Isa Grimm - Klammroth

  • ‚Klammroth‘ von Isa Grimm bzw. Kai Meyer hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte schon einiges über das Buch gehört und wollte es schon seit einer Weile lesen, was ich jetzt endlich geschafft habe. Es hat sich gelohnt.


    Die Geschichte handelt sich um Anais, die mit ihrer Tochter Lily nach Klammroth fährt, nachdem ihr elterliches Haus abgebrannt ist und ihre Stiefmutter dabei ums Leben gekommen ist. Da ist die Frage: Was ist genau passiert? War es ein Unfall, Selbstmord oder vielleicht Mord? Aber dabei bleibt es nicht. Als Leser merkt man ziemlich schnell, dass das nur der Aufhänger der Handlung ist und in Klammroth viel mehr los ist. Von Anfang an wird klar, dass der unheimliche Tunnel eine sehr große Rolle spielen wird und natürlich die Vergangenheit von Anais. Sofort wird eine bedrohliche Atmosphäre dargestellt, in der man als Leser ziemlich schnell gefangen wird.


    Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Man kann sich alles ganz gut vorstellen und das Buch liest sich wie einem Film. Das hat auch mit der Geschwindigkeit der Geschichte zu tun. Die Kapitel sind kurz gehalten und erhöhen deswegen das Tempo. Es gibt keine Seite, wo nichts passiert. Als Leser wird man auch ständig dazu gezwungen mitzudenken. Auf der eine Seite möchte man entdecken, was mit Anais‘ Stiefmutter passiert ist, anderseits ist es aber noch viel spannender herauszufinden, was genau während des großen Busunfalls passiert ist, wovon man die Spuren bei den Bewohnern in Klammroth noch deutlich sehen kann.


    Anais war für mich eine interessante Protagonistin. Dazu muss ich sagen, dass die anderen Protagonisten eher weniger ausgearbeitet wirkten. Sie waren da, weil man sie für die Geschichte gebraucht hat, aber eine tiefere Emotionalität habe ich während des Lesens nicht gespürt. Trotzdem hat es mich nicht so gestört, weil Anais ganz klar im Vordergrund stand und die ganze Handlung sich um sie gedreht hat. Sie will eigentlich gar nicht in Klammroth sein, hat aber keine Wahl, und wird durch die Geschehnisse gezwungen sich ihre Vergangenheit zu stellen. Man merkt schnell, dass sie schwerwiegende Probleme hat, und das wird auch in der Geschichte immer deutlicher. Der Autor versucht, den Leser zu verwirren, in dem er den Eindruck erweckt, dass Anais durch ihre psychische Erkrankung, die Welt manchmal anders wahrnimmt und man deswegen nicht genau sagen kann, ob das, was man als Leser aus ihren Augen erfährt, echt ist oder doch eher Wahnvorstellungen sind. Das erhöht meiner Meinung nach die Spannung, weil man nicht mehr weiß, ob man sie, die Hauptprotagonisten, vertrauen kann oder nicht.


    Insgesamt eine sehr tolle Horror-Geschichte, wo man als Leser richtig gut mitfiebern kann. Durch das Setting: Klammroth, ein kleines Dorf, inzwischen still und vergessen, dass aber viele alten Wunden mit sich schleppt, und dazu noch das dunkle Regenwetter, dass sich durch die ganze Geschichte zieht, wird eine düstere Atmosphäre hervorgerufen, die das Bedrohliche noch verstärkt. Auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte.