Wie
angekündigt hier noch ein paar Worte zu den beiden Comic-Adaption.
Auch wenn mich Leibers Lankhmar-Geschichten nicht wirklich überzeugen
konnte, war ich auf diese durchaus gespannt. Besonders auf den Band
von Mike Mignola. Die Zeichnungen des "Hellboy"-Schöpfers
sind schließlich immer einen Blick wert. Außerdem hat man bei der
Auswahl der Geschichten mMn ein recht glückliches Händchen
bewiesen. Sind die Teile also eine lohnenswerte Angelegenheit?
Sword
of Sorcery: The Cloud of Hate and Other Stories (1973)
1973
erschien bei DC die fünfteilige Serie "Sword of Sorcery",
die sich ausschließlich Leibers beiden Figuren widmete. Geschrieben
wurde das Ganze von Dennis O'Neil und gezeichnet größtenteils von
Howard Chaykin. Besonders dieser ist über das Ergebnis inzwischen
jedoch nicht mehr allzu glücklich: "Wenn ich heute bei
irgendwelchen Messen diese alten Hefte signiere muss ich mich
zusammenreißen, um nicht jedes Mal angesichts der mangelhaften
Umsetzung zusammenzuzucken."
Nachdem
ich die Hefte inzwischen gelesen habe, kann ich ihm da nur schwerlich
widersprechen, auch wenn die Serie durchaus einen gewissen pulpigen
Charm besitzt. Und optisch sehen die Comics definitiv auch nett aus.
Damals musste man jedoch noch mit einer recht limitierten Farbpalette
arbeiten und die knallbunte Kolo ist daher sicher Geschmackssache.
Der Band beginnt zudem recht unglücklich mit "The Price of
Pain-Ease". Eine Story, die mMn kaum funktioniert, wenn man
die tragische Vorgeschichte "Ill Meet in Lankhmar"
einfach weglässt.
Generell
orientiert man sich inhaltlich größtenteils nur sehr lose am
Original. Bei Leiber lässt Fafhrd z.B. seine schwangere Freundin für
eine andere Frau sitzen, hier wird die Dame von einem Drachen
entführt und anschließend von Fafhrd gerettet (sic!). Sowieso
agieren der Barbar und sein Freund der Graue Mausling in der
kurzlebigen Serie wesentlich heldenhafter und uneigennütziger als es
bei Leiber der Fall war und befreien eigentlich ständig irgendwelche
Menschen (vornehmlich leichtbekleidete Frauen) aus gefährlichen
Notlagen. Das lag u.a. sicher auch am Comic Code, an dem man sich
damals noch zu halten hatte und der u.a. vorschrieb, dass "Sympathie
für Verbrecher oder die Methoden und die Ausführung eines
Verbrechens nicht gezeigt werden durften" (siehe Wikipedia).
Zudem
werden die Geschichten, die bei Leiber oft sehr dialoglastig waren,
häufig durch jede Menge Action und seltsame Kreaturen aufgepimpt,
bis sie manchmal kaum noch zu erkennen sind. Manche Stories gehen sogar
komplett auf das Konto von O'Neil. Nur bei der Lovecraft-Pastiche
"The Sunken Land" hielt man sich ausnahmsweise mal
stark an die Vorlage. Sicher das beste Heft von "Sword of
Sorcery", dennoch fragt man sich (genau wie bei der
Titelgeschichte "The Cloud of Hate") beim Lesen
ständig, was wohl Mike Mignola aus diesen zwei Horrorstories gemacht
hätte.
Fafhrd
und der Grau Mausling (1990)
Das
Vorwort stammt von Howard Chaykin. Anders als bei der ersten
Umsetzung von 1973 fungiert dieser hier nicht als Zeichner, sondern
als Autor. In der Einleitung berichtet er u.a. davon wie er bei
Leiber gelandet ist, dass er den Autor einmal treffen durfte und
stellt die These auf, "dass Leiber Sword&Sorcery für
Leute schrieb, die gerne roman noir – Kriminalromane – lasen."
