Beiträge von Cheddar Goblin

    Habe das Buch inzwischen gelesen.


    Auch wenn es aufgrund des Klappentexts (siehe oben) nicht unbedingt ersichtlich ist, verbirgt sich hinter "Der Fluch des blinden Königs" eine extrem pulpige Geschichte, die von Kleudgen und Brecht mit jede Menge Augenzwinkern erzählt wird. Das hatte ich so nicht unbedingt erwartet.

    Der Anfang hat mich zunächst an die Serie "Dark" erinnert: Eine mysteriöse Höhle, ein verschwundenes Kind, deutsche Provinz, Zeitreisen... aber das Ganze entwickelt sich dann ganz schnell in eine völlig andere Richtung. Die Handlung weist dabei ein angenehmes Tempo auf und gerät durch die häufigen Flashbacks, Perspektivwechsel und Märcheneinschüben äußerst abwechslungsreich. Etwas überrascht war ich jedoch, als die Geschichte nach 120 Seiten dann plötzlich vorbei war. Denn was durch den Klappentext ebenfalls nicht ersichtlich wird, ist die Tatsache, dass sich in diesem Buch noch eine zweite Erzählung namens "Das Institut des Schreckens" befindet.

    Dort wird der, aus der Titelgeschichte bekannt, Parapsychologe Doktor Mazarro ins Institut für psychologische Forschung gerufen. In dem Gebäude, welches auf einem verfluchtem Friedhof errichtet wurde :D, geschehen seltsame Dinge: Riesige Ratten treiben ihr Unwesen, die Mitarbeiter erhalten beunruhigende Anrufe... und dann öffnet sich auch noch plötzlich ein Dimensionstor. Liest sich genauso unterhaltsam wie die erste Novelle und verbreitet stellenweise sogar dezentes Dracula-Feeling. "FFFFFFIIIIIIIEEEP!"

    Mein Fazit: Mit Doktor Mazarro haben Kleudgen und Brecht eine interessante Figur à la John Silence (Blackwood) oder Carnacki (Hodgson) erschaffen - Auch wenn es den Beiden (im Gegensatz zu ihren "Vorbildern") um reine Unterhaltung geht. Mich hat "Der Fluch des blinden Königs" jedenfalls ziemlich amüsiert und ich würde mich durchaus freuen, wenn dies nicht der letzte Auftritt von Mazarro gewesen wäre. Zumindest die aktuelle Ausgabe von "Cthulhu Libria Neo" enthält ja noch ein weiteres Abenteuer von ihm. Ich bin gespannt...

    Aber warum dann der Name? Jim Crow ist das Synonym für Rassentrennung.

    Um mal aus Wiki zu zitieren: "Jim Crow [ist] zu einer Bezeichnung für das umfassende System zur Aufrechterhaltung einer Rassenhierarchie in allen Bereichen der amerikanischen Gesellschaft geworden."

    Er kann aber doch genauso gut dafür genutzt werden, um eben genau diese Hierarchie zu kritisieren. In der reinen Nutzung des Namens steckt doch noch keine Pro-Rassentrennung-Botschaft. Er ist einfach nur ein Synonym für das System, welches Dick in seiner Geschichte aufzeigen möchte. Hier ist er jedoch nicht der "einfältige, faule Schwarze", sondern ein ziemlich cleverer Kerl, der sich erfolgreich gegen seine Unterdrücker behauptet. Die "negative Figur" wird völlig neu besetzt.

    Was du bei deiner Interpretation mMn auch vergisst, ist die Familie, die in der Geschichte (aus gutem Grund immer wieder) auftaucht. Sie leidet unter der systematischen Unterdrückung, glaubt aber immer noch fest daran, es eines Tages zu schaffen. Wie der Leser, die Maschinen und auch Jim Crow weiß, ist dies jedoch völlig ausgeschlossen. Diese Familie steht stellvertretend für die gesamte Menschheit/PoC - Nicht Jim Crow. Er ist nur ein (weiteres hierarchisches?) System .

    Da Ende ist offen, aber der Weg dahin und die Beschreibung von Jim Crow lässt eigentlich auf ein positives Ende hoffen.

    Kann man unterschiedlich sehen. Es ist aber natürlich nichts ausgeschlossen, dass Crow tatsächlich der erhoffte Messias ist. Daher schrieb ich ja auch "Zumindest wenn man hier die pessimistische Interpretationsweise wählt".

    Ich möchte dir also nicht widersprechen.

