Beiträge von Katla

    "Ihre Nachricht ist zu lang" ... 8o

    Nach einem Autounfall im Kindesalter bekommt Alexia (Agathe Rouselle) eine Titanplatte in den Schädel eingesetzt. In der Folge entwickelt sie ein erotisches Interesse für Autos

    Also, keinesfalls als Widerspruch zu deinem wunderbaren Komm, nur als zusätzliche Sicht: Da würde ich sagen, diese Symbiose bestand schon vorher: Zum Unfall führte ja ein eskalierender Streit, nachdem der Vater ihre Fahrgeräusch-Imitationen mit immer lauterer Radiomusik zu übertönen versuchte, und als sie aus dem Krankenhaus kommt, streichelt, umarmt und küsst sie den Unfallwagen. Klar, die erotische Komponente ist weniger stark ausgeprägt, aber Alexia ist ja noch nicht in der Pubertät.

    und auch wenn man für keine der Hauptfiguren Sympathie empfindet

    Oh, ging dir das so? Wow, interessant. Ich hab selten - wirklich ganz, ganz selten - so intensiv mit Figuren gefühlt. Ich fand beide ganz extrem sympathisch, nicht nur wegen, sondern auch trotz einiger Handlungen. Obwohl ich vollkommen gegen die Idee bin, dass fiktionale Figuren irgendjemanden Reales zu repräsentieren hätten, hab ich mich umfassend in beiden wiedergefunden - jenseits einiger persönlicher Problematiken / Themen, aber einfach von der Komplexität und Intensität der inneren Vorgänge, Ängste und Manien her. Eingeschränkt wurde das eigentlich nur durch das Schwangerschaftsthema, da bin ich draußen.


    Du sagtest ja was von "Männlichkeitswahn", und das las ich mehrfach in Rezensionen. So ganz gehe ich da nicht mit - zumindest in Verbindung mit seinem Beruf. Schlüsselszene und Auslöser für die Überdosis war ja der erfolglose Klimmzug (ich denke, er hätte eigentlich auf die Plattform hochgemusst). Wenn man bedenkt, dass die kleinsten Gasflaschen je 20-25 kg wiegen, feuerfester Anzug & Stiefel, Helm, Axt, WalkieTalkie etc. auch ihr Gewicht haben und man bis dahin noch gar nix gemacht hat - also keinen Schlauch rumgewuchtet oder einen Bewusstlosen getragen, erfordert das eine ganz enorme Fitness. Als wir das Training hatten (in genau so einer Anlage, nur mit 'normalen' Feuern und keinem Flashover), wusste ich anfangs nicht, wie ich überhaupt ne Treppe hochkommen soll (ich wiege bei 1,80 m keine 70 kg - da hat man schnell mit der Hälfte seines Körpergewichts zu tun). Und als Feuerwehrmann da nicht mithalten zu können, ist potenziell lebensbedrohlich für sich selbst und die Kollegen. Er lebt ja eher 'weibliche' Seiten beim Tanzen aus, das würde ich nicht mit Chauvinismus zusammenbringen.


    Fun Fact: Wenn man - wie der Kollege im Film - eine Tür / Schranktür öffnet, steht man seitlich, keinesfalls wie da gezeigt direkt davor. Das war tatsächlich unsere erste Lektion. Wenn es drinnen nämlich schwelt, kann durch den neu zugefügten Sauerstoff eine massive Stichflamme rausschießen. Dann wäre dem Mann das Gesicht gebraten worden. Bissl erstaunt hat mich, dass die bei einem Flashover/Rollover-Training aufrecht stehen und normal rumlatschen, da würde man grundsätzlich aus der Hocke raus arbeiten, egal, wie anstrengend das ist. An der Decke sind lustig 1000°C und die Hitze würde alles entflammbare im Raum entzünden, selbst, wenn die Flammen nicht bis dorthin reichen. Diese Anzüge schützen sehr gut, aber sie machen nicht unverletztlich; darin wirds verdammt warm.

    Ja, bei der Kombi Sex und Autos denkt man natürlich gleich an CRASH und zumindest zum Film (von David Cronenberg) werden in Besprechungen immer wieder Parallelen gezogen. Meiner Meinung nach ist das aber entweder eine Werbemasche oder die Leute haben TITANE gar nicht gesehen. Für mich haben die Filme, die ich beide sehr schätze - bitte nicht missverstehen -, keine gemeinsame Basis.

