Meine Meinung (von 2013 allerdings):
Ich kann das gar nicht beschreiben. Noch nach 200 Seiten hatte ich ganz leise Zweifel, ob der Teil wirklich noch besser werden sollte, als der vorangegangene, wie mir von so vielen Seiten immer wieder zugerufen wurde. Und was soll ich sagen. Er wurde.
King sagt selbst zu diesem Teil (im Nachwort), dass er fast gescheitert wäre. Angefangen hatte er die Geschichte 1970, war entsprechend jung. 1996 sollte es erst weitergehen. Da, so dachte er, war er längst aus dem Alter raus, in dem er über junge, bedingungslose, lichterloh brennende Liebe schreiben könnte. Er war bereits Ehemann (okay, ich gebe zu, ich musste laut lachen). Es sollte vor allem echt rüberkommen, es sollte zu Roland passen. Das habe ich mir ziemlich schwierig vorgestellt, schon als ich mir den kurzen Teaser zum fünften Teil durchlas. Roland? Der harte Revolvermann, der jüngste seiner Art? Liebe, die ihn für immer verändert. Man kann sich da ganz schön verrennen, glaub ich und plötzlich hat man in der Sonne glitzernde Sargjäger mit drin und dann tauchen Werwölfe auf und – ach lassen wir das.
Einen großen Teil nimmt also Rolands Lebensgeschichte ein, oder ich sage mal besser: der Anfang von Allem. Wir wissen ja schon, wie Roland formal zum Revolvermann wurde, wie er aber durch die Ereignisse eines Sommer auf eine lebenslange Reise geschickt wird, erfahren wir in diesem Teil. Auch hier geht es immer auch wieder um Rolands aktuelles Ka-Tet, aber vorrangig müsst ihr euch auf eine 1a-Western-Action-Geschichte einlassen, die ohne Eddie, Susannah, Jake und Oy auskommt – dafür lernt ihr seine damaligen Weggefährten und alte, aber auch fortwährende Widersacher kennen. King spinnt hier wieder sehr fein seinen Plot und baut die Spannung wirklich wahnsinnig langsam und fast unerträglich auf. Ich glaube, ich habe mir mindestens fünfmal gewünscht, die Runde Kastell würde nun endlich eröffnet, weil die Szenerie vor meinem geistigen Auge so dermaßen zum Zerreißen gespannt war. Das Wetter, der Himmel, knisterte vor Elektrizität.
Man kann nicht zuviel erzählen, ohne zu spoilern und ich weiß ja inzwischen, dass einige meiner Leser auf jeden Fall bald mit der Reihe anfangen wollen. Ich werde einen Teufel tun, was zu verraten.
Fazit: “Glas” ist für mich der bisher stärkste Teil, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich so ist. Ich habe das bisher nach jedem Teil gesagt und langsam schwant mir, dass sie einfach alle so genial und vor allem unterschiedlich sind, dass es keine Rolle spielt. Wer Roland und sein Ka-Tet ins Herz geschlossen hat, muss eh weiterlesen. Ansonsten werden hier auch die Herzen aller Western-Fans gestillt.