Ich weiß nicht, ob ich ihm da unbedingt zustimmen würde. Zumindest
konnte ich bei der Lektüre der vier EP-Bücher keine
Hardboild-Elemente erkennen.
Die
eigentliche Miniserie beginnt dann mit "Schicksalhafte
Begegnung in Lankhmar", was durchaus Sinn macht und einen
perfekten Einstieg darstellt – Immerhin treffen Fafhrd und der
Graue Mausling in dieser Geschichte das erste Mal aufeinander. Im
Gegensatz zur ersten Comicumsetzung hält man sich hier (und auch bei
den restlichen sechs Geschichten) auch extrem stark an das
Ursprungsmaterial und übernimmt teilweise sogar ganze Dialoge. Und
auch den Ton von Leiber treffen Chaykin und Mignola ziemlich perfekt.
Nur die Tragik der Geschichte kommt hier mMn etwas zu kurz. Das
gnadenlose Ende hat bei Leiber deutlich mehr reingehauen. Dennoch ein
guter Anfang.
Am
besten hat mir jedoch die Umsetzung von "Der
heulende Turm"
gefallen. Auch weil Mignolas Zeichnungen dort erstmals genügend
Platz bekommen, um sich zu entfalten. Das diese Geschichte im Band
gelandet ist, so erfährt man im Nachwort, ist übrigens reiner
Zufall. Als Mignola gegenüber Chaykin erwähnte, dass er gerne "die
Geschichte mit dem Turm"
zeichnen würde, meinte er nämlich eigentlich eine ganz Andere. (Es
wird zwar nicht erwähnt, aber ich denke dass Mignola an "Edelsteine
im Wald"
dachte, was sicher auch eine interessante Wahl gewesen wäre).
Abgerundet
wird das Ganze dann u.a. durch das bereits erwähnte Nachwort von
Mike Mignola, der darüber schreibt, wie sehr er für diese
Comic-Adaption kämpfen musste. Marvel bzw. Epic hatte nämlich
zunächst kein allzu großes Interesse an einer Umsetzung der
Leiber-Geschichten. Schließlich hatten man dort schon "Conan"
im Programm und brauchte, so die Meinung des damaligen Verlagschefs,
nicht unbedingt noch weitere Schwertkämpfer im Portfolio.
Am
Ende des gelungenen Bandes gibt es dann noch den Text "The
Dealings of Fritz Leiber – Die literarischen Umtriebe eines großen
Philosophen und noch viel größeren Erzählers" von
Christian Endres. Nach einem kurzem biographischen Abriss
versucht dieser dort zu ergründen, warum Leiber zwar von anderen
Autoren wie ein "Hohepriester" verehrt wird,
trotzdem aber nie so bekannt wie Tolkien, Lovecraft & Co. wurde.
Seine
Theorie: Leiber ist einfach zu schwer zugänglich. "Er nahm
keine Rücksicht auf die komplexen Strukturen und inhaltlichen
Konstrukte, die sich so immer wieder als kreative Extravaganzen in
seinen literarischen Output schleichen – und die ihm nicht ganz zu
Unrecht den Ruf eines manchmal etwas schwierigen Autors einbrachten,
der für den ein oder anderen Leser stets ein dünkelhaftes Mysterium
bleiben sollte."
Das
Leibers Werk recht sperrig ist, hört man ja häufig. Ich selbst habe
es eigentlich nie so empfunden. Das ich zu seinen Geschichten aus
Lankhmar keinen Zugang gefunden habe, lag definitiv am Genre und
nicht an der Schreibe des Autors. Zudem habe ich dort häufig einfach
die Komplexität und den Tiefgang vermisst, den besonders seine
Horrorstories auszeichnen. Ich bin also ganz froh dieses Kapitel nun
schließen und mich wieder anderen Leiber-Werken widmen zu können.
Erik R. Andara Sollte noch Interesse bestehen, kann ich dir den CrossCult-Band gerne
überlassen.