Der Schacht

  • Eigentlich wollte ich den Film "Der Schacht" nur nebenbei sehen, aber dann habe ich doch einfach nur hingesehen. Es geht um eine Gefägnissituation, immer zwei Menschen in einer Zelle über eine dreistellige Zahl an Ebenen verteilt. Der Protagonist beginnt auf einer mittleren Ebene, da muss er feststellen, dass nur einmal täglich ein Tisch mit Essen für wenige Minuten vorbeikommt. Jeder darf reinschlingen, was er will, aber nichts behalten, sonst wird die Temperatur der Zelle so weit hoch- oder runtergefahren, dass man nicht überleben kann, bis das behaltene Zeug in den Schacht geworfen wird.


    Auf den oberen Ebenen gibt es täglich ein Festmahl, das dann nach unten weitergeschickt wird. In den mittleren Ebenen kommt noch Essen an, das aber dann ziemlich ungustiös aussieht, da schon viele ohne Besteck gierig daran gegessen haben. Der Protagonist ist fassungslos, dass in den Ebenen darüber niemand an einer Zusammenarbeit interessiert ist und dass sein Zellengenosse einfach nur froh ist, genug zu haben und beispielsweise in die untere Ebene uriniert - das findet dieser normal und er weiß, dass die anderen sich ihm gegenüber ähnlich verhalten werden, da er schon mal ganz unten war. Es kommt schnell der Verdacht auf, dass er nur durch den Verzehr von Menschenfleisch überlebt haben kann, da unten wie bereits erwähnt kein Essen mehr übrig ist. Dann gibt es noch eine mysteriöse Frau, die öfter mal mit der Plattform nach unten reist. Ein gefährliches Unterfangen und auch ein ziemlich seltsames, denn je weiter man nach unten kommt, desto verzweifelter und gewaltbereiter sind die Menschen. Sie ist dem Hörensagen nach (selbst hört man sie nie sprechen) auf der Suche nach ihrem Kind.


    Ein Mal im Monat werden die Ebenen getauscht. Man kann ganz oben aufwachen und dann bekommt man jeden Tag ein Festmahl, in der Mitte - oder auch ganz unten. Der Protagonist spielt alle drei Varianten durch.


    Leute zu zweit in einer Zelle, als einzige Abwechslung das tägliche Essen, das ist weitaus spannender, als ich erst gedacht hatte! Und es kommt natürlich auch zu der moralischen Frage, denn alles, was die Menschen auf den oberen Ebenen nicht essen, kann denen weiter unten das Überleben sichern. Was wäre, wenn jemand nur eine kleine Portion isst oder jeden zweiten Tag fastet, damit die ganz unten auch mal was bekommen? - Kann das klappen, wenn derjenige in der nächsten Ebene dann wieder alles zunichte macht?


    Es ist auf jeden Fall eine spannende Frage und das Ganze lässt sich sicher auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Ich war auf jeden Fall ganz erstaunt, wie sehr mich die Handlung trotz der laschen Ankündigung gefesselt hat!

  • Ich bin auch über den Film gestolpert und fand die Prämisse reizvoll, die Umsetzung ist letztendlich aber sehr schwach. Der Film konzentriert sich bereits nach kurzer Zeit beinahe ausschließlich auf Gewalt und schaurige bis eklige Momente, eine Einbettung in irgendeinen sozialen Kontext fehlt völlig. So geht die potentiell kritische Intention verloren, das Szenario taugt so höchstens als holzschnittartige Allegorie auf den Zustand kapitalistischer Gesellschaften. Die Abfolge des Immergleichen ermüdet recht fix und der Schluss ist tendenziell wirr.