Beiträge von Arkham Insider Axel

    "Atlantis" ist als nächstes dran; mal sehen, ob sich mir da Querverbindungen eröffnen.


    Das Ende vom "Buick" ist insofern offen, dass nicht erklärt wird, worum es sich bei dem Vehikel genau handelt. Das Sozialgefüge drumherum wird aber ganz plausibel behandelt – da bleiben zumindest keine Fragen offen.

    Tja, dafür bin ich nicht firm genug in der Materie. Es kommt aber am Anfang ein sehr mysteriöser schwarzer Mann vor, der den Buick stehen lässt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Die eine Gesichtshälfte des Burschen, oder sein Ohr, sieht aus wie verbrannt und geschmolzen … irgendwo habe ich dann auch etwas von dem Zusammenhang mit dem Turm gelesen. Aber die Sachen kenne ich (noch) gar nicht.

    Ich werfe mal diesen Titel ins Spiel. Das Buch habe ich vor einer Woche beendet – und mich würde interessieren, was die anerkannten Kingologen davon halten. Wie ist das Buch im Gesamtwerk einzuordnen, welche Phase in Kings Schaffen repräsentiert es usw. Bei einer ersten Recherche nach der Rezeption scheint es, dass sich hier wohl die Geister scheiden …


    Um es gleich zu sagen: Ich habe mich prima unterhalten. Das Bild des vermeintlichen Wagens, wie er da jahrelang in dem Schuppen steht und die Gemüter der Troop D beschäftigt, fand ich sehr stark. Geschwächelt hat King immer dann, wenn er so ein bisschen den Deckel des Kofferraums lüftete und die Katze aus dem Sack ließ. Die sehr detaillierten Monsterbeschreibungen stehen ja in krassem Gegensatz zu dem in der Schwebe gehaltenen Hintergrund um die wahre Natur des Gefährts. Aber das beeinträchtigt nicht den guten Gesamteindruck. In dem Zusammenhang fand ich beispielsweise das Erscheinen der "grinsenden" Blätter, die der Buick ausspuckt, viel beunruhigender und interessanter.


    Noch eine Frage/Bemerkung: Kann es sein, dass King einen kleinen Seitenhieb (oder was auch immer) auf Stanley Kubrick eingebaut hat? Ich meine, etwas von einem Polizei-Code 2001 der Toop D gelesen zu haben, welcher intern die Bezeichnung "Kubrick" trägt. Und muss man das irgendwie auf die Shining-Verfilmung beziehen?

    Ich habe ca. 2006 angefangen, mir die Hefte zuzulegen, und bis auf die Nummern 1 + 2 besitze ich auch alle.


    Arcana verdanke ich viele wertvolle Tipps und Leseempfehlungen. Am meisten interessierten mich die Essays, Erfahrungsberichte sowie ausgegrabene Phantastik-Schätzchen vor 1945. Mir hat auch immer die unprätentiöse Herangehensweise gefallen: Praktisches Format DIN A5, zweckmäßiges Layout, ein paar Bilder/Illus – fertig war die Laube. Soweit ich es überblicke, wurde aber für jedes Heft eine andersartige Umschlagfarbe gewählt …


    2015 kam ich mit Herrn Bloch ins Gespräch bezüglich August Justust Mordtmann, Verfasser einer der am meisten anthologisierten Gespensterschiff-Geschichten: "Der Untergang des Carnatic" (auch: "Der Untergang der Carnatic"). Auf Blochs Anregung hin – und durch seine dankenswerte Beschaffung einer super Mordtmann-Rarität – habe ich einen Beitrag über die Story und ihren Autor in Angriff genommen und bin noch immer ganz zufrieden mit dem Ergebnis (Nr. 23, 2016).


    Persönliche HIghlights waren für mich ansonsten: ein Artikel über den Jean-Ray-Freundeskreis von Rein A. Zondergeld (Nr. 5), eine Auflistung der (bekannten) phantastischen Sachen in der "Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens" von Heinz J. Galle (Nr. 3) … um wirklich nur 2 zu nennen, auf die ich in letzter Zeit noch einmal zurückgegriffen habe.

    Vielen Dank für diese ausführliche Vorstellung, die direkt Lust macht, das Buch zu lesen. Bei dem Umfang ist es wohl verständlich, dass der Autor ins Fabulieren kommt – wenn ich das richtig interpretiere – und sich nicht streng an Chronologie und Faktenlage entlang hangelt.


    Was ich interessant finde, es wird ja angesprochen, ist: dass Hoffmann zu seiner Zeit als trivial galt. Ist das, weil er Elemente der Schauergeschichte verwendete? Seine erratischen Geschichten voll irrer Wendungen und Überraschungen würde man aus heutiger Sicht kaum als trivial bezeichnen. Aber dieser Begriff hat sich in der Rezeption möglicherweise auch geändert …


    Das letzte, was ich gelesen habe, war der "Meister Floh", eine völlig verrückte Story, nach heutigen Maßstäben wohl als Fantasy deklariert, gewürzt mit satirischen Anspielungen, die juristische Folgen für Hoffmann hatten, s. die sog. Knarrpanti-Episode. Das Thema dürfte auch in der Biografie vorkommen, oder?

