William Peter Blatty - Die neunte Konfiguration

    • Offizieller Beitrag

    Aktuell ist bei Festa der nächste Band von Blatty erschienen:


    Quelle: http://www.festa-verlag.de


    Kennt das Buch schon jemand und kann genaueres dazu sagen? Bietet es einen deutlicheren Mehrwert zum Film als "Der Exorzist"?

  • Liegt ganz oben auf meinem SUB und wird wahrscheinlich heute Abend gelesen.

    Den Film kenne ich allerdings nicht. Kann man den irgendwo streamen?

  • Kann man den irgendwo streamen?

    Im Original auf YT: "The Ninth Configuration (1980, William Peter Blatty)"


    Die Ratio sieht etwas seltsam aus (hä, das Kursive lässt sich nicht ausschalten, hat also keinen Grund, sorry :D)


    Zu dem Roman hab ich sehr gute Rezensionen gelesen, es sieht aber so aus, als sei ein ein reiner psychologischer Thriller mit einigen metaphysischen oder religiösen Themen, kein Horror.

  • Inzwischen beendet.

    "Die neunte Konfiguration" beginnt als reine Farce, der Humor hat mich jedoch von Anfang an ziemlich abgeschreckt. Die Psychiatrie wird hier als witziges Feriencamp und die Psychosen der Patienten als lustige Spinnereien inszeniert. Blatty erzählt dabei mit einem permanentem Augenzwinkern (Guckt euch nur mal an wie durchgeknallt die alle sind), was bei mir leider zu einem permanentem Augenrollen geführt hat. Ich fand das ganze jedenfalls erschreckend unlustig. Vielleicht lag es aber auch einfach daran dass ich etwas völlig Anderes erwartet hatte. Ich könnte mir jedenfalls sehr gut vorstellen dass Andere mit dem Humor weniger Probleme haben werden. Ist eben alles Geschmackssache.

    Die Story konnte mich jedoch auch nicht wirklich begeistern. Eine richtige Handlung setzt eigentlich erst im letzten Drittel ein (davor gibt's nur Anamnese) - Wobei trotzdem schon sehr früh klar ist, worauf alles hinauslaufen wird. Blatty ist sich dessen durchaus bewusst und versucht seinen vorhersehbaren Plottwist schon im Vorfeld mit jeder Menge Ironie zu kaschieren. Ein ziemlich billiger Trick.

    Dass er am Ende dann plötzlich doch noch ins Drama wechselt und der Handlung etwas Ernsthaftigkeit angedeihen lassen will (Stichwort: Vietnamkrieg), hat für mich ebenfalls nicht funktioniert - Too little, too late und auch too cheap. Zumal er das Ganze noch mit pseudo-philosophischen Dialogen und Küchenpsychologie würzt und mit einem rührseligen Kitsch-Ende ausklingen lässt. Die angesprochenen metaphysischen/religiösen Themen beschränken sich ebenfalls nur auf "tiefsinnige" Grundsatzdiskussionen wie "Gibt es einen Gott und wenn Ja, warum lässt er dann so viel Leid zu? oder "Gibt es das Gute im Menschen?". Mehr darf man da auch nicht erwarten. Da gucke ich mir doch lieber zum hundertsten Mal "Apocalypse Now" an.

  • Die Verfilmung gefällt mir sehr gut, allerdings muss ich auch anmerken, dass ich live miterlebte, wie sie polarisiert.


    Vor ca. 2 Jahren guckte ich mir "The ninth configuration" mit einem guten Freund zusammen an (es gibt eine sehr gute britische BluRay). Zur Handlung will ich nichts schreiben, da Cheddar Goblin das in Bezug auf das Buch schon getan hat. Ich war von Begin an fasziniert. Oberflächlich erkannte ich ebenfalls die banale Psychologie, den speziellen Humor und die eher platt dargestellte Traumatisierung durch Krieg. Unter dieser Oberfläche spürte ich aber eine grosse Schwere und Traurigkeit in den Patienten, und das erzeugte in mir eine ganz andere Wahrnehmung. Ich las den Film eher so, dass die offensichtliche Darstellung der psychisch Erkrankten in der Anstalt die Meinung der Allgemeinheit darstellt, dass darunter aber zerstörte oder schwer belastete Menschenleben stecken, über die Unwissende vorschnell urteilen. Das erzeugte ein Drama von ganz anderem Kaliber.


