Werner Bergengruen

  • Mit Werner Bergengruen verbindet mich Einiges ,man kann sagen,der mystischen Natur. Dass er unter anderem dunkle Fantastik verfasste, wußte ich selbstverständlich. Andere Bücher haben irgendwie die Bekanntschaft mit dem Baltdeutschen immer wieder verschoben. Das hat sich nach zwei Begebenheiten in meinem Leben verändert. Einmal habe ich schönes Baden-Baden besucht, wo jeder Stein und Haus so vor Geschichte (auch russischer Geschichte ) strotzt. Da habe ich mich erinnert, dass ein anderer interessnater Schriftsteller und zwar Zahn in Baden-Baden gelebt hat und liegt dort begraben. Also, zum Friedhof hin ! Dort ruhen sehr interessante Persönlichkeiten. Durch Zufall bin ich auf das Grab von Bergengruen gestossen und habe mich gewundert, dass er als Norddeutscher so südlich beigesetzt wurde. Ein paar Jahre später habe ich ein Hochburg für Jugendstil die Stadt Riga wiederholt besucht. Es kam zum starken Gewitter. Auf der Flucht vor Schauer musste ich in die erstbeste Gebäudenische huschen. Als ich mich in einer relativ engen Nische umgedreht habe, sah ich vor meiner Nase eine Gedenktafel "Hier lebte.....Werner Bergengruen". Von nun an habe ich beschlossen,mich mit seinem Werk ausführlich auseinanderzusetzen.

    Ich wollte zuerts wissen, was alles düsteres er geschrieben hat. Der Kontakt mit Bergengruen-Gesellschaft hat nichts gebracht. Ein Vertreter der Gesellschaft hat mir mitgeteilt, dass bei W.B. alles düster ist.

    Und nun habe ich ein interessantes Buch ergattert, das vielleicht auch anderen Interessenten weiter hilft.

    Das Buch heißt "Aspekte des Phantastischen. Das Übernatürliche im Werk Werner Bergengruens". Der Autor des 403-seitigen Bandes ist Frank Holger Walpuski. Das erschien im Verlag "Peter Lang.Europäischer Verlag der Wissenschaften" . Die Reihe heißt: Kölner Studien zur Literaturwissenschaft" (Hrsg.Volker Neuhaus), Band 15 (Jahr 2006).

    Es ist eine titanische Arbeit, Dissertation. Man kann es so sagen : ausführlich kommentierte Bibliografie. Ausserdem ist es eine komplette Bibliografie von W.B. und eine ausführliche fantastische Bibliografie von W.B. Der Autor klassifiziert fantastische Werke von W.B. : 1) Sage,Märchen,Zauberei 2) Wunder,Engel,Wink des Himmels 3)Spuk und Gespenster 4)Unerhörte-ungeklärte Begebenheiten.


    Bergengruen besitzt sehr interessante Autorensprache.

  • Danke für den Tipp! Das ist interessant, weil das Phantastische in Bergengruens Werk nur einen sehr kleinen Teil ausmacht. Abgesehen vom frühen Roman Das Gesetz von Atum gibt es nur eine Handvoll unheimlicher Erzählungen von ihm und den Novellen-Band Das Buch Rodenstein, eine Bearbeitung einer alten Sage aus dem Odenwald um die Wilde Jagd.


    Durch Zufall bin ich auf das Grab von Bergengruen gestossen und habe mich gewundert, dass er als Norddeutscher so südlich beigesetzt wurde.

    Bergengruen lebte ja schon seit den 1920ern in München nach dem Zweiten Weltkrieg trieb es ihn durch Süddeutschland, die Schweiz, Italien und Österreich. Da ist es nach Baden-Baden nicht mehr weit.

  • Bei meiner Überlegung, welchen unbekannten (oder vergessenen) Autor – dessen Bücher aber noch gut erhältlich sind – sich hier vorzustellen lohnt, bin ich noch gar nicht auf Bergengruen gekommen. Als ich deinen Beitrag sah, Strach , habe ich mich daher sehr gefreut. Danke für den Buchtipp, das hört sich interessant an, auch wenn der Titel zu märchenhaften Preisen angeboten wird.


    Gelesen habe ich von Bergengruen den frühen Roman "Das große Alkahest" (später als "Der Starost" wiederveröffentlicht), "Der Tod von Reval" sowie einige Novellen. Auch der sagenhafte Zyklus "Das Buch Rodenstein" ist mir in guter Erinnerung. Gelegentlich anthologisiert wurde seine Gespenstergeschichte "Die Speltsche Einfahrt". Der auf dem Foto abgebildete Band "Spuknovellen" wurde von seiner Frau (Witwe) Charlotte Bergengruen herausgegeben.


    Es ist wohl so, wie das Lexikon der Phantastischen Literatur schreibt: "Die Novellen und Romane des baltischen Erzählers, die sich lange Zeit einer großen Wertschätzung erfreuten, werden heute nur noch wenig gelesen."


    Aber vielleicht täusche ich mich auch und es melden sich weitere Bergengruen-Leser*innen zu Wort … ?




  • Danke für die Vorstellung! Bergengruen begegnet einem als Liebhaber älterer BRD-Literatur regelmäßig, auch in öffentlichen Bücherschränken ist er oft genug anzutreffen - als unheimlichen Autor hatte ich ihn aber mal so gar nicht kategorisiert. Da schaue ich doch gleich mal nach den spukigen Novellen...

  • Danke für den Buchtipp, das hört sich interessant an, auch wenn der Titel zu märchenhaften Preisen angeboten wird.

    Ich habe das Buch für 8 Euro (+3 Euro Versand) über Amazon vor ein paar Tagen gekauft.

    Nicht direkt fantastisch ,aber mitunter makaber ist das Buch "Der Tod von Reval". Das Buch zeichnet Galgen-Humor aus.

    So z.B. in der Erzählung "Jakubsons Zuflucht" steigt ein Penner auf der Flucht in der Nacht in ein Haus ein, wo eine verstorbene alte Dame im Bett liegt. Der Strolch trinkt zuerst alles Alkoholhaltiges , was er im Hause finden kann,und dann legt sich zu der Alten ins Bett. Und das ist noch nicht alles.

    Und wieder diese interessante Sprache. Die klingt archaisch . Mitunter benutzt er auf skurille Weise eingedeutschte russische Wörter ( damals war seine Heimat unter dem Zaren, also ein Teil des Zarenreiches).

    Ich versuche mal später seine Fantastik-Bibliografie in dem Thema darstellen.