Um die Bücher bin ich ein Jahr lang herumgeschlichen, da der Verlag Dieter von Reeken aber wohl zum Jahresende seine Pforten schließt, habe ich sie am Wochenende mal bestellt. Es handelt sich um drei Bände, ich kopiere den Inhalt mal hierhin:
http://www.dieter-von-reeken.de/#Vb1
Heinz J. Galle
Volksbücher und Heftromane - Band 1
Der Boom nach 1945 — von Billy Jenkins bis Perry Rhodan
Klappenbroschur, 3. Auflage 2018, 278 S., Literaturverzeichnis, Register, 115 schwarzweiße Abb.
17,50 € — ISBN 978-3-945807-22-4
Inhalt:
Editorische Hinweise / Vorwort
1. Kometen am Himmel – Österreichs Frühstart nach 1945
Die drei Caballeros / Aufbruch ins All / Lizenzausgaben / Die Langlebigen / Signalwirkung / Trouvaillen
2. Ein Blick über der Zaun
3. Alte Liebe rostet nicht
4. Die wilden fünfziger Jahre
Billy Jenkins / Tom Brack der Grenzreiter / Coyote / Buffalo Bill / Aladdin-Romane / Bill Garry der schwarze Reiter / Der Texaner / La Salle / Tom Prox / Bill Rocky / Zorro / Erdball-Romane / Quer durch den indianischen Kontinent / Old Iron Jack und andere Reihen / Frank Kenney, Jo Marson / Kabinett der Leidenschaften / Pimpinello Mystifex
5. In Rastatt stand die Wiege der Science-Fiction-Literatur
Jim Parker / Utopia-Zukunftsroman, Mark Powers, Ad Astra / Utopia-Großband / Utopia-Krimi(nal) / Utopia-Magazin, Galaxis und die Nachfolger / Luna-Utopia, Luna-Weltall, Utopischer Taschen-Roman / Terra, Terra Extra, Terra Nova und Terra Astra / Terra-Sonderband / Abenteuer im Weltenraum, Der Weltraumfahrer
6. Die Erben des Universums — Perry Rhodan & Co.
Perry Rhodan / Ren Dhark / Rex Corda, der Retter der Erde / Raumschiff Promet / Zeitkugel, Erde 2000 / Commander Scott, Agent der Erde / Gemini / Raumschiff Orion / Die Terranauten / Star Gate / Tabelle: SF-Zeittafel seit dem Jahre Null nach Perry Rhodan
7. Die Rollbahn ins Verderben
SOS Schicksale deutscher Schiffe, Fliegergeschichten / Schild-Hefte, Signal-Hefte / Anker-Hefte, Blaue Jungs, Wolkenstürmer / Der Landser, Soldatengeschichten, Die andere Seite / Postskriptum
8. Schnüffler, G-Men und Kriminal-Kommissare
Allan Pinkerton / Tom Shark / Frank Allan / John Kling / John Drake und andere Helden und Heldinnen / Hermann Skolaster, Butler Parker / Kom-missar X / Jerry Cotton
9. Kampf dem Imperialismus
Im Gegensatz zum dekadenten kapitalistischen Westen gab es in der DDR keine Schundliteratur ... / Von Marholds illustrierter Jugendbücherei bis zur Romanwelt — der Start nach 1945 / Der Boom der fünfziger Jahre / Die Letzten der Mohikaner / Quintessenz
10. Gänsehaut für ein paar Euro
Zauberkreis-Verlag / Pabel-Verlag / Bastei-Verlag / Kelter-Verlag / Erber-Verlag / Marken-Verlag / Tabelle: Horror-, Spuk- und Grusel-Zeittafel / Diagramm: „Fieberkurve“ der Horror-Heft-Produktionen
Literaturverzeichnis / Alphabetisches Register
Über das Buch
Der erste Versuch, einen Überblick über das in diesem Buch behandelte Thema zu geben, startete 1988 im Ullstein-Verlag, Berlin, mit Groschenhefte. Die Geschichte der deutschen Trivialliteratur. Da verlagsseitig in die Kapitelabfolge eingegriffen wurde, war dies keine absolut zufriedenstellende Arbeit gewesen, aber es war ein Anfang! Zehn Jahre später kam im EDFC, Passau, das umfangreiche Werk Volksbücher und Heftromane heraus. Dies war ein großer Fortschritt; erstmals konnte der weitgespannte Rahmen dieser populären Lesestoffe sichtbar gemacht werden. Aber aufgrund der Zusammenstellung diverser Einzelbeiträge aus vielen Zeitschriften konnte eine gewisse Überschneidung einzelner Spezialthemen nicht vermieden werden. Dies wurde mit der Neuausgabe 2005/06 geändert: Aus dem einen Buch wurden drei Einzelbände, die jeweils bestimmte Zeitabschnitte behandeln. Nun endlich konnte, da alle Texte neu geschrieben wurden, der Sektor der Heftromane chronologisch aufgearbeitet werden..
