Beiträge von Cheddar Goblin

    Ich glaube nicht, dass DP Watt oder sonst allzu viele Leute davon wissen.

    Das ist natürlich die dritte Möglichkeit.

    Ich würde es begrüßen, wenn du etwas genauere Anschuldigungen erwähnen könntest, in dieser Form bissl schwierig.

    Naja, ich denke mal, dass Erik mit der Erwähnung der "fragwürdigen politischen Kreise" nicht zum Ausdruck bringen wollte, dass der Verleger ein linksgrün-versiffter Gutmensch ist.


    Danke jedenfalls für die Vorstellung. DP Watt kenne ich bisher leider nur aus der Nighttrain-Anthologie (guter Verleger übrigens :D). Dort hat er mir allerdings sehr gut gefallen. Um die Mount Abraxas Press werde ich wohl aber eher einen Bogen machen.

    ...außerdem scheint sich der Verleger in fragwürdigen politischen Kreisen zu bewegen.

    Was bei mir (ohne mich jetzt näher mit der Materie beschäftigt zu haben) natürlich unweigerlich die Frage aufwirft, warum DP Watt denn überhaupt in so einem Verlag veröffentlicht. Teilt er die politischen Überzeugungen des Verlegers oder ist es ihm schlichtweg egal? Ich hielte beides für bedenklich.

    (Der Thread wäre übrigens besser im Bereich für fremdsprachige Literatur aufgehoben.)

    Klingt wirklich extrem interessant und richtig schön schräg. Irgendwie musste ich bei der Beschreibung sofort an die Geschichten von Frédéric Boutet denken (was zugegebenermaßen aber auch nur am lebenden Skelett liegen könnte).

    An rumänischen Autoren kenne ich bisher auch nur den großartigen Anatol E. Baconsky (den ich hier im Forum irrtümlich mal als Polen ausgegeben habe) -Von daher habe ich diesbezüglich durchaus Nachholbedarf.

    Gleich mal bei Bookdepository vorbestellt.

    Auf deine Meinung bin ich schon sehr gespannt, Katla. Bis dahin setzte ich mir das Buch mal auf die Wunschliste.

    Wie kommst du darauf?

    Ach, nur meine eigene unreflektierte Meinung.

    Oh, okay. Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Auch im Film?

    War kein Bestandteil der Comics oder des Films. Die Serie setzt generell ganz andere Schwerpunkte und bezieht sich stark auf die momentane politische Lage in Amerika (Police Brutality, Black Lives Matter, Trump, White Supremacy...)

    Ich habe die deutsche Version damals Rücken an Rücken mit Victor LaValles "The Ballad Of Black Tom" gelesen und beide Bücher sehr gut gefunden.

    Da hoffe ich ja immer noch auf eine Übersetzung. Vielleicht ja in der neuen Festa-Reihe. Auch wenn der Verlag mit Lovecrafts Rassismus ja generell recht unreflektiert umgeht.

    Und da wir gerade beim Thema sind: Ist "Lovecraft Country" eigentlich eine gebräuchliche Bezeichnung? Ich kenne den Begriff jedenfalls nur aus diesem Buch und dort ist er ja ganz klar negativ konnotiert... also im Sinne von "No Country for Black Men".

    Ich frage auch, weil sich Michael Marrak im Vorwort von deinem "Hotel Kummer" auf diese Bezeichnung bezieht und von einem "Andaraland" spricht. Fand ich in dem Zusammenhang ziemlich irritierend.

    Eine Rezension, die dem Forum zu Ehren gereicht!

    Dem Stimme ich zu. Genau wie Nils Meinung zum Buch, die ich so sofort unterschreiben würde. Auch wenn ich es niemals so eloquent hätte ausdrücken können.

    Neulich hatte ich mir noch The Night Ocean von Paul La Farge zugelegt

    Nie davon gehört. Danke für den Tipp.

    oder von den unfassbar grausamen „Tulsa Riots“...

    Sind auch wichtiger Bestandteil der HBO-Serie "Watchmen", die ähnlich wie "Lovecraft Country" das Thema Rassismus mit dem Phantastik-Genre verknüpft. Die extrem politische und clevere Serie kann ich nur wärmstens empfehlen. Auch wenn ich es eigentlich immer äußerst kritisch sehe, wenn versucht wird, dass "Watchmen"-Universum fortzusetzen. Schöpfer Alan Moore vertritt diesbezüglich ja einen klaren Standpunkt... Wenn man sich davon aber freimachen kann, ist die Serie tatsächlich ein kleines Meisterwerk und hat absolut nichts mit dem ganzen Marvel-/DC-Quark zu tun.

