IF ANNUAL 2020 - Weird

    • Offizieller Beitrag

    Naja, Malerman etwa hätte das Format, Barron mit seinem Roman auch, Langan, es gäbe schon ein paar. Aber wie Du sagst müsste man sie aus in der 'Literatur' etablieren und übers Feuilleton spielen, dann ginge da schon was.

    Das dürfte in der Praxis schwierig werden... ich habe immer noch den Eindruck, dass große Teile des klassischen Feuilletons Phantastik generell regelrecht hassen und nach wie vor als triviale Schundliteratur sehen. Gerade im deutschsprachigen Raum ist man da sehr dogmatisch, zumindest habe ich es im angelsächsichen Sprachraum nicht so deutlich wahrgenommen.

  • Sar-Sargoth Weird Fiction ist innerhalb der Fantastik eben noch dazu eine Art Bastard, den man höchstens noch wirksam mit HPL verbindet. und col.race das wird auch immer Nische bleiben. Interessant ist, zu sehen, wo überall diese Nische verläuft ;)


    Malermann ist ja zumindest schon übersetzt worden, Erik R. Andara:) Und bei genauem Hinsehen gibt es hier und da auch andere.


    Katla, gern - und danke Dir. Ein Erfolg ist es jetzt schon, wenigstens mir selbst eine Befriedigung, speziell wegen des Beitrags von Joel Lane. Den Erfolg habe ich auch gelernt, allein am Kreativen zu messen. In jeder anderen Hinsicht ...


    Whitetrain/Nighttrain macht sich diese Ausgabe jedenfalls vor allem selbst zum Geschenk.

  • Den Erfolg habe ich auch gelernt, allein am Kreativen zu messen.

    Und das ist eben das Schöne, dass dies irgendwie (finanziell) möglich ist, wie sähe sonst die Phantastiklandschaft aus? :*


    Ich werde mir den Band mal vorbestellen, der ist einfach zu schön, allein als Buch zum Anschauen; die Auswahl klingt extrem attraktiv. Und eine gute Übersetzung sollte die Lesefreude nicht schmälern (im Gegenteil!), auch wenn ich eigentlich nur Originale lese, so ich die Sprache halbwegs verstehe.

  • Zitat

    Malermann ist ja zumindest schon übersetzt worden

    Ja, und erfolgreich verfilmt, daher meinte ich ja als Gallionsfigur. Es gäbe noch genug UNübersetztes.



    Zitat


    ich habe immer noch den Eindruck, dass große Teile des klassischen Feuilletons Phantastik generell regelrecht hassen und nach wie vor als triviale Schundliteratur sehen

    Ist leoder so. Darum meinte ich auch, über die Literatur spielen und sich auf jeden Fall von Horror und Fantasy abgrenzen (das ist nicht meine persönliche Einstellung, will ich nur dazugesagt haben). Gut verpacken und mit ein wenig Geld in der Hand für geschmackvolle Auslage in wichtigen Buchläden sorgen (in Wien machen drei vier Buchläden -- keine Ketten! -- zusammen mit Magazinen und Medien quasi Literatur-Feuilleton für den "Geschmack der Stadt", ich denke, das wird überall so sein). Wie gesagt, es ist sicher ein geschäfliches Risiko und es braucht einen Geschäftsmann, der da investieren möchte und den richtigen Geschmack und Riecher hat. Ich denke, dass die Kunden da sind, sicher sogar. Aber viele davon trauen sich einfach nicht hingreifen bzw. haben es einfach nicht am Schirm, weil man schon graben muss, um in der Phantastik ans Leseziel zu kommen. Naja, klügere Leute als ich haben sich da sicher schon Gedanken ddarüber gemacht ...


    Das soll den kreativen Erfolg gerade von so wunderbaren Erscheinungen wie im Nighttrain (ich spreche von den Übersetzungen) auf keinen Fall schmälern. Für mich zählen die jetzt schon zu den Gewinnern, und jede/r Phantastik-LeserIn, der sie nicht in die Hand nimmt, verpasst etwas ...

  • Was im Feuilleton besprochen wird und was nicht, hängt ja neben der Zeitung selbst ganz maßgeblich auch von den Leuten ab, die eine Laufbahn als Kulturjournalist*in einschlagen. Die setzen dann ggf. ihren Geschmack durch. Eine handvoll Erwähnungen von Autoren aus dem Bereich der Weird Fiction hat es über die Jahrzehnte gegeben - mal einen Essay über Arthur Machen von Joachim Kalka, mal eine Rezension Lord Dunsanys, mal was zu Lovecraft von Jörg Drews - aber massiert darüber geschrieben wurde und wird nicht. Einen deutschen Michael Dirda gibt es leider bisher nicht, wie ich es sehe.

  • Erlesene Literatur erfordert eine erlesene Leserschaft.


    Da ich diese Diskussion schon oft geführt habe und sie inzwischen als eher fruchtlos betrachte ... Es ist schon viel - und nach vergangenen Erfahrungen zu urteilen gar nicht selbstverständlich -, wenn Leute, die sich hierherum für solche Grenzgänger interessieren, auch finanzkräftig zulangen. Dann kann man so eine Ausgabe wie die oben vorgestellte mitunter sogar in Serie gehen lassen oder vielleicht noch eins draufsetzen ;)

  • Zitat

    aber massiert darüber geschrieben wurde und wird nicht

    schon zum Teil, nur würde hakt niemals 'Phantastik' dafür verwendet werden. 'Arbeit der Nacht' von Thomas Glavinic fällt mir ein. Es gibt genug lupenreine Phantastik, die sich in der Literatur 'versteckt', und ja, das ist schulden von Herr und Frau KulturreferentIn, -journalistIn, der/die Angst hat, dem Eskapismus zu huldigen und dabei ertappt zu werden. Lächerlich.


    Aber ich befürchte, wir sprengen gerade den Thread ...

    Kauft diese Veröffentlichungen, sie sind großartig!

  • Ganz kurz noch eine Korrektur meiner Aussage dazu: Denis Scheck darf man natürlich nicht unterschlagen - der hat in seinem Kanon von 2019 immerhin Tolkien, Poe und J. K. Rowling mit drin, plus einiger anderer Sachen, und geht so immerhin stark auf phantastische Literatur zu. Wobei er eher ein angelsächsisches gesamtliterarisches Verständnis pflegt. Was nicht wenig ist im Vergleich zur deutschen Spießbürgerlichkeitsbildung.

  • Ja, und Josefson beim "Standard" ...

    (https://www.derstandard.at/sto…ntasy-buecher-rezensionen)

    Wobei der ja eigentlich Wissenschaftsredakteur ist und die Bücher nebenher für den Online-Standard rezensiert. Aber ja, ein toller Blog!


    Die Etikette wird halt leider schnell zum Stigma. Wenn Phantastik einfach im regulären (Groß)Verlagsprogamm erscheint, kann das Buch trotzdem breite Aufmerksamkeit (und Anerkennung) finden. Matt Ruffs Lovecraft Country wurde in FAZ, SZ und NZZ wohlwollend bespochen. In Österreich im Kurier, im Profil und in der Kleinen Zeitung. Lange bevor eine Serienadaption angekündigt war.