Holger Vos - Rast der Kraniche
Eine gute Story, die schön mit den Zeitebenen und durch den Hale Bopp auch einem schönen Nostalgiefaktor, zumal wohl auch auf die Heaven´s Gate Sekte angespielt wird.
Vos schafft es, in kurzer Zeit eine ganz starke Atmosphäre aufzubauen.
Die Protagonistin ist doppelt unfrei, einmal in den Rückblenden an ihr Leben in der (vermutlich unterdrückten) Subkultur in der DDR und dann nach dem Fall der Mauer im Gefangen sein in der Beziehung mit einem Mann, den sie offenbar nicht liebt. Dazu die Sehnsucht nach der Frau, mit der sie erst wohl wegen des gesellschaftlichen Drucks nicht zusammen sein wollte (oder konnte) und der sie, als sie soweit war nicht folgen konnte. (evtl. ein Verweis auf Adorno mit seinem "Es gibt kein richtiges Leben im falschen?)
Als Weg in die Freiheit bleibt also nur der Tod, für die Freundin wohl durch Suizid und diesen Weg scheint die Protagonistin am Ende der Geschichte auch in Erwägung zu ziehen. Der Kranich steht übrigens für Glück, Treue und Weisheit und bei den Flugformationen, die auch Vos beschreibt, geben die erfahrenen Vögel die Route vor (ich weiß das, weil eine Arbeitskollegin neulich an einem Kranichefalten für irgendwas Karikatives teilgenommen hat und ich das Infoblatt gelesen habe ). An dieser Stelle interpretiere ich vielleicht zu viel, aber es passt einfach super gut.
Die Traumsequenz und den Kometen könnte man imho auch als kleine Hommage an den kosmischen Schrecken sehen. Zumal der Komet die Geschichte für mich "rund" macht, wobei diese auch ohne das Element ausgekommen wäre. Wäre dann aber nicht so gut.
Für mich ist "Rast der Kraniche" ein Highlight des Bandes.
Christophe Nicolas - Der Pitch
Eine bitterböse kleine Geschichte und ein Fuckoff an die Karrieristen unter uns. Die Story trieft vor Zynismus an unsere moderne Arbeitswelt und die damit einhergehende "Selbstverwirklichung". Eine schöne Auflockerung bei den bisher doch ernsten Themen und ein klarer Kontrapunkt zur "Rast der Kraniche".
Karin Reddemann - Teuflische Flüche
Ein Setting, welches an die viktorianische Zeit erinnert mit seinem Thema der Séance, schön in die Gegenwart transportiert mit jeder Menge Unsympathen als handelnde Personen. Die what you deserve is what you get - Thematik
Totenbeschwörung geht schief
ist sicher nicht neu, aber wie Karin Reddemann die Geschichte erzählt, hätte sie auch für "Geschichten aus der Gruft" verfilmt werden können. Es war eine große Freude beim Lesen.
Vincent Voss - Das Ordnungsamt und das Hexenhaus
Herrlich, einfach nur herrlich. Jeder, der mal mit Behörden zu tun gehabt hat, kennt die Charaktere (inkl. des Protagonisten) zur Genüge und kann sich mit Hagen freuen und mit ihm leiden.
Nur um Bedolph hat es mir leid getan, der konnte ja nix dafür.