"Sechs Erzählungen zeitgenössischer Meister der Weird Fiction
in deutscher Erstveröffentlichung bei Whitetrains Imprint Nighttrain
Laird Barron: Siphon
Christopher Slatsky: Alectryomancer
Richard Gavin: Verbannungen
T.E. Grau: Screamer
Timothy J. Jarvis: Flyblown
Scott Nicolay: Geschäfte
zwei Fachartikel zur Weird Fiction
von Timothy J. Jarvis und Scott Nicolay
und ein Vorwort von Tobias Reckermann
Übersetzungen: Christian Veit Eschenfelder
Coverillustration: Erik R. Andara
238 Seiten / 16,- Euro [Printversion] / auch als Ebook erhältlich / via amazon
Download: NT-NextWeird-Leseprobe
“Die New Weird ist tot, es lebe die Next Weird.”
– Jeff VanderMeer
Nighttrain: Next Weird präsentiert sechs Erzählungen und zwei Artikel zeitgenössischer Meister der Weird Tale.
Ein Schrei durchdringt Boyds Welt der Megabürokomplexe und stellt alle Ordnung auf den Kopf; das Leben eines Bruders stellt sich als gefährlich obsessiv heraus; über einen Schacht hinweg hört man verstörende Gespräche; der Geheimdienst weiß auch nichts davon, was wirklich in der Welt vorgeht; ein Hahnenkampf wird zu etwas ganz anderem und auf dem Newington Green kann man einen Blick auf fremde Dimensionen werfen.
In der modernen Tradition von Thomas Ligotti über Kathe Koja, bis hin zu Laird Barron ist Weird Fiction weit über das Erbe Lovecrafts und der Pulp-Ära hinaus gewachsen.
Laird Barron, Richard Gavin, T.E. Grau, Timothy J. Jarvis, Christopher Slatsky und Scott Nicolay umreißen mit ihrem bis auf einige Erzählungen Barrons im deutschsprachigen Raum bislang unveröffentlichten Werk eine Literatur des kosmischen Horror und verstörender Seltsamkeiten, die im gegenwärtigen Jahrtausend einen Höhenflug erfährt.
Der Poetik der Weird Fiction und der Bedeutung der Weird Renaissance gehen Timothy J. Jarvis und Scott Nicolay nach; ein eingehendes Vorwort und eine Literaturliste laden zur weiterführenden Lektüre einlädt."
T.E. Grau –Screamer
Wie der Titel der Geschichte schon verrät geht es um Schreie. Boyd ein typischer weißer US-Mann mit einem White-Collar-Job und hört plötzlich einen Schrei, der ihm besonders vorkommt. Und stellt dann fest, dass auch andere ihn hören und sich durch den Schrei verändern, wie auch er. Es geschehen eine Menge abseitige Dinge bei ihm auf der Arbeit, aber dann auch bei Boyd zuhause. Kurzum, es wird ziemlich weird. Ein gelungener, aber für mich kein atemberaubender Einstieg.
Richard Cavin – Verbannungen
Die Brüder Dylan und Will fischen ein sonderbares Konstrukt aus dem Fluss und Dylan, den Will nur besucht hatte, weil er sich um seinen Bruder sorgte, verändert sich zusehends, sucht etwas. Etwas, das mit dem Konstrukt zusammenhängt. Ich mochte die Geschichte nicht wirklich, weil sie auf mich etwas aufgesetzt wirkte.
Scott Nicolai – Geschäfte
Cal nistet bei Jerrod und Cal ist nach dem Ende seiner Beziehung fix und fertig. In dem Badezimmer gibt es einen Schacht und Cal entdeckt abseitige Bewohner des Hauses, insgesamt gleichen seine Erlebnisse einem lang anhaltenden LSD-Trip- Und das war es auch schon. Hat mich überhaupt nicht gepackt die Geschichte. Nicht, dass ich was gegen solche beschriebenen Trip-Erfahrungen hätte, aber das las sich für mich wie das Ergebnis aus einem Schreibkurs.
Laird Barron - Siphon
Meine Geduld wird belohnt, aber so was von. Für mich eine Perle unter diesen (und anderen) Erzählungen, wohl temperiert weird und abseitig aber mit ausreichend Bodenhaftung, um als Leser grausam geschüttelt zu werden. Ein NSA-Agent mit dunklem Geheimnis soll akquirieren, abchecken, es geht um die Organisation eines Ausflugs einer illustren Reisegesellschaft der oberen Zehntausend. Alle haben ein Faible für den Mystizismus und eine Vorliebe für Alkohol schon vor dem Frühstück. Doch dann mehren sich für Lancaster die Zeichen, dass irgendetwas gewaltig aus dem Ruder läuft. Eine geniale Erzählung!
Christopher Slatsky – Alectryomancer
Und auch diese Erzählung ist Bombe. Eine dystopische Welt, Feldarbeiter, die an der Armutsgrenze buckeln, das Phänomen eines brennenden Pferdes, fragmentarisch eingeworfene Schlaglichter aus der Vergangenheit und Rey, der mit seinem titelgebenden Kampfhahn ein Duell gegen den Champion anstrebt. Ich glaube, was mir an dieser und der Geschichte davor gefällt, dass sie eben nicht so aufgesetzt weird wirken, sondern authentisch. Die Handlung steht im Vordergrund, das Setting liefert und das Abseitige kann sich sorgfältig und einnehmend Zeile für Zeile entfalten.
Timothy J. Jarvis – Flyblown
Kate bekommt Nachrichten von ihrer Exfreundin Silvina, die ihre Sorge bereiten, da sie Andeutungen machen, die Kates Leben betreffen. Es ist von Neugeborenen die Rede und Kates Freundin Jade ist schwanger. Über Rückblenden erfahren wir von der Beziehung zwischen Kate und Silvina, die jetzt verschollen ist und Kate sich um den Nachlass aus der alten gemeinsamen Wohnung kümmert. Hier findet sie Zeugnisse darüber, was Silvinas vVrschwinden erklären könnte und sie nimmt die Spur auf, die sie zu einem alten An- und Verkaufsladen führt. Die Erzählung driftet angenehm unangenehm in den Schatten des Wahnsinns und kann sehr gut gruseln. Die letzten drei Erzählungen lohnen den Band auf jeden Fall!
Es folgen zwei Aufsätze, bzw. aufsatzartige Collagen zum Thema Weird Fiction in denen es um die Metaebene geht. Lesenswert, aber gelegentlich too much. Zu – man verzeihe mir diese Wiederholung – aufgesetzt.
Lobenswert sind zudem die Übersetzungen von Christian Veit Eschenfelder und das Cover von Erik R. Andara. Dieses ist sehr passend und gut, wie ich finde.
Insgesamt lande ich bei 8,5 Puppenköpfen mit Insektenbeinen im Mund einer fetten Nutte.