Manly Wade Wellman

  • Manly Wade Wellman (1903 - 1986)


    Bei Wellman handelt es sich um einen der ganz großen Pulp- und Genre-Autoren des 20. Jahrhunderts. Ein Vielschreiber (nach eigenen Angaben publizierte er um die 500 Stories und Artikel, Romane noch nicht eingerechnet), zuhause in diversen Sparten (darunter auch Non-Fiction und Jugendliteratur) und gedruckt in einigen großen Mags der Ära: Astounding Stories, Startling Stories und natürlich Weird Tales. Ausgezeichnet u. a. mit dem "World Fantasy Award" (2x: Beste Anthologie & Lebenswerk), dem "Edgar" und dem "Ellery Queen Mystery Magazine's Award", zählte er über Dekaden zu den bekanntesten Autoren seiner Zunft. Ein historischer Fachartikel über Freiwillige im US-Bürgerkrieg war sogar für den "Pulitzer"-Preis nominiert.


    Biographie


    Wellman wurde als Sohn eines Offiziers in Portugiesisch-Westafrika geboren. Die Familie besuchte mehrmals Großbritannien, bevor sie dann dauerhaft in die USA zog, wo der junge Wellman in Washington D.C. zur Schule ging. Später erlangte er Abschlüsse in Anglistik und Rechtswissenschaften.


    Bereits zu Schulzeiten hatte er für einige Geschichten Lob des Lehrkörpers erhalten und obwohl seine Familie von dieser Aktivität weniger angetan war, setzte er seine Tätigkeit als Amateurschriftsteller fort. Er konnte seine erste Geschichte 1927 veröffentlichen. Im selben Jahr verkaufte er auch das erste Mal etwas an Weird Tales. Auch seine spätere Ehefrau Francis Obrist schrieb übrigens Schauergeschichten für die Pulps.


    Wellman etablierte sich in den 20ern als Filmkritiker und Pulp-Autor diverser Genres. Neben Horror schrieb er auch Western, Detective- und Science-Fiction. Während der Großen Depression ging er nach New York, um dort Arbeit zu finden. In den 30ern nahm er an informellen Mittagessen der lokalen SF-Autoren teil; laut Alfred Bester war er ein "Südstaatler mit diversen Lokalanekdoten", der sich stark für die Seite der Konföderierten ausgesprochen habe: "Aber wir ließen ihm das durchgehen, denn unsere Seite hatte den Krieg schließlich gewonnen. Zum Essen bestellte er immer Wein." Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde Wellman als First Lieutenant der US-Army nach New Jersey beordert, wo er dann auch blieb. Er begann, nun auch für ein neues Medium zu schreiben: Comics.




    Wellman war ein extrem produktiver Autor für verschiedene Medien. Nach dem Niedergang der Pulps erschien er in den nun sich verbreitenden Taschenbüchern und Paperbacks. Auch in der Autorenszene war Wellman gut vernetzt, u. a. war er eng mit Henry Kuttner und Seabury Quinn befreundet. Lovecraft hat er hingegen nie getroffen oder auch nur angeschrieben. Wohl verehrte Wellman aber Lovecrafts Werk - so baute er immer wieder lovecraftige Elemente in seine Geschichten ein; bei Sprague de Camp ist gar zu lesen, Wellman sei in den 30ern auf der Suche nach einer Necronomicon-Ausgabe durch die Antiquariate gezogen. Eine Sache, die er 1937 in der Geschichte "The Terrible Parchment" dann grausig-humorvoll verarbeitete (auf Deutsch in der Anthologie Das Necronomicon bei Festa erschienen). Die Story widmete er HPL zum Andenken. Dem Mythos-Autor Edward P. Berglund teilte er allerdings einmal brieflich mit, er fühle sich von Lovecraft nicht direkt inspiriert sondern habe ihm lediglich die Referenz erweisen wollen.


    Wellman verstarb 1986 im Alter von 82 Jahren.



    Aktuelle Anlaufstelle


    Seit 2018 ist die Shadowridge Press dabei, Wellmans Sammlungen mit phantastischen Geschichiten neu zugänglich zu machen. Bisher sind die preisgekrönte Sammlung Worse Things Waiting und der Nachfolgeband Lonely Vigils erschienen.





  • Prima Vorstellung! Einer dieser Autoren, die hierzulande unterrepräsentiert sind. Es muss nicht jeder, der für die Pulps schrieb, mit einer Werkausgabe gewürdigt werden … aber es ist doch sehr hilfreich, das Personal zu kennen, will man sich einen Überblick verschaffen. Lovecraft war so gesehen nur die Spitze des Eisbergs.


    Im Gegensatz zu Lovecraft war Wellman übrigens schon deutlich früher auf Deutsch erhältlich (ähnlich wie Frank Belknap Long). Sein Wild-West-Roman "The Mystery of Lost Valley" erschien bereits 1950 (als "Das Geheimnis des einsamen Tales"), auch sind hierzulande diverse SF-Sachen von ihm im Umlauf.


    Unsereins dürfte aber tatsächlich für den Phantastik-Autor Wellman das größte Interesse aufbringen. X/

  • Tolle Vorstellung und zudem bebildert, sehr spannend zu lesen (auch wenn ich gar nicht so ein Pulp-Fan bin). Dank einiger Artikel finde ich dieses Forum wesentlich besser als viele Magazine.


    Schöne Liste, Mammut! Ich hab mal eine KG gegoogelt, wer reinschnuppern möchte und für den Englisch okay ist,: hier z.B. das "Terrible Parchment" (die Lovecraft-Hommage). Ist ja wirklich sehr unterhaltsam geschrieben.