spielen wird, aber interessieren könnte er: Arkham Insider Axel , Nils und Erik R. Andara .



    Mir im Programm näher angeschaut, aber letztlich gespart hab ich mir (erst mal):

    Cronenbergs Shivers auf großer Leinwand zu sehen (mag aber sein, dass ich noch ein Ticket kaufe), dito Crazies. Dann einen britischen Leute-im-wilden-Wald-Film, Mandrake (sieht scheiße generisch aus, obwohl ich den Hauptdarsteller aus Krimis kenne und sehr mag), und noch einen britischen Film, In the Earth von Ben Wheatley, aus dessen A Field in England ich total genervt geflüchtet war - außerdem sieht der einfach echt zu generisch und dazu noch bekloppt-lieblos gemacht aus. Indie ist auch kein Garant für gutes Kino ...

    Ach ja und: Northman. Nicole Kidman bei den Wikingern - nee, echt nicht! Der Trailer sieht auf eine unfreiwillige Art trashig und ebenso hahnebüchen aus wie die TV Serie Vikings. Geschenkt, ich habs nicht mal ertragen, den Trailer zuende anzuschauen. Auch die Dialoge waren zum Weglaufen. Sehr schade um Stellan Skarsgard, den ich gern in einem Vikingsfilm angeschaut hätte - so der in den Nordischen Ländern gedreht worden wäre.

    Leider kenne ich die Geschichte nur dem Namen nach

    8| Hui, da gibt es ein ganz tolles, schmales Büchlein (deutsche Übersetzung, aber eine sehr gute), das würde ich eher empfehlen als etwas Vorgelesenes. Hier. Das Muster auf dem Cover sieht wirklich fast aus wie die im Trailer.


    Der Trailer sieht an sich ganz okay aus (tolle Settings und Atmosphäre, aber reichlich hölzerne, brav aufgesagte Dialoge), aber eigentlich ist das Buch - wenn man der Erzähllogik folgt - unverfilmbar. Denn die Erzählerin weiß ja selbst nicht, was sie tut (und warum) und der Leser weiß es bis zum Ende ja auch nicht. Wenn man jetzt abbildet, was in der Prota vorgeht, nimmt man das Ende total vorweg (und das halte ich für eines der besten, schockierendsten und intelligentesten der Literaturgeschichte - mich vefolgt das heute noch, dabei ist das ja alles ganz subtil und unaufgeregt).

    Wenn man da was vorwegnimmt oder das Thema offensichtlich ausspricht, gibt es keinen Spannungsbogen und keine Figurenentwicklung - außer, man dichtet was dazu, und imA leidet dann die absolut grandiose Konstruktion darunter.


    Schade, dass sich solche Filme immer an was anlehnen müssen. Warum denn nicht eine eigene, modern gothic Geschichte ausdenken und die dann verfilmen?

    Hallo Arkham Insider Axel ,


    ja, da ticken wir wohl wirklich gleich. [Cof]

    wenn ich mir die Arbeiten auf der Webseite von Sami Makkonen anschaue, fühle ich mich u. a. an Sachen des Illustrators Jens Maria Weber erinnert,

    Absolut, wobei Jens viel präziser arbeitet und auch viel individuellere oder weniger generische Bilder malt, die auch jeweils eine eigene Geschichte erzählen. Oder besser: eine solche in zumindest meinem Kopf entstehen lässt, vielleicht eine ganz andere als er intendierte. Aber nichts ist einfach nur ein Bild, auf dem was passiert, sondern es lässt jeweils eine eigene Welt entstehen.


    Sehr genial, dass du die beiden vergleichst, die Idee hatte ich auch: Für das Herausgabeprojekt Das Kriegspferd (Perkampus & Salamé) zeichnet uns Jens ein Cover und für das Innencover hab ich Makkonen angefragt - am liebsten einfach das Cover des Hevosjumala. Es kam keine Antwort, obwohl er sie gelesen hatte - das ist das finnische Nein. Vielleicht war ihm mein Angebot auch zu schnöde, wer weiß, was er verdient, mit Comix in den USA und so ...

    Aber noch weiter dahinter sehe ich Dave McKean, der in den 1990ern das Medium Comic durch diese Art Stil sehr geprägt und erweitert hat.

    ja, stimmt, wobei ich von ihm auch viele Aquarelle kenne (damals die kleinen Black Orchid Hefte), aber sein Black Dog ist tatsächlich ähnlich - evt. ähnlicher zu Jens als zu Makkonen.

    Das ist ja einer der Gründe, warum ich mich so schwer damit tue, gegenwärtige Literatur zu lesen: mich interessiert eben die Familie von heute nicht, Backpacking usw.; und, na ja, ehrlich gesagt haben sich Hirschgeweihe und Tierschädel auch langsam totgelaufen (wenngleich ich mich davon selbst nicht freimachen kann – da bin ich dann eben doch wieder ganz Kind meiner Zeit).