    Perkampus

    Ein schöner Beitrag … fasst einiges zusammen, was mir auch durch den Kopf ging zuletzt.

    Genres allein sind schon eine Krux, aber tatsächlich las ich schon Heftromane, die wesentlich besser geschrieben waren als vieles, was heute irgendwelche Mainstream-Buchpreise abräumt.

    Das glaube ich sofort, allerdings gibt es dann doch wieder Heftromane ohne Ende, die "Instant-Klischees" verbraten, so dass man nicht weiß: Ist das ernst gemeint oder schon Satire? Was mich beispielsweise auf dem Grusel-Sektor anödet, ist der ewige Streit zwischen Gut und Böse, Dämonen aus der Hölle, Särge, Friedhöfe und der ganze Firlefanz. Was man manchmal an Dialogen lesen muss, ist auch schlimm … namentlich zwischen Männern und Frauen.


    Mir fiel letztens zufällig ein Western-Heftroman in die Hände: "Nordlichtgeister" (Dan Oakland-Story Nr. 64, Zauberkreis) von U. H. Wilken – sofort gelesen, den fand ich richtig klasse (wenn ich das in dieser Phantastik-Kneipe sagen darf): spannend erzählt, sehr knapper, fast schon reporterhafter Stil, durchaus hard-boiled, Sentiment auf ein Minimum beschränkt, in sich stimmig, auf den Punkt gebracht: das macht dann einfach Spaß!


    Aber Unterhaltung auf einem hohen Niveau zu bringen – das ist die Kunst, die wenige beherrschen.

    Denn schließlich gehören AutorInnen wie besagter Kreuder, Perutz oder die Kaschnitz noch der Generation der um 1900 Geborenen an, mithin also einer ganz anderen Epoche. Für sie hat denn auch der Heftroman als spezielle Form der Publikation oder gar literarische Schulung gar keine Rolle gespielt – und sie selbst haben auf dieses Metier auch keinerlei Einfluss ausgeübt

    Das hatte ich in meinem Beitrag #27 geschrieben, allerdings regte sich etwas in einem entfernten Winkel meiner Erinnerung …


    Ich rudere also etwas zurück, weil ich, was Ernst Kreuder anbelangt, eine interessante Aussage von Klaus Schöffling gefunden habe (im Nachwort zur "Gesellschaft vom Dachboden", Suhrkamp-Ausgabe). Da heißt es im biografischen Abschnitt zu Kreuder:


    "Erste Leseerlebnisse: 'Großformatige Groschenhefte faszinieren ihn nach den Schulstunden: Aus den Geheimakten eines Weltdetektivs; zeitgenössische Schundhefte machen ihn mit Nat Pinkerton, Nick Carter, Percy Stuart vom Excentric-Club und mit Heinz Brand, dem Fremdenlegionär, bekannt. […] Aus der Offenbacher Stadtbücherei wurden 120 Bände Lutz' Kriminal- und Detektivroman-Serie entliehen und meist auf der Landstraße, dem einstündigen Schulweg, gelesen."


    Dass profilierte Autorinnen und Autoren, die der "Hochliteratur" zugerechnet werden, als Jugendliche "Trivialliteratur" verschlungen und ihre Fabulierlust daran gewetzt haben, wollte ich sowieso nicht geleugnet haben. Auch war mir natürlich klar, wie in Beitrag #28 bemerkt wurde, dass Heftromane bereits vor dem 2 WK beliebt waren. Dennoch wurde/wird gemeinhin irgendwann ein Schnitt gemacht und der am Fließband produzierte Krimi und die Abenteuergeschichte der seriellen Art bleiben ein temporäres Lektüreerlebnis, meist das der Jugendzeit. Oder auch nicht – einige AutorInnen haben sich ihr Leben lang auf das Schreiben von Heftromanen geworfen und da auch ihre Erfüllung gefunden (was ich in diesem Forum wohl kaum betonen muss).

    Nach dem Hinweis von Elmar habe ich mir das Heft gleich besorgt:


    GK 25 "DIE HÜTTE AUF DER TEUFELSALM" von Julia Conrad (= Barbara Büchner)


    Irrer Alpen-Horror (der tatsächlich bei den landschaftlichen und folkloristischen Beschreibungen am besten ist). Einige schöne Ideen und Vorstellungen um ein urzeitliches Zwergenvolk, das der Menschheit spinnefeind ist und auf Störungen inmitten seiner Bergheimat äußerst bösartig reagiert.


    Den Grusel-Faktor würde ich im mittleren Bereich ansiedeln. Eine leichte Trübung durch altbekannte Klischees (vor allem im Mann-Frau-Verhältnis) will ich nicht verschweigen, aber gut, wir reden hier von einem Heftroman.


    Unterm Strich: gute Unterhaltung!

