Das Buch habe ich gemocht, den Film jedoch nie gesehen. Ich fand den Trailer damals dermaßen abschreckend, dass ich augenblicklich jegliches Interesse an der Verfilmung verloren hatte.
Für mich wurden dort einfach völlig falsche Prioritäten gesetzt und viel zu viel Wert auf Schock und Ekel gelegt. Besonders albern fand ich in diesem Zusammenhang, dass man gewisse Stellen verpixelt hatte, um jedem klar zu machen, wie "krass", "brutal" und "extrem" der Film doch ist.
Dazu kamen dann noch diverse Interviews mit Fatih Akin, in denen er sich wie ein kleines Kind über die FSK 18-Freigabe gefreut hatte - Als wäre allein diese Alterseinstufung ein Qualitätsmerkmal.
Alles eher befremdlich. (Ich bin aber eben auch keine zwölf mehr und die Zeiten in denen ich mir die Nächte mit ausgeleierten VHS-Kopien diverser indizierter Splatterfilme um die Ohren gehauen habe, sind lange vorbei.)
Die Besetzung von Honka (sofern ich diese nach dem Trailer beurteilen kann) fand ich auch sehr unglücklich. Honkas Äußeres war zugegebenermaßen sehr "speziell", aber hier wurde der Schauspieler so dermaßen mit Maske zugeklatscht, als würde es sich um eine Rolle von Dieter Krebs bei "Sketchup" handeln. Ich konnte ihn jedenfalls keine Sekunde lang ernst nehmen.
Und wenn ich mich nicht irre, ignoriert der Film doch auch fast völlig das Schicksal der reichen Reederei-Familie - Dabei war gerade dieser Handlungsstrang für die Aussage des Romans nicht gerade unbedeutend, um nicht zu sagen, geradezu essenziell.
"Der Goldene Handschuh" wurde allgemein ja oft als die deutsche Version von "American Psycho" bezeichnet. Bei der Verfilmung scheint man jedoch genau den gegensätzlichen Ansatz des amerikanischen "Vorbilds" gewählt zu haben. Mary Harron hatte bei ihrem Film die extreme Gewalt der Vorlage damals fast völlig ausgeklammert, ohne dabei jedoch die Aussage von Bret Easton Ellis zu verwässern (ganz im Gegenteil!), während Akin sich anscheinend überwiegend auf die Gewalt fokussiert und dabei den ganzen Rest vernachlässigt hat. Schade.