Beiträge von Cheddar Goblin

    Nur damit es hier auch erwähnt wird: Inzwischen ist mit "Plunge" die vorerst letzte Hill House-Serie als US-Hardcover erschienen:



    "Nach einem verheerenden Tsunami sendet das Forschungsschiff Derleth ein automatisches Notsignal aus der Nähe eines abgelegenen Atolls in der Beringstraße. Erstaunlich daran ist: Die Derleth gilt seit 40 Jahren als verschollen!"


    Geschrieben von Joe Hill und gezeichnet von Stuart Immonen.

    Ich fasse mich diesmal kurz: Beim Beschreibungstext musste ich sofort an William Hope Hodgson denken, stattdessen präsentiert Hill hier jedoch einen müden "The Thing"-Abklatsch - Mit einer gehörigen Prise Lovecraft. Das Schiff heißt schließlich nicht umsonst Derleth.

    Alles ganz nett, aber auch recht vergessenswert, denn die Story hat man echt schon hundertmal gelesen. Zumal fand ich einen Großteil der Figuren ziemlich nervig... Und von Immonen war ich noch nie Fan. Der Mann ist zwar eine große Nummer, seine Zeichnungen sehen mMn aber immer nach 08/15-Superheldenbrei aus. Absolut langweilig.

    (Der Band erscheint am 01.06.21 unter dem Titel "Schiff der lebenden Toten" bei Panini.)

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    "Der neueste Film des Oscar-Nominierten Yogos Lanthimos kommt diesen Freitag [27.11.20] exklusiv zu MUBI.

    Matt Dillon spielt in NIMIC einen Cellisten und Familienvater, dessen seltsame Begegnung mit einer Fremden in der U-Bahn, unvorhergesehene, existenzielle Folgen für sein Leben haben wird.

    Spannend, unheimlich und unberechenbar lässt Lanthimos in seinem neuesten Werk schwarzen Humor mit spielerischen Horror-Elementen verschmelzen und erschafft dabei einen Film, der jeglichen Erwartungen trotzt."


    Lanthimos (Doogtooth, The Lobster, Killing of a sacred Deer) gehört zweifelsfrei zu den interessantesten und besten Regisseuren unserer Zeit. Und dass Matt Dillon ein echt guter Schauspieler ist, weiß man spätestens seit seinem völlig irren Auftritt in Lars von Triers "The House that Jack built". Daher bin ich wirklich gespannt, was "Nimic" zu bieten hat. Auch wenn ich nicht unbedingt der größte Fan von Kurzfilmen bin und die Spielzeit mit 12 Minuten wirklich sehr knapp ausfällt.


    Hier gibt es noch einen 1minütigen Ausschnitt, der mich schonmal zum schmunzeln gebracht hat: NIMIC | Official Clip | Exclusively on MUBI November 27 - YouTube

    Hab lange überlegt, ob die beiden Stories aus RF da mit rein sollten und befunden, dass sie es aus Gründen der Vollständigkeit mussten. Aber das hat den Bogen natürlich auch recht weit aufgespannt.

    Hat mich tatsächlich etwas rausgerissen, wird aber sicher nicht jeder Leser so empfinden. Reine Geschmackssache. Ich kann jedenfalls verstehen, warum du sie drin haben wolltest. Trotzdem: Ein großartiges Buch.

    Weiter geht's jetzt mit "Hexennacht" ...

    Während sich Siefener bei "Somniferus" in Sachen Phantastik noch spürbar zurückgehalten hat, gibt er hier wieder Vollgas. Gerade die Anfangsszene im Wald fällt mMn schon ziemlich intensiv/creepy aus und hat mich dezent an Adam Nevills "The Ritual" erinnert. Der Mittelteil von "Hexennacht" zeiht sich dann allerdings etwas - Spätestens wenn der satanische Kult auftaucht und es zur ersten Beschwörung kommt, nimmt die Handlung aber wieder deutlich an Fahrt auf. Und die letzten 100 Seiten sind dann reiner Surrealismus - Arved im Alptraumland. Hier zeichnet Siefener ein wirklich interessantes und abgedrehtes Bild der Hölle, welches absolut nichts mit den üblichen Feuerbrünsten, Lavaströmen und gehörnten Dämonen zu tun hat. Wenn man also darüber hinwegsehen kann, dass"Hexennacht" ein paar Längen besitzt und die weibliche Figur über die Rolle der damsel in distress nicht hinauskommt (was man wohlwollend aber auch als eine Dante-Hommage verstehen könnte :D) findet man hier einen durchaus unterhaltsamen Roman. Hat mir jedenfalls deutlich besser gefallen als "Somniferus" .


