• Offizieller Beitrag

    Noch ein Film, den ich gerne in einer deutschen Syncro sehen mag. Hoffe, es findet sich mal ein Verleih...


    In dem britischen Drama Possum muss der junge Puppenmacher Philip (Sean Harris) zurück in sein Heimatdorf. Dort wird er mit seiner tragischen Kindheit und seinem boshaften Stiefvater (Alun Armstrong) konfrontiert. Auf seinem Weg begleitet ihn seine Handpuppe Possum. Diese möchte er zerstören, aber das scheint nicht so einfach zu sein, wie es klingt.


    Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/possum


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  • Noch ein Film, den ich gerne in einer deutschen Syncro sehen mag. Hoffe, es findet sich mal ein Verleih...

    Leider ist das wohl nicht gelungen - was wirklich extrem schade ist. Der Film steht aber gerade - in mäßiger Qualität - auf Dailymotion und ist auch billig (um € 7,-) im Original ohne UT auf DVD und BluRay erhältlich. Bin nicht sicher, ob der Film synchronisiert überhaupt funktionieren würde, und würde raten, es einfach mal mit dem Original zu versuchen - es gibt eh sehr wenig Dialoge.


    Ich hab ihn gestern geschaut, es ist ein ungeheuer aufwühlender, schrecklicher, düsterer und auch extrem gruseliger Film. British cinema at its best - erinnerte mich sehr an die independent Filme der 80er Jahre, das ist Innovation und Individualität, die ich seitdem im Kino oft vermisse. Langsames Tempo, assoziativ-symbolisch, dissonante (aber stimmungsvolle) Musik, ruhige Einstellungen, Schauplätze statt Studio und keine CGI. Ich bin wirklich schwer beeindruckt und ausgesprochen begeistert.


    Was aus dem Trailer nicht hervorgeht: Die Geschichte um die Handpuppe ist ein Erzählstrang, darunter verbergen sich aber psychologische / familiäre Dramen und Fragen um Schuld und Abhängigkeiten - nichts davon klischeehaft und weniges vorhersehbar. Der Film hat einen sehr gemeinen, schockierenden Twist, der einiges im anderen Licht zeigt, ohne aber etwas an dem bislang Gezeigten infrage zu stellen (also nicht etwa eine Horrorpointe, die dann alles zuvor Erzählte negieren würde).


    Richtig gut gefallen haben mir auch die Settings: Bis auf karge Landschaft sind alles abandoned Gebäude, und sein Elternhaus, in das er zu Beginn des Films zurückkehrt und wo auch sein Ziehvater wohnt, ist das halb abgebrannte Haus seiner leiblichen Eltern - das Zimmer, in dem beide im Feuer starben, ist unverändert und lediglich abgeschlossen - das allein fand ich schon extrem fies.


    Die Schauspieler sind grandios: Sean Harris als der traumatisierte und getriebene (aber selbst in Schuld verstrickte) Puppenspieler und als sein Ziehvater Alun Armstrong, ein sehr starker, wandlungsfähiger Schauspieler, den ich zum ersten Mal in New Tricks sah, eine TV-Serie bzw. Krimikomödie um Ermittler im Rentenalter, die ich mal mit viel Spaß gebingewatched hab. Beide sind u.a. Shakespeare-Darsteller (Bühne & Film, Tendenz Komödie). Auch Autor / Drehbuchautor Matthew Holness kommt erstaunlicherweise eigentlich aus der Komödien-Ecke, schaut aber wohl nahezu nur Horrorfilme und sagt, Possum sei u.a. von deutschen Stummfilmen wie Nosferatu beeinflusst.


    Der Film ist aus seiner gleichnamigen Kurzgeschichte 2008 entstanden, die 10 Jahre später von der britischen Comma Press in der Anthologie The New Uncanny wiederveröffentlicht wurde (Paperback und eBook). Ich hab mir gleich mal das eBook gekauft und die Geschichte gelesen - bin aber nicht so begeistert: In der 1. Person als Puppenspieler erzählt, ist der Protagonist kein Getriebener / Traumatisierter wie im Film, es gibt kein / kaum ein Machtgefälle zwischen ihm und seinem Ziehvater bzw. ihm und der Puppe Possum. Die Geschichte ist recht schnörkellos und gradlinig runtererzählt und deutet das eigentliche Hintergrundthema des Films nur - in einen anderen Kontext versetzt - an.

    Die Bearbeitung - ob durch Holness selbst oder mithilfe des Teams - hat sich wirklich massiv gelohnt, die Themen sind komplexer, die Traumata tiefer und die Verstrickungen perfider. Auch ist die emotionale / dramatische Seite nun besser verknüpft mit der Puppe und der Art, wie sie funktioniert bzw. aussieht.

    frage mich nur, was das für eine Handpuppe sein könnte. Sah eher ganz und gar zu groß und spinnenartig aus

    Da ähneln sich Kurzgeschichte und Film: Der Protagonist führt Puppenspiele für Kinder auf, aber ganz klar mit der Intention des Erschreckens (fast schon pathologisch). Es gibt aber einen zweiten Grund, der erst ganz am Ende des Films gezeigt wird. Holness hat wohl zwei eigene Ängste kombiniert: die vor Marionetten und die vor Spinnen.


    Possum ist ein Kunstwerk und hat in sich noch ein zweites versteckt: Das seltsame Tagebuch des Protas, das er als Kind malte und schrieb *), und in dem er in etwas surrealer-symbolischer Form verschiedene Traumata versuchte zu verarbeiten.


    *) Can you spy him deep within? Little Possum, black as sin. Bag is open, growing wider. What’s inside it, man or spider? Little boy, don’t lose your way. Possum wants to come and play.

    So in dem Stil hätte ich ja gern die Kurzgeschichte gehabt ...


    Eine schöne Rezension (Engl., mit Spoilern) bei Den of Geek.