Beiträge von Cheddar Goblin

    Cheddar Goblin hat in einem anderen Post einen so herrlich treffenden Eindruck zu dem Film gegeben, ich hoffe, sie oder er ist einverstanden, wenn ich ihn oder sie hier zitiere?! Ich könnte es nie besser beschreiben...

    Danke für die netten Worte, Shadowman.

    Wollte im "Hereditary"-Thread eigentlich nur ganz kurz auf den Nachfolgefilm aufmerksam machen, aber irgendwie ist das Ganze dann ausgeartet :D. Der Film hat aber definitiv einen eigenen Thread verdient, da gebe ich dir Recht [Skl].


    Ich würde mich jedenfalls über andere Meinungsäußerungen freuen... "Midsommar" hat ja durchaus das Potential zu polarisieren.

    An Sagittarius hab ich keine Erinnerung mehr außer das sie nicht mein Fall war. Die Geschichte von Schaab habe ich abgebrochen. Und die des Herausgebers war reiner Füllstoff.

    Ist halt alles Geschmackssache, Mammut. Mir haben die Geschichten gefallen...

    Die Geschichte von Michael lebt von ihrer Stimmung, da ist es schwer, die nach einiger Zeit zu fassen.

    Stimmt!

    An seine Geschichte aus "Nachtschatten" kann ich mich hingegen noch sehr gut erinnern. Die fand ich absolut großartig. Der Band ist aber auch wesentlich aktueller.

    Also ich finde schon das dieser dritte Band im Vergleich zu den ersten beiden ein wenig abfällt.

    Da würde ich dir sogar recht geben (auch wenn ich mir damit ein wenig widerspreche). Er ist aber immer noch besser als ein Großteil der üblichen deutschen Horror-Anthologien!

    ...deiner enthusiastischen Anfangsaussage kann ich nicht folgen.

    War meine Aussage zu enthusiastisch? Vielleicht. Aber es war ja auch ein Liebesbrief... da gehen eben manchmal die Pferde mit einem durch.

    "Windschatten" ist jedenfalls eine tolle Anthologie, die hier wesentlich mehr Beachtung verdient hätte.

    Und ich habe durch den Band ein paar interessante Autoren kennengelernt, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört hatte - Was kann es denn Besseres geben?


    Von Ina Elbracht habe ich mir auch schon ein weiteres Buch bestellt...

    Das ist ja alles schön und gut. Aber welche der Geschichten in dem Band macht das jetzt deiner Meinung nach eindrucksvoll deutlich? Ich finde den Band durchaus gemischt.

    Leichte Schwankungen gibt es doch in jeder Anthologie, Mammut. Ein Totalausfall war bei mir hier jedoch nicht dabei und ich fand dass alle Texte auf recht hohem Niveau waren. Um deine Frage jedoch ausführlich beantworten zu können, müsste ich den Band wahrscheinlich wieder lesen. Ist halt schon echt eine Weile her...

    In positiver Erinnerung geblieben sind mir jedenfalls:


    "Nachsehen" von Ina Elbracht

    "Sagittarius" von Christian Veit Eschenfelder

    "Das Zittern der Welt" von Erik R. Andara

    "Die Stadt der leuchtenden Schmetterlinge" von Philipp Schaab


    Besonders die Mischung aus "Blade Runner" und "Der Sandman" fand ich in "Nachsehen" ziemlich originell (und überraschend naheliegend). Ich bin aber auch generell großer Fan von E.T.A. Hoffmann und Philip K. Dick. Die Geschichte zählt neben "Sagittarius" zu meinen absoluten Highlights. Und Erik R. Andara geht sowieso immer...

    An die Beiträge von Tobias Reckermann und Michael Perkampus kann ich mich ehrlich gesagt jetzt spontan gar nicht mehr so genau erinnern, aber bei ihnen handelt es sich ebenfalls um Autoren, die ich eigentlich sehr schätze.

    Ich bin zwar nicht Bachi, aber...


