Mein Buch für die Kategorie "Im Original deutschsprachiges Buch" erweist sich bei genauerem Hinsehen als Kurzgeschichtensammlung bzw. als Sammlung von 4 Kurzgeschichten und einer Novelle. Das Kriterium sollte dennoch erfüllt sein, es war ja nicht unbedingt ein Roman verlangt.
Wie der Titel der Sammlung schon besagt, geht es v. a. um die namengebende Stadt Gotheim am Fluss Ur. Der Titel bezeichnet dann auch im wesentlichen den Inhalt: Die Stadt wird von verschiedenen Blickwinkeln aus in ihren unterschiedlichen Facetten beschrieben. Dabei wird die Stadt tatsächlich vor allem beschrieben, vor allem die Atmosphäre, die dort herrscht und zahlreiche Ereignisse/Begebenheiten, die in dieser Stadt auftreten. Die eigentliche Handlung der einzelnen Erzählungen tritt im Vergleich zu dem Stimmungsbild, das so erzeugt wird, eher in den Hintergrund. Dies macht es mir auch irgendwie sehr schwer, zum Ablauf der Erzählungen eine größere Menge Details aufzuführen.
Die innere Finsternis
Hier wird die Stadt aus der Sicht eines Verwaltungsbeamten eines Stahlwerks beschrieben. Die Schwerindustrie ist seit Beginn der Industrialisierung einer der prägenden Faktoren der Stadt, befindet sich in der Gegenwart aber bereits seit einer Weile im Niedergang. Auch dieser Niedergang ist prägend für die Stadt insgesamt. So beendet der Protagonist sein Berufsleben zwar mit einem regulären Ruhestand, muss aber als eine seiner letzten Amtshandlungen noch an einer Massenentlassung mitwirken. Insgesamt ist der Niedergang letztlich zu unerträglich für den Protagonisten, so dass er sich entscheidet, die Stadt zu verlassen.
Vorsicht auf der letzten Stufe
Der Protagonist dieser Erzählung hat bereits seit seiner Kindheit psychische Probleme. Obwohl er davon bereits frühzeitig geheilt werden konnte und es zu beruflichem Erfolg brachte (Direktor eines Stahlwerkes), drückt wohl die Atmosphäre der Stadt später wieder derartig auf die Psyche, dass er rückfällig wird. Da er wohl auch kein soziales Netz aufbaute, führt dies zu seinem Niedergang. Ein möglicher Aspekt bei dieser Geschichte ist allerdings auch, dass nicht nur die Atmosphäre der Stadt die Leute beeinflusst, sondern auf der anderen Seite auch psychisch auffällige Personen die Atmosphäre der Stadt.
Die schwarze Zitadelle
In dieser Geschichte geht es in erster Linie um eine Expedition zu Kolonialzeiten, die von Gotheim aus startet. Über diese kommen dunkle Einflüsse von außen in die Stadt, die nicht richtig verstanden werden. Zusätzlich wird der Ursprung von Gotheim als eine sehr lang bestehende Siedlung beschrieben, die ursprünglich von den wohl namensgebenden Goten gegründet wurde.
Ur
Die längste Erzählung in dem Band. Hier wird erneut der geistige Niedergang aufgegriffen, der einen in dieser Stadt ereilen kann. Hier werden 3 sehr unterschiedliche Freunde beschrieben, die später auch zu Arbeitskollegen bei einer Anwaltskanzlei in Gotheim werden. Die Freundin in der Runde wird mit der Verwaltung eines Museums betraut, das von einem Industriellen aus Gotheim gestiftet wurde. Im Laufe der Geschichte wird auch geschildert, dass ein Großteil der dort ausgestellten Kunst aus Ägypten und Syrien unter dubiosen Bedingungen entwendet wurde. Die Freundin begeht zu Beginn der Erzählung Selbstmord (ohne genauere Erklärung). Der zweite Freund wird im Laufe der Zeit durch Drogenkonsum, Studium cthulhuider Texte (hier der erste direkte Bezug zur Reihe), Beschäftigung mit alt-syrischen Göttern und den Selbstmord der Freundin wahnsinnig. Der Dritte im Bunde ist von den ganzen Gegebenheiten eher unbeeindruckt und bleibt beruflich erfolgreich.
Tartaros
Hier wird die Stadt aus der Sicht eines britischen Reporters beschrieben. Die Geschichte scheint in der Zukunft zu spielen, weist jedoch Parallelen zur Zeit des 1. Weltkriegs auf.
Insgesamt ist die Beschreibung dieser Stadt im Niedergang sehr gelungen. Wie ich bereits am Anfang erwähnt habe, lebt das Buch in erster Linie von der Atmosphäre, weniger von der Handlung.