    »Jim Crow« steht von weißer Sicht aus für die notwendige Trennung der Menschen nach Hautfarbe. Diesen Begriff hier zu personalisieren, ihn als Trickser und Befürworter der »Unterschiede« einzusetzen und ihn zum Schluss die privilegierte Klasse stürzen zu lassen, riecht für mich ziemlich nach weißen Ängsten. Kein PoC würde einen positiven Protagonisten Jim Crow nennen.

    Jim Crow ist jemand der den Kreislauf durchbricht. Einen Kreislauf, der eigentlich darauf ausgelegt ist, dass man ihn nicht durchbrechen kann. Er tut dies, indem er die Roboter austrickst. Denn mit ehrlichen Mitteln würde er sein Ziel niemals erreichen können - Dafür haben die Herrschenden gesorgt. Ich sehen hier eine deutliche Kritik an faschistoiden Systemen.

    Ich stimme dir aber in dem Punkt zu, dass Jim Crow keine positive Figur ist. Das wird besonders am Ende deutlich. Zumindest wenn man hier die pessimistische Interpretationsweise wählt. Ein Schweiß System wird durch ein andres Scheiß System abgelöst. Ist in der Geschichte der Menschheit ja auch nichts neues. Ich sehe darin aber kein Befürworten für die Rassentrennung. Ganz und gar nicht.

    Danke für die schnelle Antwort.

    ...wie ist das Wetter in Twin Peaks?

    Durchwachsen. Dafür gibt es aber verdammt guten Kaffee.

    Nein, die neuen VanderMeer Werke waren zum Zeitpunkt der Vertragsschließung noch gar nicht zu haben bzw. möchte ich erstmal auch nicht in die Lage geraten, eine Serie/mehrere zusammengehörende Bücher herausgeben zu müssen...

    Okay. Dann bleibt ja eigentlich nur noch "Veniss Underground" oder "Finch" übrig... Ich lasse mich einfach mal überraschen.

    VanderMeer ist aber einer meiner persönlichen Lieblinge...

    Dito.

    Was die Interpretation zulässt, Dick besteht auf Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, die vor allem die Intelligenz betreffen. Sehr fragwürdig, falls man so interpretiert.

    Die herrschende Klasse hat hier ein äußerst perfides System installiert (die Tests), welches den Menschen vorgaukelt, dass sie theoretisch die gleichen Chancen wie die Roboter haben. Die Realität sieht aber anders aus: Die Tests sind auf die Roboter abgestimmt und so ausgelegt, dass ein Mensch sie gar nicht bestehen kann (mit Intelligenz hat das wenig zu tun). So geben sie den Menschen einerseits genug Hoffnung, um sie ruhig zu halten und sorgen andererseits dafür dass die bestehenden Klassenverhältnisse für immer unveränderbar konserviert bleiben.

    Dick sagt hier jede Menge über die Zustände seiner Gegenwart aus. Zustände an denen sich leider bis heute nicht allzu viel geändert hat. Was er aber ganz sicher nicht will, ist ein Plädoyer für die White Supremacy zu halten. Es wird doch sehr, sehr deutlich, auf welcher Seite seine Sympathie liegt.

    Trotz des Endes...

    Die Story ist hier für mich nicht schlüssig, zumal das vage Ende darauf hindeutet, dass »Jim Crow«, wenn man ihn gewähren lässt, eine demokratische Staatsform durch eine Diktatur ersetzt.

    Der typische Dick-Pessimismus - Auch wenn er die finale Deutung des Ganzen offen lässt. Man sollte das im Hinblick auf die obige Rassismus-Debatte jedenfalls nicht zu stark werten. Hier macht er nämlich wieder ein neues Thema auf - "Macht korrumpiert".

    Es ist nicht absehbar, das sich eine Künstliche Intelligenz wie ein Lebewesen verhält. (...) Da hätte er auch Außerirdische verwenden können.

    Es ist halt immer noch eine Sci-F-Geschichte aus den Fünfzigern. Menschliche Roboter sind da doch nichts ungewöhnlich. Die Story erhebt ja auch keinen Realitätsanspruch, sondern ist eher allegorisch zu verstehen. Mich hat das Verhalten der Maschinen daher nicht gestört. Hätte Dick Außerirdische verwendet, hätte sein Plot-Twist am Ende nicht mehr funktioniert.

    Willkommen im Forum, Wandler. Und viel Erfolg mit deinem Verlag.

