Beiträge von Solituda

    Fand ich leider gar nicht "durchaus respektabel", sondern extrem unterirdisch, schmalzig und lächerlich.

    Von erwähnten Autoren ist er in Sachen Qualität mMn doch wirklich sehr weit entfernt. Stilistisch geht das Buch aber auch in eine völlig andere Richtung (Hardboild/Gore/Action).

    Ich denke da sind Geschmäcker sehr verschieden, ich würde es jetzt nicht die beste Klimax jemals nennen, aber ich fand es durchaus spannend mit den Überlegungen zu Sympathetik und Symbolismus. Es hat ja durchaus diese tiefere Dimension, die mir sehr zugesagt hat.


    Der letzte Satz, das sollte ich erwähnen um Missverständnissen vorzubeugen, bezieht sich mehr auf sein restliches Werk. Wie gesagt, er hat sich sehr stark verbessert seit Southern Gods und viele seiner Sachen besprechen die Dinge mittlerweile um einiges detaillierter und besser als eben sein Erstling. Wobei ich auch anmerken würde, dass ich persönlich viel mit seinen Themen (Kinder und Kinder in Gefahr, Persönlichkeitsentwicklung, ausgeliefert sein gegenüber abstrakten Einflüssen etc.) anfangen kann und ihm deswegen wahrscheinlich auch einen hohen Sympathiebonus entgegenbringe. Aber und das würde ich gerne festhalten: Alles nach Southern Gods war besser ist besser und durchaus lesenswerter!

    Ich habe das Buch damals noch auf Englisch gelesen. Umso mehr hat es mich überrascht, das Festa es raushaut. Es gibt auch eine Fortsetzung die unlängst in Jacobs Erzählungsband: Murder Ballads erschienen ist.

    Ich denke Jacobs ist ein talentierter Autor. Aber es ist sein Erstling und das merkt man. Der Protagonist ist ein Hammet Abziehbild, seine gesamte Charakterprogression ist völlig unglaubwürdig und auch seine Bechreibung ist, man könnte sagen stumpf, aber das wird dem nicht gerecht. Es ist als hätte ein sexuell frustrierter Vierzehnjähriger einen Tagtraumhelden erschaffen und es ist einfach schlimm es zu lesen. Das gesagt, die weibliche Protagonistin (samt PoC Freundin) ist dagegen sehr interessant gezeichnet, fällt aber schließlich doch unter die Phantasie eines Verzehnjährigen wenn sie Bull trifft. Ich las in einer Rezension zum Buch, dass ihre Leiber ineinaderkrachen und ja... Das trifft es. Das trifft es enorm gut. Zwar schadet das der durchaus respektablen Klimax nicht (samt dunklen Ritualen, Kindesmissbrauch und jeder Menge Gedärme und Blut), doch andererseits bleibt alles an wirklich Gutem, an aussagekräftigen Beobachtungen, an interessanten Überlegungen schließlich auf der Strecke: Es ist der Süden, es treten zwei PoC's auf, beide in mehr oder weniger funktionellen Rollen um den Plot voran zu treiben (oder im Falle von Alice in Ansätzen die Dynamik zwischen Afroamerikanern und Weißen darzustellen, was aber kriminell nicht genutzt wird.) Da sind zwei Menschen deren Leben vollkommen im Eimer ist, die andererseits aber zu begütert (man könnte auch sagen relativ privilegiert) genug sind, damit es sich nicht vollkommen auflöst in ihrer Verlorenheit. Die Diaspora von Katholiken im Pentekostal geprägten Süden... Alles Dinge die Jacobs im Laufe seines Werkes wieder aufgreift und um einiges besser, sodass ich abraten würde vom Lesen dieses Buches, aber nicht vom Autor an sich. Jacobs hat Talent. Ob er wirklich einer der großen mit Blackwood, Smith oder auch le Fanu ist, wird sich weisen. Dennoch zeigt er in seinem "Sequel" Murder Ballads, dass er verstanden hat was seinen Erstling zurück hält und bemüht sich die Bühne herzurichten für einen gelungenen und verdienten Abschluss des Ganzen. Dies gesagt: Wofür Jacobs nahezu 300 Seiten in Southern Gods aufwendet bekommt er in Murder Ballads auf 35 Seiten unter und allein schon das verspricht einiges für den (hoffentlich) erscheinenden Abschluss des Ganzen., da ich wie ich gestehen muss zu gerne wüsste ob es das gewesen ist oder nicht.