    Auch Martin Cell 71 : Ich gehe voll mit. Wer Titane mit Crash vergleicht, hat einen oder keinen der beiden Filme tatsächlich gesehen. So, als würde jemand Lord of the Rings mit Tombstone vergleichen, weil man sich in beiden Filmen per Pferd fortbewegt.

    Ähnlichkeiten sehe ich vielmehr bei Cronenberg, v.a. eXistenZ, oder auch Seth Ickermanns Blood Machines.


    Gedanke am Rande: Witzig, dass Kings Plymouth Fury Christine mordet, weil der Vorbesitzer ein (später hingerichteter?) Serienmörder war - fragt sich, wie der Cadillac in Titane zu Alexias Aktionen steht? *gn*

    Hey, Macarena ... [CTHu]


    Cheddar Goblin Während des ersten "Kapitels" (bis sie sich auf der Treppe den Kopf stößt) dachte ich: Das mag wirklich der beste Film sein, den ich je gesehen hab. Danach fand ich ihn immer noch grandios bis toll und während der letzten 10 Minuten wünschte ich mir eine Fernbedienung zum Skippen.

    Mag sein, dass es dem Publikum ähnlich ging, vor Filmstart war eine aufgekratzte Stimmung (auch diese zweite Vorstellung war ausverkauft), fünf, sechs Leute gingen bei der versuchten Abtreibung, aber zwischendrin gab es freundliches Kichern (Hocker-Mord, Dusche/Nippel-Piercing, "Wenn ich Gott für euch bin, ist er Jesus!" ...). Nur am Ende gab es plötzlich ungehaltenes Gemurmel und ernste Gesichter.


    Der Reihe nach:

    Zu recht eine Goldene Palme allein schon für Kamera & Schnitt anfangs. Mit einer Bildtiefe wie sonst nur bei einem 35 mm Film. Jede Einstellung ein Kunstwerk aus Frame, Farben, Position zu den gezeigten Figuren und deren knappe Aktionen (wie Alexia in dem CarDome die Zuschauer aus dem Weg schiebt, ganz dezent, aber mit einem Nachdruck, der schon Gewalt vermittelt) ... überhaupt, wie mit Raum und Bewegung umgegangen wird. Auch der Schnitt, kein Moment ist zu lang oder zu knapp. Sowas Kunstvolles, Mitreissendes, hab ich selten gesehen. Nix wirkt billig, künstlich provokant oder aber zu politisch korrekt, alles erschien mir überraschend-frisch, aber absolut folgerichtig für diese Figuren in dieser Welt. Und das Intro war schon ein kleines Kunstwerk für sich. <3 (Dabei finde ich Autos eher uninteressant und hatte nie einen Führerschein.)


    Der Film ist sehr 80er, nicht nur von der Bildsprache her. ( col.race ) Seit Mitte der 2000er sind nackte Körper grundsätzlich problematisch: per se Ausbeutung, Trigger für Gewaltopfer, Sexismus; nicht inklusiv genug für all jene, die eben nicht aussehen wie diese eine spezielle Schauspielerin. Wenn man aktuelle Filme und TV ansieht, könnte man meinen, Frauen würden beim Schlafen oder beim Sex Bügel-BHs tragen und das ist schon fast auf islamistischem Level angekommen, wo es heißt: Es wäre Frauen gegenüber respektvoll, wenn man möglichst wenig von ihren Körpern sieht.

    Ich hab ein massives Problem mit dieser Entwicklung, weil es vermittelt, dass ein nackter Körper irgendwie 'un-okay' bzw. unnatürlich wäre und man den nicht anschauen sollte - oder wenn, es wenigstens nicht genießen. Also hab ich so gefeiert, dass es 'full frontal nudity' gab und Agathe Rousselle da einfach ohne Klamotten agierte, als hätte sie eben was an: selbstverständlich, ohne es mit Bedeutsamkeit zu überfrachten. (Vgl. Silje Reinåmo in Thale, die im gesamten Film nackt spielt und ähnlich bedrohlich wirkt, was man nach wenigen Minuten nicht mehr ungewöhnlich findet.)