    1. ja, bei dem "Langan Buch" handelt es sich um die Übersetzung von "The Fisherman"

    Ich bin sehr gespannt. Gibt es schon einen ungefähren Veröffentlichungszeitpunkt?

    2. Christopher Slatsky wird leider erst einmal nicht erscheinen. Wir waren und bleiben in Kontakt, ich musste das Projekt aber erst einmal zurückstellen...

    Schade, darauf hatte ich mich wirklich gefreut. Aber zumindest ist das Projekt nicht völlig gecancelt.

    3. Vandermeer hat tatsächlich eine kleine, erst mal einmalige Heimat gefunden (aber nicht für Dead Astronauts)...

    Tolle Neuigkeiten! "A Peculiar Peril" oder "Hummingbird Salamander"? Oder willst du es noch nicht verraten?

    Bin für Nacheinanderlesen der Bände.

    :thumbup:Wäre auch meine präferierte Vorgehensweise.


    Ich mach dann mal mit "James P. Crow" weiter:


    Worum geht’s:

    Verkehrte Welt: Menschen arbeiten für Roboter und übernehmen für diese simple Dienstbotenjobs. Zudem müssen sie sich regelmäßigen Tests unterziehen, um ihre jeweilige Eignung festzustellen bzw. um ihnen klar zu machen, dass sie den Maschinen niemals ebenbürtig sein werden. Einem Menschen (James P. Crow) gelingt es jedoch selbst die Testergebnisse der intelligentesten Roboter zu übertreffen. Aber wie hat er das angestellt?


    1954 in Planet Stories erschienen.

    Eine mittelmäßige Rassismus-Satire über Roboter, die die Menschheit unterjochen und zu niederer Arbeit zwingen. Die Idee mit den Testungen kam mir irgendwie bekannt vor. Ich bin mir fast sicher, dass Dick sie später wieder in einem seiner Romane aufgegriffen hat. Mit absoluter Gewissheit kann ich es aber nicht sagen.

    Der finale Twist erinnert hingegen an den „Haubemacher“ - Auch da hat die Offenbarung über die wahre Existenz der überlegenen Klasse die bestehenden Herrschaftsverhältnisse schlagartig umgewälzt. Und genau wie dort, erscheint diese Entwicklung hier ebenfalls nicht hundertprozentig plausibel. Es ändert schließlich nichts an der Überlegenheit der Maschinen.

    Zudem fällt die Erklärung wie James P. Crow die Roboter überlistet recht enttäuschend aus. Hier macht es sich Dick mMn etwas zu einfach, in dem er einfach ein Zeitfenster aus dem Hut zaubert.

    Um ehrlich zu sein bin ich mir auch nicht ganz sicher, was mir die letzte Szene sagen soll. Irgendwelche Idee? (2,5/5)

    Habe heute den ersten Band der Reihe gelesen.


    "Somniferus" beginnt eigentlich wie ein typischer Siefener-Roman, allerdings sind die phantastischen Elemente hier doch spürbar reduziert: Mal davon abgesehen dass der Protagonist permanent bedrohliche Schatten sieht und komische Geräusche hört, passiert auf den ersten 200 Seiten in Sachen Horror nicht allzu viel.

    Man merkt einfach, dass der Autor bei "Somniferus" ein größeres Publikum im Auge hatte und auch Leser erreichen wollte, die ansonsten eher im Thriller- oder Krimi-Genre zuhause sind. In einem Interview auf fantasyguide.de sagt er selbst, dass er bei seinen KBV-Veröffentlichungen nur "mit angezogener Handbremse" geschrieben hat - Das schlägt sich leider auch auf die Qualität des Romans nieder.

    Wenn er im Finale dann aber vermehrt übernatürliche Phänomene ins Spiel bringt, wird das Ganze doch wieder interessant. Dennoch ist "Somniferus" ein eher mittelmäßiger Siefener-Roman.


    Weiter geht's jetzt mit "Hexennacht" ...

    Vielen Dank für die ausführliche Kritik!

    Nichts zu danken, Axel. Wenn meine banalen Ausführungen ein paar Leute interessiert haben, war die Lektüre wenigstens nicht ganz umsonst.

    Oh wow, that escalated quickly!

    Indeed ^^.

    Und das Coverdesign / Titelbild finde ich auch schön gemacht.

    Das Cover stammt von Björn Craig und sieht wirklich richtig toll aus. Der Inhalt kann damit aber leider nicht mithalten.

    Generell konnte mich bisher noch keine Veröffentlichung aus dem KOVD-Verlag begeistern. Tatsächlich fand ich das meiste sogar ziemlich unterirdisch.

