Métal hurlant / Heavy Metal / Schwermetall
Das 1974 u.a. von Jean Giraud / Mœbius und Philippe Druillet gegründete Magazin wird seit 1977 auch in den USA publiziert, wo es - im Gegensatz zum 2004 eingestellten französischen Original - weiterhin veröffentlicht wird. Es präsentiert eine wirklich erstaunliche Vielfalt von Stilen, Geschichten und Subgenres (Hard SciFi, Fantasy, Erotik, Abenteuer) in Farbe und Schwarzweiß. Ich hatte es 1981 kennengelernt, in dem Jahr, als der gleichnamige Episodenfilm in die Kinos kam und die deutsche Ausgabe mit eben einem Filmspecial erschien. Schwermetall existierte von 1980-88, wobei einige Ausgaben von der Indizierung bedroht waren und mit geschwärtzten Balken erscheinen mussten. Obwohl mein Englisch damals kaum ausreichte, um die komplexeren Geschichten zu verstehen, wechselte ich nach dem Einstiegsband zur amerikanischen Ausgabe, weil mir dort die Zeichnungen besser gefielen.
Heavy Metal machte Künstler wie eben Giraud, Bilal und Jodorowsky weltberühmt, brachte auch Features über Gigers Airbrush-Arbeiten und Alien. Vor meinem Umzug nach Finnland besaß ich mehrere Jahrgänge teils vom Flohmarkt zusammengekaufter Hefte, die ich nicht mitnehmen konnte. Gestern hatte ich das Glück, in der kleinen, wohlsortierten Phantastikbuchhandlung um die Ecke die 1978er Hefte in exzellentem Zustand sehr günstig nachkaufen zu können.
Schon vor ein paar Jahren entdeckte ich das Magazin durch die Helsinkier Stadtbibliotheken neu (ich hatte in den 90ern das Lesen eingestellt, weil es mir zu sehr in Richtung Corben ging, zu grell und humorig-trashig wurde). Der Stil der neuen erinnert mich wieder an die kunstorientierten Ausgaben der 70er/80er, und so entdeckte ich z.B. Sébastien Greniers Reihe Arawn, richtige old school tits & swords-Fantasy mit wunderschönen Bildern, auf einem walisischen Mythos basierend und durchaus komplex aufgezogen (auf Deutsch bei Splitter verlegt). Arawn hat auch starke Frauenfiguren, die trotzdem nicht politisch korrekt wirken. Heavy Metal ist ein echtes Stück Zeitgeschichte und immer noch aktuell.
Zu Métal hurlant und seinen Künstern ist ein wunderbarer Dokumentarfilm entstanden, der auch gut die Stimmung und Optik der Magazine einfängt:
Hasko Baumann: Moebius Redux. Das Leben des Jean Giraud. DE 2006. Edition Salzgeber, 2 DVDs: 70' Film + 125' Bonusmatrial. Trailer (die Kinofassung lässt sich auch auf YT finden)
Episoden-Animationsfilm: Heavy Metal, Kanada 1981, 90'/86'. Clip aus "Taarna"
Zum deutschen Magazin erschienen: Achim Schnurrer: Das war Schwermetall. Band 1: 1980-88. Edition Alfons, 2018