    Weiter geht's jetzt mit "Das Schattenbuch"...

    ...es gibt eine rahmenerzählung, eine gaststory von jörg kleudgen, zwei storys im reprint aus meiner sammlung Rumors Fährte, die wesentliches aus der geschichte von gotheim erzählen, und mehr...

    Inzwischen von mir gelesen:


    In der Rahmenhandlung geht es um die Journalistin/Bloggerin Tanja. Früher in der autonomen Szene von Gotheim unterwegs, kehrt sie nach langer Abstinenz und einer erfolglosen Beziehung wieder in ihre alte Heimat zurück und widmet sich dort dem Schreiben von politischen Texten. Doch je intensiver sie sich mit der Geschichte der Stadt auseinandersetzt, desto schlechter geht es ihr. Bald leidet sie unter schrecklichen Alpträumen und fühlt sich permanent verfolgt. Und dann verschwindet auch noch ein guter Freund von ihr...

    Die zweigeteilte Story "Rückkehr nach Gotheim" fand ich absolut grandios - Auch wenn nicht alle Handlungsstränge befriedigend abgeschlossen werden bzw. erwähnte Dinge (wie die Explosion der Chemiefabrik, die Darkwave-Band Sphinx Atropos, der Autor Jorge Kaluta) am Ende plötzlich keine große Rolle mehr spielen.


    Die "dazwischengeschobenen" Kurzgeschichten sind mal mehr mal weniger stark mit der Haupthandlung bzw. der Geschichte von Gotheim verwoben und fallen dabei recht unterschiedlich und abwechslungsreich aus. So entsteht Stück für Stück ein äußerst komplexes und düsteres Bild von Gotheim - Ein Ort voller mysteriöser Lokomotiven, tödlicher Nachtfalter, Nekromanten, Arbeits-Sklaven und, und, und... Das Konzept erinnert etwas an Kleudgens "Cosmogenesis" oder Vandermeers "Stadt der Heiligen und Verrückten".

    Das Reckermanns Texte mitunter auch sehr politisch ausfallen und dort trotz all der extremen "Weirdness" immer eine klare Haltung mitschwingt, kennt man schon aus "Lieber Herr Mordio", soll hier aber trotzdem nochmal lobend erwähnt werden.


    Für mich zählt dieses Buch definitiv zum Besten, was ich von Reckermann bisher gelesen habe. Fast hätte ich "Rückkehr nach Gotheim" sogar als Meisterwerk bezeichnet - Allerdings fällt die zweite Hälfte der Sammlung mMn etwas schwächer aus als die Erste: Die zwei Geschichten aus "Rumors Fährte" kannte ich ja bereits, hier wirkten sie für mich aber eher wie Fremdkörper. Ich muss jedoch gestehen, dass ich sie diese Mal nur überflogen habe. Die starke "Dark-Fantasy"-Ausrichtung war einfach nicht mein Ding. "Das verborgene Auge" fand ich etwas langatmig und die abschließende Exegesis hat mich ebenfalls nicht völlig überzeugt. Das ist aber wirklich meckern auf sehr hohem Niveau, denn größtenteils hat mich dieses Buch ziemlich weggeblasen.

    Ergänzung: "Nachtzug nach Carcosa" von Erik R. Andara - Eine fantastische Geschichte.

    Und in Reckermanns "Rückkehr nach Gotheim" (bin ich gerade begeistert am lesen) findet sich noch eine großartige Erzählung namens "Menschenwurm", die ebenfalls in das Genre "Zug-Horror" passt ... vielleicht aber ein Thema für einen eigenen Thread.

    Hi Nils,

    toller Thread und toller Autor.

    Einen deutschen Text über Aickman, der auch bisherige Übersetzungen nennt (nur noch antiquarisch), fand ich im Phantastikon.

    Da gab es früher noch viel mehr Texte über Aickman zu finden. U.a. einen sehr lesenswerten Gastbeitrag von Jeff Vandermeer. Seit der Neugestaltung des Phantastikon sind diese aber leider verschwunden. Vielleicht packt Perkampus sie ja irgendwann wieder auf die Seite.

