Beiträge von Cheddar Goblin

    Nur zur Info: wir lesen noch mit...

    Das freut mich.

    Unter dem Namen Der Dämon in der Stadt wurde die Story aufgenommen in: 21 Grusel Stories, zusammengestellt von H. W. Mommers u. A. D. Krauss, erschienen bei Heyne 1966. Werde ich mir heute mal vornehmen …

    Da bin ich mal auf dein Feedback gespannt, Axel.

    Ich hab von den Beiden noch die zwei Anthologien "11 Hexenstories" und "22 Horrorstories" auf dem SuB liegen, die ebenfalls Geschichten von Fritz Leiber enthalten. Werde ich hier sicher demnächst mal vorstellen...

    Ruhe ist die erste Bürgerpflicht



    Handlung:

    Civil Service Knolls ist ein friedlicher und beschaulicher Ort, an dem alles verbannt wurde, was seine Bewohner irgendwie beunruhigen könnte. Es gibt keine Bars, keine Clubs, kein Alkohol, keinen Jazz, keine Autos... selbst das Licht wird von Psychoanalytikern so eingestellt, dass es besonders anheimelnd wirkt.

    Doch trotz all dieser Maßnahmen steigt die Zahl der Geisteskranken unaufhaltsam und die örtliche Irrenanstalt platzt aus allen nähten. Zudem wird der Ort plötzlich von einem "grünen Teufel" heimgesucht, der eine regelrechte Massenhysterie auslöst. Doch ist er wirklich real, oder nur eine kollektive Wahnvorstellung?

    Judistrator Wisant, dessen Frau ebenfalls in der Psychiatrie sitzt (da sie "das Unterbewußtsein von Kindern mit Zeitbomben in Gestalt von posthypnotischen Befehlen verdorben hat"), versucht der Sache auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf eine Zeitschrift namens "Individuality Unlimited", die ihre Leser dazu auffordert, ihr inneres Monster zu entfesseln...


    Meinung:

    Die Anthologie "7 Science Fiction Stories" erschien 1966 bei Heyne. Eröffnet wird sie von Leibers 50seitiger Geschichte "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" (im org. "Tranquility, or else!"), die er bereits 1959 geschrieben hatte.

    Mit Wahnsinn und Psychosen hat sich Leiber ja oft auseinandergesetzt (siehe z.B. "Bei klarem Verstand", "Mariana", "Spekulationen" oder "Der innere Kreis") und dabei kommt eigentlich immer etwas Interessantes und Lesenswertes heraus. Man merkt einfach, dass der Mann mal Psychologie studiert hat und weiß wovon er da spricht bzw. schreibt.

    Im Vorwort der Herausgeber Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Krauß wird "Ruhe ist..." sogar als eine von Leibers besten Stories bezeichnet. Da der Autor wirklich unzählige fantastische Kurzgeschichten geschrieben hat, sind das sicher große Worte - Aber ich würde den Beiden bei ihrer Beurteilung definitiv zustimmen.

    Individualität als Produkt; Kontrollierte Freiheit, die keine Freiheit ist; Manipulation der Massen, staatliche Zensur und Wahnsinn als letztes Mittel gegen die Entpersonalisierung... Hätten den Anti-Psychiatern Foucault, Szasz und Cooper sicher auch gefallen.


    Weiter geht's mit "Das Katzenhotel"...


    Am 16.09 startet die Subskription für Erik R. Andaras neuesten Roman "Der Holmgang". Erscheinen wird das Buch dann im Dezember.

    Sword and Sorcery ist ja eigentlich nicht unbedingt mein Genre (erst kürzlich habe ich es mit Fritz Leiber versucht), aber eine neue Veröffentlichung des Autors ist prinzipiell immer einen Blick wert. Zumal hier ja noch (ähnlich wie bei Clark Ashton Smith) eine gehörige Prise Weird-Fiction hinzukommt. Auf Facebook schreibt Erik jedenfalls: "Ich verspreche euch Kosmischen Horror und ich verspreche euch große Schwerter, epische Magie und eine weite Welt mit sechs Monden. Ich verspreche euch Dämonen, Nordstämme und Imperiale Adelige. Ich verspreche euch klassische Sword and Sorcery in der Postmoderne. Und zwar noch diesen Winter. "

    Eine erste Manuskripteinsicht gibt es hier, die offizielle Leseprobe soll dann demnächst folgen. Ich bin gespannt. Auch wenn ich mich auf Eriks "Das Haus am Nordrand" noch ein bisschen mehr freue.