    Mein Freund hingegen las den Film sehr direkt und war enttäuscht und gelangweilt von der Handlung. Ich kann mir sehr gut Vorstellen, dass die Perspekive bei der Lektüre des Buches ähnlich wichtig ist.

  • Danke für die Meinungen, die mich nun auch eher vom Kauf abschrecken. An sich hatte mich die Handlung gereizt, aber ich war mir über die Existenz des Films auch gar nicht im klaren - vielleicht schaue ich mir den einfach mal an bei Gelegenheit.

  • Ich hab das Buch ganz anders gelesen, und fand es erfrischend unterhaltsam, allein nur die ganzen Anspielungen auf diverse

    Filme, manchmal nur angedeutet wie etwa beim Erwähnen von "Major Strasser", fand ich großartig. Ich habs so gelesen wie Harry den Film sah, und die ganze Tragik dahinter, das in kleinen Dramen von den Insassen aufgeführt werden, die den Weg in die Realität nicht zurück finden können oder wollen, und das hier als Experiment in dem Herrenhaus durchgeführt wird.

    Natürlich kommt der Twist, wie man ihn von Bloch her kennt, nur verkehrt er sich am Schluss in ein Drama, mehr Beklemmung denn Horror. So ist s halt eher als Thriller zu sehn, den ich für gelungen halte, nur den religiösen Ansatz mochte ich nicht so sehr, aber da kommt bei "Pater" Blatty wohl nicht vorbei.

  • Ich fand den Humor anstrengend, das ständige religiöse Geschwafel nervig, das Ende vorhersehbar und die Darstellung psychischer Erkrankungen viel zu albern und flach - Daher hat mich die angestrebte Tragik am Ende auch überhaupt nicht erreicht...

    Aber das Buch hat allgemein ja sehr gute Bewertungen eingeheimst. Es sollte sich also wirklich niemand von meiner bescheidenen (und nicht sehr repräsentativen) Meinung abschrecken lassen.

  • Mich hat der Roman auch nicht wirklich abgeholt. Das man sich in den den 1960er/70er Jahren noch psychisch Kranke als Witzfiguren dargestellt hat - geschenkt, darüber kann ich sogar noch lachen, wenn es gut gemacht ist. Bei einem Blatty-Buch muss man natürlich auch damit rechnen, dass es um Religion, Gott und besonders Katholizismus geht - das kann interessant sein, ist es im Buch auch teilweise. Was mich aber von Anfang an gestört hat, war der Stil des Romans, der von der ersten Zeile an auf Verfilmung angelegt war. Nur Dialoge und ausführliche Beschreibungen von Orten und Personen. Ich kann mir vorstellen, dass der Roman entstanden ist, nachdem Blatty seinen früheren Roman "Twinkle, Twinkle, Killer Kane" zu einem Drehbuch umgearbeitet hat - mit entsprechenden Änderungen -, dieses dann zunächst nicht umsetzen konnte, und dann das Drehbuch wieder in einen Roman umgemodelt hat, den er dann als " Exorzist"-Autor leichter veröffentlichen konnte. Aber mit dem Ziel vor Augen, den Film zu realisieren. Hat ja auch geklappt. Von daher alles richtig gemacht. Trotzdem bleibt es in meinen Augen ein mittelmäßiger Roman. Den Film werde ich mit aber wohl mal anschauen müssen, den kenne ich bislang noch gar nicht.

  • Der Roman (?) war schnell gelesen und ich fand die Inszenierung zu Beginn schrill und overdosed, aber die Schrillheit an sich nicht übertrieben. Ich habe selbst in den 90ern in einer geschlossenen Akutpsychiatrie gearbeitet und es mag beim Lesen witzig empfunden werden, aber in vielen Zügen sind die Erlebnisse nicht ganz unrealistisch beschrieben. Aber ich fand , es war halt zu sehr auf den Effekt aus und daher kann ich mich vor allem Cheddars Kritik anschließen. Am Anfang wurde zu viel Pulver verschossen, um am Ende noch als ernsthaftes Drama durchzugehen. Und den Schluss - Marines versus Rocker- sowie das Ende ... puh, das war mir deutlich zu viel Kischee.


    Ich lande bei 6,25 Theaterstücke aufführende Hunde