    Hat es eine spezielle Bewandtnis dass du diesen alten Thread wieder ausgräbst, Mammut? Könnte es evtl. am Vincent Preis liegen? Einen Preis hätte dieser Band jedenfalls definitiv verdient!


    +++


    Mein Liebesbrief:

    Nighhtrain hat mit ihren großartigen Anthologien Autoren (und mit ihnen, eine ganz spezielle Form des Horrors) nach Deutschland gebracht, die dort bisher kaum präsent waren. Es gab zwar auch zuvor vereinzelte Versuche "New Weird"-Literatur hierzulande zu etablieren, jedoch waren diese nie von besonders viel Erfolg gekrönt. Der Laird Barron-Band bei Golkonda war wohl eine finanzielle Katastrophe, die letzte Ligotti-Veröffentlichung, die eigentlich der Auftakt zu einer Reihe weiterer Bücher sein sollte, hat sich ebenfalls schlecht verkauft und ob wir jemals wieder etwas von Jeff Vandermeer lesen werden, steht momentan auch noch in den Sternen (hatte den Verlag diesbezüglich mal angeschrieben und eine eher ernüchternde Antwort erhalten). Man kann es Nighttrain daher mMn gar nicht hoch genug anrechnen, dass sie trotzdem mit solchen Projekten an den Start gehen, obwohl von Anfang an klar sein dürfte, dass man damit kein Geld verdienen kann.

    Ohne sie wäre ich auch nie auf so fantastische Autoren wie Matt Cardin, T.E. Grau, Christopher Slatsky, D.P. Watt usw. aufmerksam geworden. Und ohne sie wären diese Autoren wohl auch nie übersetzt worden.

    (Lobend muss hier natürlich auch noch Yellow King Productions mit ihrer "This Weird World"-Anthologie, die "Miskatonic Avenue" von Michael Perkampus und die Sammlung "Allem Fleisch ein Greuel" bei Medusenblut erwähnt werden!)


    Was "Windschatten" nun im Speziellen so besonders macht, ist die Tatsache dass man hier völlig auf "große" Namen aus Übersee verzichtet und ausschließlich Autoren aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert, von denen man teilweise noch nie etwas gehört hat (Zumindest ging es mir so). Gerade weil dieser Band auf beeindruckende Weise deutlich macht, dass sich besagte Autoren qualitativ nicht im Geringsten vor ihren (oben erwähnten) Vorbildern verstecken müssen. Und wenn wir ehrlich sind, sah es nachdem Eddie M. Angerhuber ihre schriftstellerische Tätigkeit eingestellt hatte, diesbezüglich bei uns eher düster aus. Dass die Szene aber weiterhin sehr produktiv und alles andere als tot ist (und auch weit mehr zu bieten hat als die unzähligen Lovecraft-Epigone) macht "Windschatten" eindrucksvoll deutlich.

    "Hereditary" fand ich damals ja etwas überhypt. Der erste Teil (Das gnadenlose Auseinanderbrechen einer Familie) ist durchaus beeindruckend, wenn der Film aber ab der Hälfte in Richtung Horror kippt, spult er größtenteils leider nur noch die üblichen Klischees ab. Spätestens beim Gläserrücken und dem Abhalten einer Seance hatte er mich verloren. Auch wenn ich verstehe warum diese Szenen enthalten sind...


    Seit ein paar Tagen ist aber Ari Asters Zweitwerk, der zutiefst halluzinatorische Folk-Horror namens "Midsommar" als Stream, Dvd und Blu Ray erhältlich und den sollte man sich mMn unbedingt ansehen, sofern man ihn denn im Kino verpasst hat. "Midsommar" gehört nämlich (neben dem absolut brillanten "Suspira"-Remake von Luca Guadagnino) ohne Zweifel zu den besten Horrorfilmen der letzten Jahre!

    Im Kern geht es auch hier wieder um ein grausames Familiendrama, dysfunktionale Beziehungen, unterdrückte Wut und recht spezielle Formen der Trauerbewältigung (in Verbindung mit einer Emanzipationsgeschichte der etwas anderen Art) - Aber alles woran Ari Aster bei "Hereditary" noch gescheitert ist, bringt er hier zur Vollendung.

