Vincent Preis Wie soll nun die Kluft zwischen den Heftromanen und den Buchveröffentlichungen in den großen Publikumsverlagen überbrückt werden? Und sollte nicht auch, wie es ja beim VP üblich ist, zwischen den Formen unterschieden werden: Short Story, Erzählung, Novelle, Roman? Je mehr ich darüber nachdenke, desto größer wird das Dilemma …
Leute wie Perutz oder Süskind haben ganz sicher keinen Horror geschrieben, und ihre Phantastik dreht sich nicht exklusiv um das Unheimliche, sondern ist motiviert durch den historischen Roman und gekennzeichnet von barocker Erzähllust. Da nimmt das unheimliche Element einen so selbstverständlichen Platz ein wie das romantische oder tragische.
Die Autoren der Heftromane aber gehen ja mit dem erklärten Ziel an die Arbeit, so und so viele Seiten um einen dezidiert unheimlichen Plot zu Papier zu bringen. In deren Nähe sehe ich denn auch die genannten AutorInnen wie Sembten oder Angerhuber, die aus dem Genre kamen und im Genre verblieben sind, was sich sowohl an den Thematiken als auch an den Veröffentlichungs- und Distributionswegen, nicht zuletzt an der Rezeption, nachzeichnen lässt. Tendenziell sehe ich dort auch Autoren wie Hohlbein oder Meyer, die zwar äußerst erfolgreich sind, sich aber dem reinen Unterhaltungsroman in seinem jeweiligen Genre (Krimi, Fantasy, History) verschrieben haben.
Vor meinem geistigen Augen klappt auch die Schere zu weit auf, wenn ich dann einen Namen wie Marie Luise Kaschnitz hier lese, die ebenfalls einen ganz anderen Ansatz als die modernen Pulpster verfolgte und sich – bildlich gesprochen – auf einem ganz anderen Spielfeld getummelt hat.
Selbst nehme ich daher auch den Kreuder (#23) zurück. Er wäre besser aufgehoben in einem Thread für deutsche phantastische Romane (ohne "unheimlich" und ohne "Horror") zwischen 1945 und 1975 (oder so …).
Fazit
Ich frage mich generell, ob es sinnvoll ist, vom Jahr 1945 bis heute eine durchgehende Linie zu ziehen. Denn schließlich gehören AutorInnen wie besagter Kreuder, Perutz oder die Kaschnitz noch der Generation der um 1900 Geborenen an, mithin also einer ganz anderen Epoche. Für sie hat denn auch der Heftroman als spezielle Form der Publikation oder gar literarische Schulung gar keine Rolle gespielt – und sie selbst haben auf dieses Metier auch keinerlei Einfluss ausgeübt [Edit: Diese Aussage überprüfe ich noch einmal]. Daher mein persönliches Unbehagen, all diese Namen und Titel hier vereint zu sehen.