Wanted: Jack D. Shackleford

  • Das Werk






    Zu den interessanteren Titeln aus der im allgemeinen doch eher durchwachsenen Horror-Bibliothek von Bastei Lübbe zählen sicher Das Volk im Hügel (1979) und Schwarzer Sommer (1980) von Jack D. Shackleford. Im Grunde eine Story, zweimal erzählt. Denn die Ausgangslage ist eine ähnliche: Naives, passives Mädl aus der Stadt verschlägt es in die englische Provinz, wo sie in den Dunstkreis eines Okkultisten gerät, der ein Fruchtbarkeitsritual plant.





    Es handelt sich um typische Produkte der 70er Jahre. Die Nachwirkung von Rosmarys Baby und Der Exorzist sind deutlich spürbar. Die von Ira Levin und William Blatty losgetretene neue Okkultismuswelle dürfte bei der Motivation, diese Bücher zu schreiben eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Zusätzlich gibt's noch explizite (Lesben)Sex-Szenen, die aber noch Rahmen des Vertretbaren bleiben. Was die Romane aus der Masse an Konkurrenz jener Zeit abhebt, ist einerseits das profunde Wissen des Autors um Okkultismus und Folklore, das zumindest für mich stimmig wirkt und nicht so schulmeisterlich daherkommt, wie bei Dennis Wheatley. Anderseits Shacklefords eigenwilliger, eleganter Stil, vor allem in Das Volk im Hügel.




    Das Rätsel



    Vielleicht noch bemerkenswerter, als die Romane selbst, ist das Mysterium, das sich um den Autor rankt. Zu Jack D. Shackleford finden sich nämlich in den vorgeblich unendlichen Weiten des Internets null Informationen. Kein Wikipediaartikel, egal welcher Sprache. Nicht einmal ein noch so kurzes Autorenprofil.





    Zunächst dachte ich an anglophiles Pseudonym eines deutschsprachigen Autors à la Hugh Walker oder Clark Darlton. Dafür sind die Bücher jedoch zu gut geschrieben und zu glaubwürdig in der britischen Folklore verankert. Außerden erschienen beide Werke, wie das Impressum zeigt, zunächst auf Englisch und wurden sehr zeitnah ins Deutsche übersetzt. Wahrscheinlich handelt es sich demnach um den Nom de Plume eines englischen Autors, der aus welchen Gründen auch immer, nicht mit diesen Titeln assoziiert werden möchte. Abgesehen von Tanith und Eve of Midsummer existieren noch zumindest zwei weitere Romane von Shakleford: The Source und The Strickland Demon. Im Gegensatz zu den zwei deutschen Veröffentlichungen, haben in der Heimat seine Bücher allesamt keine Neuausgaben erlebt.





    Christian Dörge, der die beiden Romane in seinem Apex-Verlag neu aufgelegt hat, muss sich zugeknöpft geben. Statt der erhofften Auflösung, füttert seine Antwort die Neugier nur weiter:


    Zitat von Christian Dörge

    Wir sind jedoch auf ausdrücklichen Wunsch der Erbin des Autors zur Vertraulichkeit verpflichtet, was wir in vielfacher Hinsicht als bedauerlich empfinden - aber wir müssen das selbstverständlich respektieren. Ich bedaure, Ihnen in dieser Hinsicht nicht weiterhelfen zu können.

  • ... Zusätzlich gibt's noch explizite (Lesben)Sex-Szenen, die aber noch Rahmen des Vertretbaren bleiben.....

    ...und genau hier hattest du mich, ich starte gleich heute mit dem Buch. ^^


    Ok, sorry für den schlechten Humor.


    Danke für die Besprechung dieser wohl fast vergessenen Werke.

    "Das Volk im Hügel" habe ich schon lange im Regal stehen und auch mehrfach in der Hand gehalten, mich aber immer für ein anderes Buch entschieden.

    Deine Besprechung, inkl. dem Verweis auf den mysteriösen Autor, macht allerdings Lust darauf, das Büchlein doch mal anzugehen.