    Ja, ganz genau. In dem hübschen und anfangs noch interessanten Büchlein Sleeping With the Lights On werden diese Klischeeplots und -protas / -settings "Unhorror" genannt, und so empfinde ich es auch. "Unhorror", weil Horror immer Transgression bedeutet, und wenn etwas nach mainsteam Erwartung geht und eben immer die gleichen Versatzstücke in immer den gleichen Kombinationen bringt, ist das eben das Gegenteil von Transgression.


    Schädel mag ich durchaus, das dürfte wohl eine der ältesten Kult- und Dekorationsgegenstände der Menschheit sein, und daher fällt das ein bissl aus der Klischee-Schiene raus. (Ich verstehe aber, wie du das meinst, der Einsatz ist halt immer gleich.)

    Ich nehme an, Makkonens Pferdegott - wie offensichtlich auch die Covergestalt auf dem zweiten Kalevala-Band - ist an den Slawischen Leshy angelehnt, da sind noch andere Ähnlichkeiten: der hohe Stab, die Größe, der skelettartige Körper, eben der Schädelkopf und die Verbindung zur wilden Natur. Der Leshy mag durch das Witcher Franchise bekannt geworden sein, aber das ist hier im Norden / Osten / Baltikum ja ursprünglich eine Naturgottheit, deren 'Gesamtprofil' leider nicht mehr ganz zu rekonstruieren ist. Soweit ich weiß, gibt es keine finnische Entsprechung, aber da kann ich mich auch irren.

    So, ich hab mir das Buch heute aus der Bibliothek geholt, es war überraschend früh da, nachdem ich aufgrund der Warteliste erst in mehreren Wochen damit gerechnet hatte. Da mir das Cover wahnsinnig gut gefällt, hätte ich es beinahe blind gekauft - und bin jetzt echt froh, es nicht getan zu haben.


    Die Ankündigung lief ja über die Zusammenfassung "Familie zieht in ein altes Haus im Wald und entdeckt, dass es darunter alte Mächte gibt, die nicht schlafen". Das ist auch erstmal vollkommen korrekt.


    Das Buch ist in drei etwa gleich lange Kapitel unterteilt:

    1. Aatos (Wiedererweckung) - Aatos ist ein alter finnischer Männername, aus dem u.a. Adam und Adolf hervorgingen.

    2. Der Glassarg (Transmutation)

    3. Stefanitag (Anrufung) - Makkonen nimmt hier die estnische Schreibweise, möglich ist zudem eine gleichlautende, alte west/nordfinnische Variante die ich dann nicht kenne.


    Der erste Teil spielt am 22.12.2017, eine Dreiergruppe Skiwanderer hat sich im Wald verfranst und sieht sich gezwungen, eine Hütte zu suchen oder zu erfrieren. Sie sprechen dabei von einem vor Jahren in der Gegend verschwunden Mann. Sie stoßen erst auf eine unheimliche, halb verfallene Hütte, dann aber auf ein - ähnlich gruseliges - Bauernhaus, in dem sie wilkommengeheißen werden. Die Familie dort ist ziemlich strange: es gibt einen zombieähnlichen, aus den Fugen geratenen Rollstuhlfahrer, eine Person mit Atemmaske, letztere wirkt weniger wie ein Sauerstoffgerät als eine Gasmakse aus dem ersten Weltkrieg. Die Freunde meinen, etwas schleiche um den Stall, in dem sie übernachten dürfen. Nach einem leckeren, traditionellen Porridgefrühstück soll die Gruppe das Abendessen - Verzeihung: Ritualopfer - für eine obskure Gottheit werden, was aber nicht ganz gelingt (die Gottheit - der Pferdegott - manifestiert sich nicht wie gewünscht).

    Soweit ein Kaurajoki Chainsaw Massacre meets heidnische Naturgeister.


    Der zweite Teil spielt am 11.7.2017 (drei Wochen nach Juhannus / Mittsommer). Eine junge Familie hat ein halb verfallenes Sommeraus im Wald gekauft und will es herrichten. Die Frau ist hochschwanger. Nachdem sie eingezogen sind (die Restaurierung läuft noch) entdeckt der Mann eine Falltür im Keller und macht eine - gelinde gesagt - extrem seltsame Entdeckung; Ein riesiges Insektenmonster (eine wohl fünf Meter große Mischung aus Mücke, Fliege, Käfer und Spinne) taucht erst im Keller auf, dann ist das Setting in den Wald verlegt, wo der Mann mit einer Axt arbeitet. Das Monster tötet ihn. Kurz danach verliert die Frau das Kind. Sie bleibt aber mit einer älteren Tochter weiter im Haus wohnen, wobei sie ebenfalls den Kellerraum und das Monster entdeckt, jedoch nicht getötet wird.

    Das Kapitel erinnerte mich an das typische Set-Up von Geisterfilmen - offenbar müssen es immer junge Familien sein, die irgendwo draufstoßen und dann ist was immer Keller versteckt ... Männer gehen dabei drauf oder verlieren den Verstand, während die Protagonistinnen mit dem Paranormalen kommunizieren lernen. Soweit, so klassisch.