    "Er hat Science Fiction, Horror und Fantasy geschrieben und auf allen drei Gebieten Großartiges geleistet; er war ein herausragender Stilist, umfassend gebildet und mit einem feinen Sinn für Ironie begabt – und doch ist der Name Fritz Leiber heute nur noch wenigen bekannt. Ein später Gruß an einen faszinierenden Autor, der am 5. September 1992 und damit genau vor dreißig Jahren gestorben ist."


    Anlässlich seines heutigen 30. Todestags widmet Kai U. Jürgens dem Autor auf diezukunft.de einen kurzen Text. Lesen kann man das Ganze hier. Jürgens geht dort allerdings nur auf Leibers bekannteste Werke ein, die jedoch nicht zwangsläufig auch zu seinen besten gehören - Zumindest meiner Meinung nach. Und das es bei Leiber öfters eine "ungewöhnlich sensiblen Frauendarstellung" gibt, halte ich auch für eine... nun ja... recht gewagte These.

    danke für die Besprechung

    Immer wieder gerne. Die Reihe hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

    Als nächstes müsste ja die Novelle von Rix kommen, oder? Kann man mit der Veröffentlichung noch dieses Jahr rechnen?

    Und bist du mit den Verkäufen einigermaßen zufrieden? Kann man schon sagen, ob die Reihe nach den bisher geplanten Bänden noch fortgesetzt wird?

    Das Schiff der Schatten



    Handlung:

    Der halbblinde Spar befindet sich an Board der Windrush – Ein labyrinthisches Schiff, voller Gänge, Höhlen und Gärten. Dort arbeitet er in der Bar "Fledermaus", hat jedoch zunehmend Probleme seine Illusionen von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Damit ist er aber nicht allein: Die Menschen auf dem Schiff befinden sich eigentlich alle in einem völlig psychotischen Zustand und pumpen sich zudem noch permanent mit Alkohol voll, der ihnen aus Schläuchen direkt in den Mund fließt. Außerdem treiben sich Nachts seltsame Kreaturen in den Gängen herum, die dafür sorgen, dass immer mehr Menschen spurlos verschwinden. Noch mehr als vor den Vampiren, Hexen und Werwölfen (sofern sie denn überhaupt wirklich existieren) fürchtet man sich jedoch vor Mister Crown, der sich ein Harem voller Frauen hält und auf der Windrush ein gnadenloses Terrorregime führt.

    Was die Menschen gegen ihre ständige Angst tun? Trinken, trinken und noch mehr trinken... und dabei werden sie immer schwach- und wahnsinniger. Als Spar von einem Doktor ein paar "neue Augen" spendiert bekommt, stellt dies schon bald seine ganze Welt auf den Kopf und er erfährt was es mit dem Schiff wirklich auf sich hat.


    Meinung:

    Die Anthologie, die (wie schon das Cover verrät) eine Auswahl der besten Stories aus "The Magazine of Fantasy and Science Fiction" enthält, erschien 1970 bei Heyne. Die 50seitige Titelgeschichte "Das Schiff der Schatten" stammt dabei von Fritz Leiber. Geschrieben hat er sie nur ein Jahr zuvor – Nämlich 1969.

    Und gleich vorweg: Das hier wischt mMn mit sämtlichen Lankhmar-Geschichten den Boden auf und hat absolut zu Recht den Hugo-Award gewonnen. Von Anfang an erzeugt Leiber hier eine extrem faszinierende, fiebrige und auch äußerst surreale Atmosphäre, die einem beim Lesen sofort gefangen nimmt.

    Von der Stimmung her musste ich dabei häufiger an Susana Clarks Meisterwerk "Piranesi" denken. Gelegentlich kommt aber auch leichtes "Bioshock"-Feeling auf (wenn jemand das Videospiel kennt). Und durch die Verwendung der vielen nautischen Begriffe fühlt man sich manchmal auch noch an William Hope Hodgson erinnert.