    Frei von Fehlern ist "Midsommar" dabei sicher nicht: Der Film erinnert bei der Darstellung des Kults stark an "Wicker Man" und erzählt in dieser Beziehung nichts Neues. Ein paar Kills gingen mir zu sehr in Richtung Backwood Slasher (Stichwort: Maske). Und gelegentlich muss man auch schon etwas Suspension of disbelief aufbringen, da es nicht immer nachvollziehbar ist, warum die Gruppe den ganzen Wahnsinn mit solch einer stoischen Gelassenheit hinnimmt und so lange im Dorf bleibt... Wobei man den letzten Punkt durchaus auch als Kommentar zur aktuellen PC-Kultur verstehen könnte.

    Das alles ist aber sowieso schon schnell völlig egal, da dieser hypnotische Film den Zuschauer (mit seinen endlosen Tänzen, Gesängen und Riten) völlig in Trance versetzt und generell wie ein einziger alptraumhafter Pilz-Trip wirkt, bei dem irgendwann selbst der Bildschirm zu wabern und zu pulsieren scheint.

    Zumal das Ganze auch noch in einem wahrhaft kathartischen (und wortwörtlich orgastischen) Finale mündet.

    Dazu kommen noch eine beeindruckende Hauptdarstellerin (Florence Pugh), eine fantastische Kameraarbeit (Pawel Pogorzelski) und ein großartiger Score von Bobby Krlic (aka the Haxan Cloak).

    Man muss auch Aster's Mut loben, nach dem doch eher mainstream-tauglichen "Hereditary" so einen sperrigen und speziellen Film nachzuschicken, der sicher einigen Zuschauern vor den Kopf stoßen wird. Aber Köpfe werden in "Midsommar" sowieso so einige zerstört. Auch damit sollte man klarkommen können...

    Fazit: Clever, verstörend, berauschend - Ein absolutes Meisterwerk!

    Ich bin immer noch high...

    Danke für die Ergänzungen, Martin. Habe mich noch nie bewusst mit der argentinischen Literatur auseinandergesetzt und stolpere immer eher zufällig über südamerikanische Autoren bzw. Bücher die mich interessieren. Kenne daher auch nur wenige von dir genannte Autoren, werde sie mir aber definitiv mal genauer anschauen.

    Ist das wirklich die erste reine Memoranda-Veröffentlichung?

    Ja. Siehe auch die offizielle Homepage des Verlags: memoranda.eu

    Denn das Buch wird auch auf der Golkonda-Seite gelistet und läuft in Online-Shops unter "Golkonda".

    Dort sollte "Der einheitliche Wille" ja auch ursprünglich erscheinen, bevor der Europa Verlag (zu dem auch Golkonda gehörte) Insolvenz beantragt hat. Wurde an vielen Stellen im Netz scheinbar noch nicht aktualisiert.

    Grad wollte ich sagen, Diktaturen (-> Franco, Stalin, Argent. Junta) bringen oft sehr gute Phantastik hervor, weil Kritik nicht offen angebracht werden kann, sondern in Surrealismus und Absurdes verpackt werden muss.

    Interessanter Punkt, der wahrscheinlich ziemlich dicht an der Wahrheit liegen dürfte.

    Ich habe einen bestimmten Blick auf Plath durch die feministische Rezeption, und da gibt es ein paar Punkte, die mich aufregen.

    Wir entfernen uns zwar immer mehr vom eigentlichen Thema dieses Threads, aber könntest du darauf vielleicht etwas näher eingehen? Würde mich echt interessieren. Sylvia Plath steht bei mir ziemlich hoch im Kurs und zählt neben Leonora Carrington Mary Shelley und Charlotte Perkins Gilman (nur um mal ein paar Beispiele zu nennen) zu den Autorinnen, für die ich eigentlich große Bewunderung empfinde - Nicht nur aus feministischer Sicht, aber dennoch...