    Überhaupt ist das sexuelle Erleben ungewohnt individualistisch, klischeefrei - und ich meine nicht nur die Autoszene. Ich fand es insgesamt befreiend, spannend und begeisternd, wie Geschlechtsidentitäten (also sowohl biologisches sex wie auch soziales gender) sowie sexuelle Vorlieben dargestellt sind: folgerichtig für die jeweilige Figur, aber komplex, fluide; völlig jenseits gewohnter Zuordnungen von mainstream- wie pc-Seite.

    Das sind Figuren, wie ich sie eigentlich in Filmen sehen will, nicht dieses aufoktruierte, fake LGBT/BLM-Getue wie bei Doctor Who bzw. der gesamten BBC und Hollywood. Obwohl ich pansexuell bin, aber selbst keinen gender trouble hab und auch keine klassische Männlichkeit darzustellen, sind das Identitäten und Probleme, in denen ich mich zuschauend absolut wiederfinden kann.


    Agathe Rousselle - und später Vincent Lindon - spielen wirklich zum Niederknien. Auch schön, dass Vieles unausgesprochen bleibt: Alexias Problem mit ihren Eltern (wohl v.a. dem Vater, auch wunderbar gruselig dargestellt!), mit körperlicher Nähe / Intimität / Vertrauen, das Verhältnis Adrien-Vincent (das kalzinierte Kleinkind bei der Flashover-Übung war doch wohl nicht grundlos halluziniert?) und damit das zwischen Alexia und Vincent. Das ist alles extrem komplex und wirkt dennoch ganz ungezwungen, natürlich.


    Nachdem sich Alexias Schädelplatte - impliziert - verschoben hat, ändert sich ihr Verhalten: Weg vom Töten (Mord wäre hier vllt. der falsche Bergiff) hin zum Zwischenmenschlichen, zur Kommunikation und vllt. sogar dem Eingeständnis eines Bedürfnisses. Und der Film sagt; Nähe funktioniert nur durch gegenseitiges Erkennen und Akzeptieren. Starkes Thema, aber nicht wie üblich moralinsauer dargestellt.


    Ab der Treppenszene Villa ändert sich die Bildsprache massiv: Vorher waren es Figuren im Raum (in der Malerei spräche mal wohl vom Sujet "Figur in Landschaft"), nun verschwindet der Eindruck von Raum zugunsten einer Interaktion zwischen Figuren bzw. der Relation von Nähe / Distanz zu anderen. Die Figuren wirken dadurch weniger 'ikonisch', was zwar zu dem realistischeren Thema 'Beziehungen' gut passt, imA aber auch weniger interessant ist. That said: Wunderbar kitschlos rührende Szenen, unvorhersehbare Motive und Reaktionen. Auch, wenn ich eigentlich gespannt war, wohin die Reise nach all den Bluttaten und der Car-Connection geht, hab ich das gern verfolgt.


    Dann begeht Titane imA einen unverzeihlichen Kardinalfehler: Das Autothema und die Anlage der Frauenfigur rückt alles ins Spekulative, aber genau das wird irgendwann fallengelassen: Der Plot, die Themen / Motive und ganz vor allem das Ende hätten genauso gut ohne jegliches spekulative Element funktionieren können. Eine gender-fluide Alexia nimmt die Rolle eines verschwundenen (verunglückten?) Sohnes ein und muss ihre Schwangerschaft verheimlichen etc.p.p. geht auch ohne Motoröl-Blut und 'der Vater ist ein Cadillac'. Wenn man anfangs einen spekulativen Konflikt versprochen bekommt, sollte imA dieser Konflikt auch spekulativ gelöst werden. Das ist nicht passiert, egal, was für ein Baby es ist.

    Zudem ist mir sauer aufgestossen, dass aus einer Verstörten, Getriebenen plötzlich eine Märtyrerin wird, oder besser: durch ihr Leiden und das Ende eigentlich eine, die für ihre 'Sünde' und 'unnatürliche Lust' büßen muss. Das widerspricht ganz massiv dem Motiv der - vllt. etwas psychopathologischen - Selbstbestimmung am Anfang und rückt alles plötzlich in den letzten 10 Minuten an platte christliche Moral. Verstärkt durch den Soundtrack (Bachs Matthäuspassion), der - obwohl ich Requien mag - viel zu penetrant und laut über die Szene gelegt wird. Außer der 'Pieta' im Bad nach seiner Steriod-Überdosis gibt es ja keinerlei religiöse Motive im Film.


