Stephen King & Owen King – Sleeping Beauties

    • Verlag: Random House Audio; Auflage: Ungekürzte Lesung (11. Februar 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3837146421
    • ISBN-13: 978-3837146424



    Über die Autoren:

    Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem »Edgar Allan Poe Award« den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag, zuletzt der Spiegel-Bestseller "Mind Control".

    Owen King ist das jüngste der drei Kinder von Stephen und Tabitha King sowie Bruder von Joe Hill. Mit seiner Frau, der Schriftstellerin Kelly Braffet, lebt er in Upstate New York. Der begeisterte Baseballfan studierte am Vassar College und an der Columbia University, wo er einen Master in Fine Arts erwarb. Kings erste Buchveröffentlichung war eine Sammlung, bestehend aus einer Novelle und Kurzgeschichten, die teilweise zuerst in Zeitschriften veröffentlicht wurden. Für seine Texte wurde er mit dem John Gardner Award for Short Fiction der Binghamton University ausgezeichnet. Double Feature, sein erster Roman, erschien 2014, wurde jedoch bisher nicht ins Deutsche übersetzt. Seinen zweiten Roman Sleeping Beauties hat King zusammen mit seinem Vater verfasst.



    Inhaltsangabe:

    Alle Frauen im Dornröschenschlaf – und der Männeralbtraum beginnt. Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber. Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf etwa an einem schöneren Ort? Die Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie,scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, der abgeschlachtet gehört? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt. Wie immer grandios gruselig: David Nathans King-Lesung! (3 mp3-CDs, Laufzeit: ca. 27h 41)



    Meine Kritik:

    Zuerst schlafen Frauen in Australien und Asien ein, doch es dauert nicht lang, bis das rätselhafte Phänomen auch die USA erreicht. Nach und nach werden die Frauen von einer rätselhaften Schlaf-Massen-Phänomen erfasst und hüllen sich in Kokons ein. Zahlreiche Frauen versuchen sich dagegen zu wehren, aber auch Kaffee und sonstige Aufputschmittel werden das Einschlafen nicht auf Dauer verhindern können. Doch nicht nur sie sind verzweifelt, auch viele Männer wissen mit der Situation überhaupt nicht umzugehen.

    Man könnte es durchaus als Ende-der-Welt-Szenario bezeichnen. Stellenweise erinnert „Sleeping Beauties auch an Kings „The Stand“, wo ein Virus, fast die gesamte Menschheit auslöscht. In der ersten Zusammenarbeit mit Sohnemann Owen King geht es allerdings um keine Krankheit im herkömmlichen Sinne, sondern (so sagt es eine der Protagonistinnen) einen Zauberbann. Woher der kommt, erfahren wir nur am Rande, im Grunde ist diese Information auch gar nicht so wichtig.

    In „Sleeping Beauties“ begleiten wir eine Vielzahl Menschen in der amerikanischen Kleinstadt Dooling, irgendwo in den Appalachen. Viele der Personen sind Mitarbeiter und Insassinnen des örtlichen Frauengefängnisses. Überhaupt scheint dieser Ort der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte zu sein. Vor allem nachdem die scheinbar allmächtige Evie in Dooling auftaucht und die Polizei versucht, sie in diesem Gefängnis unterzubringen.

    Die Geschichte ist interessant und regt an mehreren Stellen zum Nachdenken an. Allerdings fällt es bei der Vielzahl an Charakteren schwer, nicht die Übersicht zu verlieren. Ein weiteres Manko (das mich auch schon bei der zweiten Zusammenarbeit Kings mit Peter Straub störte): es passiert einfach viel zu wenig für den Umfang von 976 Seiten, den zum Beispiel die Taschenbuchausgabe besitzt. Sämtliche Handlungsstränge und Hintergründe werden viel zu weitläufig erzählt. Das baut zwar Atmosphäre auf, bremst aber die Spannung aus. Von Dramatik ganz zu schweigen. Deshalb hatte ich (anders als zum Beispiel in „The Stand“) in der ganzen Geschichte keine einzige Figur, die mir näher ans Herz gewachsen war (höchstens vielleicht Clint, aber auch da hielt sich meine Sympathie in Grenzen). Schade eigentlich bei einem Roman dieses Umfangs.

    Gut fand ich allerdings das Ende und eine gewisse Entscheidung, die getroffen werden musste. Das fand ich wirklich einen klugen Kniff.

    Aufgrund der Weitläufigkeit der Geschichte bin ich froh, dass ich mich bei „Sleeping Beauties“ für die Hörbuchvariante entschieden habe. Die dauert zwar mit knapp 28 Stunden ebenfalls recht lang, ist dank Kings deutschem Hauptvorleser David Nathan aber stimmungsvoll und bestmöglich umgesetzt. Das hilft viel und poliert vielleicht sogar einiges auf.

