WOUNDS, Nathan Ballingrud

  • Eine sehr unterhaltsame Vermessung der Hölle. Die Geschichten verschränken sich untereinander, wobei eine ganz eigene Mythologie rund um Luzifer und die gefallenen Engel erschaffen wird. Viel Horror und Dark Fantasy, mit einem Schuss Weird Fiction. Hat mich an die besten Geschichten von Clive Barker erinnert.


    "In his first collection, North American Lake Monsters, Nathan Ballingrud carved out a distinctly singular place in American fiction with his “piercing and merciless” (Toronto Globe and Mail) portrayals of the monsters that haunt our lives—both real and imagined: “What Nathan Ballingrud does in North American Lake Monsters is to reinvigorate the horror tradition” (Los Angeles Review of Books).
    Now, in Wounds,
    Ballingrud follows up with an even more confounding, strange, and utterly entrancing collection of six stories, including one new novella. From the eerie dread descending upon a New Orleans dive bartender after a cell phone is left behind in a rollicking bar fight in “The Visible Filth” to the search for the map of hell in “The Butcher’s Table,” Ballingrud’s beautifully crafted stories are riveting in their quietly terrifying depictions of the murky line between the known and the unknown."


    Offizielle Info zum Buch: https://www.simonandschuster.c…-Ballingrud/9781534449930

  • Danke für den Thread, Erik.


    Wie schon an anderer Stelle geschrieben, bin ich erst kürzlich durch die Verfilmung seiner Kurzgeschichte "The Visible Filth" (Netflix) auf Nathan Ballingrud aufmerksam geworden. Da ich diese recht interessant fand, habe ich"Wounds" gleich mal bestellt, bisher aber noch nicht lesen.

    Basierend auf dem Film, hätte ich von der Storysammlung jedoch eher moderne Weird Fiction à la Laird Barron & Co. erwartet und bin von deinem Feedback nun etwas eingeschüchtert. Mit Dark Fantasy und Clive Barker kann ich in der Regel nämlich eher weniger anfangen. Und die "Luzifer und die gefallenen Engel"-Thematik haut mich jetzt auch nicht unbedingt vom Hocker.

    Mal abwarten...


    (Falls jemand auf Netflix sucht: Der Film trägt den Namen der Sammlung und nicht den der Kurzgeschichte.)

  • Mit Laird Barron würde ich das nicht vergleichen, nein. Stilistisch sehr weit davon entfernt und inhaltlich zwar auch sehr schwarz, aber nicht mit dem noiresken Kosmischen Grauen und der dichten literarischen Atmosphäre zu vergleichen, den Barron bedient. Ich glaube, dass der Vergleich mit einem modernen Clive Barker gar nicht so schlecht ist. Ich war sehr gut unterhalten.

    Die Titelstory ist übrigens die untypischste für die Sammlung, habe ich gefunden (nicht im negativen Sinne).

  • Okay, Barron war auch eher nur ein Beispiel, welches mir spontan eingefallen ist. Hundert Prozent passend war der Vergleich bezüglich der Netflix-Umsetzung von "Wounds" sicher nicht. Im Film gab es jedenfalls keine Fantasy-/Barker-Elemente oder Engel & Teufel - Daher war ich von deiner Rezension etwas überrascht und hatte etwas ganz anderes erwartet. Aber du schreibst ja selbst, dass die Titelstory die untypischste von allen ist.

    Werde mir die Storysammlung aber demnächst mal vornehmen.

  • Ja, THE VISIBLE FILTH ist sicher die subtilste aller Geschichten, die hier enthalten sind. Zumindest die letzte (und ich glaube längste) ist astreine Fantasy mit Horrorbezug. Aber alle davon schließen sich mythologisch zum Kreis.

  • Inzwischen habe ich "Wounds: Six Stories from the Border of Hell" endlich auch mal gelesen - Und auch wenn ich zunächst ja etwas skeptisch war (siehe oben), hat mir die Sammlung am Ende dann doch ganz gut gefallen.


    Meine Highlights:

    "Atlas of Hell" beginnt als typische Gangsterstory, verwandelt sich aber relativ schnell in einen dämonischen Alptraum.

    "The Diabolist" hat anschließend fast schon etwas märchenhaftes und erinnert mich dezent an Neil Gaiman.

    "The Maw" ist hingegen so etwas wie die satanische Version von "Picknick am Wegesrand". Richtig gut!

    "The Visible Filth" kannte ich ja schon als Film, dennoch hat mich die Geschichte hier wieder bestens unterhalten.

    (Der Netflix-Film hält sich übrigens sehr genau an die Vorlage. Einzelne Dialoge wurden sogar gleich Wort für Wort übernommen. So eine werktreue Umsetzung ist man bei Literaturverfilmungen gar nicht mehr gewohnt.)


    Zudem mochte ich dass alle Gesichten im gleichen Universum spielen und Ballingrud so seinen eigenen, kleinen Teufels-Mythos entwirft. Stellenweise schafft er es dort auch ein paar beeindruckende und alptraumhafte Höllenbilder zu kreieren, die einem beim Lesen sofort an Hieronymus Bosch denken lassen. Und die Idee mit den "Höllen-Astronauten" fand ich auch gut.

    Bin jedenfalls nicht enttäuscht worden und hab mir gleich mal Ballingrud's erste Storysammlung "North American Lake Monsters" auf die Liste gesetzt.