Beiträge von Cheddar Goblin

    Felix bietet gerade Chimären bei eBay an.

    War leider nicht schnell genug :/. Trotzdem Danke, Bachi.

    Wirklich tolle Vorstellung.

    Danke, Katla.

    ...Aber Signaturen muss ich nicht haben, schöne Aufmachung kann auch auf einem TB-Umschlag sein, und für 158 Seiten Prosa einen so hohen Betrag hinzulegen ... Hrumpf.

    Geht mir ähnlich. Ein Taschenbuch hätte mir absolut gereicht.

    Am überflüssigsten ist hier mMn aber der Schuber, den ich zunächst für reines Verpackungsmaterial gehalten habe. Die Illustrationen von Reinhard Kleist sind aber wirklich ganz schön.

    Ich schaue mich aber auf jeden Fall nach dieser Hammer-Empfehlung nach etwas anderem von ihm um.

    Ich bin ja selbst gerade erst dabei Siefener zu entdecken, aber vielleicht wären ja diese eBooks was für dich:


    - Das schwärzeste Buch - Ein Kapitel in Nekromantie

    - Spiegelglas (Erzählungen)


    Sind beide für unter 2,- zu kriegen - Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen.

    Wusste nicht, dass Dick auch so etwas schrieb. Tolle Geschichte.

    Hätte nicht gedacht dass "Draußen im Garten" bei allen so gut wegkommt.


    +++


    Der König der Elfen

    Worum geht’s: Der Tankstellenbesitzer Shadrach Jones will gerade Feierabend machen, als plötzlich ein paar Elfen (samt König) vor seiner Tür stehen. Sie sind auf der Flucht vor ein paar Trollen und zudem völlig erschöpft und durchnässt. Auch wenn Shadrach nicht glaubt, dass es sich bei ihnen wirklich um Elfen handelt, nimmt er sie mit nach Hause, damit sie sich etwas ausruhen und ihre Sachen trocknen können. Doch für den König der Elfen kommt die Rettung zu spät. Kurz vor seinem Tod ernennt er Shadrach zu seinem Nachfolger… und die Trolle kommen immer näher.


    Bei „König der Elfen“ stellt sich mal wieder die berühmte Dick-Frage: Passiert das alles wirklich oder ist die betroffene Person einfach nur verrückt? (Anders als beispielsweise bei Lovecraft, bei dem immer alles wirklich passiert und die betroffene Person verrückt ist). Mit Shadrach haben wir jedenfalls eine Figur, die sehr alt ist, den ganzen Tag allein in seiner Tankstelle sitzt und fast niemanden zum Reden hat. Es könnte sich also auch um Demenz oder eine Art Realitätsflucht/Eskapismus handeln. „Ja, seht ihr denn nicht, was für ihn dabei rausspringt? (…) Ein ganzes Königreich für sich selbst, das springt dabei für ihn heraus - wo er tun und lassen kann, was er will.“

    Was ebenfalls dafür spricht das der alte Mann nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist, ist die Tatsache, dass er jedem, den er begegnet vom König der Elfen und vom Krieg gegen die Trolle erzählt. Gleichzeitig beginnt er sein Leben zu reflektieren, als wüsste er, dass er nicht mehr viel Zeit hat. Ihm selbst kommt dabei zunehmend alles nur noch „wie ein verrückter Traum vor.“

    Und dann beginnt er in seinen Freunden plötzliche Trolle zu erkennen und es kommt zu einem Mord. Diesen beschreibt Dick recht interessant: „Wie lange die Schlacht tobte, hätte Shadrach später nicht sagen können. Er verlor sich in einem Meer dunkler Körper, die sich an ihm klammerten, kugelig und stinkend, die ihm zerrten, ihn bissen, an seiner Nase rissen, an seinem Haar und seinen Fingern.“

    Das ist entweder der Moment in dem sich Shadrach endgültig von der Realität verabschiedet oder den Herrscher der Trolle besiegt. Es klingt aber auch ein bisschen so, als würde er gegen seinen eigenen Tod kämpfen.

    Und tatsächlich sollte die Geschichte eigentlich nicht gut ausgehen: „Ursprünglich sollte alles ganz tragisch enden, aber Horace Gold, der Herausgeber, der die Geschichte kaufte, brachte mir sehr schonend bei, daß eine Prophezeiung immer wahr wird, wenn nicht, war es folglich auch keine Prophezeiung. Dann kann es natürlich auch so etwas wie einen falschen Propheten nicht geben - ‚falscher Prophet‘ ist ein Oxymoron.“

    Es wäre natürlich interessant zu wissen, wie das ursprüngliche Ende aussah. Aber genau wie der Kampf gegen den „Trollkönig“, lässt das jetzige Ende auch durchaus mehrere Interpretationen zu und liest sich dennoch recht endgültig: Nach dem Kampf will der alte Mann wieder in sein altes Leben zurückkehren, sieht aber schnell ein, dass dies nicht mehr möglich ist und wird daraufhin ins Elfenreich gebracht - Er verlässt die Welt der Menschen. Er stirbt?

