...es gibt eine rahmenerzählung, eine gaststory von jörg kleudgen, zwei storys im reprint aus meiner sammlung Rumors Fährte, die wesentliches aus der geschichte von gotheim erzählen, und mehr...
Inzwischen von mir gelesen:
In
der Rahmenhandlung geht es um die Journalistin/Bloggerin Tanja. Früher in der
autonomen Szene von Gotheim unterwegs, kehrt sie nach langer Abstinenz und
einer erfolglosen Beziehung wieder in ihre alte Heimat
zurück und widmet sich dort dem Schreiben von politischen Texten.
Doch je intensiver sie sich mit der Geschichte der Stadt auseinandersetzt,
desto schlechter geht es ihr. Bald leidet sie unter schrecklichen Alpträumen und
fühlt sich permanent verfolgt. Und dann verschwindet auch noch ein guter Freund
von ihr...
Die
zweigeteilte Story "Rückkehr
nach Gotheim" fand ich absolut grandios - Auch wenn nicht
alle Handlungsstränge befriedigend abgeschlossen werden bzw. erwähnte Dinge
(wie die Explosion der Chemiefabrik, die Darkwave-Band Sphinx Atropos, der
Autor Jorge Kaluta) am Ende plötzlich keine große Rolle mehr spielen.
Die
"dazwischengeschobenen" Kurzgeschichten sind mal mehr mal weniger
stark mit der Haupthandlung bzw. der Geschichte von Gotheim verwoben und fallen
dabei recht unterschiedlich und abwechslungsreich aus. So entsteht Stück für
Stück ein äußerst komplexes und düsteres Bild von Gotheim - Ein Ort voller
mysteriöser Lokomotiven, tödlicher Nachtfalter, Nekromanten, Arbeits-Sklaven
und, und, und... Das Konzept erinnert etwas an Kleudgens "Cosmogenesis" oder
Vandermeers "Stadt der Heiligen
und Verrückten".
Das
Reckermanns Texte mitunter auch sehr politisch ausfallen und
dort trotz all der extremen "Weirdness" immer eine klare
Haltung mitschwingt, kennt man schon aus "Lieber
Herr Mordio", soll hier aber trotzdem nochmal lobend erwähnt
werden.
Für
mich zählt dieses Buch definitiv zum Besten, was ich von Reckermann bisher
gelesen habe. Fast hätte ich "Rückkehr
nach Gotheim" sogar als Meisterwerk bezeichnet - Allerdings
fällt die zweite Hälfte der Sammlung mMn etwas schwächer aus als die Erste:
Die zwei Geschichten aus "Rumors
Fährte" kannte ich ja bereits, hier wirkten sie für mich aber
eher wie Fremdkörper. Ich muss jedoch gestehen, dass ich sie diese Mal nur
überflogen habe. Die starke "Dark-Fantasy"-Ausrichtung
war einfach nicht mein Ding. "Das verborgene Auge" fand ich etwas langatmig und die abschließende Exegesis hat mich ebenfalls nicht völlig überzeugt. Das ist aber wirklich meckern auf sehr hohem Niveau, denn größtenteils hat mich dieses Buch ziemlich weggeblasen.