    Es wird mal Zeit, mich da etwas mehr zu vertiefen

    "Das Hospiz" wäre mMn schon mal ein guter Anfang.

    Das Buch ist bei mir angekommen. Den Re-Read der Novelle habe ich erst mal aufgeschoben (mein SUB ist so auch schon viel zu hoch) - Dafür habe ich aber die (hier erstmals veröffentlichte) Kurzgeschichte "An der Seidenstrumpfstraße" gelesen.

    ich habe eine kleine Hommage an ein anderes meiner Lieblingsbücher eingebaut, manche werden es vielleicht erkennen

    Ist mir leider entgangen. Vielleicht kenne ich aber auch die Vorlage nicht. Hat es eventuell etwas mit Bwadas Vorbesitzerin aus 12A zu tun?

    Ich war damals nicht zufrieden damit, weil die Geschichte mehr Platz haben wollte

    Kann ich verstehen, ich fand die Geschichte aber wirklich sehr gelungen. Hätte mMn auch in "Hotel Kummer" auftauchen können und wäre dort nicht negativ aufgefallen. Patera als Vermieter einer seltsamen Künstler-WG hat mir gefallen :D. Und Herkules Bell hat mich wieder zum lächeln gebracht. Würde sofort einziehen... oder vielleicht auch lieber nicht.


    Das Nachwort von Tobias Reckermann war ebenfalls äußerst interessant. Besonders der erwähnte Masterplan lässt mich natürlich aufhorchen. Alles unter der Erschaffung eines eigenen Traumreichs empfände ich nach der großspurigen Ankündigung als Enttäuschung :D.

    Die Ausgabe ist wirklich richtig schick geworden und bietet mit ihren 300 Seiten auch jede Menge Material.

    Bisher habe ich nur die enthaltenen Kurzgeschichten gelesen:


    "Nachwandler" von Christopher Müller war eine gelungene Poe-Hommage, mit einer äußerst surrealen/traumhaften Atmosphäre. Der Autor sagt mir gar nichts. Leider nur sehr kurz.


    "Alle Farben: Schwarz" von Uwe Voehl und Jörg Kleudgen ist so etwas wie die Weird-Fiction-Version von "Fight Club". Die zwei Hauptpersonen sind dabei deutlich als Alter Egos der Autoren zu erkennen. Bisher habe ich ihre Gemeinschaftsarbeiten immer sehr gemocht ("Arkheim", "Stolzenstein") und auch diese Geschichte hat mich nicht enttäuscht.


    "...morgen tot" von Jörg Kleudgen und E.L.Brecht stellt quasi die Vorgeschichte ihres gerade erschienenen Buchs "Der Fluch des blinden Königs" dar. Dort bekommt es Doktor Mazarro mit einem Seelenräuber und einer mysteriösen Frau in Schwarz zu tun. Am Ende erfährt man, dass eine mehrteilige Romanerzählung in Vorbereitung ist, die sich dem Seelenräuber widmen soll (und in der es hoffentlich ein Wiedersehen mit Doktor Mazarro geben wird). "...morgen tot" ist allerdings eher ein Teaser, als eine ausgefeilte Geschichte. Die Novelle kann ich aber nur empfehlen.


    Wenn ich leichte Kritik an der Neugestaltung äußern dürfte: Es fehlt hier eindeutig ein Inhaltsverzeichnis. Und eine Nummerierung auf dem Buchrücken. Sonst sehen alle Ausgaben gleich aus und sind im Bücherregal nicht mehr zu unterscheiden.

    Das Buch ist inzwischen erschienen und liegt auf meinem SUB.

    Was mir jedoch weniger gefällt, ist die Tatsache, dass der Buchrücken weder den Namen des Herausgebers, noch den eigentlichen Titel enthält - Stattdessen steht da in großen, weißen Lettern "Schreiben aus der Corona-Isolation". Vielleicht soll potentiellen Lesern ja so sofort das Wort Corona ins Auge springen und Interesse generieren, aber ich halte das für eine eher unglückliche Entscheidung bzw. reine Effekthascherei. Zumal ich den tatsächlichen Titel wirklich sehr gelungen finde und Bücher aus dem Blitz-Verlag doch sowieso gar nicht in den offiziellen Handel kommen. Aber wie heißt es immer so schön - Don’t judge a book by its Buchrücken.