    Der dritte Teil spielt am 21.6.1988 (am MIttsommertag) und erklärt wirklich dreist erklärbärig die ganze Sache mit dem Pferdegott. Wenn ich ehrlich bin, hab ich nicht mitgeschnitten, warum im Mittelteil ein Insektenmonster auftaucht und was das mit dem Pferdegott zu tun hat. Die Dialoge sind eigentlich nicht sehr komplex (was mich gestört hat, es geht reichlich generisch zur Sache), aber wegen des Themas sind da eine Menge sehr spezieller Vokabeln, die ich im ersten Durchgang jetzt nicht alle nachschlagen wollte, zumal ich schon einiges zu finnisch-ugrischer Ethnologie und heidnischen Bräuchen problemfrei auf Finnisch gelesen hab.


    Ich blicke also nicht 100% durch, was auch daran liegt, dass die Figuren - selbst solche wie die freakige Familie aus dem Teil 1 - sich sehr stark ähneln, und ich halte das nicht für dramaturgische Absicht. Alle Frauen haben irre breite Becken, die Männer verlebte Gesichter, alle haben strähnige Haare, Kinder sind klein und schlank und alle Katzen sind schwarz (nicht nur bei Nacht :-)). Wirklich detailliert ist nur ein süßer Schäferhund gezeichnet. Und in Ansätzen der - extrem spektakuläre - Pferdegott selbst.


    Schon die beiden Kalevala-Bände sind recht unterschiedlich im Stil, der Pferdegott ist aber noch mal eine Nummer breitstrichiger, expressionistischer und energischer, neigt aber auch zu viel Flächigkeit, die Details untergehen lässt und alles ein bisschen optisch 'versumpft'. Die Mimiken der Personen sind oft grotesk, was die Nachvollziehbarkeit der Emotionen erschwert.


    Selbst, wenn ich mir wegen meiner partiellen Verständnisprobleme kein abschließendes Urteil erlaube, kann ich der Geschichte (oder besser: den Geschichten) gut genug folgen, um zu viel Generisches zu erkennen, zu viele Twists und Motive aus der Geschichte des Horrorfilms, als dass ich wirklich den Impuls hätte, jetzt die fehlenden 20 Vokabeln nachzuschlagen, um noch den allerletzten Dreh mitzubekommen.


    Positiv gesehen ist es immer toll, wenn eine - mAn ahistorische / fiktive - heidnische Gruselgeschichte erzählt wird; es gibt reichlich Splatter und viel Mysteriöses, einiges ist an das mittelalterliche Okkulte oder evt. sogar Alchemie angelehnt (damit kenne ich mich zu wenig aus, es geht aber auch nebenbei spekulativ um die Pest, die ebenfalls in Finnland auftrat) und alles ist angenehm düster.


    Ich warte mal, bis es das Buch auf Englisch gibt, und komme dann ggfs. zu Kreuze gekrochen.

    Soweit aber hätte ich mir gewünscht, es wären nicht zum Tausendsten Mal die typischen Wandergruppen von Freunden, die in der Wildnis auf durchgeknallte, mordende Kultistenfamilien stiessen; Jungfamilien, deren persönliches Drama im Spukhaus / haunted cellar gespiegelt wird und das übliche Pentagramm/Runenmagie-Gedöns, das dann irgendwelche schlafenden Gottheiten weckt.

    Ich verstricke mich ja immer weiter im volodine'schen Kosmos, wo irgendwie alles möglich erscheint, war aber doch baff erstaunt, als Anfang diesen Jahres auch noch Musik herauskam.


    Volodine schrieb die Lyrics (ich las auch, dass es seine Stimme auf dem Album sei), Vertonung Denis Frajerman: Variations Volodine. Hier auf Bandcamp.

    Und dieses Album ist gar nicht die erste Kollaboration: Frajermans Herbes & Golems (2019) wie auch Rivières de la nuit (2017) haben Bezug zu Volodines / Manuela Draegers Büchern.



    "The post-exotic universe in words and music The Volodine Variations set Antoine Volodine’s prose poems to musical arrangements authored by Denis Frajerman. The writer’s quill, by turns prophetic and incantatory, on the one hand, and the melodic enchantments of the musician-traveller on the other, together enhance the post-exotic universe at the heart of its poetic se ing [sic!].This boxed set consists of six albums created by Denis Frajerman, as well as prose poems by Antoine Volodine. The whole is a labyrinth in which to become lost, with all the senses open to euphoria, bewitched by voices, among which at times is that of the writer himself."


    Abgesehen davon, dass ich das rasend spannend finde, ist mein verqueres Ohr nicht jazz-geeignet, was verhindert, dass ich das Album vollumfänglich genießen kann. Aber einige Stücke gefallen mir tatsächlich sehr gut.