Tobias Bachmann - Despina Jones & die Fälle der okkulten Bibliothek

  • Erster Eindruck: Taschenbuch aus dem acabus-Verlag, 14 € auf 290 gut lesbaren Seiten. Satz und Layout sind augenfreundlich, die Dialoge sind durch Zeilensprünge gut verfolgbar. Das Cover ist von Annelie Lamers und sieht für meinen Geschmack so aus, das es auch in einem Buchladen Käufer einlädt, die ihr Buch nach dem Cover auswählen. Bisschen magisch, bisschen romantisch.



    Worum geht es laut Klappentext:


    „In der Bibliothek für okkulte Fälle ist Despina Jones Ermittlerin der besonderen Art: Als Nekromantin kann sie mit den Geistern Verstorbener reden. Doch auch Tote können launenhafte, eigensinnige Zeugen sein. Bei der Auflösung ihrer Fälle wird sie von einem vielseitigen Team unterstützt, das in der antiquarischen Bibliothek ihres Onkels sitzt.


    Ein Priester bittet das Ermittler-Team um Hilfe, als ein Leichnam in einer der ältesten Kirchen Londons entdeckt wird. Der unbekannte Mann wurde wie Christus ans Kreuz genagelt.

    Despina tappt im Dunkeln, da der Verstorbene sich selbst für Jesus hält und seiner Wiederauferstehung entgegenfiebert. Bald findet sich das Team in einem Strudel religiöser Denkweisen und Praktiken wieder, der es an die Pforten ihrer persönlichen Hölle bringt.“


    Bachmann führt in seinem Buch viel Personal ein und fast alle, die vorkommen, sind von Bedeutung.


    Da wären die Protagonisten:


    Despina Jones: Nekromatin/ freischaffend in der okkulten Bibliothek in London


    Jean Dark: Despinas lesbische Schwester und Frau für die grobe Ermittlungsarbeit


    Tori: Despinas Schwester, die Computerspezialistin im Team


    Barbarossa North: Despinas Onkel, Inhaber der Bibliothek, Gelehrter in allen okkulten Dingen


    Despinas tote Freunde, die sie fast alle im Legat lagert: Umberto Eco, ihre Großmutter, Ben Carter, ein ehemaliger Polizist und John Dee (der allerdings unter einer Eiche in London liegt), Alchimist und Gelehrter


    Kommissar Johnson: Ermittler bei New Scotland Yard


    Doktor Timothy: Rechtsmediziner



    Und hier die Antagonisten:


    Der Priester: Ominöser Auftraggeber und Buchsammler


    Pater Victor: Ein Geistlicher


    Trevor Farkas: Ein anderer Nekromant in der Stadt


    Und verschiedene Menschen, die sich selbst kreuzigten …


    Anhand des umfangreichen Personenregisters und der Seitenzahl zeigt sich schon die Herausforderung, vor der der Autor stand. Alle Figuren müssen in eine Handlung gewoben werden und es braucht Raum für die Figurenentwicklung. Klappt das?


    Handlung: Es sind verschiedene Stränge die schon gleich zu Beginn die Handlung nach vorne treiben. Es gibt ungeklärte Fälle von Selbstkreuzigungen in London und Despina wird in einem Fall in Londons ältester Kirche All Hallows by the Tower von Pater Victor hinzugezogen, weil der Suizid in seiner Kirche vollzogen wurde.


    Barbarossa North hat ein legendäres Buch erhandelt, die Crucuforma, ein Buch über die Kreuzigung Jesus und sein geheimnisvoller Kunde genannt Der Priester setzt ihn unter Druck, ihm das Buch zu verkaufen.




    Fazit: Ein Lesegenuss. Tobias schafft es, dass man sich schnell einfindet, eine Beziehung zu allen Figuren aufbaut und seine Ideen sind einfach klasse. Leider kam mir das Ende überhastet vor, die Zusammenfassung im Epilog warum, wie , was passiert ist holperte mir zu stark, um das Prädikat „Meisterwerk“ zu verleihen. Dafür aber ist alles andere spektakulär und innovativ. Ich würde meinen, Tobias hat mit dem Personal Figuren erschaffen, mit denen man sich einen weiteren Fall gut vorstellen kann. Ich wäre auf jeden Fall ein dankbarer Leser, wenn es denn weitergehen soll.

  • Vielen Dank, Vincent, für deine Rückmeldung. Und ich bin froh und erleichtert, dass sie derart positiv ausfällt.


    Ein überhasteter Schluss wird mir übrigens häufig vorgeworfen ... ;) Ein Stückweit ist das natürlich immer dem Umfang geschuldet ... der möglichst unter soundsovielen Seiten / Zeichen bleiben sollte. Epische Breite ohne Seitenbegrenzung gibt es leider nur bei großen Publikumsverlagen.


    Tobias hat mit dem Personal Figuren erschaffen, mit denen man sich einen weiteren Fall gut vorstellen kann. Ich wäre auf jeden Fall ein dankbarer Leser, wenn es denn weitergehen soll.

    Darauf ist das Projekt DESPINA JONES auch ausgelegt. Es soll weitere Fälle geben. Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen und hoffe, dass die Leser nach mehr schreien.


    Eines noch: Jean Dark ist nicht Despinas Schwester, sondern deren beste Freundin, die in Despina verliebt ist ... eine Liebe, die nicht erwidert wird.