    Das wundert mich bereits beim Titel.

    Ist mir auch sofort ins Auge gesprungen und erscheint mir äußerst seltsam.

    Erklärt sich der Ortsname im Buch? Das würde mich wirklich interessieren.

    Nicht das ich wüsste. Zumindest wurde es in den von mir gelesenen Novellen nicht erläutert.

    "Die Nachrichtenmaschinen manipulieren die Kriegsberichte, damit es so aussieht, als hätten die Außerirdischen die Oberhand gewonnen." Warum musste ich bei diesem Zitat nur an Donald "Stop the Count" Trump denken? :D

    Ich fand die Geschichte jedenfalls ebenfalls nicht schlecht. Sie gehört mMn sogar zu den Besseren in diesem Band. Die Vorstellung nicht der zu sein, der man glaubt und dann plötzlich vor seiner eigenen Leiche zu stehen, ist schon recht erschreckend. Eine ähnliche Idee wurde auch in dem sehenswerten Sci-Fi-Film "Moon" von Duncan Jones umgesetzt.

    Der finale Twist bzw. das Codewort welches Olham zum explodieren bring, empfand ich ebenfalls als gelungen bzw. richtig fies. Manchmal trifft einem die Selbsterkenntnis eben wie ein Schlag :D. (4/5)


    Dick sagt dazu im Anhang: "Dies war meine erste Geschichte zum Thema: Bin ich ein Mensch? Oder bin ich nur so programmiert, daß ich glaube ich bin ein Mensch? Wenn man sich überlegt, daß ich das bereits 1953 geschrieben habe, darf ich wohl behaupten, daß das eine ganz schön verdammt gute Idee war in der SF. Zugegeben, inzwischen habe ich sie ordentlich breitgetreten. aber das Thema beschäftigt mich immer noch..."

    Warum der Roboter sich das wünscht? Er wird doch dann eindeutig überführt.

    Wahrscheinlich Teil seiner Programmierung. Es liegt ja im Interesse der Außerirdischen dass er überführt wird - Sonst hätte er ja nie seinen Aktivierungssatz ausgesprochen.

    Um mal die Besprechung auf gedankenecke.com zu zitieren: "Es spricht daher sehr für die Intelligenz der Außerirdischen, dass sie ihren Roboter dazu programmiert haben, unbedingt seine menschliche Existenz zu bestätigen. Denn da dies automatisch scheitern muss, wird das Kennwort für den Zünder der Bombe nicht von außen herangetragen, sondern von dem Roboter selbst ausgesprochen. Ein schwer zu durchkreuzender Plan, der auf den Selbsterhaltungstrieb eines menschlichen Bewusstseins, schließlich übernimmt der Roboter alle Denkschemata Olhams"

    Die Geschichte wurde 2001 übrigens verfilmt. "Imposter" zählt allerdings zu den wenigen PKD-Verfilmungen die ich nicht gesehen habe, deswegen kann ich dazu nichts sagen.

    Auf YouTube findet man auch noch ein Hörspiel zu "Hochstapler":

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    Wegen der Abwechslung könnten wir auch Band 2 und Band 4 im Wechsel lesen bzw. uns auch komplett auf Band 4 konzentrieren, wenn euch die aktuellen Geschichten ermüden.

    Ich würde mich da nach lapismont richten, bin aber dafür dass wir zumindest Band 2 noch ganz regulär zu Ende lesen. Es sind ja nur noch 6 Geschichten übrig. Danach können wir gerne mit Band 4 beginnen oder Band 3 und 4 im Wechsel lesen. wir können nach "Variante Zwei" aber auch erst mal eine kleine Pause einlegen...

    ...aber ich werde das Buch definitiv zu Ende lesen.

    Habe das Buch inzwischen abgebrochen ^^. Die ersten zwei Geschichten boten ja noch ganz nette, seichte Unterhaltung, die dritte Novelle gehört aber zum Schlechtesten, was ich seit langem gelesen habe.


    Auferstehung:


    "Vier Jahre sind vergangen, seit Frank Feldman einen Blick in die Hölle warf. Vier lange Jahre, in denen er versucht hatte, seine schrecklichen Erinnerungen in einem Fluss aus Alkohol und Selbstaufgabe hinfort zu spülen. Als ihn eines Tages ein Brief erreicht, in welchem ihn der ehemalige Pater von Arc´s Hill um Hilfe bittet, erkennt Frank jedoch, dass es vor der Vergangenheit kein Entrinnen gibt. Das Böse ist in Arc´s Hill erwacht, und Frank kehrt zurück in das düstere Städtchen, das ihn einst gebrochen hat."


