Bei mir stapeln sich aktuell auch die Comics. Ende des Monats muss ich da mal wieder was weglesen.
Gesagt, getan. Heute mal drei Comics vom Stapel genommen...
Little
Monsters Vol. 1 - Jeff Lemire & Dustin Nguyen
Neue
Serie des Teams hinter "Descender" und "Ascender".
In ihr folgen wir ein paar Kindern, die verzweifelt versuchen in
einer post-apokalyptischen Welt zu überleben. Es sind jedoch keine
normalen Kinder, sondern Vampire, die seit Jahrhunderten, völlig
allein vor sich dahinvegetieren und dabei jeden Tag immer das Gleiche machen. Essen tun sie, mangels anderer Nahrungsquellen,
ausschließlich Ratten, doch als eines Nachts ein schwer
verletzter Mensch bei ihnen auftaucht, fallen sie sofort über ihn
her und geraten danach in einen regelrechten Blutrausch.
Optisch
ist das hier über jeden Zweifel erhaben. Die Zeichnungen von Nguyen
kommen in Schwarz-Weiß (mit ein bisschen Rot) mMn sogar noch besser
zur Geltung als in Farbe. Inhaltlich ist "Little Monsters"
hingegen eine recht typische Lemire-Serie und bietet dabei nur wenig
Neues. Erneut lässt der Autor die Unschuld und Naivität von Kindern
mit einer gnadenlos brutalen Welt kollidieren, um dadurch einen
möglichst großen emotionalen Impact auszulösen. Das hat schon bei
"Sweet Tooth" und "Descender"
funktioniert und es funktioniert auch hier, zeigt aber doch immer
deutlichere Abnutzungserscheinungen und könnte irgendwann zum cheap
trick verkommen. Dadurch dass die Kinder diese Mal jedoch nicht
völlig wehrlos sind und sich auch ohne schlechtes Gewissen, durch
unzählige Menschen fressen, kommt dann doch noch eine etwas andere
Komponente ins Spiel, die das Ganze wieder interessanter macht. Es ist
jedenfalls mal ein netter Perspektivwechsel, die Geschichte/
Post-Apokalypse aus Sicht der "Monster" zu erzählen. "Herr
der Fliegen" trifft auf "Ich bin Legende".
Bisher ganz gut...
Rain
- Joe Hill, David M. Booher & Zoe Thorogood
"An
einem scheinbar gewöhnlichen Tag in Colorado öffnen sich die Wolken
und es regnet Kristallsplitter, die jede Person zerfetzen, die ohne
Deckung ist. Dieses Phänomen droht sich wie eine Apokalypse auf der
ganzen Welt auszubreiten." Comicumsetzung der gleichnamigen
Joe Hill-Story, die man in dessen Sammlung "Strange Weather"
findet. Über die Geschichte schrieb ich damals:
Im
Prinzip ist "Regen" eine recht typische und
unoriginelle Post-Apokalypse-Story (inklusive der obligatorischen
Weltuntergangs-Sekte, einem beschwerlichen Roadtrip, Freunden, die zu
Feinden werden usw.). Ähnlich wie in John Nivens kürzlich
erschienenen Roman "Die Fuck it-Liste" (welcher
ebenfalls mit der Trump-Regierung und dem momentanen grassierenden
Wahnsinn abrechnet), geht es hier aber gar nicht so sehr um die
Handlung, sondern um das Gesellschaftsbild, welches Hill uns
währenddessen präsentiert. Die Botschaft wird zwar ähnlich subtil
an den Leser gebracht, wie in seiner Kurzgeschichte "Geladen"
(Protagonistin Honeysuckle Speck kämpft sich durch religiöse
Fanatiker, misogyne, homophobe Dreckssäcke und rassistische Mörder),
dennoch hat mir die Geschichte wesentlich besser gefallen. Auch wenn
sie durchaus ein paar Längen besitzt, Hill es manchmal deutlich
übertreibt und die finale Auflösung hinter dem Kristallregen (die
eigentlich niemand gebraucht hätte) mMn völlig misslungen ist.
Da
sich die Comicadaption von David M. Booher und Zoe Thorogood recht
sklavisch an die Vorlage hält, kann man dieses Urteil eigentlich
auch 1 zu 1 auf diesen Band übertragen. Die Zeichnungen und die
knallbunte Kolorierung sind sicher Geschmackssache, haben mir haben
ganz gut gefallen. Für meinen Geschmack gab es aber viel zu viele
Textboxen.
Als
Joe Hill-Fan kann man hier definitiv zugreifen, alle anderen
verpassen aber nicht viel, wenn sie das Teil im Regal Regen stehen
lassen...
Saga
Vol.10 - Brian K. Vaughan und Fiona Staples
Die
Serie wurde nach ihrem Start ja extrem gehypt – Und das mMn auch
völlig zurecht, denn sie brauchte sich nicht im geringsten vor
anderen Vaughan-Meisterwerken wie "Y: The Last Man"
oder "Ex Machina" zu verstecken. Nach einer
vierjährigen Pause (!!!) und einem richtig fiesen Cliffhanger, geht
es nun also endlich weiter. Glücklicherweise findet man im Internet
zahlreiche Zusammenfassungen der bisherigen Story, denn ansonsten
wäre ich, nach der langen Unterbrechung, doch ziemlich lost gewesen.
Das
Gute: "Saga" macht genau da weiter, wo es aufgehört
hat und man merkt wirklich überhaupt nicht, dass zwischen dem
letzten und dem aktuellen Band eine halbe Ewigkeit vergangen ist.
Dieses Mal geht es um Piraten, jede Menge Drogen und um noch mehr
Sex. Letzteres für ein amerikanisches Comic übrigens teilweise
recht explizit.
Die
Handlung und die Botschaft bleiben dabei weiterhin eher simpel, die
Serie lebte aber sowieso schon immer eher von ihren komplexen Figuren
und den unzähligen kreativen Planeten, Alienrassen und Kulturen.
Aufgewertet wird das Ganze dann noch durch eine nonlineare
Erzählweise und den wirklich grandiosen Zeichnungen von Fiona
Staples.
Viel
passiert in Band 10 allerdings nicht und Vaughan und Staples lassen
es bei ihrem Comeback doch recht ruhig angehen. Nach der langen
Abstinenz konnte ich auch nicht sofort wieder mit allen Figuren
connecten. Dennoch bin ich froh darüber, dass es endlich
weitergeht...