Thomas Finn - Lost Souls

  • Wenn man im Horror-Genre an Ratten denkt, kommt man an James Herberts Meilenstein nicht herum und ähnlich wie alle Coming of Age-Geschichten an ES erinnern, geschieht das auch bei diesen possierlichen Tierchen in der Schauerliteratur. Aber wie erwartet kreiert Finn etwas ganz Eigenes. Es geht um den Rattenfänger von Hameln und das Grauen dort beginnt mit einem Deckeneinsturz in der Coppenbrügger Kirche. Jessika, ihre Ziehtochter Leonie und der Schädlingsbekämpfer Peter geraten mehr und mehr in den Sog eines Kampfes, der weit in der Hamelner Geschichte begann und hier in der Gegenwart beendet werden soll. Und sie sind involvierter in den Kampf Gut gegen Böse als sie es glauben können.


    Meine Meinung: Wow! Nach Weißer Schrecken geht es mal wieder direkt in jenen Horrorbereich, den ich gerne mag. Die Spannung baut sich subtil auf, die Handlungsstränge sind straff verwoben, Suspense+Action sind reichhaltig vorhanden und ... die Rattenszenen kommen wirklich gut bedrohlich rüber. Dazu hat Finn außerordentlich umtriebig recherchiert. Kritik: Sehr, sehr viel Hintergrundwissen muss in die Handlung eingewoben werden, das bremst m.E. manchmal etwas die Dynamik aus.


    Fazit: Ein übersinnlicher Horrorthriller, der alles zu bieten hat. Dichte Atmosphäre, tolle Schauplätze mit einer Menge Hintergrundwissen, rasante Rattenverfolgungsszenen und Spannung. Ich lande bei satten 9 von 10 Punkten.

  • Das Buch hatte ich im letzten Jahr gelesen und war insgesamt ebenfalls recht angetan. Hier mein damaliger Eindruck:



    Ein Horrorthriller, der im Hameln der Jetztzeit angesiedelt ist und Bezug auf die klassische "Rattenfänger"-Sage nimmt. Dabei werden Mythos, reale Begebenheiten und Geschichtliches zu einer spannenden Thrillerhandlung vermischt.


    Im Hinblick auf Stil und Spannungsaufbau ist der Roman allerdings recht konventionell geraten: bestimmte Formulierungen wiederholen sich etwas zu oft ("linker Hand / rechter Hand"), einige Details wirken ein wenig altmodisch (welche Dreißigjährigen heißen heutzutage noch Peter oder fahren VW Käfer?), der Plot ist zwar größtenteils rasant erzählt, aber ohne die ganz großen Innovationen oder Überraschungen.


    Was sehr gut gelingt, ist das Ineinandergreifen von historischen Fakten, überlieferter Legende und aktuellen Ereignissen. Der Autor hat sich erkennbar viel Mühe bei der Recherche gegeben. Für manche Leser könnten die Ausführungen zu mittelalterlichen Zusammenhängen hier und da vielleicht etwas zu langatmig ausfallen - wer sich jedoch ein wenig für lokale Historie interessiert, wird bestens bedient.


    Eine altbekannte düstere Sage in eine moderne Horrorgeschichte umzugestalten, ist auf jeden Fall eine hervorragende Idee, die hier auch durchaus gekonnt umgesetzt wurde. Herausgekommen ist dabei vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber doch ein überwiegend spannendes und kurzweiliges Buch.

  • Von Finn habe ich immer noch nichts gelesen, obwohl ichs seit langem will. Aber so interessant "Lost Souls" auch klingt, wird dieses nicht das erste sein. Seinerzeit kam im Blitz Verlag die Anthologie "Rattenfänger" heraus, in der tonnenweise Variationen der Sage vom Rattenfänger zu Hameln enthalten sind. Das Thema ist für mich ein zu Tode gerittener Gaul ^^.