Damit kann ich leider nicht dienen …
Ich habe aber Nils' Vorstellung zum Anlass einer erneuten Aickman-Lektüre genommen.
Dito bei beidem.
Und der Cold Hand in Mine -Band ist ja wirklich wunderschön!
Ich habe mir Compulsory Games angeschaut und bin tatsächlich etwas erstaunt-verwirrt. Weniger vom Stil her (es liest sich flüssig und hat auch keine ungewöhnlichen Stukturen, ist also nicht 'sperrig') als von der Art, wie hier Weird / Grusel erzählt wird. Insgesamt hat mich das - sehr überraschend - an Jane Austen erinnert: Die Themen, Charakterisierungen, das Banale aber auch die Ironie. Dabei hasse ich Austens Geplapper wie die Pest, habe aber Aickman mit Interesse gelesen.
Nennt mich sexistisch, aber ich hätte meinen kleinen Finger verwettet, dass die Geschichten von einer Frau geschrieben wurden. Diese Betonung auf (Zweier-)Beziehungen, Gesellschaftskonventionen, Modedetails (!) und die Implikationen des Paranormalen, das auf zwischenmenschliche bzw. psychische Probleme hinweist, kenne ich mehr von Schreiberinnen, auch, wenn das wie ein böses Klischee klingt.
Da ich Aickman in Verbindung mit Horror sah und ab & zu in Rezensionen online der Name Ligotti fiel, dachte ich beim Lesen erstmal: WTF? Die Geschichten behandeln eindeutig Paranormales, aber bis es dahin kommt, kamen mir die Anfänge einfach zu gewöhnlich vor. Bei näherem Hinsehen / Einlesen sah ich aber, dass es winzige, extrem dezente Hinweise gibt, wo die Story bereits aus dem Realitäts-Gleis läuft. Irritationen und kleine Momente, die man auch leicht überlesen kann. Und die dann im Rückblick, wenn man das Ende gelesen hat, als ziemlich geniale Hinweise erkennt. Das ist einfach extrem gut gemacht und äußerst souverän erzählt.
Am besten hat mir bisher diese eigenartige Ménage à trois in "Marriage" gefallen. Das ist ein wirklich verstörendes Stück, obwohl ich nicht mal den Finger drauflegen könnte, was daran das Furchtbarste ist. Wie dieser Mann da quasi aus der Geschichte geschrieben wird, wie seine Persönlichkeit zerstört wird (und hatt er überhaupt eine to begin with?). Ein wirklich guter unguter Text, der das ist, was Weird sein soll: transgressiv, verstörend.
Bei anderen Geschichten, vor allem "Hand in Glove" war mir der Überhang des Gewöhnlichen zu groß, obwohl mir klar ist, dass die Stories ohne dies nicht funktionieren würden.
Das ist zweifellos ein wirklich interessanter Autor, bei dem ich die Wirkung und das Handwerk der Texte bislang mehr genieße, als dass sie ein tatsächliches durchgehendes Lesevergüngen wären. Einschätzungen in Punkten sehe ich mich außerstande, zu verteilen. Ich bleibe dran.
Sehr cooler Thread, wirklich anregend.