    Das Buch steht auch ganz oben auf meiner Wunschliste. Gerade weil ich ein wirklich großer, großer Blackwood-Fan bin. "Sieben Lichter" und "Die Nebelkrähe" werde ich mir wohl auch zulegen müssen. Pechmann kenne ich bisher leider nur durch seine tolle Mary Shelley-Biographie - Dabei scheint er genau die Art von Büchern zu schreiben, die ich mag. Dass er fiktionale Stoffe verfasst, habe ich erst durch dieses Forum erfahren.

    Ich werde also demnächst mal meinen imaginierten Kamin anschmeißen, meine nicht vorhandene Pfeife stopfen, die ganzen alten Grimoires und Folianten beiseite räumen und in die Welt des Herrn Pechmann eintauchen.

    Zu "Die Bewahrungsmaschine":

    Primärziel ist es der Kunst eine körperliche Form zu geben, damit sie sich aktiv gegen ihre Vernichtung wehren und nicht aussterben kann. Die "Konsumierbarkeit" scheint dabei erst mal zweitrangig zu sein. Um die Wesen wieder in Musik umzuwandeln, braucht es aber zwingend die Bewahrungsmaschine, das stimmt. Hunderprozentig durchdacht ist Doc Labyrinths Masterplan (von Anfang an) nicht.

    +++


    Ich mach dann mal weiter mit...


    Entbehrlich:

    Worum geht’s: Ein namenloser Mann kriegt zufällig mit, wie sich zwei Raupen über ihn unterhalten. Für ihn ist das eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn er wird schon länger von diversen Insekten verfolgt und steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Bereits ein kleines Spinnennetzt versetzt ihn in entsetzliche Panik. Eine Panik, die alles andere als unbegründet ist - Denn die Ameisen wollen ihn tatsächlich umbringen!


    Zur Inspiration zu „Entbehrlich“ sagt Dick im Anhang: „Die Idee zu dieser Geschichte kam mir, als eines Tages eine Fliege an mir vorbeiflog, und ich hatte das Gefühl – paranoid allerdings! – sie lacht mich aus.“

    Mit ihren 7 ½ Seiten wirklich eine extrem kurze Erzählung. Sie erschien erstmals 1953 im „F & SF-Magazin“, auch wenn davon ausgegangen wird, dass Dick sie zur selben Zeit wie „Roog“ geschrieben hat (also bereits 1951).

    Eigentlich gab er ihr den Namen „He who waits“, die Herausgeber von „F & SF“ haben sie jedoch einfach in „Expendable“ umbenannt (Warum auch immer?). Dick war mit dieser Entscheidung jedenfalls nicht besonders glücklich. In einem Brief an Boucher schrieb er: „I am puzzled by the new title "Expendable." What does it mean? How does it fit the story? Who put it on? And -- is there any way I can get hold of the foreign edition it appears in?…“

    Ich finde den neuen Titel eigentlich recht passend (besonders wenn man das bitterböse Ende der Geschichte kennt), dennoch ist Dicks Ärger natürlich verständlich.

    Zum Inhalt: Die Mensch/Ameisen-Metapher wird ja immer gerne benutzt, wenn man z.B. die Überlegenheit eines meist gottähnlichen Wesens zum Ausdruck bringen will. Dick dreht die Sache hier jedoch einfach um: Die Ameisen werden hier als Götter bezeichnet. In ihren Augen handelt es sich bei den Menschen um primitive, mitleidserregende Geschöpfe, die dringend vernichtet werden müssen. Auch interessant dass ausgerechnet die Spinnen, unter dem Volk der Insekten, unsere einzigen Verbündeten sind, handelt es sich bei den Achtbeinern doch sicher um die unbeliebtesten Krabbeltieren der Menschen (Stichwort: Arachnophobie).

    Aber entspricht das Geschilderte in „Entbehrlich“ überhaupt der Wahrheit, oder bildet sich der Mann nur alles ein?

    „Sie hatten es also auf ihn abgesehen, so sehr, daß sie schon organisiert vorgingen. Verzweiflung begrub ihn wie eine Lawine. Was konnte er bloß tun? An wen konnte er sich wenden? Mit wem reden?“ heißt es an einer Stelle in „Entbehrlich“. Im Prinzip entspricht er also dem typischen Bild eines Paranoikers, der in allem eine Gefahr/Verschwörung erkennt. (Im ICD-10 steht unter paranoider Persönlichkeitsstörung: „Diese Persönlichkeitsstörung ist durch (…) Misstrauen, sowie eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen gekennzeichnet, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden…“)