    Seit 2008 plant Disney übrigens aus „König der Elfen“ einen Animationsfilm zu machen. Bisher wurde das Projekt aber immer wieder verschoben und liegt momentan auf Eis. Wahrscheinlich kann man darüber nur froh sein, da ich nicht glaube, dass es ein Disney-Film schaffen würde, die Zweideutigkeit der Geschichte zu transportieren und das Ganze wohl eher in die reine Fantasy kippen würde.

    Ich hatte die Geschichte als ziemlich misslungen in Erinnerung (wahrscheinlich weil ich mit Fantasy, Trollen und Elfen prinzipiell eher wenig anfangen kann), bei einem erneuten Lesen hat mich die melancholische Stimmung aber sofort gepackt. (4/5)

    Danke für deine ausführliche Antwort, Pogopuschel. Das hört sich doch ziemlich gut an - Zumindest was das literarische Schaffen von Brett J. Talley angeht.


    Zur Trump-Connection: Eigentlich passend dass einer seiner Anwälte mit den großen Alten verbandelt ist. Könnte mir gut vorstellen, dass Brett und Donald im Weißen Haus regelmäßig zusammen aus dem Necronomicon lesen, literweise Adrenochrome schlürfen und Cthulhu anbeten.

    KlickVor ca. zwei Jahren hatte mich auch das Siefener-Fieber gepackt und ich habe dann relativ schnell einige Werke („Die Entdeckung der Nachtseite“, „Albert Duncel“, Die Stadt der unaussprechlichen Freuden“, „Numquam“ und Bildwelten) von Siefener gelesen.

    Ich bin inzwischen auch absolut infiziert und im Fieberwahn.

    „Die Entdeckung der Nachtseite“ und „Albert Duncel“ werde ich wohl als nächstes lesen. Danach "Nathaniel" und "Die magische Bibliothek"... so zumindest mein Plan.

    „Numquam“, „Chimären“ und "Bildwelten" sind inzwischen leider kaum noch zu bekommen. Zumindest war meine Suche nach diesen Büchern bisher nicht sehr erfolgreich.

    Den Kauf der „ unaussprechlichen Freuden“ habe ich trotz des stolzen Preises nicht bereut. Siefener hat für mich eine Ausnahmestellung in der modernen deutschen Phantastik eingenommen.

    Ich habe den Kauf auch nicht bereut. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der hohe Preis viele Leser abschrecken dürfte.

    Was die Ausnahmestellung von Siefener angeht, gebe ich dir absolut Recht - Ein unglaubliches Talent.

    Damit mir der Lesestoff nicht ausgeht, habe ich die Dosierung auf 1-2 Siefener Bücher pro Jahr heruntergefahren. Ich freue mich schon sehr auf Werke wie „ Chimären“ und „Nonnen“.

    Klingt nach einem guten Plan. Ich fürchte jedoch ich werde da nicht ganz so standhaft und konsequent sein. Zumindest seine historischen Romane und KBV-Bücher werde ich mir aber noch etwas aufheben.

    "Nonnen" habe ich erst vor ein paar Tagen gelesen --> Klick. Die anderen Siefener-Bücher, die ich bisher kenne, fand ich zwar alle deutlich stärker, trotzdem ist "Nonnen" ein extrem lesenswertes Buch. Ich bin mal auf deine Meinung gespannt.


    Mit Illustrationen von Reinhard Kleist

    Einmalige Auflage von 250 nummerierten, von Autor und Illustrator handsignierten Exemplaren,

    Leinen mit Schutzumschlag, im Samtschuber


    Inhalt:

    »Ist alles, was wir schaun, nur ein Traum in einem Traum?« fragte einst Edgar Allan Poe. Kann es sein, dass sich hinter der uns bekannten, sichtbaren Realität eine andere Wirklichkeit verbirgt, eine Stadt jenseits der Stadt - die Stadt der unaussprechlichen Freuden, die Kraft unserer kollektiven Wünsche, Sehnsüchte und Gedanken Form annimmt?

