IF ANNUAL 2020 - Weird

  • Im Thalia auf der Mahü war ich schon lang nimmer, aber in der Filiale Wien Mitte/Landstraße hast du einen Regalmeter Horror und ein paar mehr für Fantasy und SF. Einen eigenen Tisch für Sapkowski, einen eigenen Tisch für Martin, einen kleinen Tisch für die SF und einen großen Tisch mit zusätzlicher Fantasy. Dazu noch ein breites Regal mit ausgewählten (Neu?)Erscheinungen.

    Bei den Krimis gibt's ein schmales Regal mit heimischen Autoren und ein wesentlich breiteres für internationale. Dazu noch Auslagetische. Klar ist die Auswahl an Krimis größer, aber um viel steht die Phantastik dort nicht nach.

  • Die Völkerfantasy hatte einen richtigen Fantasyboom ausgelöst, der auch vielen deutschsprachigen Autor*innen die Türen zu großen Publikumsverlagen geöffnet hat. Der Boom ist vorbei. Auch Heitz und Hennen verkaufen schon lange nicht mehr so viele Bücher wie noch vor zehn Jahren. Die Verlage hoffen alle auf The Next Big Thing, verzweifeln aber langsam, weil nichts funktioniert. Eine Weile setzte man verstärkt auf Science Fiction, aber das hat auch nicht so richtig geklappt.


    Der letzte große Überbestseller á la Twillight oder Harry Potter ist auch schon lange her. Ich glaube nicht, dass nach Hunger Games noch einmal einer kam (außer 50 Shades of Grey in der allgemeinen Belletristik, wo solche Erfolge auch selten geworden sind). Es gibt Bücher die sich immer noch ganz gut verkaufen, wie z. B. Leigh Bardurgos Das Lieder der Krähen, aber auch ganz viel, was sehr schlecht läuft. Je anspruchsvoller und/oder Origineller der Titel, desto geringer das Interesse der Leserschaft. Auch wenn es da natürlich Ausnahmen gibt.


    Von deutschsprachigen Autor*innen höre ich, dass es wieder schwieriger wird, bei den Verlagen unterzukommen. Aus Kostengründen geht aber auch die Zahl der Übersetzungen zurück. Wer eine Serie wie The Witcher schaut, kauft deswegen nicht mehr oder überhaupt Bücher, sondern sucht nach weiteren ähnlichen Serien. Außer bei Martin, der sich auch vor der Serie schon verkauft hat, wirkt sich eine Serienadaption nur noch sehr selten wirksam auf die Buchverkäufe aus.


    Für größere Verlage würde Weird Fiction wohl nicht ausreichend Exemplare verkaufen, dass es sich lohnt. Das sollte eigentlich ab 5.000 Stück aufwärts sein (wobei sich sehr viel in den Phantastikprogrammen nicht mehr solche Zahlen erreicht). Bei Kleinverlagen können auch 1.000 Stück schon ein Erfolg sein, aber die Übersetzungskosten, wenn man denn anständig bezahlen will, sind in der Regeln nicht zu stemmen und refinanzieren sich nicht durch die Verkäufe. Beispiel Golkonda, da haben es die Übersetzer*innen oft für lau gemacht, als Gefallen für den Verleger oder aus Liebe zum Text.

  • Stimmt, Landstraße ist etwas anders, weil sie auch eine Reisebuchhandlung sind. Allerdings haben die auch im letzten Jahr Fantasy und SF verlegt und verkleinert (am drastischsten hat das übrigens Morawa gemacht, der die Fantasy auf wenige Regale im Kabuff verlegt hat). Landstrasse hat wirklich kaum Krimis, jetzt wo du es sagst ... Oder sind die jetzt oben, dort wo vorher die Fantasy war? Egal, ich schaue dieses Genre sowieso nie. Die haben dafür mindestens 80 Prozent Belletristik. Dort gehe ich gerne hin, um belletristik-Neuerscheinungen zu schauen ...

  • Ja, das mach ich auch so. Zum Stöbern ist die Filiale ideal! Die Krimis sind nur unten in der Ecke.


    Zur Klarstellung, ich will natürlich nicht behaupten, dass die phantastische Literatur annähernd in Sachen Verkaufserfolgen und Publikumsinteresse mit Krimis mithalten kann. Das wäre lächerlich. Insbesondere SF und Horror (King ausgenommen) führen ein Nischendasein, vor allem wenn sie als solche deklariert werden. Die Fantasy hingegen kann sich am Buchmarkt durchaus behaupten.

  • Jetzt dann auch erschienen fre"$


    >>Ebenso wie Weird Fiction die Grenzen zur Leserwelt durchdringt, hat sie dies immer mit denen zu ihr benachbarten Genres getan, und oft ist es nur eine leichte Verschiebung, ähnlich einem fast unmerklichen psychedelischen Effekt, der eine Geschichte aus dem Muster der Schauergeschichte, der Science Fiction oder der fantastischen Abenteuererzählung heraus und in das Nebelland der Weird Fiction verschlägt. Zuweilen ist es auch nichts weiter als eine seltsame Stille zwischen den Zeilen. Seltsam stille Weird Fiction von Joel Lane, Louis Marvick, Mark Valentine, Rosanne Rabinowitz Martin Ruf und Peter Stohl. Die verstörende Kunst von Vergvoktre. Ein Jahrbuch für Grenzgänger der Genrelande, mit Erzählungen, Gedichten, Essays, Illustrationen und einem Interview mit Jonas Plöger<<

  • Ist ja ein richtiges Selbstmörderbuch. Jungs und Mädels, sowas nicht im November lesen, ist ja schlimmer als die ersten Platten von The Cure.

    Ansonsten, ich habe jetzt die Hälfte durch. Die Illustrationen in der Mitte sind echt klasse und stimmungsvoll. Auch die Geschichten gefallen mir, mein Favorit bisher ist Peter Stohl, die hat mich richtig mitgenommen. Joel Lane war mir insgesamt ein wenig zu brav, die bezaubernde Rosanne folgt bisher auf Platz 2.


    Habt ihr schon was für 2021 in Planung?

  • aktuell sind nur zwei drei eigene Sachen in Planung. Mal sehen, das IF 2020 war eher ein Ergebnis unverhoffter Glücksfälle. Jetzt habe ich zwar einige Namen für mögliche Übersetzungen in Kopf, aber noch kein Konzept ...