Ich fürchte auch zum letzten Band bzw. den darin enthaltenen Geschichten und Novellen, kann ich nicht viel Erhellendes beitragen...
Das Meerweib
(Enthält das Buch "Ritter und Knappe des Schwerts" und daneben jede Menge Bonusmaterial)
Klappentext:
"Fafhrd und der Graue Mausling müssen auch im vierten und letzten Band ihrer phantastischen Abenteuer auf dem Planeten Newhon wieder phantastische Abenteur bestehen. Inzwischen sind sie auf Eislanden seßhaft geworden, aber ihre Reisen und Unternehmungen bringen sie auch dort immer wieder in mißliche Situationen. Doch stets können sich die Helden mit List aus allen Gefahren retten. Mit dem Erscheinen des vierten und letzten Bandes liegt einer der maßgeblichen Fantasy-Zyklen endlich in ungekürzter Form vor. Die hochgelobte Neuübersetzung bringt Leibers meisterliche Fabulierkunst endlich zur Geltung."
Inhalt & Meinung:
Ich habs durchgezogen... zumindest teilweise... also irgendwie...fast. Ein völliger Abbruch hätte sich ja auch nicht gut gemacht – Sieht im Lebenslauf immer doof aus. Also, here we go. Der letzte Band namens "Das Meerweib". Was für ein schrecklicher Titel. Aber egal.
La grande Finale muss im Fall meines bescheidenen Leseberichts aber leider ziemlich antiklimaktisch ausfallen. Aber hey, das war beim Fantasy-Epos "Game of Thrones" ja auch schon so – Zumindest wenn man den Fans glauben darf. Ich hab "Das Meerweib" jedenfalls komplett geskippt und kann rein gar nichts dazu sagen. Oder anders formuliert: Ich habe vorm Schicksalsberg kapituliert. Der Ring wird niemals im Feuer landen. I'm sorry.
(Aber wo wir gerade bei "GoT" und "HdR" sind: Es verwundert schon, dass aus Leibers Werk bis heute noch keine Serie gemacht wurde. Mein Vorschlag: Taika Waititi übernimmt die Regie, Chris Hemsworth schlüpft in die Rolle von Fafhrd, Peter Dinklage spielt den Grauen Mausling. Das Ding wird wahrscheinlich absolut grauenhaft und wäre todsicher ein kommerzieller Hit.)
Weiter geht's also direkt mit dem achten Buch, welches nur aus Bonusmaterial respektive drei Essays besteht:
In "Wie Pech und Schwefel" berichtet Jens Schumacher darüber, dass Tolkien bei ihm in seiner Kindheit ein riesiges Vakuum hinterlassen hatte, denn kein anderer Autor konnte mit ihm mithalten – Zumindest bis er Fritz Leiber kennenlernte. Besonders der Humor in den Geschichten wird von Schumacher gelobt – Genau mit dem konnte ich persönlich ja eher weniger anfangen.
Meine Theorie: Vor Leiber war Sword & Sorcery ja anscheinend eine bierernste Angelegenheit (siehe z.B. "Conan"), ich kann mir daher durchaus vorstellen, dass die Abenteuer von Fafhrd und dem Graue Mausling damals für viele einem Befreiungsschlag gleichkamen. Da heutzutage in Sachen Phantastik aber keine Geschichte mehr ohne Augenzwinkern und ironische Brechung auskommt (besonders im Kino, siehe z.B das MCU) ist das alles vielleicht einfach nicht mehr so revolutionär und bahnbrechend wie damals.
In "Proletarier im Fantasy-Land" zeichnet Joachim Körber dann nochmals die Entstehungsgeschichte von Leibers Fantasy-Werk nach, geht (wie schon Moorcock) auf die Verdienste der Herausgeberin Cele Goldsmith ein, lobt die Geschichten, die ich nicht mochte und verurteilt genau die Geschichten, die ich mochte (:D). Und ein leichtes Joachim Kalka-Bashing gibt es auch noch gratis dazu. Okay.