    Die Buchhändlerin Alexandra und der Antiquar Bernd entdecken als Vermächtnis eines verschollenen Freundes Video- und Textdateien auf seinem Computer, die eine unglaubliche Geschichte erzählen. Hat Julian durch rätselhafte Texte, die als Fehldrucke in Büchern auftauchen, tatsächlich den Weg in jene andere Wirklichkeit gefunden, oder handelt es sich um Fieberphantasien eines überhitzten Verstandes?


    Meine Meinung:

    Eine Novelle, die 2010 in der Edition Phantasia erschienen und trotz ihrer Limitierung dort auch immer noch erhältlich ist. Die Verfügbarkeit dürfte sicherlich am stolzen Preis liegen, denn dieses schmale Buch ist mit seinen 65,- (!) nicht gerade billig.

    Man kann sicher darüber streiten, ob der hohe Preis wirklich gerechtfertigt ist, die Aufmachung von „Die Stadt der unaussprechlichen Freuden“ ist jedoch zweifelsfrei recht edel und ganz sicher ein Traum für bibliophile Sammler. Dennoch ist es schade, dass hier aufgrund der gewählten Exklusivität, ein Großteil der Leser ausgeschlossen wird - Gerade auch wegen der Qualität dieser fantastischen Geschichte, die mich ziemlich sprachlos zurückgelassen hat.


    Im Kern geht es um Alexandra und Bernd, die sich durch die Videoaufzeichnungen ihres „Freundes“ Julian arbeiten, um so dessen Verschwinden zu ergründen: Im Roman „Höllenegel“ des fiktiven Autors Albert Duncel (der einem bei Siefener öfters begegnet) entdeckt Julian zufällig Seiten, die aus einem anderen Roman eingebunden worden sind und in denen von der Suche nach einer seltsamen Spiegelstadt berichten wird. Bei seiner Recherche stößt er schnell auf weitere Textfragmente, die eine fortlaufende Geschichte erzählen, und sich wie ein Trojaner in diverse fremde Werke geschlichen haben (Interessanterweise handelt es sich dabei ausschließlich um Siefener-Romane, denen er hier allerdings andere Autoren andichtet. U.a „Die Entdeckung der Nachtseite“ von Ingo Schroeter, „Nonnen“ von Benno Durst und „Der Teufelspakt“ von Jan Droom.). Die „Buch-Infizierung“ überträgt sich jedoch allmählich auch auf Julian und fängt an ihn systematisch umzuschreiben/ zu verändern. Zudem leidet er plötzlich unter seltsamen Visionen, in denen Realität und Fiktion zunehmend miteinander vermischt werden. „Alles durchdringt einander, alles verschwimmt. (..) doch die Wirklichkeit ist noch unterscheidbar von der Fiktion. Sie ist schrecklicher.“

    Erlösung hofft er in der Spiegelstadt aus den Texten zu finden, deren Existenz das Ende allen Leids der menschlichen Existenz verheißt. Aber was hat es dann mit den ganzen Menschen auf sich, die ihm während seiner Suche begegnen? Wie eingefroren starren sie aus Fenstern, die es eigentlich nicht geben sollte - Ihre Gesichter zu einem stummen Schrei geformt.


    Genau wie die ganzen Bücher, die hier erwähnt werden, wird auch die „Die Stadt der unaussprechlichen Freuden“ bzw. Julians Videoauszeichnungen immer wieder von Textfragmenten unterbrochen. Sie handeln von Reinhold von Waldorff der zufällig auf das Buch „Die Stadt als Ahnung der Erfüllung“ von Theodor Morgenroth stößt, dort von der Spiegelstadt erfährt und danach ebenfalls verschwindet.

    „Die Stadt der unaussprechlichen Freuden“ ist also im Prinzip ein Buch in einem Buch in einem Buch, in dem wir Alexandra und Bernd folgen, wie sie Julian folgen, wie er Reinhold von Waldorff folgt, wie er Theodor Morgenroth folgt. „Es ist ein Labyrinth (…) das unendlich verzweigt ist und in dem wir hinter jeder Biegung eine neue Überraschung begegnen können. Wir alle stecken in diesem Labyrinth und sind miteinander verbunden, aber alles, was wir von den anderen sehen, sind Schatten und Ahnungen. Wirklich begegnen wir in diesem Labyrinth nur hin und wieder uns selbst - in welcher Gestalt auch immer.“

    Klingt abgefahren? Ist es auch. Sehr abgefahren sogar.