    Dissieux präsentiert uns diesmal zwei Handlungsstränge. Der Erste folgt zwei degenerierten "Zombie"-Kindern, die ein geschlossenes Sanatorium bewohnen und dieses nur verlassen, um auf die Jagd nach Frischfleisch zu gehen.

    Eine extrem banale Aneinanderreihung von Splatter-Szenen, die im Kontext von Arc's Hill völlig deplatziert wirken. Statt kosmischen Schrecken gibt es hier nur stumpfen Kannibalen-Horror voller Klischees. Zudem fällt das Ganze sprachlich teilweise unglaublich trivial aus. Fast jedes zweite Wort ist entweder Blut, Schweiß, Gestank oder Exkremente... wirklich ganz, ganz schlimm. Es wundert mich ehrlich wie diese Textpassagen durchs Lektorat gekommen sind.

    Der zweite Handlungsstrang folgt dann Frank Feldman, dem Protagonisten aus "Das Grab des Teufels". Dessen Geschichte liest sich zunächst noch ganz unterhaltsam. Spätestens als es dann jedoch um das Thema Exorzismus geht und Adolf Hitler ins Spiel kommt, wird es auch hier nur noch albern. Zudem finde ich es recht geschmacklos, dass Dissieux den Fall Anneliese Michel in seine völlig hirnverbrannte Story integriert - Hier ist Anneliese natürlich wirklich von einem Dämon besessen und steht zudem noch mit den Großen Alten in Verbindung. WTF! Spätestens da war es für mich dann auch vorbei.

    "Auferstehung" ist wirklich absoluter Trash, den ich niemanden empfehlen kann. Ob es danach wieder besser wird, kann ich nicht sagen, ich habe aber auch nicht das geringste Interesse es herauszufinden.

    Inzwischen habe ich die ersten zwei Novellen gelesen.

    Das Ganze ist mein erster Kontakt mit Michael Dissieux, da dessen Bücher (Endzeitdramen) sonst nicht unbedingt mein Fall sind. Für gutgemachte Lovecraft-Pastiches bin ich allerdings immer empfänglich.


    +++


    Die schwarze Stadt:


    "Wenn man alles verloren hat, was man im Leben als wichtig erachtete, ist es kein leichtes Unterfangen, wieder aus den düsteren Tiefen der Verzweiflung heraus zu gelangen. Noch aussichtsloser erscheint der mutlose Versuch, seinen Geist von der wunderlichen und verlockenden Sehnsucht nach dem Tode zu befreien oder gar zu beschützen. In London, jener lauten und grellen Stadt, in der Wahnsinn und Hochgefühl an jeder Ecke Hand in Hand gingen, hatte Mike Osmond diesbezüglich keine Möglichkeit gesehen, den schreienden Schatten der Vergangenheit zu entfliehen und sich aus dem Sumpf von Niedergang und verzehrendem Selbstmitleid zu befreien. Und so zog es ihn nach Arc's Hill, einer kleinen Stadt im Schoße düsterer Gebirge … nicht ahnend, welch dunkle Geheimnisse dort auf ihn warteten."


    Als Osmond nach dem tragischen Tod seiner Tochter nach Arc's Hill reist und dort immer wieder die geisterhafte Erscheinung eines kleines Mädchens sieht, musste ich sofort an "Wenn die Gondeln Trauer tragen" denken. Das verwahrloste Herrenhaus (voller Dreck, Schimmel und Maden) in das er anschließend zieht, entspricht zudem perfekt seinem aktuellen Seelenleben. Spätestens als er sich, trotz diverser Warnungen, dann noch auf ein seltsames Wesen aus seinen Träumen einlässt, wird klar, dass er eigentlich nur sterben will. Dementsprechend geht das Ganze am Ende auch nicht gut für ihn aus - Quelle Surprise!

    Obwohl "Die Schwarze Stadt" sicher keinen Innovationspreis gewinnt und nichts bietet, was man nicht schon mal gelesen hätte, hat mir die Novelle ganz gut gefallen. Ich hab allerdings auch ein starkes Faible für klassiche Weird-Fiction-Geschichten. Da die Handlung immer wieder zwischen Traum, Wirklichkeit und alten Tagebucheintragungen wechselt, las sich das Ganze zudem recht abwechslungsreich und wurde nie langweilig. Auch wenn strenggenommen nicht viel passiert.