    Okay, sorry, das war extrem wortreich, dabei hab ich nicht mal die Hälfte meiner Eindrücke geschildert.

    Hätte Julia Ducournau sich an ihre eigene Prämisse gehalten, das phantastische Element konsequent durchgezogen und eben die Beziehung Alexia / Vincent dementsprechend behandelt bzw. enden lassen, wäre das Schwangerschaftsmotiv nicht so ungeheuer solitär in den Vordergrund gerückt (nichts interessiert mich weniger, ich hatte auch erwartet, dass ihr Abtreibungsversuch anfangs erfolgreich wäre und der Film von ganz anderen Dingen handelt), wäre es möglicherweise der beste Film, den ich je sah.


    Begeistert haben mich all die liebevollen Details und Verknüpfungen / Spiegelungen: Alexia trägt erst ein T-Shirt mit Robot-Aufdruck und Adrien hat dann dieselben 50s Roboter in seinem Zimmer; das Flammenthema beim Cadillac, den Flashovers, Waldbrand und Vincents 'Aktion' (super das Detail: Seine Zimmerdecke war rußgeflammt, das kann kaum von dem einen Zündeln gekommen sein); die metallene Haarnadel als Symbol für ihre Probleme mit Nähe / als Extension ihrer Selbst etc. und auch das Metall des Brustpiercings ... (Aua!!!).


    Titane hat extrem interessante Fragen aufgeworfen, und einige ganz wenige Unstimmigkeiten (?): Da sie selbst - zumindest mit der Schwangerschaft - sowohl Hämoglobin-Blut wie auch gleichzeitig Öl-Blut hat, müsste die Titan-Gebärmutter auch von ihrem eigenen Körper kommen, nicht vom Kind. Denn so viel Metall hat das Baby später ja gar nicht an sich. Zudem: Brüste lassen sich so weit runterbinden (klasse diese Verbands-Einschnitte!), aber wie ist da die Logik mit dem wachsenden Metallbauch? Ist hier das spekulative Element an- und abgeschaltet? Da Vincent dasselbe wahrnimmt wie sie, kann es keine Halluzination sein. Vllt. Korinthenkackerei, aber sowas kegelt mich bissl raus.


    Fazit: Beginn absolut grandios - Mitte extrem interessant - Ende meh.


    Fun fact: Agathe ist selbst nicht-binär, schreibt nebenher, hat ein Magazin herausgegeben und ein Photobuch über San Francisco veröffentlicht: I Ditched Class and I Took a Bath. Ceiba Editions, 2017. Besprechung & Verlagsseite. Ich hoffe, sie macht noch viele tolle Sachen und übernimmt weiterhin spannende Filmrollen!

    Kleine Neuigkeit am Rande: Maria Tani hat mir 3 Grafiken für Alraune Nordlicht (2023) zugesagt, ich habe heute im Atelier die Bilder ausgesucht und ihr bissl beim Zeichnen zuschauen dürfen. [Cof]msr1 Der Hammer!


    Und meine Novelette "SOS Barkentine Estonia" aus der Alraune #1 wird übersetzt in einer polnischen Maritime Horror -Anthologie erscheinen. Obwohl der Text deren Zeichenlimit um mehr als das Doppelte überschreitet ...

    [Gh2]

    Nummer 3 wird ein Essay von Katla enthalten.

    Liebsten Dank Michael! An dieser Stelle muss auf jeden Fall ein cross-advertisement gesetzt werden: Das Essay ist meine 1:1 Übersetzung meines Beitrags in deinem schönen Zwielicht 15.

    :*

    Percy findet Mary beispielsweise ziemlich "nerdy" und ist sowieso nur ein "Loser-Dichter", Polidori versucht in der Gegenwart von Byron "cool rüberzukommen", Goethe läuft in einem "tief euphorisierten Zen-Superzustand" durch die Gegend, der Himmel leuchtet einmal wie ein "Computerbildschirm"... Solche Formulierungen tauchen zwar nur selten auf, wirken aber jedes Mal wie ein absoluter Fremdkörper.