    Oder wie es Elmar Huber in seiner Kritik auf Phantastik-Couch recht passend formuliert: „Die Stadt der unaussprechlichen Freuden ist ohne Übertreibung ein phantastisches Kabinettstück; Eine Art kafkaeske Unendliche Geschichte mit deutlichen Anleihen am Expressionismus und durchzogen von einer Symbolik (Namensähnlichkeiten, Spiegelmotiv), die die Handlungsebene unbewusst verstärkt.“

    Ein äußerst anspruchsvolles, verstörendes, surreales und mMn auch einzigartiges Beispiel für moderne Weird-Fiction und eine Leseerfahrung, die man so schnell nicht vergisst. Diese Novelle gehört jedenfalls zum Besten, was ich in diesem Bereich bisher lesen durfte (egal ob national oder international) und ich war wirklich traurig, als ich dieses kurze Buch beendet hatte.

    Glücklicherweise habe ich hier noch jede Menge andere Siefener-Bücher liegen, die darauf warten, von mir entdeckt zu werden. Besser als hier kann es aber eigentlich nicht mehr werden.


    Hat das Buch sonst noch jemand gelesen oder war es euch zu teuer?

    Bevor ich Disney oder Sky abonniere, erschieße ich mich.

    Das Angebot von Disney+ interessiert mich glücklicherweise nicht im Geringsten und versammelt eher alles, was ich an der momentanen Film- und Serienlandschaft so grauenhaft finde. Sky hat mit "Devs", "Lovecraft Country", "Watchmen" und demnächst auch noch "Raised by Wolves" hingegen die interessantesten Serien im Angebot, die man sich momentan so auf die Watch-Liste setzten kann. Ist aber natürlich alles Geschmackssache.


    Die zweite Folge "Devs" war übrigens wieder großartig!

    Inzwischen wurden auch die restlichen geplanten Bände für 2021 bekanntgegeben:


    - "Southern Gods" von John Hornor Jacobs

    - "That Which Should Not Be" von Brett J. Talley

    - "Rapture of the Deep and Other Lovecraftian Tales" von Cody Goodfellow


    Sagt mir alles nichts. Hat jemand zufällig eines der Bücher gelesen?

    Falls du es noch nicht hast solltest du dir dann auf jeden Fall Arcana 15 zulegen:

    Das Verschwinden des Michael Siefener. Ein Bericht von Ulrich Spiegel

    Irgendwann ist der bestimmt auch ausverkauft.

    Habe heute leider per Mail erfahren müssen, dass das Heft ausverkauft ist und meine Bestellung daher storniert wurde.

    (Die Verfügbarkeit wurde inzwischen auch auf der Homepage aktualisiert. Dort wurde die Ausgabe nämlich noch als erhältlich gelistet.)


    Die Novelle ist 1997 in der Goblin Press erschienen, wurde 2000 aber im Heyne-Verlag neuaufgelegt. Eine Veröffentlichungsgeschichte, die in dieser Form sicher einmalig ist, sich für Verlag und Autor aber nicht auszahlte - „Nonnen“ hat sich bei Heyne weder besonders gut verkauft, noch Siefener zum verdienten Durchbruch verholfen.


    Verlagsinfo:

    „Benno Durst arbeitet bei einer Kölner Versicherung, doch seine große Leidenschaft gilt der fantastischen Literatur. Mit seinem Leben unzufrieden, flieht er in in die Welt der Fantasie. Seine neuste Erzählung schildert eine Gruppe junger Intellektueller, die sich wiederum zum Zeitvertreib gegenseitig Gruselgeschichten erzählen -- in bester romantischer Tradition.

    In einer dieser Geschichten kommt der Steinmetz Hartmut Schwartz auf dem Heimweg von der Arbeit an einem Nonnengrab vorbei. Dabei fällt ihm auf, dass alle vier der Franziskanerinnen, obwohl unterschiedlichen Alters, am gleichen Tag verschieden sind. Neugierig macht er sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung. Haben sich die Ordensschwestern mit bösen Mächten eingelassen und wurden dafür bestraft?

    Unterdessen geschehen im Leben des Erzählers Benno geheimnisvolle Dinge. Er findet ein Tagebuch, das er gerade erst in seine Geschichte hineingedichtet hat. Zudem wird er von Erinnerungen heimgesucht, die sein Selbstbild in Frage stellen und einen bösen Verdacht nähren: Hat er einst im Affekt einen Mitschüler umgebracht?

    Michael Siefener steht mit seinem verschachtelten Roman in der Tradition der düsteren Romantik des 19. Jahrhunderts. Geschickt spielt er mit den gattungstypischen Motiven und transportiert sie in unsere Zeit. Dabei geht es ihm weniger um eine abenteuerliche Handlung, seine Stärken sind die dunkle Atmosphäre und die Verstrickungen des menschlichen Alltags.