Der hier vorgelegte Band 1 beginnt mit der Zeit nach 1945 und beleuchtet hierbei auch die Produktionen der DDR sowie Publikationen der uns umgebenden deutschsprachigen Länder.
Die breite Palette visueller und akustischer Unterhaltungsvarianten, die der heutigen Jugend geboten wird, hat die Lust am Lesen ins Abseits gedrängt. Die sogenannten „Pisa-Studien“ zeigen in erschreckendem Maße die Leseschwäche heutiger Schülergenerationen auf. Damit einher gehend haben natürlich auch populäre Lesestoffe, wie sie die Heftromane darstellen, an Einfluss und Faszination verloren.
Während früher die Auslagen am Kiosk von den bunten Heftumschlägen beherrscht wurden, muss man heute nach derartigen Druckerzeugnissen schon dezidiert Ausschau halten. Von der großen Anzahl einstiger Verlagsunternehmen dieses Genres sind nach diversen Fusionen eigentlich nur noch zwei Verlage (Bastei und Pabel/Moewig) verblieben.
Heftserien wie Jerry Cotton, Perry Rhodan, John Sinclair oder Lassiter haben zwar noch eine treue Lesergemeinde, aber dahinter klafft schon eine erhebliche Lücke, und sie wird immer breiter! Nach den Boom-Phasen vor 1933 und nach 1949 befindet sich das Genre des Heftromans inzwischen im Sinkflug.
Während meiner Teilnahme am Symposium des Bastei-Verlages „Die schwere Kunst der leichten Unterhaltung“ (28. April 2004 im Bonner Haus der Geschichte) konnte ich erneut registrieren, dass junge Autoren der Mainstream-Literatur mit Unverständnis auf das Engagement für den Heftroman reagieren. Das ist, ausgehend von der völlig neuen Sachlage im Sektor der Unterhaltungsmedien, verständlich. Ein junger Leser unserer Epoche kann die Faszination nicht nachvollziehen, die diese Fluchtliteratur auf die Generationen ausübte, die nach 1945 in das Lesealter hineingewachsen waren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren es diese populären Lesestoffe, die den Jugendlichen das Fenster zur weiten Welt öffneten. Es war für sie, besonders in den ersten Nachkriegsjahren, die einzige Möglichkeit, dem Alltag aus Ruinen zu entfliehen.
Der Schwerpunkt dieser Ausführungen wird auf die vergangenen Jahrzehnte gelegt; heutige Serien werden nur angerissen und müssen einer späteren Betrachtung überlassen werden. Wir haben es ja auch hier mit einem völlig neuen Phänomen zu tun: Dass Serienhelden wie Jerry Cotton oder Perry Rhodan über mehrere Jahrzehnte am Kiosk erhältlich sind, hat es vorher noch nie gegeben!
Die literaturwissenschaftliche Erkundung der im deutschsprachigen Raum veröffentlichten populären Lesestoffe hat an deutschen Universitäten zögernd und in den Verlagen noch immer nicht begonnen. Im Gegensatz dazu ist in England und Amerika eine Vielzahl einschlägiger Sekundärliteratur veröffentlicht worden. Allein in meinem Besitz befinden sich zwanzig zum Teil opulent ausgestattete Werke, in denen die Historie der „Dime Novels“, „Penny Dreadfuls“ oder „Pulps“ beleuchtet wird.