Hunter Shea: Die Kreatur

  • Normalerweise bricht das Grauen in einem Monsterroman in eine mehr oder weniger idyllische Situation ein. In “Die Kreatur“ ist die Situation bevor das Monster in Erscheinung tritt schon recht unerträglich, denn Protagonistin Kate Woodson leidet an einer Autoimmunerkrankung und ist hochgradig pflegebedürftig. Ihr Mann Andrew tut sein Bestes, stößt aber auch dann und wann an seine Grenzen. Der übernatürliche Horror verdrängt den alltäglichen Horror nur langsam. Zunächst sind da nur Andeutungen, dann gibt es schon durchaus reale Gefahren, die aber auch natürlicher Art sein könnten. Durch den recht langsamen Aufbau der Geschichte, bei der zunächst viel Augenmerk auf das Verhältnis des Paares zueinander und zu Kates Krankheit gelegt wird, spricht das Buch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemanden an, der Actionspektakel erwartet. Wer jedoch eine gut erzählte Geschichte, die auch durchaus ohne den übernatürlichen Einschlag interessant gewesen wäre, zu schätzen weiß, kommt hier auf seine Kosten. Im Nachwort erfährt man auch den Hintergrund des Romans. Sheas Frau leidet an einer Autoimmunerkrankung. Als Horrorautor scheint ein Horrorroman wohl eine gute Art zu sein, bei der Verarbeitung seiner Situation zu helfen.



    Rezensionen:

    Josefson in Der Standard vom 9.5.2020: https://www.derstandard.de/sto…20Weitere%20Artikel...%20

    "Mit über 450 Seiten ist der Roman eigentlich ein ziemlicher Brocken für eine derart minimalistische Konstellation, wie sie hier vorliegt. Was aber keineswegs heißen soll, dass sich "Die Kreatur" überdehnt anfühlen würde. Wie einige King-Romane (etwa "Stark – The Dark Half") schleicht der Roman geschickt an der Grenze zwischen psychologischem Horror und dem explizit Monströsen entlang."


    Thomas Rippert im Zauberspiegel: https://www.zauberspiegel-onli…zu-den-besten-die-kreatue

    "So wird es dann auch schon recht unheimlich, wenn die Story so langsam beginnt vom rein psychologischen Horror in die Ecke der realen, körperlichen Bedrohung zu wechseln. Und um der ganzen Sache noch mehr Würze zu verleihen, schickt Autor Hunter Shea im letzten Drittel des Buches noch ein paar Protagonisten mehr in die Fänge der Kreatur und bis zum Ende ist nicht wirklich klar, wer diesen Sommerurlaub überleben wird und wieso. Der Spannungsbogen ist von Beginn an bereits sehr fest angezogen und löst sich erst auf den letzten fünf Seiten wirklich."


    Thorsten Wilms in VIRUS 96 Aug./Sept. 2020, Seite 58

    "Hunter Shea legt hier einen Roman vor, der in vielen Disziplinen glänzt, besonders in der Schilderung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Dies Liebe zum Detail sorgt dafür, dass echte Gänsehaut beim Leser einsetzt, wenn plötzlich etwas Unerkärliches die Ruhe stört. Diesen Roman kann und will man nicht aus der Hand legen."


    Und wegen der Ausgewogenheit auch etwas - mehr oder weniger - Negatives:


    Nocturno bei Amazon: https://www.amazon.de/gp/custo…l?ie=UTF8&ASIN=3865528171

    "Erst im letzten Drittel des Buches kommt richtig Fahrt auf. Hier geht es dann richtig zack-zack-zack, was für mich ebenso ein Problem darstellt. Zwei Drittel des Buches schleppt man sich dahin, immer wieder mal von einem Hauch des Grauens gestreift... Bis es dann plötzlich PENG macht und man auf 180 ist. Diese Steigerung ist für mich zu krass.
    Eigentlich war ich so von dem Buch enttäuscht, dass ich nur 2 Sterne geben wollte ..."