    Wie man die Sache auch interpretiert, es handelt sich hier mMn um eine äußerst unterhaltsame Geschichte, nach der man sein Verhältnis zu Spinnen und Ameisen sicher grundlegend überdenken wird und die das Thema „Killer-Insekten“ mal auf recht originelle Weise behandelt. Das Ganze weist natürlich deutliche Parallelen zu „Die kleine Bewegung“ auf, „Entbehrlich“ ist mMn jedoch wesentlich gelungener. Hat mir gut gefallen. (4/5)

    Auf das Buch bin ich wirklich extrem gespannt. Ich habe dazu auch schon einen Thread im "Romane und Novellen"-Bereich eröffnet. Unter "Anthologien und Storysammlungen" ist das Ganze aber wahrscheinlich wesentlich besser aufgehoben. Die Form von "Feuerernte" war mir damals eben noch ein kleines Rätsel.. bzw. hielt ich es für eine durchgehende Geschichte, die von 5 verschiedenen Autoren verfasst wurde. Erik konnte mich diesbezüglich dann aber schnell erleuchten...

    Vielleicht kann ein Mod ja beide Threads zusammenschieben.

    Gefällt mir auch nach mehrmaligen Lesen gut.

    Mir auch.

    Lebende Kunst, die sich aktiv gegen ihre Vernichter wehrt - Eine skurrile, aber auch ziemlich interessante Idee. Ich hatte direkt das Bild vor Augen wie sich eine Armee „entarteter Kunst“ auf ein Heer Nazis stürzt.

    Ich bin mir nicht sicher ob China Miéville die Dick-Geschichte kennt, aber der Plot erinnert doch stark an seinen Dada-Roman „Die letzten Tage von Neu-Paris“. Während dort Kunstwerke jedoch einfach nur zum Leben erweckt werden, wird hier der Musik eine körperliche Form gegeben (Mozartkäfer, Bramsinsekten etc.).

    Was wir dadurch erfahren: Dick scheint Schubert nicht besonders geschätzt zu haben, denn das Schuberttier ist ein äußerst einfältiges, unvernünftiges Geschöpf, das an ein Schaf erinnert. Das Wagnertier ist hingegen „groß und mit kräftigen Farben besprenkelt. Es schien reichlich schlechte Laune zu haben und Doc Labyrinth hatte ein wenig Angst vor ihm.“

    Besagtes Wagnertier beginnt dann auch schnell damit sich zu verändern und jagt auf die anderen Wesen zu machen.

    Eine kurze, surreale und sehr schräge Geschichte, inklusive leichtem Creature-Horror-Einschlag - Denn alles was lebt, muss um sein Überleben kämpfen und wird dabei (so Dicks These) zwangsläufig hässlich. Als Doc Labyrinth (übrigens ein typischer bekloppter Name für einen Protagonisten einer PKD-Geschichte) eines seiner Geschöpfe einfängt und wieder in Musik umwandelt, entsteht dabei eine Symphonie des Grauens, die selbst der wahnsinnige Erich Zann nicht verstörender hätte komponieren können.

    Ergänzung: Doc Labyrinth wird uns übrigens wieder in „Das kurze glückliche Leben des braunen Halbschuhs“ begegnen. (4,5/5)

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Der Film ist ab dem 04.09 auf Netflix verfügbar. Da ich den Roman von Ian Reid sehr mochte und generell großer Charlie Kaufman-Fan bin, erwarte ich großes. Der Trailer schafft es mMn schon mal perfekt die surreale Stimmung des Buchs einzufangen. Und Hauptdarstellerin Jessie Buckley mochte ich schon in der fantastischen "Chernobyl"-Serie. Könnte das schrägste "Treffen der Schwiegereltern" seit David Lynchs "Eraserhead" werden :D. Ich bin gespannt...


    Worum geht's?

    "Eine Frau fährt mit ihrem neuen Freund Jake durch die winterliche Weite Kanadas. Trotz ihrer besonderen Verbindung denkt sie darüber nach, die Sache zu beenden. Und während draußen die Dämmerung das einsame Land in Dunkelheit hüllt, werden drinnen im Wagen Gespräche und Atmosphäre immer unheimlicher: Weshalb hält die Erzählerin einen Stalker vor Jake geheim, der ihr seit längerem Angst macht? Warum gibt Jake nur bruchstückhaft etwas von sich preis? Wort für Wort steigt aus den Seiten ein kaum greifbares Unbehagen auf, denn eines ist von vornherein klar: Das junge Paar steuert unaufhaltsam in die Katastrophe ...

    Ein raffiniertes, stilistisch brillantes Psycho-Drama über Identität, menschliche Abgründe, Einsamkeit und Wahn." (Klappentext des Romans)