    Ich nenne:


    Anne Day: Fünf gläserne Särge (1974)


    Das Buch dieser österreichischen Autorin (Anne Day-Helveg, geb. Anna Lydia Popper) ist bei Zondergeld/Wiedenstried zu finden, Robert Bloch hat es im Arcana besprochen. In einer Rezension des Lexikons d. Phantastischen Literatur (Neuauflage) aber schreibt Arthur-Machen-Übersetzer Joachim Kalka (FAZ, 27.01.1999):


    „Die Artikel der ersten Auflage sind weitgehend unverändert, und nicht nachvollziehbare Lobpreisungen wie die der Kolportage „Die gläsernen Särge“ von Anne Day sind ebenso stehengeblieben wie […]“


    Mit dem Begriff Kolportage ist hier gemeint, dass das Buch nicht besonders anspruchsvoll ist. Es handelt sich um eine Vampirgeschichte in einem Gebirgsdorf (aber kein Folk Horror), recht kunstlos dargeboten, einigermaßen unterhaltsam, ganz pfiffiges Figurenarsenal. Würde ich, falls es in Frage kommt, in die 2. Liste (Horror u. Unheimliches) mit aufnehmen, da die Story auf ihrem Höhepunkt blutig und „warhafftig erschröcklich“ ist.

    Ich finde die beiden Listen jetzt viel organischer: Entwicklungslinien werden deutlicher sichtbar und man sieht, dass die "Literasten des Feuilleton" hierzulande um die Horrorliteratur eher einen Bogen geschlagen haben (vielleicht kommt aber noch die große Ausnahme?)


    Ich finde es auch richtig, in diesem Thread die verschiedenen Meinungen zu hören und ggf. zu berücksichtigen, – sofern gut argumentiert wird. Man kommt eben immer wieder zu den Definitionsfragen und da finde ich es von Fall zu Fall gerechtfertigt, den Titel anzupassen.


    Beim Überbegriff "muss" nur noch eine Art Einigung stattfinden, dass "unsere" Form der Phantastik SF und Fantasy ausschließt. Aber da gibt es ja schon (mehr oder weniger) praktische Erklärungsmodelle.

    Vincent Preis Wie soll nun die Kluft zwischen den Heftromanen und den Buchveröffentlichungen in den großen Publikumsverlagen überbrückt werden? Und sollte nicht auch, wie es ja beim VP üblich ist, zwischen den Formen unterschieden werden: Short Story, Erzählung, Novelle, Roman? Je mehr ich darüber nachdenke, desto größer wird das Dilemma …


    Leute wie Perutz oder Süskind haben ganz sicher keinen Horror geschrieben, und ihre Phantastik dreht sich nicht exklusiv um das Unheimliche, sondern ist motiviert durch den historischen Roman und gekennzeichnet von barocker Erzähllust. Da nimmt das unheimliche Element einen so selbstverständlichen Platz ein wie das romantische oder tragische.


    Die Autoren der Heftromane aber gehen ja mit dem erklärten Ziel an die Arbeit, so und so viele Seiten um einen dezidiert unheimlichen Plot zu Papier zu bringen. In deren Nähe sehe ich denn auch die genannten AutorInnen wie Sembten oder Angerhuber, die aus dem Genre kamen und im Genre verblieben sind, was sich sowohl an den Thematiken als auch an den Veröffentlichungs- und Distributionswegen, nicht zuletzt an der Rezeption, nachzeichnen lässt. Tendenziell sehe ich dort auch Autoren wie Hohlbein oder Meyer, die zwar äußerst erfolgreich sind, sich aber dem reinen Unterhaltungsroman in seinem jeweiligen Genre (Krimi, Fantasy, History) verschrieben haben.


    Vor meinem geistigen Augen klappt auch die Schere zu weit auf, wenn ich dann einen Namen wie Marie Luise Kaschnitz hier lese, die ebenfalls einen ganz anderen Ansatz als die modernen Pulpster verfolgte und sich – bildlich gesprochen – auf einem ganz anderen Spielfeld getummelt hat.


    Selbst nehme ich daher auch den Kreuder (#23) zurück. Er wäre besser aufgehoben in einem Thread für deutsche phantastische Romane (ohne "unheimlich" und ohne "Horror") zwischen 1945 und 1975 (oder so …).

    Fazit

    Ich frage mich generell, ob es sinnvoll ist, vom Jahr 1945 bis heute eine durchgehende Linie zu ziehen. Denn schließlich gehören AutorInnen wie besagter Kreuder, Perutz oder die Kaschnitz noch der Generation der um 1900 Geborenen an, mithin also einer ganz anderen Epoche. Für sie hat denn auch der Heftroman als spezielle Form der Publikation oder gar literarische Schulung gar keine Rolle gespielt – und sie selbst haben auf dieses Metier auch keinerlei Einfluss ausgeübt [Edit: Diese Aussage überprüfe ich noch einmal]. Daher mein persönliches Unbehagen, all diese Namen und Titel hier vereint zu sehen.