Mark Z. Danielewski - Das Haus - House Of Leaves

  • Ich bin auch gerade mittendrinnen (habe noch dazu gerade hundert spärlich bedruckte Seiten in etwa 10 Minuten gelesen), und bin begeistert. Dass es doch so eine stringente, spannende Geschichte beinhaltet, beindruckt mich.


    Vincent Voss Die Stellen wo der Text so wirr steht, sind nicht so schwer zu lesen, eigentlich brauchst Du meist nur die inneren Spalten und die Fußnoten von Truant zu lesen, der Rest sind hauptsächlich endlose Listen an diesen Stellen (auch wenn ich mich einmal bereits fest in den Seiten verirrt habe).

  • Die einzige Inkonsistenz, die ich übrigens derzeit entdeckt habe, ist das Truant für die Geschichte seiner Figur zum Teil unerklärliche Bildungswortanflüge bekommt, auch seine Poesieanflüge sind nicht immer ganz stimmig, weil zu hochgestochen; bin schon gespannt, ob das noch erklärt wird oder einfach eine Unschärfe ist.

  • Zitat

    unerklärliche Bildungswortanflüge



    Ja, das stimmt. Aber immerhin fragt er sich an einer Stelle selbst, warum er jenes Fremdwort verwendet und macht sich darüber lustig. Unbeabsichtigt oder völlig unbewusst kann es also nicht verwendet worden sein.

  • Irgendwo zwischen Seite 430 und 450. Ich komme momrntan nur selten zum Lesen und dann max. 10-20 Seiten. Dieses Buch ist dafür sperrig und dennoch hält es mich in seinem Bann gefangen. Sehr begeistert bin ich aktuell von jener Lesart des Werkes, die die FAZ in der Besprechung als Literaturwischenschaftssatire betitelt hat. Da steckt doch eine ganze Menge beißender Humor in dieser Richtung drin. Und dennoch erzeugt es nach wie vor ein Gruseln und spielt (mit oder ohne Monster ist sogar völlig egal) mit den Urängsten, sich in weiten zu verlieren oder in engen Räumen erdrückt zu werden. Ich bin nach wie vor begeistert ,,,

  • Ich habe das Buch beendet und wie es für alle Beteiligten innerhalb des Romans eine Herausforderung war, sich mit dem Haus zu beschäftigen, sich ich ihm zu verirren, von ihm fasziniert zu sein, zu leiden so wie Truant selbst, so ging es mir mit dem Buch. Allein das das Physische. Ein Ziegelstein! Auf dem Rücken liegend hatte ich oft nach 20 Minuten die ersten Armkrämpfe ... Im Buch haben verschiedene Schrifttypen, der Satz, alles an sich, den Lesenden Seite für Seite aus seiner Komfortzone gerissen, das Buch musste oft gedreht, gewendet und was auch immer werden.


    Allerdings fühlte ich mich dadurch, dass ich permanent aus der Komfortzone gerissen wurde, mit den Protagonisten in ihrer Orientierungslosigkeit sehr verbunden. Und das führt natürlich dazu, dass man sich ängstig und beim Lesen gruselt. Sehr schön! Doch so schwer gegruselt, wie ich durch die ganzen Meinungen vorher gedacht habe, dass es so sein soll, habe ich mich dann doch nicht. Dafür war das Buch zu breit aufgestellt. Ich zitiere mal einen Teil aus der FAZ-Besprechnung: "Das Haus ist Familienroman, Horrorthriller, Literaturwissenschaftssatire, kulturhistorischer Essay, Junkie-Story, Mythenspiel, Ehedrama, Erzählexperiment, Snuff-Gewaltporno und zugleich die ironsiche Reflexion all dessen."

    Ich stimme oft nicht mit der Meinung der FAZ-JournalistInnen überein, aber das hier trifft es doch sehr gut. Und genau deshalb hat das Werk wohl auch so eine große Aufmerksamkeit über all die Genregrenzen erfahren. Ich werde das einmal austesten, indem ich das Buch an jemanden verschenke, der kein "Horrorleser" ist. Wer weiß, vielleicht wird er es noch ...


    Jetzt aber meine Meinung als Fazit und ab Seite 450 in einem.


    Es wird jetzt zum Ende hin natürlich immer beklemmender und noch tödlicher. Johnny Truants Zustand wird immer schlechter beim Sammeln aller relevanten Quellen ebenso wie die Mission ins Hausinnere immer bedrohlicher und auch wahnsinniger wird. Das Thema mit den Ängsten vor weiten und beengten Räumen wird hier auf die Spitze getrieben, äußerst gekonnt übrigens. Und auch Zampano wirkt in dieser Phase immer verwirrter und bildet sozusagen das Sahnehäubchen in dem Leserzersetzungsprozess, der hier vorangetrieben wird. Es gipfelt dann in einem doch versöhnlichen Showdown, der fast langweilig normal strukturiert endet, jedoch sorgen sie Anhänge (Gedichte vom Pelikan, Briefe der Mutter) wieder für ausreichend Chaos und Wahnsinn. Gerade die Briefe der Mutter waren für mich ein weiteres Highlight, da sich so vieles dadurch an der Figur Johnny Truants erklärt. Und welche Poesie!


    Dann habe ich noch eine Frage: Mich interessiert, wie die "fiktiven" Originalstimmen zu dem Navidson-Record, wie z.B. das was Stephen King dazu sagt, zusatnde gekommen sind. War das abgesprochen? Oder war das juristische Grauzione und künstlerische Freiheit?


    Fazit: 9,5 von 10 Taschenlampen gibt es von mir für dieses herausfordernde Buch.


    Übrigens gibt es ja unsagbar viele Youtube-Clips zu dem Navidson-Haus. Einiges ist gar nicht schlecht davon...