Henry James' "The Turn of the Screw" ist eines dieser Bücher, die ich seit Jahren lesen will, aber doch keinen Anlass dazu finde. Die Lesechallenge ist nun aber Anlass genug, endlich diese Lücke zu fülllen, und ich habe es nicht bereut.
Von dem Buch sind einige Ausgaben auf deutsch zu haben, mehr noch auf englisch. Gelesen habe ich die Ausgabe aus dem Kampa Verlag in der sehr gut lesbaren Übersetzung von Ingrid Rein. Das kleine Hardcover ist äußerlich wirklich schön aufgemacht, lässt innen aber ein Nachwort vermissen. Warum legt man einen solchen Klassiker auf und hat offenbar kein Interesse/keinen Platz für eine auch nur kleine literaturhistorische Einordnung? So etwas verstehe ich einfach nicht.
Der Klappentext von Kampa:
Zitat
Der Roman hat mir wirklich gut gefallen. Erzählt aus der Perspektive von Bly erfüllt er beinahe schon idealtypisch das Verständnis von Phantastik, wie sie Todorov geprägt hat. Dies wird zwar atmosphärisch erzählt, ein echtes Gefühl des Grusels kam bei mir allerdings nicht auf. Eine stärkere Wirkung hatten stattdessen auf mich gerade die Szenen, in denen Bly den ihr anvertrauten Kindern immer näher kam und einzelne Begegnungen zwischen der erwachsenden Frau mit Miles beinahe erotische Züge annahmen. Insgesamt ist "The Turn of the Screw" meines Erachtens zurecht ein absoluter Klassiker der phantastischen Literatur, der gerade auch aufgrund von James' Stil und wunderbarer Figurenzeichnung Qualitäten aufweist, die vielen heutigen Bestsellern fehlen.
Hinweisen möchte ich auch auf die umfassende und sehr treffende Rezenion von Ralf Steinberg: https://fantasyguide.de/das-du…be-autor-henry-james.html Darin kommt er zu dem Fazit, das ich grundsätzlich teile:
ZitatDas Durchdrehen der Schraube von Henry James ist keine einfache oder irgendwie klassisch anmutende Schauergeschichte, viel mehr ist sie trotz des Abbildens einer heute ungebräuchlichen, nichtsdestotrotz eleganten und leichtgängigen Sprache selbst für Genießer zeitgenössischen Horrors eine überraschend innovative Lektüre.