    Holy moly! 8| Okay, damit kegelt sich das Buch mit Überschallgeschwindigkeit aus meinem Interessenbereich, sowas will ich definitiv nicht lesen. Nirgendwo, in keinem Kontext.

    Danke schön, deine Vorstellung / eure Diskussion ist im Gegensatz zu den Primärtext-Schnipseln sehr interessant. Auch Nils ein Interview, wie er dazu kommt, da höre ich sicher rein.


    Meine Mutter hat ja inzw. drei Fassungen der Drehung der Schraube (1 x Original von Penguin Classics und zwei deutsche Versionen, die wohl stark voneinander abweichen: in einer fehlen ganze Sätze), und sie hatte eine dritte im Auge. Die aber ist auch im Hinblick auf diese Jugendsprak übersetzt worden, da kommt wohl sowas auch vor (kein Monitor, aber so ein Vokabular eben). Mann, da bin ich sowas von konservativ - anders Verfilmungen, da darf es ruhig neue Interpretationen / Sprache / Settings geben.

    "Mary Shelleys Zimmer" ist inzwischen übrigens bei mir angekommen und ich hab es mir mal ganz oben auf den SuB gelegt. Spätestens morgen werde ich mit der Lektüre beginnen.

    Oh, ich bin sehr gespannt, was du sagen wirst!

    Auch nicht mit seinem "Sandmann"? Müsste ich eine Top10 mit meinen liebsten klassischen Schauergeschichten erstellen, wäre Hoffmanns "Der Sandmann" definitiv immer dabei.

    Ui, das ist ja eine Ansage.

    Nee, ehrlich gesagt nicht. Es liegt daran, dass ich null hintersteige, was er mir mit dem Plot und den Figuren, Motiven, Themen ... eigentlich erzählen will. Egal, welche Geschichte ich nehme. Und dann ist mir das Pacing auch zu gemächlich, obwohl mich das bei anderen - Robert Edric, Meyrink - gar nicht stört. :(

    Ich knie vor Ken Russell.

    Absolut! WSKY Und The Devils! Ein harter Film, grandios.

    Danke, Michael - du bist mir zuvorgekommen! :*

    Es wird wohl in 2023 ein zweites davon geben. ich bin mal so frei und liste den Inhalt unten *flöt* ...

    Jörgs - bislang unveröffentlichte! - Geschichte durfte ich schon lesen, sie hat mir ganz enorm gut gefallen; und Tobias' Beitrag aus dem Xulhu ist auch wunderbar. Auf den Rest freue ich mich noch.


    Meine "Five Authors" sind: Michael Knoke, Jörg Kleudgen, Alexander Blumtritt, Rainer Zuch, Michael Marrak. Jeweils ein ganz. ganz kurzer Anriß. Ngranek ;- )



    Editor: Graeme Phillips

    Cover: Jonas Anderson - "Y'ha-nthlei".
    Inside Front Cover: Jörg Kleudgen - "R'lyeh 3".


    1. Contents.
    2. Monika Angerhuber - Introduction.
    [Translated from Die darbenden Schatten, Atlantis Verlag 2011 (German)]
    3. Uwe Voehl - "Death Lake" (Fiction).
    [Translated from Dunwich – Ein Reiseführer, Basilisk Verlag 2010 (German)]
    17. Jörg Kleudgen - "People of the Forest, People of the Sea" (Fiction).
    25. Carsten Schmitt - "The Puppeteer" (Fiction).
    [Translated from Daedalos 3, 1995 (German)]
    27. DJ Tyrer - Carcosa in Berlin (Poem).
    28. Eddie M. Angerhuber - Rinaldini's Hands (Fiction).
    [Translated from Die darbenden Schatten, Atlantis Verlag 2011 (German)]
    35. Cardinal Cox - Berlin '71 (Fiction).
    36. Tobias Reckermann - Xulhu (Fiction).
    [Translated from Xulhu und andere Erzählungen kosmischen Grauens, Blitz-Verlag 2020 (German)]
    43. Silke Brandt - "Unaussprechliche Texte: A Spotlight on Five German Lovecraftian Authors" (Artikel).
    46. Wade German - "In Nameless Places" (Poem).
    47. Rainer Zuch - Afterword.
    [Translated from Die Klinge von Umao Mo, Blitz-Verlag 2020 (German)]


    Inside Back Cover: Jörg Kleudgen - "Planet of the Dark Horizon 3".
    Interior Art: Richard Svensson - "Family Portrait" [16].

