Bei Meredith als Name hatte ich sofort Probleme. So heißt die Nervensägende Hauptfigur aus Grey’s Anatomy
Die Serie habe ich nie gesehen. Ich habe Meredith aber trotzdem immer für einen reinen Frauennamen gehalten. Anscheinend ist er aber für beide Geschlechter gebräuchlich.
Nun gut. Erstaunlicher fand ich, dass sich die Geschichte in ähnlicher Form immer wieder in SF-Anthos finden lässt. Bunkergemeinde schickt wen aus in die postatomare Wüste, um Dinge zu tun.
Stimmt. Hier haben wir es mMn aber mit einer sehr gelungenen Variante dieser bekannten Geschichte zu tun (die 1953 vielleicht auch noch gar nicht so bekannt war.
Den bösen Computer fand ich cool, dass die Bunkerelite von der Fütterung wusste, blöd. Ohne das Erklärbär-Ende hätte die Story viel mehr Wucht. So Haarteppichknüpfermäßig.
Das "Erklärbär-Ende" habe ich gar nicht als ein solches wahrgenommen bzw. war ich nicht der Ansicht, dass es der Geschichte irgendwie geschadet hätte. Aber das ist natürlich mal wieder Geschmackssache.
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Draußen im Garten:
Worum geht’s: Die schwangere Peggy Nye verbringt, sehr zum Missfallen ihres Mannes, den ganzen Tag mit ihrer Lieblingsente Sir Francis im Garten. Als ein Freund des Paares meint, der Anblick von Peggy und der Ente würde ihn an ein Yeats-Gedicht erinnern (in dem sich Zeus, in der Gestalt eines Schwans, mit einer Frau paart), löst er bei Peggys Mann eine fixe Idee aus - Ist er wirklich der Vater des kommenden Kindes, oder ist es vielleicht die Ente Sir Francis? Selbst als das Kind schon längst geboren ist, geht ihm dieser verrückte Gedanke nicht mehr aus dem Kopf.
„Eine fixe Idee, auch überwertige Idee genannt, ist ein Symptom aus dem Bereich der klinischen Psychologie und der Psychiatrie. (…) Das Deutsche Wörterbuch definiert fixe Idee als „eine vorstellung die die seele unaufhörlich und alle andere vorstellungen beherschend, einnimmt“ (…) Bei einer fixen Idee konzentrieren sich alle Gedanken auf ein Kernthema. Abgesehen davon denken die Betroffenen ansonsten logisch, so dass sie für vernünftig gehalten werden, wenn das kritische Gebiet nicht berührt wird.“ (Wikipedia)
Das Phänomen der postnatalen Depression bei Müttern war mir ja bekannt - Eine postnatale Psychose beim Vater war mir allerdings neu… aber von toxic masculinity hat vor ein paar Jahren schließlich auch noch niemand geredet.
Robert wird jedenfalls im Verlauf der Geschichte zunehmend verrückter („Hatte Peg dem Kind von ihm erzählt? Hatte sie ein Bild von ihm gemalt, ein idealisiertes Bild? Einen Entengott. Die große Ente im Himmel, die in Feuer gehüllt zur Erde herabsteigt.“).
Dick erzählt hier eine wirklich sehr, sehr schräge Geschichte, die nichts mit Sci-Fi oder Fantasy zu tun hat, sondern eher in der Tradition von „Der Erbauer“ steht. Beide Geschichten haben auch das offene Ende gemeinsam.
Hat mir jedenfalls richtig gut gefallen und mich auch ein bisschen an die seltsamen Geschichten von Robert Aickman erinnert - Aber mit meiner positiven Meinung bin ich hier wohl wieder allein :D. Ich kann das nachvollziehen. "Draußen im Garten" ist schon sehr speziell - Aber auch mal wieder herrlich bekloppt. (3,5/5)
Ergänzung 1: Mit Peggy Nye begegnet uns übrigens eines der ersten „dark haired girls“ bei PKD.
Ergänzung 2: Hier noch das erwähnte Yeats-Gedicht:
Leda und der Schwan
Ein jäher Stoß: Verzuckend Riesen-Schwinge
auf ihr, die taumelt, ihren Schenkeln schmiegt
sich dunkler Flaum, ihr Hals in Schnabels Zwinge,
er preßt die Brust auf ihre Brust, die fliegt.
Wie wehrten ihre Finger, blind, verschreckt,
die Federpracht von Schenkeln, die ihr beben?
Wie kann ein Leib, dem weißen Schwall gereckt,
sich einem fremdem Herzschlag mehr ergeben?
Dort zeugt ein Zittern in den Lenden Nacht,
den Fall der Mauer, Brand von Dach und Turm,
des Agamemnon Tod. In diesen Krallen,
von rohem Blut der Lüfte übermacht,
floß ihr sein Wissen auch aus seinem Sturm,
bevor der taube Schnabel ließ sie fallen?