John W. Campbell Jr.
Who Goes There? Rocket Ride Books, USA 2009, 168 S. (die KG selbst hat 38 S.)
Frozen Hell Wildside Press, Maryland 2019, 158 S.
Als großer Fan aller drei Kinofilme (und Thingu!) habe ich mich selten so auf ein Buch gefreut ... und dann musste ich mich in fünf Anläufen durchquälen.
Der Unterschied zwischen dem Roman und der Kurzgeschichte besteht im Wesentlichen aus zwei zusätzlichen Kapiteln (den ersten beiden), die v.a. die Figuren einführen. Zweimal hat's mich rausgehauen, als nach seitenlangem entnervenden Geplänkels schließlich eine 3/4 Seite über Porridge gequatscht wird - ob mit Schokolade oder ohne und überhaupt. Klar, Porridge ist super lecker, aber ... mennö, muss ich das in einer SF Horrorgeschichte lesen? Dabei reden alle gleich, das tut also nicht viel zur Charakterisierung.
Dann habe ich also erstmal zur Kurzgeschichte gewechselt, und mich durch diese in zwei Anläufen gequält. Campbell hat zwar ein paar (echt trashige) Actionszenen, aber ein Großteil machen Gespräche um und Versuche mit verschiedenen Tests aus, die im Film dankenswerterweise in diesem einen spektakulären Bluttest zusammengefasst wurden. Auch endet der Text anders als der Film, für mich total arbiträr und mit einer echt dusseligen Entdeckung, die als Höhepunkt nicht viel hermacht.
Das Wesen hatte eine Art High-Tech-Rucksack gebastelt, um besser mit der Gravitation zurechtzukommen.
Die Figuren - auch in ihrer cowboyhaften Ausdrucksweise - waren grob, platt und austauschbar, und was mir im Gedächtnis blieb ist, dass Campbell sie vor allem über ihre Haare beschreibt. Überhaupt die Beschreibungen: ich bin da gar nicht so empfindlich und lese mich normalerweise ein, aber hier gibt es einen so massiven Adjektiv-Overkill, dass ich Mühe hatte, mir ein spontanes Bild zu machen und zu vergessen, dass ich lese. Gleich in den ersten Sätzen heißt es: "The place stank. A queer, mingled stench that only the ice-buried cabins of an Antarctic camp know, compounded of reeking human sweat and the heavy, fish-oil stench of melted seal blubber."
Zudem sind einige Beschreibungen echt albern, einer wird als 'bronzed giant' beschrieben; die Leute können nichts normal machen, anstatt ein Feuerzeug zu nehmen heißt es "he shoved his hand into his pocket", alles ist furchtbar überzogen, und vor meinen Augen spielt sich mehr sowas wie ein 20er Jahre Stummfilm ab, wo die Schauspieler wild gestikulieren und mit den Augen rollen: "His eyes jerked and quivered in vague, fleeting glances ..."
Und ich finde, auch Spannung geht anders als: "... one of us two, you and I, Garry - one of us is a monster!" (Kursiv im Original)
Ingesamt null Grusel.
Was Frozen Hell als Publikation allerdings lesenswert macht, ist die lange Einleitung, die detailliert erzählt, wie das Manuskript gefunden wurde, und auch, wie Campbell als Autor und vor allem Editor/Herausgeber arbeitete. Sehr sympathsich und mit viel Enthusiasmus und Herzblut geschrieben, deshalb werde ich das Buch auch behalten.
In Punkten (gilt für die KG wie auch die Novelle): 2 von 10, und beide für die Ideen, nicht die Ausführung.