Adam Hülseweh: Klunga und die Ghule von Köln

  • Zu diesem Buch gibt es bereits einen Thread: Adam Hülseweh: Klunga und die Ghule von Köln Deshalb verweise ich zu weiteren Informatonen zum Buch auch nur ergeänzend auf die Buch-Website: https://klunga.blogspot.com/

    Vielleicht lassen sich die Threads ja nach Ende der Lesechallange zusammenführen. Auf alle Fälle hat dieses Buch wenigstens zwei Threads verdient.


    2019 scheint das Jahr der großen Phantastik-Debüts gewesen zu sein und diese Debütroman haben für jede Menge frischen Wind gesorgt: "Dør" von Daniel Decker, "Riesen sind nur große Menschen" von René Frauchiger, "Im Garten Numen" von Erik R. Andara, und auch das unter Pseudonym verfasste "Klunga und die Ghule von Köln" reiht sich hier bestens ein.


    "Klunga" ist ein phantastischer Roman, der düstere Themen, Motive und Wesenheiten aufgreift und steht damit tief in der Tradition des Genres. Es ist aber auch ein historischer Roman, der von Antike bis in die Gegenwart reicht. Dabei ist die Stadt Köln Dreh- und Angelpunk, sodass "Klunga" auch irgendwie ein lokaler Roman ist, ein Köln-Roman, könnte man sagen. Dabei geht es um Menschen und nicht-menschliche Figuren, über deren Handeln, Denken und Fühlen in ihrem alltäglichen Leben, sei es auch noch so normal oder noch so untod-abstrus sein, stets in aller Ernsthaftigkeit erzählt wird. "Klunga" also auch ein Stück weit das, was man als "Contemporary Fiction" bezeichnet. Zudem ist "Klunga" – und das hat mich vielleicht auch am meisten überrascht – erstaunlich humorvoll und zwar nicht in einem plakativen Pointen-Sinne, sondern auf sehr subtile, augenzwinkerende Weise. Das wunderbarste daran ist aber, dass alle diese Facetten in "Klung" stets stimmig zusammengeführt werden.


    Die 350 Seiten umfassen erstaunlich viel Text, viele Figuren und zahlreiche Zeitebenen. Wer hier eine Thriller-Spannung muss natürlich enttäuscht werden und man könnte auch überlegen, ob nicht doch eine leichte Straffung, gerade im ersten Drittel, dem Gesamtkonzept gut getan hätte. Aber das ist vielleicht einfach der Unterschied zwischen einem selbstverlegten Herzensprojekt mit Tiefe und dem professionellen Werk eines Großverlags von der Stange. Das Herzblut, das in "Klung" steckt, ist auf jeder Seite zu erkennen, aber auch das Handwerk. Zu einem sauber redigierten, stlistisch sicheren und atmosphäreischem Text gesellen sich zahlreiche Illustrationen. Zudem krabbelt ein Käfer über die Seitenzahlen, der sich in einem Daumenkino zum Leben erwachen lässt.


    Insgesamt ist "Klunga und die Ghule von Köln" ist ein wunderbarer, phantastischer Roman mit erstaunlich viel Tiefe, der eigene Wege geht, aber ganz tief in der Tradition des Phantastischen steht. In meinem Bücherregal wird er seinen Platz ganz in der Nähe zu Oliver Plaschkas "Fairwater oder die Spiegel des Herrn Bartholomew" und auch zu Bernard Craws "Sangius B. Vampire erobern Köln" finden, mit denen er sich für mich beim Lesen eng verbunden hat.

    Eine dringende Kauf- und Lesempfehlung!