Hallo zusammen,
ich kann mich jetzt echt in den Arsch beißen, denn mit "Die Tausend Verbrechen des Ming Tsu" von Tom Lin ist mir doch glatt m.E. DER Phantastische-/Horror-Roman des Jahres 2022 erst jetzt aufgefallen. Ja, er lag auf dem SuB, aber da Suhrkamp ihn mit "Thriller" gelabelt hat, blieb er unter meinem Horror-Radar. Ey, Bradbury meets Sam Peckinpah. Nee, Tarantino lasse ich bewusst außen vor, wenn auch manches an ihn erinnert, denn Lin geht eben bei seinen Figuren weiter als Tarantino. Ja, da ist viel Gewalt, aber Lin lotet all das wirklich aus, nimmt der Gewalt die tarantineske Coolness. Und, boah, wann habe ich zuletzt einen Protagonisten gehabt, dessen tiefe Traumatisierung so unauffällig und zugleich so wirksam aufgezeigt wurde? Und dann ist auchn noch die Sprache mitreißend und die Bilder ... Uff, bin total begeistert ob der großen Kunst Lins.
Die phantastischen Elemente: Ein Wanderzirkus voll wunderwirkende/-mächtiger Figuren. Eine Frau, der Feuer nichts anhaben kann, ein Mann, der die Gestalt anderer annehmen kann, ein echter Bauchredner (okay, Telepath) und und und ... Und, ja, da ist der Ringmeister, der immer wieder in einem Hotelzimmer aufwacht, 1.000 Dollar und Gold hat und sein Leben neu lebt ... Und Ming Tsu gibt es natürlich auch. Wow.
Leider, leider ist der Roman 2022 erschienen und kommt daher für den nächstjährigen Vincent Preis nicht mehr in Frage ...
Viele Grüße
Tobias