    Ich war jedenfalls wirklich traurig als die Geschichte nach 50 Seiten schon vorbei war. Aus dem Stoff hätte man locker einen Roman machen können. So oder so, absolut fantastisch!


    Weiter geht's mit "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht"...

    Gestern lag’s im Briefkasten.

    Bei „Ein Connoisseur der Trauer“ handelt es sich um die zweite deutsche Übersetzung des Autors Louis Marvick. Zuvor erschien von ihm „Taschen der Leere“ im äußerst lesenswerten „IF Annual: Weird“ (zudem damals übrigens auch der Übersetzer Martin Ruf eine Geschichte beisteuerte).

    Den Dingen, die ich zu sagen habe, ist eine gewisse Kälte eigen, und ich muss lernen, diese zu bewahren (…) Jegliches Sprießen der Fantasie oder erzählerischer Überschwang wären eine Beleidigung gegenüber der Unfrucht der Trauer.“ - So beginnt der namenlose Erzähler seinen Bericht. Nach dem Tod seiner Mutter, hat er etwas Geld geerbt, kündigt daraufhin seinen Job und zieht nach Paris, um dort einen Großteil seines Lebens mit Lesen zu verbringen. Zu diesem Zweck findet er sich immer häufiger auf dem Friedhof von Montparnasse ein. Bei einer Beerdigung beobachtet er dort zufällig einen äußerst seltsamen Mann, der bei ihm sofort eine starke Aversion auslöst: „Je länger ich hinsah, umso überzeugter wurde ich, dass er eine Art Parasit war.“ Doch besagter Parasit und sein rätselhaftes Verhalten geht ihm seitdem einfach nicht mehr aus dem Kopf und so versucht er herauszufinden, wer der mysteriöse Fremde ist und warum er regelmäßig an Beerdigungen teilnimmt, obwohl er die Verstorbenen überhaupt nicht zu kennen scheint. Dabei muss er sich jedoch immer mehr eingestehen, dass er mit ihm vielleicht mehr gemeinsam hat, als er es wahr haben möchte... Mehr sollte man über die kurze Geschichte (circa 30 Seiten) besser nicht verraten.

    Das hier ist definitiv nicht mehr ganz so experimentell wie die letzten Veröffentlichungen aus der Underground- Reihe („Tiere des Exodus“ & „Ophelia“), aber auch weit davon entfernt eine konventionelle Erzählung zu sein, die einem am Ende die Lösung auf dem Silbertablett serviert. „Ein Connoisseur der Trauer“ enthält zwar vielleicht diverse Merkmale einer Schauergeschichte, streift dieses Genre aber höchstens nur am Rande und belässt es größtenteils bei Andeutungen. Generell bleibt hier vieles in der Schwebe und kann ganz unterschiedlich Interpretiert werden. Klassischen Horror sollte man also eher nicht erwarten. Das hier ist vielmehr ein Blick in die Psyche eines äußerst verschrobenen Mannes, voller Selbsthass und Verzweiflung.

    Wenn dieser seine Wohnung wechselt und in ein Zimmer zieht, das eher einem Sarg gleicht, musste ich dezent an das Buch „Der Mieter“ von Roland Topor und dessen geniale Polanski-Verfilmung denken. Zudem besitzt die Geschichte wirklich eine wunderschöne Sprache, wenn auch nicht ganz so poetisch wie zuletzt bei D.P Watt. Und gegen Ende wechselt das Ganze dann plötzlich in die Tagebuchform und nimmt gleichzeitig deutlich an Fahrt auf... Erneut ein äußerst gelungener und lesenswerter Band, von einem Autor, von dem in Zukunft gerne noch weitere Übersetzungen kommen dürfen. Mal wieder Danke an Whitetrain!

    The Luminal Zone



    Neues Werk von Junji Ito, der hier eigentlich einen eigenen Thread verdient hätte. Der Band enthält 4 Geschichten, die alle während der Corona-Pandemie entstanden sind und auf alten Skizzen und unfertigen Ideen des Autors basieren. Ursprünglich wurden sie für eine digitale Plattform geschaffen, was den Vorteil hatte, dass sich Ito an keine Seitenzahlen oder sonstige Vorgaben halten musste und die Geschichten erstmals so erzählen konnte, wie er wollte.