    Mag Siefener bisher noch als "junges deutsches Talent" gegolten haben, beweist er mit diesem Buch, dass er den Kinderschuhen entwachsen ist. Nonnen ist Dark Fantasy von einer Qualität, wie sie hierzulande selten ist.“


    Meine Meinung:

    Den Autor Benno Durst nutzt Siefener gekonnt, um sich über die Engstirnigkeit diverser Kritiker und Feuilletonisten lustig zu machen, die Phantastik generell für Trivialliteratur halten und das Genre nur mit der Kneifzange anfassen. In „Nonnen“ gibt es beispielsweise ein äußerst amüsantes Gespräch mit einem Verleger, der Benno rät doch endlich erwachsen zu werden und diese infantilen Fantastereien aus seinen Romanen zu streichen; dann könnte evtl. auch ein richtiger Autor aus ihm werden.

    Gleichzeitig geht Siefener hier aber auch mit jeder Menge Selbstironie ans Werk: Benno ist ein verschrobener, selbstverliebter Kerl, der sich für den nächsten Kafka hält, aber prinzipiell nur schreibt, um so seiner jämmerlichen Existenz zu entkommen. Natürlich ist der Protagonist dabei mal wieder ein Alter Ego bzw. überzeichnetes Selbstportrait des Autors: Er hasst seinen juristischen Job, geht kaum unter Menschen, träumt von der großen Schriftstellerkarriere, schreibt aber in einem viel zu altmodischen Stil, der heute kaum noch gefragt ist.

    Das alles macht aus der Novelle ein gelungenes Meta-Spiel, welches zudem permanent zwischen dem Autor Benno und dessen fiktionaler Geschichte namens „Nonnen“ wechselt… bis sich beide Welten gegen Ende dann immer mehr miteinander vermischen bzw. beeinflussen.

    Gerade dieser Punkt hat mich etwas an Siefeners geniale Kurzgeschichte „Hotel Kehrwieder“ erinnert, auch wenn es hier bei weitem noch nicht so schräg, surreal und experimentell zugeht. Dennoch ist es ein extrem interessanter Ansatz, den er hier verfolgt: Wir erleben wie Benno die einzelnen Kapitel plant, begleiten ihn bei seiner Recherchearbeit, tauchen tief ein in den Entstehungsprozess seines Romans - Danach bekommen wir dann besagte Kapitel zu lesen und werden vom Autor auf die Schwächen und Stärken aufmerksam gemacht. Im Prinzip erhält man in dieser Novelle, neben der eigentlichen Geschichte, also noch einen gratis Schreib-Ratgeber geboten - How to write a Weird-Fiction-Novel.

    Dennoch ist dieses Frühwerk stellenweise auch etwas langatmig (auf den ersten 100 Seiten passiert nicht viel) und entfaltet noch nicht die enorme Sogwirkung von Siefeners späteren Werken. Und der Horror-Part (vier Nonnen wenden sich von Gott ab, praktizieren unchristliche Rituale und kommen dabei zu Tode) ist ebenfalls eher vernachlässigbar - Aber um ihn geht es hier eigentlich auch gar nicht. „Nonnen“ ist vielmehr eine Geschichte über das Geschichtenschreiben. Und ein Psychogramm eines Autors, der versucht durch seine Kunst der Realität zu entkommen, am Ende aber das genaue Gegenteil bewirkt und gnadenlos mit den ganzen Verfehlungen in seinem Leben konfrontiert wird.

    Denn Phantastik ist nicht immer reiner Eskapismus. Sie legt manchmal Dinge offen, die unserm Ich eben nur in der Abstraktion nähergebracht werden können. Oder wie es in einer Stelle der Novelle heißt: „Du glaubst du kannst mir entkommen, wenn du dich in Phantasiewelten begibst. Aber es gibt keine Phantasiewelten. Es gibt nur Spiegelungen unserer Realität. Phantasie ist die Übersetzung der Realität, nur eine andere Sprache für dieselben Dinge.“

    Aber ich bin mir nicht sicher, ob man der Handlung noch folgen konnte, wenn man das Buch nicht gelesen hat. Die Verbindungen zwischen den Familien gingen doch etwas unter, bzw. wurde dann viel zu schnell erzählt. Sie dürfte viele Zuschauer*innen verwirrt zurückgelassen haben.

    Da stimme ich dir absolut zu. Die Handlung wirkte recht zusammengestückelt und man hätte den Inhalt der zwei Folgen sicher besser aufteilen können. Während man sich in der ersten Folge noch viel Zeit gelassen hat, die Figuren vorzustellen, wirkte hier plötzlich alles extrem gehetzt. Kein gutes Pacing.