Heute gelesen.
Inhalt:
Hisako Matsuta lebt eigentlich im gegenwärtigen Japan. Doch zunehmend gerät seine Welt aus den Fugen. Menschen und Dinge verschwinden, lösen sich vor seinen Augen auf, und die Vergangenheit scheint sich irgendwie Raum zu verschaffen.
Als auch sein Freund Han unter tragischen Umständen aus dem Leben gerissen wird, beschließt Hisako (der früher Schüler im Kloster Umao Mo war, wo er in unterschiedlichsten Geheimlehren unterrichtet wurde) etwas gegen die Auflösung der Welt zu unternehmen. Gemeinsam mit der Krankenschwester Mara begibt er sich zurück nach Umao Mo, wo er seinen alten Lehrmeister Iwakawa trifft. Aber auch dessen Gegenspieler Meister Honsha, der einen gewissen Yok-Sotot beschworen hat (wir erinnern uns: bei Lovecraft werden durch Yog-Sothoth Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Eins). Ziel ist es, die Vergangenheit zu ändern, damit Japan als Sieger aus dem zweiten Weltkrieg hervorgeht. Man möchte das alte Kaiserreich wieder herstellen. In Umao Mo erhält Hisako die Gelegenheit, einen "Sternenstein" aus einem Vulkan zu bergen (so habe ich es zumindest verstanden), aus dem ein Samurai-Schwert geschmiedet wird, mit dem er alsbald auf der Insel Iturup gemeinsam mit Mara und dem Meister Iwakawa gegen den furchtbaren Yok-Sotot kämpfen wird ...
Huiuiui ... ein ganz schön großer Stoff, den Kevin und Jörg hier wie ein 5-fach gefaltetes Samurai-Schwert zusammengeschmiedet haben. Und darin liegt auch ein wenig die Schwäche des Textes ... es ist zu kurz; die einzelnen Szenen haben zu wenig Raum um sich ansprechend zu entfalten. Das ganze Buch liest sich schnell in einem Rutsch (wobei ich ständig über die vielen asiatischen Namen gestolpert bin), aber teilweise hüpft die Handlung von einer Szene zur nächsten, wie in einem Roadmovie. Ich hätte mir einfach etwas mehr Atmosphäre gewünscht.
Das war dann aber auch schon mein größter Kritikpunkt. Denn andererseits wird gerade durch dieses hohe Tempo ein gewisses Manga-Feeling erzeugt, das mich auf jeden Fall faszinieren konnte. Ohnehin ist es vor allem das Setting Japan, von dem der Roman lebt. Und es ist wahrhaft ungewöhnlich, Asien mit Lovecraft zu kreuzen. Eine Mischung die neu und erfrischend anders ist, was definitiv zu gefallen weiß. Vor allem wenn man die tausendfache Nachahmung im lovecraftschen Kosmos schon lange leid ist. Aber hier spricht die Buchreihe eh für sich - zumindest soweit ich das behaupten kann, der nur einen Bruchteil der mittlerweile 12 Bände gelesen hat.
Eins noch: Jörgs Schreibe ist mir nach all den Jahren bestens vertraut. Kevins Stil habe ich erst durch unsere Kooperation ('Vorweltschweigen', Goblin Press 2019) kennen und schätzen gelernt. Hier lese ich interessanterweise keinen der beiden Autoren heraus. Die Mixtur hat einen eigenen Stil geschaffen.
Fazit: Dem Roman hätten 100 Seiten mehr nicht geschadet. Insgesamt ist den Autoren aber ein spannendes Abenteuer gelungen, das vor allem durch sein "fremdartiges" (da Japan) Setting frisch und originell wirkt.