    Inhalt: In "Weeping Woman Way" landen Mako und Yuzuru in einem fremden Dorf und begegnen dort einer Frau, die ununterbrochen am weinen ist. Kurz danach wird auch Mako von einer unendlichen Traurigkeit überwältigt und löst sich buchstäblich in Tränen auf... Eine melancholische Geschichte, mit ein paar wirklich verstörenden und surrealen Bildern - Und diversen religiösen Bezügen.

    Die gibt es auch in "Madonna". Dort landet Maria in einem religiösem Mädcheninternat, an dem äußerst seltsame Dinge vorgehen: Die Frau des Schulleiters hält sich für die Wiedergeburt der Jungfrau Marie, im ganzen Ort stehen bizarre Salzskulpturen rum und die Schüler und Lehrer sind alle völlig verängstigt... eine creepy Geschichte, voller Wahn, Bibelanspielungen und einem äußerst misogynen Schulleiter, der ein bisschen wie H.P. Lovecraft aussieht. Hatte zudem extrem starke "Suspiria"-Vibes.

    "The Spirit Flow of Aokigahara" spielt, wie der Name schon sagt, im berühmten Selbstmörder-Wald. Da Norio tödlich erkrankt ist, sucht er diesen Ort auf, um dort nach seinen Bedingungen zu sterben. Doch als er bei seiner Wanderung auf eine merkwürdige Höhle stößt, fühlt er sich (während sein Körper äußerst seltsame Veränderungen durchmacht) plötzlich so lebendig wie nie... Mit Abstand die kurioseste Geschichte in diesem Band, die mich allerdings nicht so wirklich gekriegt hat.

    "Slumber": Eben hatte ich ja schon "Suspiria" erwähnt, hier gibt es nun sogar leichte Giallo-Elemente. Takuya träumt jede Nacht davon, wie er wildfremde Frauen auf bestialische Art und Weise tötet, nur um nach dem Aufstehen in den Nachrichten zu erfahren, dass diese Morde tatsächlich stattgefunden haben. Doch ist er auch der Mörder?... "American Psycho" trifft auf "Nightmare on Elm Street". Nur dass man hier nicht stirbt, wenn man einschläft, sondern tötet. Oder vielleicht auch nicht? Das Ende ist definitiv ziemlich hanebüchen, dennoch ist die Geschichte ganz unterhaltsam.#


    Fazit: Sicher nicht die beste Storysammlung von Junji Ito. Wer seine vorherigen Werke mochte, kann hiermit aber absolut nichts falsch machen. Einsteiger sollten aber auf jeden Fall lieber zu "Uzumaki" oder "Tomie" greifen.


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    Ich zitiere mal von diezukunft.de:


    "Das italienische Label Zero K hat eine Compilation namens „The Dystopian World of J.G. Ballard“ veröffentlicht, auf der sich zwölf Künstler aus dem Experimental-/Ambient-Bereich dem Briten widmen. An Bord sind: Grey Frequency, Eraldo Bernocchi, HLER, Hector M. Reis, Lars M. Bröndum, Joel Gilardini, Mario Lino Stancati, VÄäristymä, Mombi Yuleman, JARL, Tarme Till Alle.

    Das Ganze klingt trotz ein Dutzend Beteiligter erstaunlicherweise wie aus einem Guss und ist als Soundtrack zur Literatur des Jahrhundert-Schriftstellers gedacht. Dass die Zusammenstellung ziemlich düster, kühl und mitunter leicht verstörend ausfällt, überrascht niemand, der Ballards Schaffen kennt. Eine spannende Veröffentlichung, die allerdings auch die Bereitschaft voraussetzt, sich mit Musik zu beschäftigen, die den Konsumenten nicht gerade mit offenen Armen empfängt. Anhören und kaufen (Digital, CD) kann man direkt beimLabel."


    WHITETRAIN Underground #4 ist da!