    Ich habe mich zeitgleich mit Carrington irgendwann in den 80ern auch an südamerikanischem Magischen Realismus versucht und entschieden, dass mir der viel zu episch und vor allem zu Romantik-lastig ist...

    Gerade Argentinien hat in der Beziehung doch unglaublich viele tolle Autoren zu bieten. Neben Klassikern wie Jorge Luis Borges und Julio Cortázar würden mir da spontan noch aktuelle Beispiele wie Guillermo Saccomanno, César Aira und besagte Samanta Schweblin einfallen. Ich frag mich oft was die Regierung in Argentinien ins Trinkwasser kippt, weil dort so viele völlig durchgedrehte, halluzinatorische Bücher entstehen - Wobei Schweblin in "Das Gift" darauf eigentlich eine Antwort gibt (Spoiler: Es ist Gift :D )

    Ich hatte Bell Jar vor Unten gelesen, und finde Carringtons kleine Novelle um Längen besser. Sicher nicht gerade ein launiger Text, aber ihm geht völlig Plaths pathetisches Gejaule ab. Sorry.

    Um jetzt auch mal pathetisch zu werden: Mir blutet das Herz, Katla!

    Finde "Bell Jar" nämlich absolut großartig.

    Der Roman Das Hörrohr ist auch super.

    Den hab ich nie gelesen, weil der Inhalt für Carrington irgendwie zu normal klang.

    Carrington gehört seit damals zu meinen Fav-Five Künstlern, mit den Strugatzkis, Giger, Lovecraft und Derek Jarman

    Schöne Liste! Jarman kenne ich gar nicht. Werde ich mir aber mal ansehen.

    Ich hab grad "Das Sanatorium zur Sanduhr" gelesen, sprachlich so grandios...

    Muss ich mir (nach den ganzen Lobpreisungen hier im Forum) wohl auch demnächst mal zulegen. Von Bruno Schulz kannte ich bisher nur "Die Zimtläden".

    Leonora Carrington kommt als Nächstes bei mir dran.

    Da kann ich dir zum Einstieg "Die Windbraut" empfehlen. Der Band enthält mMn ein paar ihrer besten surrealistischen Kurzgeschichten.

    Oder "Haus der Angst", in welchem die autobiographische Novelle "Unten" abgedruckt ist, in der Leonora Carrington ihren Psychiatrieaufenthalt beschreibt. Hat mich damals etwas an "Die Glasglocke" von Sylvia Plath erinnert. Ist auch ähnlich erbauend.

    Samanta Schweblin find ich grandios.

    Freut mich dass es hier noch einen Fan gibt. Hoffe da kommt in Deutschland demnächst mal wieder etwas von ihr...

    Zu Baconsky, der ist grandios. Beim Blitz Verlag dürfte seine Storysammlung noch erhältlich sein.

    Ja. "Das Äquinoktium der Wahnsinnigen" ist zwar auf 888 Bände limitiert und bereits vor 12 Jahren (!) erschienen, aber immer noch erhältlich. Macht leider deutlich, wie groß das Interesse an diesem fantastischen Autor hierzulande ist.

    "Die schwarze Kirche" gibt es allerdings nur noch antiquarisch. Für ein gut erhaltenes Exemplar kann man da mal schnell 30 Euro hinblättern. Ist das Buch mMn aber auch wert. Braucht sich nicht hinter Meisterwerken wie "Die andere Seite" oder "Der Golem" zu verstecken.

    Danke für euer Feedback. Da das Buch und der Thread schon etwas älter sind, hatte ich gar nicht mit Resonanz gerechnet.

    Gut zu wissen, vielen Dank. Ich denke, nach den bisherigen Meldungen dazu, muss ich das Buch meinem ohnehin schon sehr hohen SUB nicht mehr unbedingt zufügen.

    Du verpasst absolut nichts!

    Ich habe nicht abgebrochen und mein Resümee fiel nicht so vernichtend aus, dennoch kann ich dir voll zustimmen, Cheddar Goblin. :(

    Du hast ja auch mal eine von dir verfasste Rezension erwähnt. Wo kann man die denn finden, Gordon?