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    Meine aktuellen Roman-Veröffentlichungen:

    Düsterer Urban-Fantasy-Thriller: "Die Verschwörung der Schatten"

    Spannender Justiz-Krimi: "Mutterliebe" (unter dem Pseudonym Kim Selvig)

    Chaotische Ermittler-Krimis: „Mord mit Seeblick“ - „Mord mit Ostseebrise“

    Polizisten-Krimis: „Auf den Hund gekommen“ - „Mord im Hintergrund“

    Weitere Infos unter www.soeren-prescher.de


    • Offizieller Beitrag

    Ich fand den Roman auch eher zäh. Der Rahmen der Geschichte ist ja King-typisch. Aber ich stimme dir zu: es passiert einfach zu wenig und die Charaktere lassen einen kalt.


    Meinen Respekt zolle ich dir aber für 28 Stunden David Nathan. ^^ Für mich neben Gerrit Schmidt-Voss (wird der so geschrieben?) ein Sprecher der durch seine Omnipräsenz komplett verheizt wurde.

  • Nathan, Bierstedt, Wunder und Foss höre ich mir ehrlich gesagt immer wieder gerne an. Auch bei Charles Brauers Grisham-Romanen sage ich nicht nein.

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  • Meinen Respekt zolle ich dir aber für 28 Stunden David Nathan. ^^ Für mich neben Gerrit Schmidt-Voss (wird der so geschrieben?) ein Sprecher der durch seine Omnipräsenz komplett verheizt wurde.

    endlich sagt's mal einer. Danke. Ich kann ihn auch nicht mehr hören.

    Den Roman fand ich ebenfalls zäh, etwas platt in seiner Männer-Kritik und wenig spannend. Aber so ging es mir mit allen King-ROmanen der letzten zwei Jahre. Da war die Novelle "Erhebung" - meiner Meinung nach - das Beste.

  • Bei mir ist es schon eine ganze Weile her, seit ich den Ziegelstein gelesen habe. So ganz kann ich mich nicht mehr erinnern, was eigentlich ein schlechtes Zeichen ist. Aber immerhin weiss ich noch, dass ich den Roman unnötig langatmig fand und die Geschlechterrollen trotz interessanter Charaktere doch etwas zu simpel auf mich wirkten. Ich vermisste damals Diversität und Feingefühl, um es auf zwei Worte zu reduzieren.


    Was ich noch sehr gut weiss ist, dass ich einem Freund, der zwar kein King-Fan ist aber gerne ab und zu King liest, von dem Buch abgeraten habe. Das sagt wohl alles.

  • Der Roman hatte interessante Ideen und konnte mich durchaus unterhalten, aber unterm Strich ergab seine Handlung keinen Sinn für mich. Und das hat mich massiv gestört, ja, geärgert.


    Auch konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er irgendwie routiniert aber uninspiriert runtergeschrieben worden war.


    Definitiv keine Empfehlung von mir.

  • Der Roman hatte interessante Ideen und konnte mich durchaus unterhalten, aber unterm Strich ergab seine Handlung keinen Sinn für mich. Und das hat mich massiv gestört, ja, geärgert.


    Was ergab denn deiner Meinung nach keinen Sinn?

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  • Das Gesamtkonzept und auch seine Details ergaben keinen Sinn.


    Eine göttliche Entität (oder was auch immer) schläfert alle Frauen ein, und so wird die Menschheit aussterben. - Warum?


    Die schlafenden Frauen (oder ihre Seelen) sind derweil in einer Parallelwelt und müssen sich dort durchschlagen. - Warum?


    Wer den Kokon entfernt weckt die Frau auf, wird aber von ihr angegriffen. - Warum?


    Wer den Kokon anzündet, produziert Motten. - Warum?


    Die Frauen können sich auch entscheiden, wieder in die alte Welt zurückzukehren, aber es muss einstimmig geschehen. - Das klappt niemals. Aber praktischerweise ist das nur an diese amerikanische Kleinstadt geknüpft, so wird es nicht gar so unglaubwürdig.


    Das ist alles so seltsam, so bizarr, so ... willkürlich!


    So was macht mir keinen Spaß. Ich habe Freude an Stringenz und inneren Zusammenhängen. Hier gab es keine. Es passierte eben einfach alles so, wie es passierte, weil Gott (der Autor) es so wollte.


  • Ich glaube, es ging einfach darum, die Frauen und Männer voneinander zu trennen, um den Leuten so klarzumachen, was sie am jeweils anderen Geschlecht schätzen oder eben nicht schätzen. Deshalb bekamen die Frauen in der Parallelwelt auch die Chance, dort noch einmal von vorne anzufangen. Hätten sie auf Dauer machen können, auch wenn das den Untergang der Männerwelt bedeutet hätte ...

    Alles andere drumherum im Roman war nur Beiwerk ...