    Ein Connoisseur der Trauer - Erzählung von Louis Marvick

    33 Seiten im Softcover


    "In diesem Gebäude fließt der Strom ungleichmäßig. Dass muss der Grund für den unangenehm tiefen Klang meiner Opernaufnahmen sein. Der prekäre Betrug, mit dem die Kunst als das richtige Leben auftritt, ist anfällig für solche mechanischen Verzerrungen, welche die Stimme genau in jenem Augenblick um die erforderliche Tonhöhe bringen, in dem diese einen über den Gipfel der Melodie tragen sollte."


    Gerade bestellt. Da die bisherigen Veröffentlichungen aus der Underground-Reihe von WhiteTrain absolut fantastisch waren, bin ich wirklich gespannt.

    Wie angekündigt hier noch ein paar Worte zu den beiden Comic-Adaption. Auch wenn mich Leibers Lankhmar-Geschichten nicht wirklich überzeugen konnte, war ich auf diese durchaus gespannt. Besonders auf den Band von Mike Mignola. Die Zeichnungen des "Hellboy"-Schöpfers sind schließlich immer einen Blick wert. Außerdem hat man bei der Auswahl der Geschichten mMn ein recht glückliches Händchen bewiesen. Sind die Teile also eine lohnenswerte Angelegenheit?



    Sword of Sorcery: The Cloud of Hate and Other Stories (1973)

    1973 erschien bei DC die fünfteilige Serie "Sword of Sorcery", die sich ausschließlich Leibers beiden Figuren widmete. Geschrieben wurde das Ganze von Dennis O'Neil und gezeichnet größtenteils von Howard Chaykin. Besonders dieser ist über das Ergebnis inzwischen jedoch nicht mehr allzu glücklich: "Wenn ich heute bei irgendwelchen Messen diese alten Hefte signiere muss ich mich zusammenreißen, um nicht jedes Mal angesichts der mangelhaften Umsetzung zusammenzuzucken."

    Nachdem ich die Hefte inzwischen gelesen habe, kann ich ihm da nur schwerlich widersprechen, auch wenn die Serie durchaus einen gewissen pulpigen Charm besitzt. Und optisch sehen die Comics definitiv auch nett aus. Damals musste man jedoch noch mit einer recht limitierten Farbpalette arbeiten und die knallbunte Kolo ist daher sicher Geschmackssache. Der Band beginnt zudem recht unglücklich mit "The Price of Pain-Ease". Eine Story, die mMn kaum funktioniert, wenn man die tragische Vorgeschichte "Ill Meet in Lankhmar" einfach weglässt.

    Generell orientiert man sich inhaltlich größtenteils nur sehr lose am Original. Bei Leiber lässt Fafhrd z.B. seine schwangere Freundin für eine andere Frau sitzen, hier wird die Dame von einem Drachen entführt und anschließend von Fafhrd gerettet (sic!). Sowieso agieren der Barbar und sein Freund der Graue Mausling in der kurzlebigen Serie wesentlich heldenhafter und uneigennütziger als es bei Leiber der Fall war und befreien eigentlich ständig irgendwelche Menschen (vornehmlich leichtbekleidete Frauen) aus gefährlichen Notlagen. Das lag u.a. sicher auch am Comic Code, an dem man sich damals noch zu halten hatte und der u.a. vorschrieb, dass "Sympathie für Verbrecher oder die Methoden und die Ausführung eines Verbrechens nicht gezeigt werden durften" (siehe Wikipedia).

    Zudem werden die Geschichten, die bei Leiber oft sehr dialoglastig waren, häufig durch jede Menge Action und seltsame Kreaturen aufgepimpt, bis sie manchmal kaum noch zu erkennen sind. Manche Stories gehen sogar komplett auf das Konto von O'Neil. Nur bei der Lovecraft-Pastiche "The Sunken Land" hielt man sich ausnahmsweise mal stark an die Vorlage. Sicher das beste Heft von "Sword of Sorcery", dennoch fragt man sich (genau wie bei der Titelgeschichte "The Cloud of Hate") beim Lesen ständig, was wohl Mike Mignola aus diesen zwei Horrorstories gemacht hätte.