    Ganze daher wie ein Abklatsch vorkam. Auch wenn Matthew Gregory Lewis Roman natürlich wesentlich älter ist und sich Hoffmann auf diesen bezieht.

    Ah, das wusste ich gar nicht. Das mag dann auch Geschmacksache sein, ich bin mit Hoffmann nie warm geworden und habs inzwischen auch aufgegeben. Wenn ich andererseits nicht The Monk und Mathurins Melmoth relativ zu Anfang gelesen hätte, hätte ich möglicherweise sogar die Finger von der gesamten klassischen Gothic Novel gelassen. Aber die hatten mich überzeugt, dass es jenseits von Ann Radcliffe und Udolpho lesenwerte Geschichten gibt.


    Monk empfehle ich auch eher im Original, die Ironie und Leichtigkeit mag sich in der Übersetzung verflüchtigen.

    Axel hatte doch als Beispiel für ein literarisches Biopic den Roman "Der Mönch in Weimar" erwähnt, der sich mit Matthew Gregory Lewis beschäftigt und (wenn ich den Klappentext richtig deute) eine fiktive Entstehungsgeschichte zu dessen Skandalwerk erzählt. Nur deswegen habe ich "Der Mönch" angesprochen.

    Danke sehr, alles klar. :*

    So oder so, Mary hat jedenfalls unter den sexuellen Eskapaden von Percy gelitten.

    Yup, Polygamie ist nicht jedermanns (-fraus) Sache, egal, ob das aus 'politischen' Gründen vielleicht revolutionär sein mag.


    Danke für die Erinnerung an deine interessante Besprechung, Nils - da hatte ich ja sogar Ähnliches geschrieben, bevor ich den Film sah (ich werd wohl alt *gn*). Stimmt, ich fand die Schauspieler zu modern, die Settings/Mode dann aber zu mittelalterlich.

    Zumindest in der letzten Verfilmung über die Entstehung von "Frankenstein" (von 2017) wurde Mary von Elle Fanning gespielt, die damals ebenfalls 18/19 Jahre alt war. Den Film kann ich aber nicht empfehlen.

    Ganz, ganz schlimm, sehe ich auch so. Der lief vor ein paar Monaten hier im TV und ich bin vor Wut kochend durchgskippt. Mir wollte nicht einleuchten, warum ein gebildetes Mädchen, die die berühmteste Feministin (vllt. sogar die 'Erfinderin' des Feminismus) zur Mutter hat, einen anarchistischen Politiker zum Vater und aus dem oberen Bildungsbürgertum kommt, dargestellt wird wie eine verachtete Bauernmagd, wobei ich die ganze Zeit drauf wartete, dass die Häscher des Königs kommen und sie als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Beim Set-Design und den Kostümen hat man sich gleich um mehrere Epochen und Sozialschichten vertan.


    Ich las dann ein paar Interviews mit der Regisseurin Haifaa Al-Mansour, und sie sagte, jeder ihrer Filme sei eine Parabel auf die Unterdrückung der Frau in Saudi-Arabien und deren Opferrolle, es ging ihr eigentlich immer um dasselbe, egal, was im Film passierte. Klar, dann muss Mary Shelley missachtet (fast erniedrigt) und unterdrückt sein, von allen rumkommandiert und selbst mit schüchterner Fiepsstimme kaum Widerworte wagend. Die fast heimlich schreibt, von allem und allen isoliert. Mit der historischen Mary Shelley hat das nix zu tun.


    Was mir da nicht in den Kopf geht: Solche Schicksale gab es ja im Viktorianischen Zeitalter genug. Warum keine Figur nehmen, bei der die Thematik stimmt? Fand ich extrem daneben und ich bin eh kein Freund davon, Feminismus darüber zu reiten, Frauen ausschließlich als Opfer zu sehen / darzustellen. Das passt weder für das viktorianische UK, noch für das aktuelle Saudi Arabien (u.a. Frauen als de facto Sklavenhalterinnen - von anderen Frauen noch dazu).

