Ich
bin ja gerade dabei ein paar literarische Lücken zu schließen.
Nachdem ich mich nun durch einen Großteil der deutschen
Veröffentlichungen von Fritz Leiber gelesen habe, ist bei mir nun Robert
Bloch an der Reihe. Ebenfalls ein Autor, den ich bisher sträflich
vernachlässigt habe und von dem ich höchstens ein paar
Kurzgeschichten kenne.
Ähnlich
wie Leiber (mit dem Bloch befreundet war) stand er zu Beginn seiner
Karriere im engen Briefkontakt mit H.P. Lovecraft, wurde sogar in
dessen Zirkel aufgenommen, hat sich später dann aber immer mehr von
seinen Ursprüngen entfernt und seinen eigenen Weg eingeschlagen.
Während Fritz Leiber bei der Science-Fiction landete, waren es bei
Robert Bloch jedoch überwiegend Thriller und Krimis. Sein
bekanntestes Werk ist dabei sicher "Psycho", welches
später dann von Alfred Hitchcock verfilmt wurde.
Dem
(kosmischen) Horror hat er aber nie ganz abgeschworen und auch ein
paar Sci-Fi-Stories und Romane verfasst. Genau diesen phantastischen
Werken möchte ich mich nun in nächster Zeit etwas genauer widmen.
Kann da jemand etwas empfehlen?
Angefangen
habe ich jedenfalls mal mit einem
Roman, den ich schon ewig auf meiner Liste stehen hatte...
Cthulhus
Rückkehr
Klappentext:
"Albert
Keith entdeckt bei einem Trödler ein altes Bild. Signiert ist es mit
R. Upton. Scheinbar geht das Gemälde auf die Erzählungen eines
gewissen H.P. Lovecraft zurück. Bald muß Keith begreifen, daß
Lovecrafts Geschichten eine Warnung waren – denn der uralte Gott
Cthulhu ist nicht vergessen. Fanatische Anhänger bereiten Cthulhus
Rückkehr vor...
Mit
diesem fesselnden Roman setzt der berühmte PSYCHO-Autor seinem
Mentor ein literarisches Denkmal."
Meinung:
Erschienen
ist das Buch in Deutschland als vierter Band der "Lovecrafts
Bibliothek des Schreckens"-Reihe, die damals noch beim
Blitz-Verlag beheimatet war. Übersetzt wurde es von einer gewissen
Monika Angerhuber.
Was
anhand des Klappentextes jedoch nicht deutlich wird – Bei "Cthulhus
Rückkehr" handelt es sich um einen Episodenroman. Wir
folgen hier nicht nur Albert Kieth, sondern auch seiner Ex-Frau Kay
Kieth und einem Reporter namens Mark.
Der
Einstieg fällt dabei recht klassisch aus: Ein Mann kauft in einem
Antiquitätenladen ein seltsames Objekt und wird danach vom Pech
verfolgt. Besagtes Objekt ist in diesem Fall ein zutiefst
verstörendes Gemälde, welches von niemand Geringerem als Pickman zu
stammen scheint. Dabei ist der Maler doch eigentlich nur eine
Erfindung des Horrorautors H.P. Lovecraft und hat nicht wirklich
existiert. Zufall? Ein Witz? Fan-Art? Oder gab es Pickman vielleicht
doch und Lovecraft wurde von seinen Bildern überhaupt erst zu der
bekannten Geschichte inspiriert? Aber warum haben wir darüber dann
noch nie etwas im Podcast der Arkham Insiders gehört?... Albert und
sein Freund Wavery wollen der Sache jedenfalls auf den Grund gehen -
Doch bei ihrer Spurensuche kommt es schnell zu ersten Toten. Und
jeder dieser Morde hat ein Vorbild bzw. eine Entsprechung in den
Geschichten von Lovecraft.
Der
erste Teil des Romans ist mMn durchaus gelungen. Dadurch dass hier
gnadenlos jeder ermordet wird, der auch nur entfernt etwas mit der
Sache zu tun hat, erzeugt Bloch definitiv eine gewisse Spannung und
beklemmende Atmosphäre. Dabei gelingen ihm auch ein paar wirklich
unheimliche Momente (z.B. der nächtliche Anruf). Zur Stimmung trägt
sicher auch bei, dass relativ lange im Dunkeln gelassen wird, wer der
eigentliche Feind ist. Ein krankhafter Lovecraft-Fan? Ein verrückter Kult? Einer
der Großen Alten?
Viele
Pastiches leiden zudem ja häufig darunter, dass die entsprechenden
Autoren sie einfach mit unzähligen Lovecraft-Anspielungen und
Referenzen vollstopfen und glauben, allein dadurch würden sie ein
ähnliches Feeling erzeugen wie bei den Originalen. Bloch umgeht
diesen Fehler jedoch geschickt, in dem er Lovecraft, seine
Geschichten und die Anspielungen auf diese, zum Teil der eigentlichen
Handlung macht.
Dabei
wirkt Vieles allerdings extrem konstruiert, der Zufall spielt häufig
eine viel zu große Rolle, manche Plot-Twist fallen unglaublich
vorhersehbar aus, der Protagonist ist stellenweise so naiv, dass es
irgendwann einfach nur noch unglaubwürdig erscheint und generell
sollte man sich bei der Lektüre nicht allzu viele Gedanken über
Logik machen - Sonst fällt einem nämlich ganz schnell auf, dass
zahlreiche Elemente der Handlung absolut keinen Sinn ergeben.
Im
zweiten Teil wird dann plötzlich auch noch Alberts Ex-Frau aus dem
Hut gezaubert, die zuvor nie erwähnt wurde. Wie sie in die ganze
Sache verstrickt ist, wird nie wirklich einleuchtend erklärt bzw.
ist die Erklärung reiner Quatsch. Definitiv die schwächste,
zäheste, leider aber auch umfangreichste Episode des Romans.
Etwas
unterhaltsamer wird es dann wieder im dritten und letzten Teil, der
mit einem Zeitsprung einhergeht und in der unmittelbaren Zukunft
spielt. Die wahre Identität des Reporters, die uns hier am Ende als
Mindfuck verkauft werden soll, ist dem Leser allerdings schon auf der
ersten Seite klar. Dennoch fällt das gigantische Chaos, das Bloch
hier im Finale veranstaltet, zweifelsfrei recht amüsant aus.
Und
auch wenn das bis jetzt fast alles extrem negativ klang, hatte ich
mit dem Roman schon irgendwie meinen Spaß: Enormes Temo,
unterschiedliche Perspektiven, Orte, Zeitebenen und Themen - Das
Tunguska-Ereigins, UFOs, Kryotechnik, gewaltige Erdbeben, der
Untergang der Osterinseln... Bloch fährt hier schwere Geschütze
auf. Man sollte allerdings kein kosmisches Grauen erwarten, sondern
eher eine äußerst pulpige- und actiongeladene Mischung aus
Detektiv-, Abenteuer- und Katastrophenroman, die mich persönlich
extrem stark an Donald Wandreis "Tote Titanen, erwacht!"
erinnert hat. Qualitativ würde ich die Geschichte auch auf einem
ähnlichen Niveau sehen – Soll heißen: Eher mittelmäßig.
Leider
ist das Buch schon seit Jahren nur noch antiquarisch und recht teuer
zu erwerben. Die Preise liegen meist um die 100 Euro und das ist
"Cthulhus Rückkehr" mMn nicht wert. Es wäre also
definitiv mal an der Zeit für eine Neuauflage.