    Fafhrd und der Grau Mausling (1990)

    Das Vorwort stammt von Howard Chaykin. Anders als bei der ersten Umsetzung von 1973 fungiert dieser hier nicht als Zeichner, sondern als Autor. In der Einleitung berichtet er u.a. davon wie er bei Leiber gelandet ist, dass er den Autor einmal treffen durfte und stellt die These auf, "dass Leiber Sword&Sorcery für Leute schrieb, die gerne roman noir – Kriminalromane – lasen." Ich weiß nicht, ob ich ihm da unbedingt zustimmen würde. Zumindest konnte ich bei der Lektüre der vier EP-Bücher keine Hardboild-Elemente erkennen.

    Die eigentliche Miniserie beginnt dann mit "Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar", was durchaus Sinn macht und einen perfekten Einstieg darstellt – Immerhin treffen Fafhrd und der Graue Mausling in dieser Geschichte das erste Mal aufeinander. Im Gegensatz zur ersten Comicumsetzung hält man sich hier (und auch bei den restlichen sechs Geschichten) auch extrem stark an das Ursprungsmaterial und übernimmt teilweise sogar ganze Dialoge. Und auch den Ton von Leiber treffen Chaykin und Mignola ziemlich perfekt. Nur die Tragik der Geschichte kommt hier mMn etwas zu kurz. Das gnadenlose Ende hat bei Leiber deutlich mehr reingehauen. Dennoch ein guter Anfang.

    Am besten hat mir jedoch die Umsetzung von "Der heulende Turm" gefallen. Auch weil Mignolas Zeichnungen dort erstmals genügend Platz bekommen, um sich zu entfalten. Das diese Geschichte im Band gelandet ist, so erfährt man im Nachwort, ist übrigens reiner Zufall. Als Mignola gegenüber Chaykin erwähnte, dass er gerne "die Geschichte mit dem Turm" zeichnen würde, meinte er nämlich eigentlich eine ganz Andere. (Es wird zwar nicht erwähnt, aber ich denke dass Mignola an "Edelsteine im Wald" dachte, was sicher auch eine interessante Wahl gewesen wäre).

    Abgerundet wird das Ganze dann u.a. durch das bereits erwähnte Nachwort von Mike Mignola, der darüber schreibt, wie sehr er für diese Comic-Adaption kämpfen musste. Marvel bzw. Epic hatte nämlich zunächst kein allzu großes Interesse an einer Umsetzung der Leiber-Geschichten. Schließlich hatten man dort schon "Conan" im Programm und brauchte, so die Meinung des damaligen Verlagschefs, nicht unbedingt noch weitere Schwertkämpfer im Portfolio.

    Am Ende des gelungenen Bandes gibt es dann noch den Text "The Dealings of Fritz Leiber – Die literarischen Umtriebe eines großen Philosophen und noch viel größeren Erzählers" von Christian Endres. Nach einem kurzem biographischen Abriss versucht dieser dort zu ergründen, warum Leiber zwar von anderen Autoren wie ein "Hohepriester" verehrt wird, trotzdem aber nie so bekannt wie Tolkien, Lovecraft & Co. wurde.

    Seine Theorie: Leiber ist einfach zu schwer zugänglich. "Er nahm keine Rücksicht auf die komplexen Strukturen und inhaltlichen Konstrukte, die sich so immer wieder als kreative Extravaganzen in seinen literarischen Output schleichen – und die ihm nicht ganz zu Unrecht den Ruf eines manchmal etwas schwierigen Autors einbrachten, der für den ein oder anderen Leser stets ein dünkelhaftes Mysterium bleiben sollte."

    Das Leibers Werk recht sperrig ist, hört man ja häufig. Ich selbst habe es eigentlich nie so empfunden. Das ich zu seinen Geschichten aus Lankhmar keinen Zugang gefunden habe, lag definitiv am Genre und nicht an der Schreibe des Autors. Zudem habe ich dort häufig einfach die Komplexität und den Tiefgang vermisst, den besonders seine Horrorstories auszeichnen. Ich bin also ganz froh dieses Kapitel nun schließen und mich wieder anderen Leiber-Werken widmen zu können.


    Erik R. Andara Sollte noch Interesse bestehen, kann ich dir den CrossCult-Band gerne überlassen.