Herzstück und Highlight ist aber sicher Leibers eigener Text "Mein Leben und Werk", welcher aus den beiden Teilen "Wie ich dazu kam Horror-Storys zu schreiben" und "Wie ich dazu kam Science Fiction zu schreiben" besteht. Interessanterweise hier kein Wort über Fantasy.
Im ersten Teil berichtet der Autor jedenfalls von seiner Kindheit und Jugend, Shakespeare, seinem Psychologie und Philosophie-Studium, seinen ersten literarischen Gehversuchen ("Darin gab es jede Menge Düsternis und Einsamkeit..."), von seiner Frau, die später an einer Überdosis starb und mal wieder von seinem Kontakt zu Lovecraft: "Ich betrachtete den 'alten Gentleman' (der tatsächlich erst sechsundvierzig war, nur zwanzig Jahre älter als ich) zunehmend als meinen literarischen Mentor."
Die Geschichte "Smoke Ghost" (auf Deutsch "Das Ruß-Gespenst", erschienen in der fantastischen Storysammlung "Spekulationen") bezeichnet er übrigens als seinen ersten Durchbruch als Schriftsteller: "Dort gelang es mir endlich, das zu beschreiben, was mir die ganze Zeit vorgeschwebt war." Es handelt sich dabei aber auch zweifellos um eine absolut großartige Geschichte.
Leiber erwähnt auch, dass er Science Fiction eigentlich immer mehr mochte als Horror, es ihm zunächst aber unglaublich schwer viel etwas in diesem Genre zu verfassen: "Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, liegt für mich auf der Hand, daß es mir leichter fiel, übernatürliche Horror-Storys zu schreiben, weil ihre Struktur und Dynamik einfach waren und meinen eigenen Erfahrungen näher lagen." Generell nutzte er diese Geschichten häufig, um sich seinen eigenen Ängsten und Traumata zu stellen.
Im zweiten Teil geht es dann u.a. um Pearl Harbor und Leibers "unheroischen Pazifismus" (von dem ihm spätesten Hitler kurierte). Zudem berichtet er über die Entstehung seiner ersten drei Romane. Z.B. wie er auf die Idee zu "Hexenvolk" kam. Nämlich durch eine spöttische Bemerkung des Unkown-Herausgebers John W. Campbell über die Handtasche einer Frau. Zudem erfährt man, dass sämtliche Figuren aus dem Roman reale Vorbilder hatten.
Über "Hexenvolk" sagt er außerdem: "Ich kann sagen, alles in allem machte die Niederschrift von Conjure Wife [so der englische Titel] Frauen menschlicher für mich, machte mich zum Feministen und weckte keineswegs die Überzeugung in mir, daß Frauen bedrohliche Männer beherrschende Flittchen sind, obwohl man in dem Buch zugegeben beides in reichem Maße findet." Letzteres stimmt definitiv und dieser Fakt hat u.a. den Roman für mich auch ziemlich unerträglich gemacht. Generell ist Leibers feministische Botschaft bei mir nicht so ganz angekommen. Aber was solls.
Nach seinem zweiten (und vielleicht besten Buch "Das Licht der Finsternis"), welches er unter der permanenten Angst schrieb, eingezogen zu werden, sollte dann eigentlich ein Mammutwerk über drei Parallelwelten, namens "Roots of Yggdrasil", entstehen. Doch Campbell weigerte sich damals energisch etwas so Umfangreiches zu veröffentlichen, so dass Leiber seine geplante Story extrem ausdünnte und um 2/3 kürzte. Ein Fehler, der wie er schreibt "meine Entwicklung als Schriftsteller, wie ich heute glaube, gravierend behindert hat." Dennoch ist "Destiny Times Three" beziehungsweise "Schicksal mal drei" (wie das Ganze dann später Im Original und auf Deutsch hieß) mMn ein ziemlich unterhaltsamer Roman geworden.
Gerne hätte ich noch etwas über die Entstehung seiner späteren Werke erfahren, doch mit der Veröffentlichung seines dritten Romans endet das Essay dann leider. Und damit dann auch meine Beschäftigung mit Fafhrd und dem Grauen Mausling. Zumindest teilweise. Ich hab hier ja immerhin noch zwei Comicbände über die Beiden rumliegen...