Alexander Pechmann – Die zehnte Muse

  • Zitat

    Im Juli 1905 macht der Maler Paul Severin im Zug eine geheimnisvolle Bekanntschaft. Algernon Blackwood, Journalist und Abenteurer, ist überaus interessiert an Severins Malerei. Vor allem an einem Gemälde: Es zeigt das Mädchen Talitha, das Severin ein Jahr zuvor Modell gestanden hatte. Doch Blackwood behauptet, Talitha bereits vor zwanzig Jahren getroffen zu haben. Ungläubig lässt sich Severin Blackwoods Geschichte erzählen: Als Internatsschüler war ihm nachts in den Wäldern etwas Unheimliches begegnet, das ihn nicht losließ. Auch Severin kennt diesen Wald und seine Geheimnisse und berichtet wiederum Blackwood von seiner dramatischen Kindheit.


    Als die beiden Männer ihr Ziel Königsfeld im Schwarzwald erreichen, beschließen sie, dem Rätsel gemeinsam auf den Grund zu gehen. Ihre Suche nach dem Mädchen Talitha, das eine seltsame Sprache spricht und nicht zu altern scheint, mündet in einem Labyrinth aus halbvergessenen Gerüchten und düsteren Legenden. Doch vielleicht ist die Wahrheit noch fantastischer als Märchen und Spukgeschichten aus alter Zeit?


    Quelle: Steidl Verlag


    Nicht von der Webseite aber aus dem gedruckten Verlagsprospekt stammt diese Einschätzung:


    "Die zehnte Muse ist eine exzellent recherchierte, im Mysteriösen und auch Kriminellen angesiedelte Geschichte, raffiniert aufgebaut, sprachlich erstklassig. Schauderhaft gut eben." (Quelle: Kleine Zeitung).


    Dank Alexander Pechmann und des Steidl Verlags gerät der gute Algernon Blackwood nicht in Vergessenheit. Blackwood-Fans merken angesichts der Beschreibung natürlich auf. In bio-bibliografischer Hinsicht sicherlich nicht uninteressant …

  • Wahrlich spannend, man dankt! Ich habe Die Nebelkrähe erworben - das schreit ja förmlich nach einem Pechmann-Thread.

  • Das Buch steht auch ganz oben auf meiner Wunschliste. Gerade weil ich ein wirklich großer, großer Blackwood-Fan bin. "Sieben Lichter" und "Die Nebelkrähe" werde ich mir wohl auch zulegen müssen. Pechmann kenne ich bisher leider nur durch seine tolle Mary Shelley-Biographie - Dabei scheint er genau die Art von Büchern zu schreiben, die ich mag. Dass er fiktionale Stoffe verfasst, habe ich erst durch dieses Forum erfahren.

    Ich werde also demnächst mal meinen imaginierten Kamin anschmeißen, meine nicht vorhandene Pfeife stopfen, die ganzen alten Grimoires und Folianten beiseite räumen und in die Welt des Herrn Pechmann eintauchen.

  • das schreit ja förmlich nach einem Pechmann-Thread

    Das sehe ich auch so, sehr gute Idee!

    Irgendwie auffällig, dass gerade wir drei ... :D Natürlich inzwischen mehr Kompensation als Recherche. Cool jedenfalls, dass jeder ein anderes Buch hat. DieNebelkrähe habe ich auch noch auf der Einkaufsliste, aber Segelschiffe gingen einfach mal vor.


    Mary Shelley-Biographie

    Oh, guter Tipp, tausend Dank. :* Ich hatte mehr seine Übersetzungen und Prosa auf dem Schirm.

  • Pechmann kenne ich bisher leider nur durch seine tolle Mary Shelley-Biographie

    Oh, von der hatte ich ja bisher gar nichts mitbekommen. Gleich mal schauen....


    Dass Pechmann eine biographische Vorliebe für gewisse literarische Epochen hat, war mir nur über seine Übersetzung von Unser Vater Charles Dickens geläufig.

  • Inzwischen habe ich das Buch gelesen:


    Kurz vor seiner Donau-Reise, die ihn zu seiner berühmten Geschichte "Die Weiden" inspirieren sollte, trifft Algernon Blackwood in einem Zug auf den (fiktiven) Maler Paul Severin. Die Begegnung ist nicht ganz zufällig, denn die beiden Männer haben mehr gemeinsam, als er zunächst den Anschein macht. Bei einer anschließenden Wanderung durch den Schwarzwald erzählen sie sich gegenseitig ihre Lebensläufe, die durch das wiederholte Auftauchen einer mysteriösen Frau (Mensch? Geist? Dämon?) ganz offensichtlich miteinander verbunden sind...

    "Die zehnte Muse" als Schauergeschichte zu bezeichnen wäre prinzipiell zwar richtig, träfe den Kern der Erzählung aber dennoch nicht so ganz. Phantastische Elemente werden hier nämlich nur sehr wohl dosiert eingesetzt. Stattdessen schildert Pechmann (in einer wunderschönen Sprache und philosophischen Dialogen) Blackwoods Internatszeit und die Pariser Kunstszene zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Wer eine klassische Geisterstory erwartet dürfte größtenteils also eher enttäuscht werden. (Müsste ich die Novelle mit Blackwoods Werk vergleichen, würde mir am ehesten noch dessen mystischer Roman "Der Zentaur" einfallen.) Mir hat das Buch jedenfalls äußerst gut gefallen. Neben dem fantastischen "Geisterschiff" von Middleton schon die zweite Veröffentlichung aus dem Steidl Verlag, welche mich diesen Monat begeistert hat. :thumbup:

  • Freut mich. Es sei jedoch gesagt, dass Blackwoods Internatszeit zwar tatsächlich stattgefunden hat, Pechmanns Schilderung dieses Kapitels aber rein fiktional ist. Gleiches gilt für Severins Paris-Aufenthalt und die Künstler, die er dort trifft - Alles erfunden. Als Zeitdokument oder Teil-Biographie funktioniert die Novelle also nur bedingt. Auch wenn das Ganze, abgesehen von der "Muse", tatsächlich so stattgefunden haben könnte.

  • Hat hier vielleicht noch jemand eine Ahnung, wo der Teich lag, an dem laut Pechmann Blackwood reiste? Ein freund von mir ist gerade in der gegend und möchte sich den ansehen, ich bin aber leider selbst gerade unterwegs und kann nicht nachsehen. Vielleicht hat es noch jemand gegenwärtig, das würde mich freuen!