    Die etwas altertümliche Sprache mochte ich auch. So etwas kann ja ganz schnell mal aufgesetzt wirken, Dissieux schafft es mMn aber eine wirklich unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Das Niveau eines Siefener oder Kleudgen (die thematisch ja recht ähnliche Felder beackern) erreicht er allerdings nicht. Ich habe aber auch schon wesentlich schlechtere Lovecraft-Kopien gelesen.


    +++


    Das Grab des Teufels


    "In dem düsteren Städtchen Arc´s Hill hatte der Verleger und Journalist James Feldman gehofft, der unheimlichen und dämonischen Legende des von der Zeit vergessenen Ortes auf den Grund zu gehen. Als gebrochener Mann kehrt er nach nur wenigen Tagen in den Schoß seiner Familie zurück. Erst neunzehn Jahre später, auf seinem Totenbett, bricht James sein Schweigen und berichtet seinem Sohn Frank von den Ereignissen, die ihn in Arc´s Hill in eine seelenlose Hülle verwandelt hatten. Er erzählt ihm von einem geheimen Raum unter der kleinen Kirche von Arc´s Hill … und davon, was seit Jahrhunderten tief unter der Erde verborgen gehalten wird. Frank macht sich auf den Weg in das düstere Dorf, ohne zu ahnen, dass er schon bald an die Grenzen seines Glaubens geführt wird."


    Sequel und Prequel zu "Die schwarze Stadt", das allerdings auch als völlig eigenständige Geschichte funktioniert. Die Handlung spielt vor, während und nach der ersten Novelle, beantwortet ein paar offene Fragen und lässt den Leser noch tiefer in die Chronik der verfluchten Stadt eintauchen. Die Sprache fällt etwas moderner aus und auch die Lovecraft-Bezüge wurden deutlich zurückgeschraubt. Stattdessen entwirft Dissieux hier eine ganz eigene Mythologie bzw. Dämonologie und baut dabei auch verstärkt religiöse Motive ein.

    Die Handlung ist aber wieder sehr reduziert und bietet recht klassische Schauerliteratur: Zwei Herren sitzen sich gegenüber und erzählen sich eine Gruselgeschichte - M.R. James lässt grüßen. Auch wenn Dissieux den Kamin mit einem Tresen und die Pfeifen durch Whisky ersetzt. Stellenweise war mir das etwas zu wenig, dennoch bietet "Das Grab des Teufels" solide Grusel-Unterhaltung. Zudem endet das Ganze noch mit einem interessanten Cliffhanger.


    Bisher bin ich von den Novellen nicht völlig begeistert, aber ich werde das Buch definitiv zu Ende lesen.


    584 Seiten

    KOVD Verlag

    Privatdruck

    Artwork: Björn Craig

    17,99,-


    Klappentext:

    "Man sagt, Arc´s Hill sei verflucht. Tief verborgen in der ungeweihten Erde des kleinen Ortes harrt die Saat der Großen Alten seit Anbeginn allen Lebens ihrer Auferstehung. In den Nächten flüstern sie in den Träumen derjenigen, die empfänglich für die süßen Versprechen des Urbösen sind. Sie regen sich in ihren uralten Gräbern und warten auf den Tag, wenn ihnen das Tor zu den Lebenden geöffnet wird. Dann werden sie auferstehen und wie der Atem des Todes über die Erde streifen. Sie werden sich nehmen, was ihnen seit Anbeginn aller Zeiten zusteht … und die Menschheit wird ihrem Ende entgegentreten.

    Alle fünf Teile der Reihe „Die Legende von Arcs Hill“ sind nun endlich in einem Band vereint! Michael Dissieux wagt sich in lovecraftsche Gefilde und lässt die Hölle über die Erde losbrechen. Alle fünf Werke wurden für diese Gesamtausgabe nochmal vom Autor überarbeitet und redigiert!"


    Gerade begonnen und bisher sehr angetan. Hat das Buch schon jemand gelesen?

    Ich kannte sie auch nicht.

    Wie bereits erwähnt, ist Laura Marks bisher auch nur als Autorin für diverse Fernsehserien in Erscheinung getreten (u.a. "The Expanse" und "BrainDead") - Hier ihre IMDb-Seite.

    Nicht wirklich beeindruckend, aber "Daphne Byrne" fand ich echt gut. Im Gegensatz zu den anderen Hill-House-Comics hatte ich allerdings auch null Erwartungen.