    "Gothic" habe ich leider nie gesehen. Klingt aber so als müsste ich den dringend mal nachholen. Da kriegt man sogar die Blu-Ray recht günstig. Auch wenn mir ein Stream lieber wäre...

    In gar nicht so mieser Qualität hier. [Gh2] Wenn da was zum Anmelden kommt, einfach auf close klicken.

    Ich hatte den Film zum ersten Mal als älterer Teenie gesehen, ohne viel zu den Hintergründen gewusst und ohne eines der Werke gelesen zu haben. Im Nachinein erschließen sich einige Bilder / Szenen, die ich einfach nur schön skurril fand: Lord Byron hatte wohl Alpträume von Brüsten, die anstelle der Nippel Augen haben und ihn anstarren, dann die Frühgeburt eines von Marys Kindern, das nicht überlebte etc. Aber über fuzzy logic nimmt man irgendwie schon die richtigen Eindrücke auf.

    Apropos: Filmmusik: Ebenso grandios! Ich hab damals oft in Dauerschleife gehört.

    Spannend. Hast du die zufällig noch irgendwo rumliegen?

    Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, war Percey doch eher so der "Freie Liebe"-Typ, der eine offene Beziehung wollte und Mary ständig dazu animierte auch mit anderen Männern Sex zu haben, wovon sie allerdings nie so der Fan war.

    Haha, das war eine mit mechanischer Schreibmaschine geschriebene und Tipp-Ex-korrigierte Loseblattsammlung (mit sehr guter Note, übrigens). Hab ich leider weggeworfen, als ich meinen Hausstand für den Finnlandumzug auflöste.


    Ich hab das - allerdings jetzt über 30 Jahre her - etwas anders in Erinnerung. Percy hatte diese radikalpolitische "Freie Liebe" zwar als zentralen Punkt in seinem kurzen Schaffen, aber in der Realität wollte er sowohl die brave, gehorsame Hausfrau wie auch die polyamoröse, pansexuelle Geliebte, die er selbstverständlich nicht heiraten möchte und auf deren Schwangerschaft er keine Rücksicht nahm - ebensowenig wie den Tod des Kindes (der u.U. vermeidbar gewesen wäre, hätte Percy sie nicht zu Pferd und Esel (!) durch halb Europa geschleppt). Also, dem Mädel einen Braten in den Ofen setzen und dann mit anderen rummachen, dabei noch die depressive Schwangere rügen, warum sie nicht so viel Spaß hat wie er ... das ist schon krass. Und dann sind ja seine Gedichte auch nicht revolutionär - da ziehe ich jetzt einfach mal einen Vergleich zu Matthew Lewis' Haltung -, sondern fürchterlich kitschiges Geschwurbel. Und ja okay, manchmal bin ich recht schwarz/weiß *gn*.


    Apropos Lewis - oben hatte ich noch einen Nachsatz reineditiert - deine Sicht würde mich interessieren.

    Der Roman(?) könnte das literarische Äquivalent zu Ken Russels "Gothic" sein...

    Daran musste ich auch gleich denken, das ist ein so grandioser Film, den ich unzählige Male gesehen hab, und der auch enorm gut gealtert ist. Ein best practice Beispiel des damaligen Britischen Indie-Kinos, das meine Liebe zu Filmen und Kino ein für alle Mal zementierte. (Ich sag nur: allen voran der wunderbare Poet und Künstler Derek Jarman, die beiden Kens - McMullen und eben Russell -, und Peter Greeanway hat anfangs auch Spannendes gedreht).


    Wobei der Film ja weniger die Biographien betrachtet, als eben ein Schlaglicht auf die betreffende Nacht wirft (die biographischen Aspekte kommen ja recht surrealistisch-symbolisch angedeutet vor, nicht szenisch ausgespielt).


    Ich sehe - da gehe ich aber nur vom ersten Eindruck aus, ich hab das Buch nicht gelesen - hier eigentlich einen entgegengesetzten Umgang mit der Figur: Mary Shelley war 18/19 Jahre alt, als sie die erste Fassung von Frankenstein schrieb. In der Epoche war jemand diesen Alters eine junge Frau, klar eine Erwachsene ("Kindheit" war gar nicht so lange zuvor erfunden worden, bis zu dem Punkt waren es, sobald sie halbwegs laufen konnten, kleine Erwachsene ohne Anrecht auf eine 'unbeschwerte' Zeit, Spielzeug, Befreitsein-von-Arbeit etc.). Russells Film folgt ganz klar dieser Einordnung; und die wunderbare Natasha Richardson (R.I.P.) war konsequenterweise bereits 23, als sie die Rolle spielte. Heute hätte man das vermutlich mit einer 13-jährigen besetzt ...