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  • Hier meine Rezi aus dem Horror-Forum, die ich damals abgespeichert hatte:


    Die Idee, eine Hälfte der Menschheit in Dauerschlaf zu versetzen und dies auf symbolträchtige Weise, in Kokons gehüllt, ist erst mal hochspannend. Der Schauplatz, das Frauengefängnis in der für King obligatorischen Kleinstadt, ist gut gewählt. Die Hauptcharaktere, Anstaltspsychologe Clint Norcross und Polizeichefin Lila Norcross, sind in King-Manier facettenreich herausgearbeitet und auf ihre Weise sympathisch, beide haben ihre Leichen im Keller. Dasselbe (minus den Sympathiepunkt) gilt für die Antagonisten: Frank Geary, dessen Handlungsweise durchaus nachvollziehbar ist, und der absolute Unsympath des Romans, Don Peters, sowie die Hauptfiguren der zweiten Reihe (Insassen wie Jeanette Sorley oder Dr. Garth Flickinger) und, abgeschwächt, für die zahlreichen Nebencharaktere. Eva Black hat mir ebenfalls gut gefallen, weil sie bis zum Ende undurchschaubar bleibt und King die Interpretation, wer oder was sie eigentlich ist, dem Leser überlässt.


    Die Fülle der Personen ist wiederum eine der Schwächen des Romans, zum einen weil die Orientierung nicht immer glatt gelingt, weshalb King auch gleich eine Figurenliste an den Anfang des Buches gesetzt hat. Zum anderen sind etliche wenig bis gar nicht relevant für die Handlung. Manche (z. B. Michaela Morgan sowie die Brüder Griner) hätte man auch streichen können, da hätte nichts gefehlt. Ebenso hätte vielen Passagen eine Straffung gutgetan (was wohl bei weniger prominenten Autoren verlagsseitig auch rigoros eingefordert worden wäre, aber King ist eben King und darf sich erlauben, was dem Durchschnittsautor angekreidet wird). Die Passagen an "unserem Ort" z. B. fand ich furchtbar langatmig.

    Zum eigentlichen Inhalt möchte ich nicht viel sagen, höchstens dass ich den Anfang (nach den ersten zähen Seiten) und mittleren Teil des Buches am spannendsten fand, während mich der Showdown im Gefängnis nicht wirklich mitreißen konnte.

    Aber gut, ein paar Längen kann ich King verzeihen, weil ich seine Schreibe gern lese. Was mich allerdings stört, ist die Art, wie die Gesellschaftskritik im Roman umgesetzt ist. Frauen sind i. d. R. gut, Männer i. d. R. böse, das ist mir zu sehr Schwarz-Weiß-Denken, da hätte ich von einem Stephen King mehr erwartet, gerade weil die Thematik auch heute noch so relevant ist. Bei oft gutem Ansatz gleiten die einzelnen Geschichten zu häufig ins Klischeehafte. Auch wird mit zweierlei Maß gemessen. Die Frauen im Gefängnis, ob Mörderinnen oder was auch immer, sind nur aufgrund der üblen Behandlung durch die Männer in ihrem Leben dazu getrieben worden. Schlagende, cholerische, sexuell nötigende Männer sind dagegen einfach Arschlöcher. Das will ich keineswegs in Abrede stellen, aber m. E. hätte es das Werk deutlich überzeugender gemacht, wenn wenigstens eine wirklich fiese weibliche Figur mitgemischt hätte (das hätte z. B. Michaela Morgan prima übernehmen können). Aber jede einzelne wandelt sich entweder im Verlauf der Geschichte oder wird aufgrund ihrer Vergangenheit vom Autor entschuldigt.


    Von daher würde ich "Sleeping Beauties" als eines von Kings Büchern einordnen, die man, wenn man seinen Stil mag, zwar gut lesen kann, zu seinen großen Werken zählt es meiner Meinung nach nicht. Für King-Erstleser würde ich es definitiv nicht empfehlen.

  • Mich hat die Personenliste am Anfang denken lassen: Die kommt vom Sohn. Denn bislang ist King in allen anderen Romanen ohne ausgekommen.

    Ich finde es gut, dass er sich des Themas angenommen hat, weil es wohl nicht nur in Deutschland diesen neuen frauenfeindlichen Trend gibt. Aber ich stimme Julia zu, das hätte er differenzierter machen können. Mir kamen die Reaktionen der Männer übertrieben vor. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Welt ohne Frauen dermaßen schnell aus dem Ruder geriete.

    Die Entscheidung wäre mit den Vorgeschichten meiner Meinung nach nie und nimmer so glatt verlaufen. Sogar die Frau, die eben noch den Übergang auf immer verschließen wollte, schwenkt sang- und klanglos über? Es hätte auf jeden Fall einige Frauen geben müssen, die nicht zurück in ihr altes Leben wollten. Meinetwegen hätten die anderen die ja nach langen Diskussionen überzeugen können, aber so hielt ich die Entscheidung auch für unglaubwürdig.

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