    Im Buch sieht es für mich so aus, als folgte man heutiger Einordnung von teenage vs erwachsene, wobei manche Mittzwanziger noch irgendwie als Highschool-Kids durchgehen sollen, andererseits - grad in Actionfilmen - aber Ärzte, Wissenschaftler oder höhere Militärs mit grad mal Zwanzigjährigen gecastet werden.


    Percy Shelley rotiert wahrscheinlich gerade im Grab.

    And rightly so. Doppelmoral und überzogene Ansprüche an seine Partnerin einerseits und dann noch in ihrem Werk rumpfuschen (er drängte ihr das lange Intro auf, das in einem ganz anderen Tonfall geschrieben wurde und das Buch imA unlesbar machen würde, wäre es durchweg so verfasst. Mary Shelley hatte ja selbst einen viel weniger wortreich-laberig / schwülstigen Stil, sondern war sehr klar und kühl (im Rückblick auch mehr dem SF Genre angemessen, hätte sie das so geplant gehabt).


    Dabei fällt mir grad ein, dass ich zu Percys radikalem romantisch-politischem Liebesideal und der von ihm gelebten Realität bzw. klassisch-biedere Anforderungen an seine Partnerinnen meine erste Hausarbeit in der Anglistik schrieb. ^^ [shnt]


    Arkham Insider Axel Das literarische Biopic wäre vielleicht einen extra Faden wert? Ist ja auch oft interessant, wo ein historischer Roman um reale Tatsachen aufhört und eine semifiktive Biographie beginnt.


    Aber ich empfand Matthew Gregory Lewis "Der Mönch" bei der Lektüre auch als eine eher zähe Angelegenheit und würde mich nicht unbedingt als Fan des Romans bezeichnen

    8| Echt nicht? Boa, ich hab das Buch so gefeiert. Seiner Zeit um 100 Jahre voraus. Vllt. hat da jemand 'auf alt getrimmt' übersetzt, das Original ist ziemlich peppig und voller ironischem Witz.

    Jetzt muss ich echt mal ganz blöd fragen - inwiefern nennst du das bei den fiktiven Bios? Ist lange her, dass ich dazu was gemacht hab (ein Seminar), aber darin geht es doch gar nicht um eine historische Person. Also, meine ich.

    Cheddar Goblin Oh wow, das ist ja extrem cool, danke!


    Gar nicht als Kontrastprogramm gemeint: Jerry Goldsmiths Soundtrack für 13th Warrior höre ich immer noch sehr gern - volle Kanne Pathos, aber ich finde, das passt wunderbar. Vor allem gibt es imA kaum einen Rhythmus, der dem des Reitens näher kommt. Keine Ahnung, ob das Absicht war.

    Den Film mag ich wirklich, da sehe ich eigentlich nur zwei Schwächen: Das ahistorische Begräbnisritual auf dem brennenden Schiff, wobei auch noch eine Frau geopfert wird (das ist aber weder Crichtons noch McTiernans Schuld, sondern Ibn Fadlans, der Karl May des Orients); und dann finde ich es ziemlich daneben, die ältere Kultur so stark an afrikanischen Look bzw. die Rituale so stark an Voodoo anzulehnen. Ansonsten ist der echt nicht so verkehrt, zudem ist die Story eben extrem innovativ. Den Track mag ich am liebsten:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Arkham Insider Axel Danke sehr, das richte ich ihr gerne aus und ich freue mich echt wahnsinnig, dass ihre Bilder hier auf Zustimmung / Begeisterung stoßen.

    Ist immer schwer zu sagen, die passten eben auch irre gut in das Café und da weiß man ja nicht, ob man sich da eher von der netten Atmosphäre 'mitreissen' lässt. Dann hatte ich da wohl doch einen halbwegs objektiven Blick drauf. [CTHu]